Erscheint täglich mit Ausnahme der kenn- nnd Festtage.

Preis vierteljährlich hier l.IVX mit Träger- kshn I.2V imBezirks- und 10 km Berkehr 1.25 X. im übrigen Württemberg 1.85 «4, Monarsabonnements »ach Verhältnis.

Dkl GrselljWn.

Amts- md A»M-Kl«t> flr de» Germts-KM NWld.

Ke^rrfprechev Nr- LS.

88. IaHvgang.

Kern sprechen LS.

«nzeigen-Gcbühr j. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. SonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

227

Mittwoch, dm 29 . Septernöer

1909

Avttiches.

Beka««tmachm»U.

Allerhöchster Anordnung gemäß findet die Feier deS GedottSsests» ihrer Majestät der Königin am Sonntag de« 10. Okt. d. I. statt, »ovo« die BezirkSaugetzörigm t« Kenntnir gesetzt »erde«.

Nagold, de« 37. Sept. 1909. _ K. Oberamt. Ritter.

Bekauntmachnug

m»d au die Schultheiß euämter, bete. Ein­richtung der Waudernrdeitsftätte in Nagold do« L. Oktober d. I. an.

Der Betrieb der WauderarbeitSstätte i« der Oberamt»- stadt Nagold für des Bezirk Nagald wird am 1. Oktober b. IS. eröffnet.

Der Zweck, die Organisation und der Betrieb der »anderarbettSstätte« ist in dem im Beiblatt zum Gesellschafter Iw« 25. d. RtS., Nr. 224 erschienenes Artikel über die Eimichinug einer WavderarbeitSstätte in Nagold eingehend dargelrgt. Geordneten Wanderern will hiedurch gegen ent­sprechende Arbeit Obdach und Verpflegung gewährt nnd die so lästige Bettler- und Stromerplage vermindert werden. Zur Erreichung dieses Zweckes ist er «»bedingt nötig, daß das Publikum künftig keinem hersmztehenden Wanderer mehr eine Unterstützung gewährt, sondern diese Personen stets «ud mmachfichtlich au die WauderarbeitSstätte in Nagold verweist.

Damit die BezirkSangehöriges die bettelnd hernmzieheu- den Wanderer leichter und ohne Bedenken abwetseu könne», sind durch Bermittelung der Schvltheißmämter gegen Be- rahlvug einer Beitrags au dieWanderarbeiLSstätLk-BerwaUnsg Smtrpflege von mindeste»» 1 Plakate zu« An­schlag au die Haaktürm erhältlich mit der Aufschrift: »Ausweis über grleistrteu Beitrag zur WandrrarbeitSstätte. Bettel verboten. Umschau untersagt."

Rit der WavderarbeitSstätte ist zugleich ein Arbeit». «achwriS verbunden und diejenigen, welche Arbeitskräfte wünschen, dürfen sich nur eventuell telephonisch an da» Stadtschultheißmawt Nsgold wenden, worauf die Arbeit- suchend« mit entsprechender Anweisung de« betr. Arbeit­gebern zngesavdt werde».

Die Herren OrtSvorstrher, welchen heute mit nächster Post die erforderliche Anzahl von vorgenannten Plakaten zugehm, »ollen Vorstehendes sofort in ortsüblicher Weise bekannt machen und in Betracht kommende Persönlichkeiten ihrer Gemeinde« znr Abnahme der Plakate gegen Bezahlung einer Beitrags von 1 zunächst für dieses Jahr veran­lasse«. Die erhobenen Beiträge wollen nuier Urbergabe eines Verzeichnisses der Geber alrbald au die OberamtSpflege eingesaudt werden.

Ferner gehen den Schnllhrißmimterv mit nächster Post weitere Plakate mit der Snfschrtst zu: »Oberamt Nsgold. WauderarbeitSstätte und ArbritLnachwei» in Nagold. Bettel wird strenge bestraft. Umschau untersagt."

Die Schulihrißenämter woll en diese Plakate sofort in

Hoffnung.

b. u. Wenn mau im MauneSalter steht und e««Reihe von Jahre» zurückdeukt, etwa au seine JüuglivgZzeit, so lächelt mau wohl über die Wünsche und Ideale, die damals da» junge Herz erfüllten, denn man hat inzwischen gelernt, wie meistens die Erfüllung so ganz anders ist und wie un­befriedigt uns gerade dar gelafft» hak, wonach wir usS am «eisten sehnte». Wen« wir aber glauben, daß wir "un fertig seien, voll anSgereist und genau wüßten, wie da» Lese» ist und was wir vollen, daun täuschen wir uns selbst, und tatsächlich, wir find noch genau so töricht als wir ehemals waren und vir werden er auch bleiben, Sott sei Dank. Was haben wir denn weiter, als da» bißchen Hoffnung. Nicht die Erfüllung ist dar Glück, sondern dir Hoffnung ist es, dev« sie ist sehr viel schöner als die Er. Mang. Ob der eine sein Hoffen nun Ehrgeiz nennt oder der andere Strebsamkeit, eS bleibt sich gleich und eine gütige Vorsehung hat tu nur die Kraft grlrgt, daß immer wieder diese» Pflänzchen sich anfrichtet und wenn es schon zertrete« schien und verdorrt, oder anch wenn es wohl ersticke« könnte kn Reicht«« «ud Wohlergehen, immer von neue» sprießt rk auf nnd immer wieder gibt er de« Leben der Reuscheu Inhalt. Darum soll «an er nicht bet anderen vernichten, auch «icht wenn «as vielleicht glaubt, die eigene Rechnung mit dem Leben i»S Reine gebracht zu haben. Spott ist Mig aber bum». Laß der Jugend ihre Träume und schätze dar Aller glücklich, welcher sie »och habe» kau».

solider Weise mit genügend langen Drahtstiften oder Schrauben an dev Eingänge« des Orts, a« OrtSstöcke« oder de« erste« Gebäude« im Bmehmm mit de« Besitzer« i« eutsprecheuder Höhe aubrtuge« lasse«.

Endlich «erden die Schulthrißeaämter augewiese«, alle bettelnd »der zweck-, arbeitS- und mittellos hernmziehendeu Personen «uuachstchtlich durch dle Polizriorgaue aafgreise» und behufs ihrer streüge» Bestrafung an das Oberamt eiu- lieferu zu lassen. Die Polizeidiener, welche durch de« Laud- jägerstatiouSkommaudautr« bereits tustraiert worden find, sowie die Feld- und Waldschützeu, Nachtwächter n«d Straße«. Wärter find sorgfältig zu iustruirre« und auzuvetsr«, Ms die herum,tehende« «anderer strenges AuZevmrrk zu richte« u«d eveut. ihre Festnahme uud »orsührssg zu bewirken.

Als «auderstraßeu für die «ft Wanderschei« auSge- statteten Wanderern kommen im Bezirk Nagold nörgln Betracht - die Staatsstraße von Nagold nach Calw aber Wtldberg «ud nach Herrenberg über OSerjettiugm, sowie die Straße nach Horb über Lollmaringen.

Ran vertrant zu de« Herrn OrtSvorstehern, daß sie durch energisches «orgeheu gegen die als Stromer herum- ziehmdm Personen da» Gelinge« der so wichtigen Einrich­tung förder«.

Karzer BollzugSbericht volle bis 4. Oktober anher erstattet werde«.

Weiterer Bedarf au Plakaten kan« jederzeit vom Oberamt erbeten werden.

Nagold, den 28. Sept. 1909.

K. Oberamt. Ritter.

«»in, MaMät der König haben durch «llerhvchfte Ordre ,om 17. Sept. IVOS dem Hauptmann und Kompagvtrchef im Jnf.-Reg. Vlr. 11V Kreih. v. »ültlingen die Erlaubnis zur «nlegung de» ihm verliehenen nichtwtirttrmbrrgtschen Ordens «llergnädigst »« er­teilen geruht

UoMijche HlsSerficht.

Mrft Biilotv r»«b die Konservative«. Fürst Bülow hat zu de« angebliche« Enthüllungen der .Märk. VslkSz." osd gegenüber dem fortdauernde« Bestreben der bekannten Rechtsparteien bei der Ftnanzresormberatnug die Gründe für den Rücktritt des Kanzlers au» anderen außerhalb der Ftnauzreformkämpse liegenden Borkommuiffeu herzuleite», kurz aber bündig folgender erklärt: ES entspricht weder der Wahrheit, noch de« Jätereffe der Krone «ud des Landes, meinen Rücktritt auf die Rovemberereiguiffe »vd überhaupt auf Differenzen mit Seiner Rajestät zuröckjusühren. Na­türlich ist es de« Parteien nicht brqrem, vor dem Laude die Berautwortuug für meiueu Rücktritt zn tragen. ES darf ihnen aber nicht gestattet werden, dieses Odium vo» sich ans die Krone abz«wälzen.

Die »L. Ge»eral»ersa««l»»i de- Svarrgeli- fche« B««de» in Rauuhetm ist am SamStag feierlich eröffnet worden. Auf einleitende Gesänge folgten zahlreiche Begrüßungsreden, ans die der Vorsitzende drS Zrutralvor- stauLkS, Exzellenz von Leffel, mit bedeutsamer, aas die Ver­hältnisse und Ereignisse der Gegenwart bezugnehmender Au-

DeS LkbcnS Alltag ist öde genug, «brr da» branchst Du nicht Deine« Nächsten immer vor Augen zu führen, dar meikt er schon selbst und wen« cr e» «icht merkt, um so besser für Dich wie für ihn, den« ein hellerer Revsch, wtt Hoffnung?«, neben mir ist mir doch lieber als ein solcher, der nichts wehr erwartet und fertig ist. Ueberhaupt bilde Dir nicht rin, daß Du dar Lebe» kennst, weil eS Dich nach Deiner Ansicht belogen hat, D» lernst e» erst kennen oder richtiger gesagt verstehe» in Driver letzten Stunde, und dann wirst Du ihm wohl nicht «ehr zürnen, denn Du wirst einseheu, daß nicht das Lebe« an Dir gesündigt hat, sondern Tu an ihm und daß Du Dein versprechen nicht hieltest. _

Napoleon I. «ud di» Arbeiter. Als Napoleon erster Konsul wurde und als er sich daun dir Kaiserkrone anfS Haupt setzte, waren die Arbeiter, so lieft «au im .Vorwärts", seine begeistertsten und treusten Anhänger. Uud doch ist Bouaparte niemals ihr Freund gewlseu. In Lyon hatte Napoleon als Unterleutnant einen Stretkanfruhr durch Waffengewalt unterdrückt; seit damals suchte er jeder Arbeiterorganisation Hindernisse tu den Weg zu legen. Ei« Rttarbeiter der .Gazetta del Popolo" weist an der Hand der jüngst erschienene» Erinnerungen de» Grase« Lhaptal »ach, daß Napoleon ein Gesetz eiubringen ließ, das die Arbeiterorganisationen «vd dir Arbetterkoalllionen streng autersagte und jeden Stretkversuch i» Keime ersticken sollte. .Wenn Arbeiter sich verbinde«, so heißt er in de« Gesetz, ,n« zu gleicher Zell die Arbeit niedttzalegen, dk» Arbrll

spräche erwiderte. Am Sonntag tagte die Hauptversamm­lung, in der Dr. Otto Reyrr, Professor de» Staatsrechts an der Universität Leipzig, den Hauptvortrag der ganzen Tagung hielt. Der Redner beantwortete darin die Frage des Themar: .Ist eine Aeudervug de» Verhältnisse» zwi­schen Staat uud Kirche anzustrebm?" für die evangelische Kirche i» ganze« in verneinendem Sin«. Im Nibelung«- saal sprach Prof. Dr. Vavmgarteu-Klel über dar Thema: Ein starker Protestantismus, ein Hort echter Freiheit, wäh­rend Stadtpfarrer Dr. Weitbrecht-Wtmpfm ihn als Bürgen wahrer Freiheit rühmte. In der gleichzeitig i« Rasevsaal stattfiudendeu RonatSversammluug hielten Dr. Dtehl-Dort- «und und P. Storch-Magdeburg Ansprachen.

Die »e«« Dal»»fto«er erscheint i« Avg«st-A«SweiS über dle Stmerrrträguiffe deS Reiches zn« erstenmal «»d zwar mit 121948 «6. Natürlich bleibt diese Summe in­folge der bekannte« vorzeitige« Erumermrg der Covpovböge« wett hinter den Erwartouzru zurück. Die kommenden Monate «erden aber durch ein inzwischen erzieltes Heber- einkommku mit de» hauptsächlich betroffene« Institute« de» Ertrag aus dieser Quelle ganz erheblich steigern. Jener Einig««« haben sich die meiste» der Gesellschaften sage- schlöffe«, die dvrch vorzeitige TalonanSgabe bei einige» diS auf eine« Zeitraum von 50 Jahre« der Steuer entgehe« wollte«. Die Einig««« geht dahi«, daß die ein­mal asSgegebeue« Talons «icht zurückgezogen zu werde« brauchen «ud daß die betreffenden Stmerqsotm für sie »« denjenigen Termine« zn zahle« stad, a« desev sie sonst ge­wohnheitsmäßig z» zahle« gewesen wären. Ra» hofft, daß anch die übrigen Gesellschnftm sich noch dieser Einigung aufchließeu werde». I« diese« Fall wird die Angelegen- hell damit erledigt sei»; sollten aber Gesellschaften nicht daraus eiugeheu, so wird dem Reichstag eine SesetzeSnovele vorgelegt werde«, deren Bestimmmige» da«» für die außer» halb des Abkommens stehenden Gesellschaften i« Wirksam­keit trete« würde«.

Der «»Darische Ministerpräsident Dr. Wekerle

hatte am SamStag i« Wie« eine «eue Audienz beim König. Er Sbrrbrachte dm RöcktrtttSbeschluß de» Kabinetts, konnte aber dar EutlaffaugSgefuch selbst «och nicht überreichen, da diesem noch die Unterschriften zweier Minister (Audrasfy und Jekelsalassy) seh en. Wekerle legte abermals sein SutwirruugSprogram« nnd das KoffnthS dar. Nach der Audienz erklärte Dr. Wekerle: .Ich habe das Demission»- gesuch der Kabinetts noch nicht formell überreicht, und so war der Monarch anch »icht in der Lage, heute schon eine Entscheidung zu trifft». Da» DemisstonSgesuch wird sich jedoch «och vor dem. 28. September in dm Häudm Seiner Majestät befinde«. Der Monarch wird daun zu entscheide« haben, wessen Programm er auuimmt, das weinige oder dar der Führers der Majorität." Iozmtschm ist der Jnsttzminister Dr. Güathrr bereits definitiv aus de« Kabinett auSgrschiedm nnd zu» Prästdmtm de» Obersten Gerichtshof ernannt worbe». Dr. Wekerle hat das Porte­feuille provisorisch Sberuomme».

Die Lag* i« böhmische« La«dt«s hat sich «och verschlechtert. Auch die letzte ObmLuaerkoufirmz sämtlicher

in avderv Werkstätten zu verhindern, zn verhindern, daß dle Arbrll vor oder nach bestimmtm Stunden augefangm oder fortgesetzt werde, kurz wenn sie sich tu irgendeiner »eise verbinden, um die Arbeit zu saspmdirrm, zu ver­hindern oder zu verteuern, so soll solche Verbindung, selbst wenn der Versuch, die Arbeit zn verhindern, scheitert, oder wmo er nicht über die Anfänge htuanSkommt, mit Gefängnis bi» zn drei Monaten bestraft werden". Arbeitgeber da­gegen wurden bei ganz gleiche« Vergehe» nur mit Geld­strafe belegt! Bei Streitigkeiten zwischen Arbeitern «ud Arbeitgeber» wurde dm letzteren anfS Wort geglaubt, während der Arbeiter oder der Bedienstete oder der Auge- stellte für ihre Bthavptuugm nicht einmal Beweise erbringen durften! Der Arbeiter war nicht nur voll­ständig von de« Arbeitgeber abhängig, sondern stand dn- neben auch unter der direkte« Aufsicht der Polizei; er maßte ein Arbeitsbuch habe«, da» er. so oft er sich von einer Gemeinde kn eine andere begebm wollte, vo« de« Bürger­meister oder Polizeikommissar mllerzeichum und beglaubige» laste« mußte. Die größte Sorge BouaparteS war die Verproviantierung von Paris; aus diese« Grunde schiene« ihm ArbrllSei»stell«vgm. die eine Hungersnot herbei- führe« kouvtm, eiue» der fluchwürdigste« »erbreche« zu sei«: Lch fürchte weniger eiue Schlacht gege« 300000 Man« al» eine ArbeitSeiuftelluug «ad eine« Arbeit»- maugel" schrieb er einmal; .wenn der Arbeiter keim Arbeit hat, läßt er sich z» all« mögliche« böse« Streich« »erführe»." So der gerade i« sozialdemokratischen Dar- strllmgm sehr oft heravSgestrichme .Bölkerbefreter".