Erscheint täglich mit Ausnahme der kenn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier l.lü^lt mit Träger- lohn 1.20 imBezirks- und 10 tcui Berkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.38 Monatsabonnements nach BerhältniS.
Der GksklMtrr.
A,ls- ud AiM-KM str' ' 4M Nxzck.
Kern sprechen Nr. SV.
88. Jahrgang.
Kernsprecher Mr. LS.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübche«, Jllustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
AS
Montag, dm iS. Septemöer
1»«»
Sein, Majestät der König habe« durch Allerhöchste Ordre v»« 7. Tept. 1VV9 de« nachverieichnete« Offizieren «s«. di« Er» lanbniS zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtwürttembrrgischen Orden usw. Allergnädigst zu «teilen geruht und zwar: der Königlich Preußisch»» Rote« Adler-Orden- 4 Klasse: sstetherr v Gült» ltngen, Major und ESladronchef im Drrgonerregiment Königin Olga Nr 28 und Freiherr v. Gültlingen, Rittmeister und EI- ladronchef tm Dragoner-Regiment König Nr. SS.
Sein« Majestät der König haben de« Landwirt Bersteche« in Kuppingen di« Erlaubnis zur Anlegung der ihm von Tein« Majestät dem Kaiser au» Anlaß der Kaiserparadr verliehenen All» gemeinen Ehrenzeichens Allergnädigst zu erteilen geruht.
Sein» Königlich» Majestät habe» am S. Sept. d. I. aller- gnädtgst geruht, dem Oberlehr« Notier tn Bondors dir Verdienst» Medaille deS Kronenordens zu verleihe«.
Am Id. Sept. ist von der Evang Obrrschulbehörde eine Gchulftelle in Fruerbach dem Echullehrer Sichele in Pfäffingen, Bez. Tailfingen (Herrenberg), übertragen worden.
Kaisermauöver 190S.
Zwölf Jahre ist es her, daß zuletzt, bei Fraukfmt a. M., zwei geschloffene bayrische Korps vor KÄser Wil» hel« II. — gegen dak 8. uud 11. preußische Korps — gefachten hadev, «ud scho» seit zrh« Jahren uicht haben die Württrmberger uud Badenser Saisermmöver abgehallr«. Jetzt endlich ist der „große Turnus" wieder a« die Schwaben uud Franken gekommen. Mit den größten «ud numerisch stärksten FeldSbunges, die Dentschland bisher geschaut hat, klingt Heuer die militärische Ausbildung-Periode für Mann und Führer, für den letzte« Feldbäcker bis zum destgnkerteu Führer einer mobile« HeereSabteilung von Handerttauseuden, an». Sie werden is ihrer Mischung »s« hell» und dunkel- Llaueu, grünen «ud graues militärische« Etuhriteu uud Usisormträgeru dr« diesmal gespannter denn je schauende« und lauschende» Ausland ei» Dokument der Einigkeit uud Zusammengehörigkeit aller deutschen Stämme bieten, dessen lapidare Schrift bei Freund, Feind «ud Neider« auch des politisch Lernhizeude« «ud warnende« Einflusses sicht er» Mangel» wird.
Za elm: (Men) Armerabteilnug zssammeugezogeu, stehe« auf der etrreu Seite das 3. bayrische Korps unter dem General Freiherr« von und z« der Lavn-Rathsam- hauseu uud das 14., badische Korps unter dem General der Jusauterte Freiherr« von Hoioiugrn gen. Hmrre, wi! einer Kavallerirdivisisu -4, zu deren Führer der Inspekteur der 4. preußischen Savallrriedidifion Generalmajor von Werder aus Saarbrücken bestimmt ist. Den Oberbefehl über diese HeereSmasse vos sechs Divisionen führt der Grveral'Juspektknr der dritten Armee-Inspektion (Hannover), Generaloberst von Bock uud Pols-, dessen energisches, von dnukelgrauem Bollbait umrahmtes frisches Soldaten» gesicht de« ihm für die Mauöserzett svterstellte« Truppen bereits aus der Zeit wohlbekannt ist, als er »och kommandierender General in Karlsruhe war. Dieser au Reiterei schwächere« Partei ist der Luftkreuzer »Groß 3" zugetetlt, der er die Dienste einer Savalleriedivifio» leisten soll. Dir Leistungen dieses Luftschiffs zu erproben, ist eine der inte- refsaktest.'rr Aufgabe» des diesjährigen RauSverS.
Der (blaue) Gegner wird au Zahl etwas stärker sein. Sein Führer ist, wie General von Lock, ein Beters« aus großer Zeit, der Prinz Leopold von Bayern, Seneral-Jn» sprkteur der vierte» Armee-Inspektion, mit de« FrtedruSsttz in München. NeSru hohen bayrischen Ehrenzeichen für Verdienste vor de« Feind schmückt die Brust dieses sürst» lichru GrueralfeldmarschallS das Eiserne Kreuz erster Klaffe. Ihm werden für die Lage vom 13. dir 17. September unterstehen: da» 13. (königlich württembttgische) Armee» korps, da» der Thronfolger der Landes, General der Kavallerie Albrecht Herzog vo« Württemberg, führt, da» 1. bayrische Korps, ebenfalls geführt von de« zukünftigen Thronerben, dem General der Infanterie Rupprecht Prinzen vo» Bayer»; dazu die 4. bayrische Division au» Würzburg unter dem Generalleutnant Grafen Eckbrecht von Dürkheim» Moutmartiu «ud ein Kavallerie-KorpS. zusammengesetzt au» der württembergisch-preußischeu Kavaüerie-Divtston des HrWgS Wilhelm von Urach und der bayrischen Kavallerie» Division unter Geuerallentnant Freiherr« von Gebsattel. Der MtlelSbacher Fürst wird daher sieben Divisionen grgm die sechs des Veueral-Oberstr« von Bock verfüge«, und mit i« ganzen brekzehs Divisionen wird fast ein Viertel de» gesamten FriedeoSstmdrS de» deutschen Heeres vor seinem obersten Kriegsherrn vereinigt sein.
Lek beide« Armee»ASteiluugeu wird unter der Leituug eiue» Oberquattermeister» eia Armeestab- genau nach deu gleichen Gesichtspunkten gebildet »erde» wie t« mobilen Fall. Die bevorstehende Arbeit der Offiziere dieser Stäbe >ud ihre» oberst« Chef» ist trefflich geschildert io jene« Anfsatz des Geueraloberste» Gras» von Schlieffen „Der Krieg i« der Gegenwart", der vom Kaiser pem Leitmotiv seiner vielbesprochenen Neujahrsansprache au dir komman«
kirrende» Generale gewählt worden war. ES heißt da: „Kein Napoleon «mgebeu von einem glänzende« Befolge, hält ans einer Anhöhe. Auch mit dem beste« Fernglas würde er nicht viel zu sehen bekomme». Sei« Schimmel würde da» leicht zu treffende Ziel unzähliger Batterie« sei«. Der Feldherr befindet sich weiter zurück in einem Haus mit geräumige« Schreibstube«, vo Draht» uud Fmrkeutelegraph, Ferusprech- uud Sigualapparatr zur Hand find, Scharen von «rastvagen und Motorräder», für die weitesten Fahrten ge» rüstet, der Befehle harren. Dort, aas einem bequemen Stuhl vor eine» breiten Lisch hat der moderne Alexander aus einer Karte das gesamte Schlachtfeld vor sich, vou dort telephoniert er zündende Worte uud dort empfängt er die Meldungen der Armee- und KorpSführer, der Fesselballons und der lenkbare» Luftschiffe, welche die ganze Linie ent» laug die Bewegungen de» Feindes beobachten, dessen Stell- ungen überwachen." Um das erste Stabsquartier der beiden «rmeeführer bet Beginn der Operatioueu zu finden,wird «au also weit hinter die Front der Bortruppeu zurückgehe« müssen, die am heutigen Montag etwa in der Gegend von Hall md WeiuSberg zu suchen sein werden. Ja Nürnberg vielleicht dürfte der blau-weiße Stander des Prinzen Leopold, in Mainz die schwarz-veiß-rote Flagge des Bocksche» Oberkommando» wehen.
Wie schon seit deu schlesischen «aisertageu bek Lirgvitz, liegt diesmal Md zu« vierten««! die Vorbereitung der Katsermanövrr, im besonderen die Stellung der Aufgaben für deu roten uud blauen Führer, bei dem Chef de» «e- ueralstabs der Armee, General der Infanterie Helmuth v. Moltke. Die Einzelheiten der von diesem General unter Anweisung des Kaisers vorbereiteten Kriegslage und der Sonderausgabe» der Gegner werden von der Rasöverab- teiluug de» preußische« Großes SeueralstabS auSgearbeitet, dessen jetziger Chef, Oberstleutnant Brsnsart von Schellen- dors, als militärischer Begleiter des Prinzen Karl Anton vo« Hshenzollern im ostafiatischeu Krieg «ud durch sein interessantes Buch „Sechs Monate Set« japanischen Feldheer" auch in der militärischen Laieuwelt wohlbekannt ist. Nicht vor etwa dem vorletzte» Mauövertag wird über die kaiserliche Aufgabenstellung und die Absichten der rote« und blauen Führung irgend etwas tu die Oeffeutlichkeit dringen.
Der Presse sollen allerdings, wie alljährlich, über diese strategischen und taktische« Geheimnisse und Interna durch eines AbteiluugSchef aus dem Großen Beneralstab die nötigen Mitteilungen gemacht werben, damit der Berichterstattung eine möglichst genäse Verfolgung der kriegerisch- friedlichen Bewegungen ermöglicht wird — «a» natürlich nur durch den schnellen Kraftwagen angängig ist —. Da aber ein jeder bayerische, fränkische, schwäbische, badische, hessische Blatt in deu Rauövertageu für Blau oder Rot ei» willkommener Rachrichtenträger sein würde, falls nicht peinlichste Diskretion waltete, so wird das große Mosaik- btld der HrerkSverschiebnugea uud Zusammenstöße um die Fraukeuhöhe, Ms der Hohenloher Ebene, am Neckar, Kocher uud Jagst, erst durch die MauöverrSSschm ein plastisches Ganzes werden können, und eS wird bis in die vierte bep- temberwoche die Berichterstattung sich in militärischer Klein- maleret des wirklich Gesehenen genügen müssen.
Daß trotz dieser Einschränkung die Feder in diesem Jahr mit besonders satten Farben wird malen dürfen, liegt in den vielfachen Neuheiten, die eine beinah hypermoderne Kriegskunst in diese FriedeuSöbungen hiueiuträgt. Als anno 1905 km Nahetal znm erstenmal die militärischen »ntomobile knatterten, da schien der Gipfel uenzettlicher HrereStechutk erklommen. Heute gehören selbst et» Panzer- Kraftwage«, ein automobiler Patrournwageo, der Müller- sche md Stemens-Schuckertsche Lastzug schon tu da» soldatische Motor-ABT der GefechtSstaffel, des Nachschub» uud de» Trosses eines friedroSSbeode« Heeres. Gänzlich neu uud in seinen Erfolgen daheim «ud über der Grenze mit erheblicher Spannung erwartet wird jedoch da» Auftreten der Motorlnftschiff» „Groß II" sein, das bereits bet Schwä- bisch-Hall eine FrldbaLonhalle von 120X25X35 m bezogen hat. Die Lüfte werden auch Träger sein des Hauptver- kehr» der Meldung- md BefehlSübermittelnug zwtsche« deu Haupt- «ud Stabsquartieren md der Reiterei uud de« Bor- truppen. Da» neue System deutscher drahtloser Telegraphie, die „töueudeu Fmkeu" de» Grase» »rcs, md da» ebenfalls bei unsere« Heer in Gebrauch brsiadliche dänische Poulffru- Lyste» der Berliner Lelephouverke Lorenz werden über «utoreuneu md FmkeuftrrSeu hi« einen ähnlichen Kampf «« die kriegstechntsche Brmchbarkeit führen wie ans dem gewachsenen Bode« die verschiedene» vauorteu der dentscheu Automobilsabrikeu.
Da» kaiserliche Hauptquartier ist iu Mergentheim untergebra-t. °»o» dort an» wird fich aümsrgeudlich i» früher Stunde per Automobil md p, Pferde die
glänzende Suite der fürstliche« md sremdlävdische« «äste i« das GefechtSgelSude begeben. Der Beritten- machuug der priuzlichru md andere« Zuschmer, der fremden Generale uud MilitärattacheeS dient ein Pferde- kommavdo i« fast Kavallerieregiments-Stärke, m da» dir EquttationSanstalt tu Müschen, einige mitteldeutsche Kaval- lerkeregimeuter «ud da» Militär-Leitinstitut in Hannover etwa 600 Pferde abgebeu. Dort in Mergentheim werde» auch der preußische KrtegSmtuister vou Heeriugeu mit seinen zwei ersten Adlateu, den Obersten Waubel uud v. Zastrow, vom Allgemeinen Kriegs-Departement uud vom Armee-Ler- waltuugS'Departemeut sowie sein bayerischer »ud württem- bergifcher Kollege Wohnung nehmen md besonders die ver- pflegrmgSdetallS der t« Fränkischen aufeinander prallende» HeereSmaffen überwachen. Bo« de« Manöver-Proviant- Magazinen bis zur Erbsenkmone, der fahrbare« Feldküche, in der die eiserne Portion der Mannes brodeln wird, md von der Beuzinversorgung der hmdertpferdigev Motoren bis zu« Schmieröl der 2 kS-Ordonvmzräder ist vou de» himbeerfarbrurv Herreu mit de« goldenen Knöpfeu alle» auf das genaueste vorgesehen. Selbst die Minima beschäftige« den deutschen Praetor — das eben ist das Geheimnis de» Erfolges unseres Volke» in Waffen.
Die Herbstmauöver der Großmächte.
Die diesjährigen Herbstmanöver des mS verbündeten österreichisch-ungarischen Heere» smdeu t« südlichen Teile von Mähren bei Iglau-Broßmeseritsch i« Begeuwart de» deutschen Kaisers statt uud vereinigt«! 7 Infanterie-, sowie 3 Kavallerie-Truppeudivifiouen. DaS 2. Korps (Wien) focht gegen da» 1. (Krakau) «ud ei« Division de» LUtmeritzer Korps. Die Kriegsgefahr de» letzten Winters hat e» mit fich gebracht, daß eine Reihe von Neuerungen, die iu rahigen Zeiten erst nach Jahreu zur Durchführung gelaugt wären, mit eine« Schlage tu Erscheinung getreten ist. Die Feldartillrrte ist, abgesehen vo« deu Haubktzbaiteriev, mit de« neuen Beschütz erschienen, alle Infanterie-, Jäger- uud Kavallerie-Truppenteile führte» ihre Maschinengewehre, md wa» dar äußere Bild aulangt, so hat die gesamte Infanterie, Mamschaft wie Offiziere, die neue grase, sehr schmuck avSsehende Feldmisor« getrageu, während die beiden andern Waffen noch iu der alte« bmten Bekleidung auftratev. Der Schauplatz der italienische« KöaigSmauöver, au denen die Korps Nr. 5 md 7 beteiligt find, ist die Po-Ebese, ihre Leitung liegt in de» Händen de» BenrralstabSchesS Pollio. Unsere westlichen Nachbarn üben den großen Krieg mit de« 13. md 14. Korps vud einer Kavallerie-Division km Departement de» Allier (Nebenfluß der Loire). An Stelle de» General» de Lrerolx fungiert zum erstenmal als Letter der General Tremeavx. In Rußland haben die großen Lagerübmgeu soeben ihr Ende erreicht, während mm sich im neuen Königreich Bulgarien rüstet, das „erste KöutgSmmöver" um eine« gewisses Glanz in Szene zu setze». Dasselbe wird einen Umfmg erhallen, wie ihn bisher die dortigen groß« Uebsugeu noch nicht msgewiesm haben. Auch tu England regt fich eine früher dort nicht beachtete Erscheinung: da» Interesse der Oeffeutlichkeit uud der Presse für deu alljährlich im Herbst wtederkehrenden „Krieg t» Frieden". Englische Journalisten haben Redakteure Pariser Blätter zu de» Manövern der «engebildetru Territorialarmee mit de« Bemerken Ungeladen, daß sie Wert daranf legten, ihren Kollegen au der Seine zv zeigen, welchen Aufschwung die Wehrkraft de» JuselreichrS genommen habe.
Daß bet allen diesen Hebungen sämtliche neuzeitliche« Errmgeuschasteo der Technik, Frldtelegrapheu, Telrfmke», Fernsprecher, Luftballon», «utomobile und Motorräder, ohne deren Zuhilfenahme die Leitung der heutigen Maffeuheere nicht denkbar wäre, iu Erscheinung treten, md daß hierbei »ersuche zur wetteren AuSgestalimg ihrer militärischen »er- Wendung vorgeuommeu werden, bedarf km« der Andeutung. An deu «aisermmövem iu Württemberg wird eine gegen früher bedeutend verstärkte Krastfahrabtetlmg — dem vernehme» nach 400 Raun — teiluehmeu; ms beiden Setten werden also starke Antomobllkolmneu ihren kriegsmäßigen Dienst übe». Zu« erstenmal soll ei» Teil derjenigen Laß- kraftsahrzenge heraugezogen werden, deren Besitzer von der Heeresverwaltung Beihilfe» bekommen, damit sie ihre Wagen jederzeit kriegsbereit für deu MobilmachmgSsall zur Verfügung Hallen. Auch da» .EiuheitSrad' de» freiwilligen Motorradfahrerkorp» wird seine erste große Prüfung in diese« Jahre zu bestehe» haben. Bei« «ardekorp» werden 4 Pmrerantomsbtl«, sogen, „rolleude Festungen" pratttsch mSgeprobt wach«.