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JernsprecHer LS.

88. Jahrgang.

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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

A4

Dienstag, dm 14 . Kextemöer

IW»

Berwilligt »ur Aufbringung der Gehalte ihrer Gchulstelleu «. a. folgend» Betträs»: Beihinge« 8S0 u»; zu katholischen Mrchen- bauten: Nagold 8800 »u Bolttschulgedäuden: Ettmanns- »rtler 2SS Garrwriler S8S

Uocitische HleSerfichl.

Die vo« B»«de»rat erlassene Branntwein- »achstener-Ordnun, bestimmt n. a. folgender: Bräunt- meto, der sich am 1. Ott. d. I. in Brrrmereien unter »er- Muß liegend ufv. befindet, unterliegt außer den Abgaben «ach dem geltenden Brauntvetustmergesetz einer Nachsteuer »an 6,35 *6 für dar Liter Alkohol. Nicht zn» Genuß geeignete Fabrikate, dir nar aus verstrnette» Branntwein hrrgestellt «erden, unterliegen der Nachsteuer nicht, «eun fie einen Alkoholgehalt von nicht mehr alr 20 GevichtSteilru haben. Branntwein in FrnchtsLften ist um dann »ach- steuerpflichtig, wenn der Alkohol «ehr als 14 Hundertteile beträgt. Bon der Nachsteuer befreit ist Branntwein im Besitz von Grwerbetretbesdes mit Erlaubnis -um Ausschank «der Klelnverkans in Mengen von nicht mehr als 20 Litern, im Besitz von HauShaltungSvorstäudm in Mengen von nicht «ehr als 10 Litern Alkohol. Für den Handverkauf her- gerichtete Brauntwriusabrikate von nicht mehr als einem Kilogramm Gewicht der Eiozelpackuvg, Mundwässer, Tink­turen usw. find ebenfalls nicht uachzuverfteueru.

Zn« Nech«n«O»a»fchlnß der Meich-Harrptkaffe schreibt die Kölu.Ztg.: Die Hoffnung, daß die 63 Millionen vermtuderter Ausgaben i« ReichShanShalt aus Ersparnisse zurüSznführm seien, kau« leider nicht aufrechterhalteu wer­den. Bon zuständiger Seite wird darauf aufmerksam ge­macht, daß Ersparnisse i« etgeutlicheu Sinn kau« gemacht werden könnt« und jedenfalls gegenüber den gewaltig au- gewachsenen AuSgabk» nicht ins Gewicht falle». Die »er- Minderung der Ausgaben ist lediglich eine rein rechnerische Erscheinung und beruht darauf, daß die im Budget der RekchsschLtzvrrwsltnog als wahrscheinliche Einnahme ange- fetzten 24 Millionen zur Schuldentilgung und weitere 53 Millionen, die de« Hinterbltebeurn-LerstcherungSsoLdS zuge- führt werden sollten, diesen Zwecken nicht zugesührt werden konnte», also als vermiuderte Ausgabe gebucht worden find. Diese Nichtzusührusg hat ihren Srnud in den Minderein­nahme» ans dem Gebiet der Zölle, und in dm Ausfällen bei der Post und der Etseubahn-Berwaltnug. ES handelt sich hier also nicht um »Ersparnisse", sondern eher um die rechnerische Feststellung der Tatsache, daß da) Budget in­folge der geschwächte» Einnahmen nicht imstaude war, bud­getmäßig, vorgesehenen AvSgabeu gerecht zu werden.

Türkischer Handel»- «nd «rdeit»«inifter ist an Stelle des zaröckgetretmm Ministers Noraduughiau der Armenier Haladjian, Deputierter für Konstautiuopel, geworden. Größere Schwierigkeiten als der Mtuisterwechsel bereitet der Pforte zunächst die Demisfios des armenischen Patriarchen. U« diesen zu versöhnen, beschloß ein Minister- rat, drei noch nicht vollstreckte Todesurteile gegen Armenier

Friedrich Naumann über seine Zeppelin-Fahrt.

Unter den RrichstagSabgrordurtev, die am 4. ds. der Ein­ladung des Grase« Zeppelin nach FriedrtchShafeu gefolgt »arm «ud mit demZ 3" anfstirgm, befand sich auch Friedrich Nanmanu. In der «Hilfe" gibt Naumann jetzt in feiner konzmtriertm Art, die wiederum für fein künstlerisches Sehen Zeugnis ablegt, die Eindrücke seiner Laftceise wieder, «ir entnehmen der Schtldervug folgenden Abschnitt: Wir fitzen, als ob wir au hoher Küste über das Meer blicken, nur noch freier und Heller. Ich habe aus manchem hohen Berge gestanden, auf manchem Turm im Inland und Aus- laud und bin dreimal mit de« Fesselballon aasgefahren, einmal über Berlin, einmal über Düffeldorf und einmal über Paris. Alles dieser wacht jetzt wieder aus. So lag auch dawals Laud, Fluß und Stadt da drunten, so winzig warm die Gebäude, so wunderdar die Wälder, so duftig bla« und silbern die Wette, aber es ist heute doch eine andere Sache, dm» wir steigen nicht einfach in die Höhe, sondern ändern beständig dm Platz. ES scheint zwar, als ob »ir io olympischer Nnhe beharre« und unr der Erdkreis unter uns stch das Vergnügen macht, sich in wechselnd« Lagen vor nuS zu entfalte«. Bo« ersten Asgeublick au war das vollkommenste Gefühl der Sicherheit vorhanden, «eil wir in der Mitte saßen, fehlte gerade nur die Beob­achtung der mechanischen Vorgänge, aber das hatte anch feine sehr großes Vorteile, denn so verlor stch der Gedanke an alles Gemachte und «an lebte etnm Tran«. Alles steht badet so «ugewohnt ans, anders geformt und anders be­leuchtet. «ahrfcheinltch würde der Eindruck viel blasser

in Gefängnisstrafe zu verwandeln. Ferner teilte die Pforte de« Patriarch« mit, daß es stch nicht um eine religiöse, sondern um eine politische Frage handele und daß daher für die Demission kein Grund vorliege. Auf dem Patriarchat erklärt mau jedoch das Vorgehen der Regierung für unbefriedigend. Wenn die Hauptschuldigen an dm Metzeleien nicht ernstlich bestraft würden, würden mit dem Patriarch« beide Körperschaften des Patriarchats ihre Demission gebe«. Aus de« Innern wird über fortschreitende Beruhigung berichtet. Die aufständischen Albanesen in Rogowa haben ihre «affen abgeltesert, und aus Derst« wird gemeldet, daß die Mehrzahl der Karden- stimme sich unterworfen und zur Steuerzahlung bereit er- klärt haben. Nach Meldungen de» WaliS von Armen find anch die aufständisch« Araber von den NrgiernugS- trnppev geschlagen. Ihre Verfolgung führe noch zu der- einzeltm Zusammenstößen; die Kraft des Aufstandes sei jedoch gebrochen.

Die türkische Negierung hat der Gesellschaft der Verbindungsbahn Salouiki-Dedeagatsch gestattet, die Vor­studien für dm »au der sogenannten »drtabah« zu machen, die eine Verbindung von Serbiru nach der Adria Herstellen würde.Der Khedive von Aegypten ist von Koustautinopel nach der Heimat abgrretst.

Mn» Kreta ko««e« «ene Klage«. Die Musel­manen fühlen stch durch die Christen bedrückt und richteten au die Sousal« der Schutzmichte in Kanea eine Beschwerde. Darin «erd« die Schutzmächte ansgefordert, Leb« and Eigentum der kretischen Mohamedauer zu schützen, da diese gegenüber der Beamtenschaft rechtlos seien.

I« de« «ertrag zwischen CHina «nd Japan wegen der Grenze zwischen China nnd Korea wird «. a. noch bestimmt: Die chinesische Negierung wird sobald als möglich die Plätze Lnugchingtsuu, Thntszchte, Toutaokou, Pattsaoko» für den Aufenthalt und dm Handel Fremder öffnen. Dir japanische Regierung darf in ihnen Konsulate oder Zweigksnsulate erlichte». Dar Datum der Oeffnuug dieser Plätze wirb gesondert festgesetzt »erde«. Durch diese Bestimmung zieh« auch die übrigen Kulturvölker aus der chinesisch-japanische« Lerstisdignug Nutzen. Diese Verständi­gung bezieht stch im übrigen lediglich aus die bereits früher erwähnten Lahufragm und aus die Regelung persönlicher Rechtsfragen im Hinblick auf Korea. Bon englischer Sette kommende Behauptungen, die Verträge richteten stch auch gegea die weiße Raffe und namentlich anch gegen Deutsch­land, treffen in keiner «eise zu. Zam Beweis hierfür wurden die Verträge von Berlin ans halbamtlich veröffentlicht.

Ei« Brief Mnlay Hafid» wird augeküudigt, iu de« er sich gegen die Vorwürfe wegen der Marterung« verteidigt. Der Salta« stützt stch auch auf de« Koran, »m sein Betragen zu rechtfertigen, und verstchert, daß es nötig gewesen sei, dem Gebot der Religion zu folgen. Er fügt hinzu, daß er sogar Milde augewmdet habe, indem er statt der Köpfe nur die Glieder habe aShane« lassen. Ein Gemütsmensch!

sein, vmu der Himmel grau und trüde wäre, heute aber hat jedes Ding da nuten seinen Schatten, «ud meist er­scheine» dir Schatte» dem Auge deutlicher als die Dinge selber. Ganz merkwürdig sind oft die Bäume, der« rundes Grün vo« blaagrauem Schattmuutergrond sich abhedt. Dar Wundervollste aber ist der Wald. Der Wald von ob« ist ein fast völlig neuer Eindruck, de« auch die Ge­birgswanderung selten bietet, eben »eil fie im Gebirge statt- findet. Hier liegt der Wald vor uns wie eine Wiese von Gipfeln, durchzogen vo» dunkle« Schattmgängm, belebt durch dm Wechsel des Laubes und der Nadeln. Und um dm Wald herum streckt stch dar Feld wie eine lebendige Landkarte. Mau steht alle Striche, alle Grenzen, alle Arten der Bestellung, ganz al» ob «an da oben tm Fluge eine Arbeit über Bodenverteilung und Fruchtfolge schreiben sollte. Das ist Geographie t« höhere« SM. Aller steht mau, die kleinen Brücken, die Geländer am Kanal, die Heuhaufen und dar weiße Kopftuch der Bäuerin. Sie besteht aus Kopftuch »U Umgebung. Ihre Kinder find kleine kogltge Wesm, gleichsam hüpfende Tropfen im grüum Haag. Und auf dm Dächern steh« die Leute und winken mit thrm Tüchern nach ode», «nd fie alle hadm etwas so merkwürdig Kurze», als sei« sie Kopf und Mße. Die Stadt liegt unter »uS. als fei sie von einem Architekten gemalt; jede Linie klar, jeder Dach gmas erkennbar, alle Türme stell und stets, alle Gaffen wie Hohlwege, in dmm der Schatte» lagert. Dort ist ein Kohlgarten, dm unten niemand fehm kann, well er von hohm Mauern umgebe« ist; wir fehm ihn. denn für dm Luftschiff» enthüll« stch alle Geheim­nisse der Gärt» «nd Höfe. Bon hier steht »au, »er etwa» Int, nnd was er tnt. Und wie viele» erscheint dabei so

Wie an» Marokko berichtet wird, hätten stch in dm letzten Tagen zahlreiche Rtfleute dm Spanier« er­geben. Die Haltung der Einwohner laste die Anuahme zu, daß die Pqifizierrmg der Gebiete von Mst nnd de» MulnyatalS beendet sei. Am Freitag find in Melilla zwei Znfanterieregimmter, Artillerie und Sanitätsabteilungen ««»geschifft wordm. Da die Entsendung weiterer Streit- kräste nach Melilla stch voraussichtlich als notwendig er- weis« wird, soll in Spauim eine ume Division mobil ge­macht werden.

Der Prafident der Bereinigte» Staate» vo» »«erika, Last, hat am Schluß einer internationalen Segelregatta in Beverly de« Sieger rtnm von ihm gestiftete« Pokal selbst überreicht. Hierbei brachte er einen Lriokspruch auf dm deutschen Kaiser an». Er ging auf die freundschaft­liche» Beziehungen zwischen Deutschland usd den Vereinigten Staat« ein und sprach dm Wunsch au», daß der deutsche Kaiser lauge lebe» möge, um zur Förderung des Weltfriedens beizntrageu. Im Verlaus feiner Rede berührte er auch die Entdeckung" des Nordpol» und sagte, er sei gut, - der gegenwärtige Streit um die Auffindung der Nordpol» stch zwischen zwei Männern desselben Landes abspiele, bester jedenfalls, als wmu dies zwischen zwei Mitgliedern verschiedener N ationen der Fall wäre. __

Vagso-HleuigÜsiterr.

U»r Stützt »Atz«tz.

Raaold. den 14. «eptencher 1 SOS,

r Nächsten» «nf Spirttnose«. Mit dem 1. Ott. wird bekanntlich die Branntweinsteuer von 70 ^ da» Hektoliter reinen Alkohol» ans 125 also um 55 die 100 Liter z» 100 pCt. herausgesetzt. Als Folge da- von erhöht stch der Detailpreis für Spirituosen erheblich. So dürste z. B. die Dreiviertelltterflasche Cognac tu Zu­kunft ungefähr 30 ^ mehr kost«, als bisher. Grund genag für da» kaufumtermde Publik««, stch für eisige Zeit einzudeckm, um nicht alsbald von der Steuer getroffen zu werden. Da noch immer Unklarheit darüber herrscht, welche Quantitäten steuerfrei etugelagert werden dürfe», sollen nachstehend die Ziffer» angegebm werde«. 1) bei« Privatmann: Spirituosen, dir insgesamt 10 Liter reine» Alkohol enthalten; 2) bei« Gewerbetreibend«: Spirituose», die insgesamt nicht «ehr als 20 Liter rein« Alkohol ent­halten. Demnach bleiben, um ein Beispiel zu gebrauchen, bei« Gewerbetreibenden 50 Liter Cognac zu 40 pCt. gleich 100 ganz« Flasch« zu '/.Liter Cognac steuerfrei. In angenehmem Gegensatz zn den AuSfLhrnugSbesttmmnngeu beim Inkrafttreten der Kaffee- «ud Treffen«, wo bei« Gewerbetreibend« ohne Rückficht auf den Etgmkossu« dir Vorräte i« ganzen Umfange zur vollen Stmer herauge- zogen wurden, gestattet »an dem Grwerdetreibmden hier sogar die Haltung eine» BsrrateS an Spirituosen, der doppelt so groß ist, al» die dem Privatmann zugedtlligte

frisch, als hätte «au e» noch nie vorher gekannt! Da gibt es Türmchen «nd Erkerchm, die von oben wie Gesichter anSsehm «ud Blumenbeete, die gehäkelten Tischdecken gleich«. Alle» Reuscheulrbm steht so nett aus, so bunt, zierlich und fast zerbrechlich. Rau vergißt ganz, daß wir auf de«, leichtest« Bau fitz« und hält die Welt am Hafen und jen­seits deS Bahnhofs für eine Sptelschachtel ... So möchte «au flieg« und flieg«. Was ist alle Msesbah«. fahrerri gegm dies« Lebensgenuß? Sicherlich werde» stch auch daran die Mensch« gewöhnen, wie wir nur an da» Komm« und verschwinden der Dinge vor dem Fenster de» Bahuwagm» gewöhnt haben, aber noch lauge Zeit wird es eine Sehnsucht für viele sein, einmal zwischen Sonne und Erde zu gleit«. Ob die Luftschiffe starke Volkswirtschaft- liche Aufgaben iu der Zaknust finden »erd«, weiß ich nicht, es ist mir da» aber auch heute ganz gleich, denn jetzt bl« ich völlig hiugmommm von Ke» Zander de» Schweben» selber. Und wie gehorcht dieses Instrument! So gehorcht nur ein Pferd bester Raffe und Erziehung. Alles ist mög­lich. «ir grüß« Kirchtürme, indem wir über ihre Spitze« fahr«. Wie ho- wir waren, ist nicht ganz sicher, aber di« Höhe ist auch nicht dar Erstaunliche, sonder» die Sicherhett, mit der ein Meufcheowille stch durch die Atmosphäre drängt. Bei gute« Wetter kann der neue Vogel e» an Eleganz mit alle« alt« Löaela asfuehmeu und auch dm Kampf mit de« Unwetter kann er wag«, wie die glückliche Rück­fahrt vo« Berlin beweist. Diese» Lebewesen geschaffen zn habe», ist Ehr« «ud Freude de» Manne», der jetzt beim Landen ms fröhlich zürnst: Run, wie war e»? E» war prächtig, Herr Graf, e» war prächtig «nd «vergeßlich!