Erscheint täglich M'.r Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Der GksrllsMstn.

AMs- md Amche-KIM fir de« OdeMs-KeM W-ck.

JervrspvecHev Hlr. 28.

88. Jahrgang.

Kernsprecher Mr. Ld.

Änzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen. Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ 223

Arettag, dm 24. Septemöer

1909

«»tliches.

B«ka»»tmachu«g. betr. die Schonzeit der Forelle». Diejenigen Ktschwafferdefi-rr and »Pächter, !»elche »« Dispensation vo» de« Verbot de» Forell«sa»g» während der Schonzeit — vom 10. Ott. bis 1. Februar — nach» eu beabfichtigrv, werde» ersucht, ihre Gesuche i« Bälde Oberamt auzubriugeu.

Nagold, deu 23. Eept 1909.

S.^ Obkramt. Ritter.

Votitilche Hleberficht.

„Die Anfgebe« de- fümfte» Kauzler-." Uater dieser lleberschrtft entwickelte der drmolrattsche ReichStagSabg. Sour. Hautzmaun iu der Straßburger Neuru Zeitung die Forderuugeu, die »ach seines Ansicht au deu ueueu Reichskanzler zu stelle« find. Dabei sagt er über die künftige Ftuaazpolitik:

»Das Wichtigste uud Nächstliegende aber ist die Betätigung gesunder Fioavzgruudsätze. Mau muß zurück- kehreu zu der Finanzpolitik Gagen Richter-. Die Periode der Sorglosigkeit tu der AuSgabeustetgrruug, welche fort- wirkende Schädigung reeller uud tdeellir Art über Deutsch­land gebracht hat, wüßte durch eine Aera robuster Sparsamkeit abgelöst werde». 3« Militär- uud Mariueweseu könnte von einer Verwaltaug mit gute« Willen ganz anders als bisher eiugespart werden. .Müßte — könnte.' Aber es ist zu fürchten, daß Herr v. Bethmanu-Hollweg vor de» hier sich stemmenden Widerständen Halt »achru wird, und daß die Reichrsparsamkeit eine der Arbeiten ist, dir nur ein geschloffen und entschlossen liberales Ministerin« durchführen könnte, »brr, so wir bisher geht'S nicht «ehr lauge fort. Schon wieder gähnt ein großes Defizit, und eS ist allmäh­lich wirklich eine patriotische Pflicht des Volkes, rebellisch zu werde«, wenn au der Spitze nicht ein vernehmbares llmkehrkommaado ausgegebm wird."

Haußmarm erinnert weiter au die Vorbereitung neuer Handelsverträge und schließt: »Bon dem Charakter des leitenden Staatsmannes wird in der kommenden Epoche noch mehr alö sonst abhängeu. Dir sretgefiuuteu ReichS- dürger aber werden «ehr zu tu» haben, als nar abznwarten.'

Die „Rordd. Nllg. Zt>." schreibt: Der Staats­sekretär des ReichSkoloaialamtrS, Dervburg, hat sich in Be­gleitung des Referenten für Landwirtschaft im Soloutalamte, RegterungSrat Dr. Buffe, nach Hamburg begeben, um »ft dem nach Nrwysrk abgehendeu Dampfer „Clevelaud' eine Dienstreise tu die Lanmwollgebtele der Bereinigten Staate» von A»erika arrzatreteu. Die Reise hängt mit der Abficht des Staatssekretärs znsarumm, dem Anbau von Baumwolle in den Schutzgebieten einen größeren Umfang zu geben und die dahia zielende« Bestrebung:n des Kaiser!. Gouvernements Md des Koloutalwirtschastlichen Komitees zu fördern »ad zu stützen. Auf der Rückkehr wird der Staatssekretär Ein­ladungen der Africru Ecciety tu London und der Liver­

pool Chamber os Commerce zu je eine« Bankett folgen; die Rückkehr erfolgt ungefähr am 15. November.

Eime »at-liberale Wertr aue»-»»ä»»ervrrsa««- lm»t des Wahlkreises Mainz-Oppenheim sprach der national- liberal« Fraktion der Reichstags für ihr »erhalten bei der Retchsfiaauzresorm volle Zustimmung und ihr »ertraneu aus. Zu gleicher Zeit gab sie ihrem Bedauern Ausdruck, daß die beiden hessischen ReichStagSabgeordurteu, «ras Ortola Md Freiherr von Hehl, de» Standpunkt der Partei nicht glaubten teilen zu könne», so daß sie ihre« Austritt MS der Fraktion erklären mußte«. Die Versammlung nimmt von diesem Austritt unter Verurteilung der politischen Stellungnahme der geuauuteu Herren Keuutui». Sie hält eS für selbstverständlich, daß dieser Austritt ans der Fraktion deu Austritt aus der Partei in sich schließe.

I« M«r,tto hat am Rorftag endlich die spanische OffeufivakLieu begonnen. Spanische Streitkräfte in Stärke von 21 Kompanien Infanterie uud Jägern, zwei Eskadronen Kavallerie, einer Batterie moderner Artillerie uud mehreren Batterien Gebirgsartillerie rückten zunächst vo« Melilla aus gegen die Beui Sikar vor. Einige Ltugeboreueulager er­gaben sich nach deu ersten Schöffen, woraus die Spanier Mter ständigem scharfem Feuer mit Erfolg weiter vorrückteu. Iatel, Taddert und Kap Huerta find bereits in ihren Händen. Der Feind hatte große Verluste, die Spanier hatten angeblich nur 16 Tote und 70 Verwundete. Der Machseu protestierte bei» diplomatische« Korps gegen dar spanische Vorgehen, das eine Verletzung der Akte von Al- geeiraS bilde. Deu Spaniern wird vorgeworfeu, durch Ueber- schreiteu der Grenze uud Anlage der Eisenbahn zum Abbau der Minen die Unruhen veranlaßt zu haben. Der Machst» versichert, er habe Spanien gegenüber die beste« Gesinnungen, er habe riue Gesandtschaft nach Madrid Md Abgeordnete ins Rifgedtet geschickt, «m den Frieden hrrbeizusühreu. Spanien aber setze seinen Vormarsch fort uud mache dadurch die Bemühungen der SultaaS hinfällig. Der Machseu for­dert das Einschreiten der Mächte, om die Integrität Ma­rokkos uud seinen »ersuch, dem Blutvergießen Einhalt zu tun, zn schütze». — Die Rote wurde vom spanisch« Minister- Präsidenten Maura als bedeutungslos bezeichnet, angesichts der Tatsachen, die Spanien veraulaßten, so vorzngehen, wie es tue. _

Vagss-Hkeuigksften.

>»« Gtstt «tz LlMtz.

Raeold, de« ,4. Geptember isov

* Be« Ratha«-. Ju der Armeofitzung wurde beschlossen, den vom Hunde des LöweuvirtS Gutekuust in etu Beta gebiffeseu Laglöhner Schuh in das Bezirk-kranken- Haus aufzuuehmeu, da eine Amputation nötig werden wird; au deu HundeetgeutSmer werden Entschädigungsansprüche gemacht werden. — Der Vorsitzende tat hierauf der treuen Mitarbeit der von hier weggezogeueu Dekan Römer mit Wortes des Dankes Erwähnung. — Ja der weiteren Sitzung referierte Oberförster Wctulanb, daß bei« letzten

Stockholzverkaus 5,36 und 6 «L pro Rm. durchschnitt­lich, sowie 10 für StallbeseLreiS erlöst wurden. — »erlesen wird ein Protokoll des Reg.-BaumeisterS «appoldt aus Stuttgart über die vo» ihm i« Auftrag der Stadt- Verwaltung vorgeuom«eue Untersuchung der Brücke beim Schiff, welche von der Firma Klingrr'S Erben durch eine Lokomobile in nuvorschrtstSmäßiger «eise ohne Erlaubnis befahre» worden war. Dem Protokoll gemäß hat die Brücke nicht uotgelitteu. ES wird daher beschlossen, die betr. Firma welche durch die Untersuchung erhebliche Koste« hatte, nur in eine Ordnungsstrafe von 3 zu nehmen. — Verschiedene Aenderuugeu am Bauwesen obiger Ftr«a wnrdev K.Oberamt zur Genehmigung vorgelegt. — Verlesen wird in einer Be- ichwerdesache der in die Feuerwehr eiugeteilteu hiesigen VolkSschullehrer ein Bericht des K. ObrrmutS au das K. Konsistorium, welches au da§ K. BezftkSschuliuspettorat als die zuständige Behörde verwies. Dieses erklärte, daß etn VolkSschullehrer zum Feuerwehrdieust nicht verpflichtet sei, da er im Braudfall nicht von der Schule sich entfernen könne Md die Kinder dabehalteu müsse. Der Vorsitzende stellt fest, daß in dieser allgemeinen Faffnug die Eutscheid- des K. BezirkSschultuspettoratS nicht ganz zutreffend sein »erde uud nach dem Gesetz der »olksschullrhrer vom Fmrr- wehrdieust nicht ohne weiteres befreit sei, die Frage der Unabkömmlichkeit könne nicht ein für allemal bejaht werde«, sonst »üßteu doch Lehrer unter dm gesetzlich Befreite» ausgesührt sei«. ES wird beschlossen, Beschwerde z« erheben, Md wird der Vorsitzende dem Kollegium eine veschwerde- schrift bis znr nächsten Sitzuug vorlegen. — Verlesen wird ein Vertrag betr. «rundstöckSverpachtuug au Meng- anstaltbrfitzer Dröffel. — Damit ist die öffentliche Sitzung geschloffen.

* Gte»ogr«phtes«che. Immer allgemeiner verbrettet sich die Stenographie in alle« LevölkeruugSschichteu, md immer nötiger wird die Kenntnis derselben als eines Be­standteils der allgemeinen Bildung sowohl, als auch einer uueutbehrlicheu Stücks der Ausrüstung für dm Kampf umS Dasein tm Geschäfts- md Berufsleben. ES dürfte daher Jünglingen uud Fränlein erwünscht sein, daß wieder ein Kurs in Gabelsberger Stenographie abgehaltm wird, wo­rüber wir der näher« ms dm Auzeigmteil verweisen.

* Die SeptemberNummer zugleich IubiläumS- Nummer der Blätter des württembergischeu Schwarzwald- Vereins bringt zuvörderst etu sormvollmdeteS Gedicht ,Zm» Preis des Schwarzwaldes' von Rudolf Müller; der ver­diente Herausgeber des Blattes Professor Frz. Dölker, gibt ein« u»faffrndtu »Rückblick ms das erste Lierteljahrhuudert unseres Vereins mit dem wohlgeluugmm Bildnis der Gründers desselben vaurats Rheiuhard -s- 1891. Unsere beliebte BolkSschrtftstellertu A. Supper erfreut durch dm humoristischen Beitrag.Waller HartmauuS AuSflugSbericht' der so recht im Stile der LauSbubmgeschtchtm abgefaßt ist. Eine belehrende Abhandlung von große» Jutereffe ist der Bortrag von Oberförster Harsch .Der Schwarzwald und seine Bodeubedecknug'. ES folgt dann der Schluß vo» .Der hellere Förster vom Schwarzwald' von S. A. Lol, md .Dar Zollhaus zu Rottveil' wird in Porste md

Verschiedenes.

»Der Himmel über mir ««d ««ter mir die Welle«!" Mit starker poetischer Kraft schildert der be­kannte Romanschriftsteller Wilhelm Hegel« seine erste LnstSalloüfahrt i« Septemberhrst von Belhagen L Kla- fingS Monatshefte: War ist das nur für etn seltsames Gefühl, das mich durchrtuut uud mich erfüllt mit wunder- famer Kühle, «ft nie empfauduer Leichtigkeit uud Freiheit, dar «eine« »lut sich mitteltt md es in «ether aaflöst, dev schwere» -»««erschlag der Herzens sanfter schwingen md gleichsam verklingen läßt, das alles Leben uud Wogm i» meiner Brust nicht leblos macht, doch so besänftigt, daß es wie unter Asche nur in unspürbare» Fünkchen Wetter gltwwt? . . . Einzig «ei« Auge wacht. Immer wieder fühle ich mit »ervuuderuug »ud Entzück«, wie ich ganz Auge bin. So stehe ich reglos in der Gondel, in der nicht» sich regt. Ich «erke nicht «ehr die Gegenwart der anderen, sie «erke» nichts von «einer. U:brr uns der ooldue Ball, Lust wie die Lust ringsum. Unter mS fließt der breite wette Strom der Erde dahin: Wälder uud die bunt« Tafeln der »ecker, bald matte Knpferplattm. bald laug- furchige Streifen ft» Grüuspauschftvmer der jaugeu Saat, md dazwischen Straß« wte geronnene Flüsse md krumme Hohlwege, von »eißblühmdes Schlehdoruheckm Überbuscht. Und mm etu Dorf! Wte auf der e-m noch leer« Straße, «s der um ein einsamer Hand ms auhmlte, Menschen pksammmströme», die Mistgabeln, Hüte, ihre leer« Arme

emporstreckeu uud aus aurufm, bis sie der große Strom davouträgt.

Und wieder Wälder, »eite Wälder: die breiten Wöl- bangen kuospmbramrr Luch«, dar ernste Gleichmaß des dmkelgrüuea LaunS «it sein« zahllosen Spitzen und zwischendurch wie Reigen leichtbewtmpelter Mädchen ein Virkeukra», in seinem Hellen Flau«, «ft sehm dm Wald, wie sonst nur der Vogel ihn steht, dessen Revier er ist. Wir sehen in alle Dickichte hinab, md seine verborgensten Gründe liegen vor «ns frei wie seine Lichtung«, aus dm« der «bmdnebel steigt. Wir sehen die Rehe äs«, sehr» deu Hasm aas seine« Saudloch aufspriugen und davoureuueu. Wir sehr» die Wege sich kreuz«, die deu Wald durch- schneid«, md freu« uns ihrer Symmetrie. Wir srh« Wege sich verlaafm ... uud mir ist zumute, als wäre ich sie früher durchirrt md begriffe mm erst, warum sie zu keinem Ziel führt«. Und allgemach wird e» Nacht.

Aus der Lmdstraße et» einsamer Fuhrmann. Unser Führer ruft, ganz langsam durchs Sprachrohr hinter jede« Wort paustereud: .Wie — heißt — das — nächste Dorf?'

Doch ehe die Autwort kommt, ist die Erde weiter ge- rollt md hat d« Fuhrmann samt Leiterwagen, md Laternen- schet» md bellendem Spitz in» wette Meer davongetragm.

Rm steigt über d« Kamm ferner Berge langsam, langsam ei» anderes Luftschiff ans: der Mo»d. Ein dunkel- purpurner Lall, ohne Leuchtkraft noch. Abu immer Heller md reiner begftmt er zu erstrahl«, und in de« Maß, wie der Himmel glanz erlischt, fall« ms den ftdtscheu Strm» mter au» gleißende Fla»«. Ueber «afferlänse, übe,

Sünrpfe md Teiche zuck« diese grellen Blitze. Flammen- inseln husch« ms md erlöschen.

Aber wie der Mond steigt, so hell sein Licht ergießend uud doch scharf umzftkell in seinem Rund, wird da» Ge­fühl einer geheimnisvoll« Gleichheit «it unserer Kugel, die über mS sich rundet im kürzen Schimmer der elektrisch« Taschenlampe, immer deutlicher. Zwei goldene Schiffe stiegen einsam durch d« WtlLeuraum über den dunkel- wellig« Boden dahin. Uud dort am Waldhaug jetzt et» dritte» schwarzes, eine scharfgeruudete Kagel — der Schatten unseres BallouS.

Uud mit einer Deutlichkett, die der dreiuredende ver­stand nicht Sbertöut, habe ich da» Gefühl, von der Erbe nicht bloß, sondern von allem, was irdisch heißt, losgelöst zu sein md auf mystische« Fahrzeug durch die Wette hin- zuschweb« in der Nachbarschaft md in Begleitung diese» zwrtteu feurigen Fahrzeug» uud diese» dritten dunklen.

Jetzt habe ich die Empfindung von der schlafend« Erde mter «ft, von der geruhsam atmend« md der ü» Trau« raunend« uud redende«. Man hört d« Trau«: sein Flügelrauscheo, setue rumorende», verwmderteu, wohl- ig«, leise erschrocken« Stimm«. Die alle Mutter Erde träumt lebhaft md inbrünstig wie ein Kind.

Dt« -witsche G«rdi»e»pr«-t,t. von eigener Art md verwmderllcher Kürze war die Gardinenpredigt, »ft jüngst die Gattin eine» Bewohner» de» Schveüntale» nach der .Hess. Post' ihre« spät abends hedukehreude» Eheherr» zngedacht hatte. MS dieser »« Mitternacht an» fröhliche«