Erscheint täglich mit Ausnahme der Lonn- und Festtage.

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Arr GrsklWstn.

Amts- mi> AuM-DIl st dkl OdekWls-KeD Nv>d.

Mevnsprechev Hkv. SS.

88. Jahrgang.

Mernsprechen Mr. LS.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

202

Aienstag, den 31. August

1909

»MM»».

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UoMische Hlebevficht.

S« -«glifche» Unterhaus berichtete Premierminister ASqutth über die Ergebuiffe der RetchSvertiidiguugSkonferenz. Er bezeichuete als Hauptergebnis de« Plan, die Kräfte der Krone so zu organisiere«, daß fie schnellstens in eine einzige homogene Reichsarmee zusammeugezog» »erden könnt», »en» die Kolonie« den Mansch hätten, zu der Verteidigung de» Reiche» in einer wirkliche« Rotlage behutrag». Hin- sichtlich der Verteidigung zur See bekannte sich Neuseeland pi der gegenwärtigen Politik der veitragSleistuug zu den Koste« der gemeinschaftlichen Seemacht, während Kanada »nd Australien eigene Flotte» zu begründen wünschten. Eine Umwandlung der Geschwader in den Srwässern de» fernen Ostens wurde in Erwägung gezogen auf der Basis der Errichtung einer pazisische« Flotte, bestehend au» drei Einheiten für die ostiudtschev, australischen und chinesischen Gewässrr. Ein Angebot Neuseelands sud AnstralieuS, Schiffe zu stellen, wurde angenommen.

I» Dentsch-Südweftafrika befindet sich die Krage der Selbstverwaltung -er Städte in gutem Floß. Der Gemriuderat von Swakopmuud hat de« Dr. Külz in vückeburg gebeten, als Bürgermeister nach Swakopmuud zn kommen oder der Stadt einen anderen tatkräftige» Bürgermeister vorzaschlageu. Die Hafenstadt Svakspmuud scheint demnach mit wesentlich größere« Eifer an die Auf­gaben der städtischen Selbstverwaltung heranzugeheu, als die Hauptstadt Windhuk. Bemerkenswert ist da» aus dem Vorgehen der Swakopmunder sprechende große vertrauen za dem Schöpfer der südwestafrikautscheu Selbstverwaltung. Mau bedauert eS im Schutzgebiet allgemein, daß gerade jetzt bei Beginn der praktischen Kommunalarbeit diese ver- traueuspersou der Bevölkerung bisher gefehlt hat.

Di* Spanier «nd die Sabyle«. Der .Matiu* meldet aus Madrid: Eine Gruppe von 50 Mauren griff am Freitag abend bei El Arba ein spanisches Lager an, wurde aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Die Spanier hatte« keine Verluste. Infolge der strengen Zensur trifft diese Nachricht erst jetzt ein. General Nquilera sandte 3 Kolonnen in 3 DnarS, die von El Arba 8001300 w entfernt sind. Sie vnrden verlassen augetroffen, was aus­fallend ist im Hinblick auf die Verhandlungen, die in den letzten Tagen zwischen dem Kaid von Quebdana und «eue- ral Marina gepflogen worden waren. Rau nimmt an, daß die augreiseudeu Mauren nicht vom Qaebdauastamm stad, sondern zur Harka gehören. Die Spanier verschanzten sich tu El Arba.

Unruhe» i« Rieberköndisch Indien.

Haag, 30 Aug. Nach einem Telegramm aus Ntedttländtsch-Jndieu fielen etugebsrere Polijüssldaten in Maugarai ans der Insel Flore» in einen Hinterhalt, wobei 15 Mann getötet vnrden. In dem nun folgenden Kampf mit den Truppe« hatte« die Angreifer 67 Tote. Zwei Lagemärsche von der Stelle des Hinterhalts entferut wur­den die Polizetsoldate« nochmals überfallen. Die Angreifer wurden zurückgeschlagen und verloren 35 Manu.

Vag««-Hleuigksiten.

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Viasold, de» 01. >«gust ISO».

Die «ene» veßtt«rmmge» de- Wechselst««-*!-

gefetze- find nunmehr in Kraft getreten. Die Nichterfüllung der Verpflichtung zur Entrichtung der Stempelabgabe wird mit einer Geldstrafe bestraft, die dem bOfache« Betrag der hiuterzogeueu Abgabe« gleichkommt. Nach den neuen Zu­sätzen ist, wenn die »rrsallzeit auf einen bestimmten Zahlung-- tag oder auf Sicht gestellten Wechsel später als 3 Monate nach dem Ausstellungstage eiutritt, auf die Zeit bis zu« Verfalltag für die nächsten 9 Monate «nd weiterhin für je fernere 6 Monate oder den augesaugeuen Teil dieses Zeitraumes eine wittere Abgabe in der gesetzlichen Höhe zu entrichten. Die weitere Abgabepflicht tritt bet Wechseln mit bestimmtem ZahluugStage nicht eis, wenn die drei­monatige Frist um nicht «ehr als 5 Tage überschritten wird. Sowett nach ausländischem Rechte Respekttagen statt- finden, werden sie der dreimonatigen Frist hiuzugerechuet. Die vorstehend für Sichtwechsel getroffene Vorschrift findet auch aus Wechsel Anwendung, welche bestimmte Zeit nach Sicht zahlbar stad, mit der Maßgabe, daß der Zeitraum, für de« die weitere Abgabe zu entrichten ist, bei trockenen derartigen Wechseln vom Ablauf von 3 Monaten nach de« AuSstellnugStage bei gezogenen derartigen Wechseln vom Ablauf von 3 Monaten nach der Annahme des Wechsels gerechnet wird. Ist drr Tag der Aunahme aus dem Wechsel nicht ersichtlich, so gilt in Ansehung der Stempklpfltcht der 15. Lag nach dem Ausstellungstag «IS Tag der Aunahme. sofern nicht uachgrwieseu wird, daß diese Annahme zu eine« andere« Zeitpunkt erfolgt ist.

Der Rechtschatt«» bringt jetzt wieder reife Früchte, und so seien alle Ellern dringend ermahnt, ihre Kinder vor dem AbpflÜSeu oder Genuß dieser gefährlichen Gift­beeren zu warnen. Der Nachtschatten gleicht dem Kartoffel­kraut und wächst kn Gärte« und au Hecken. Seine Beeren ähneln dm Heidelbeeren und 115 genügen, um nach ihre« Genuß den Tod herbeizuführeu.

Pfrorrderf, 29. Aug. Seit letzten Freitag ist dir Elektrische Leitung sertkggestrllt, und dürfe« «n« die hiesigen Landwirte auch die Wohltat dieser Kraft genießen, alle», sowohl Maschinen und Beleuchtung funktioniert tatellos.

Bo« GS«, 27. Ang. Nachdem fih die «emeindr Hochdorf schon fett diesem Frühjahr an das Elektrizitäts­werk KltuglerS Erben tu Nagold angeschloffeu hrt, werdm nun auch die Gemeinden Eutingen, Söttelfiugeu, Pfrondorf, und Lollmariugeu von dieser Firma Licht «nd Kraft er­halten und bis Herbst mit dieser Einrichtung versehen sei«.

Calw, 30. Aug. Als heute früh der erste »üterzug von Pforzheim auf den hiesigen Bahnhof eiulief, fand «au den verheirateten Bremser Äehm vou hier aus einem mit Stangen beladenen Wagen liegend mit einer schwere« Verwundung am Kopf bewußtlos ans. Mau brachte ihn in

da» hsestge Krankenhaus. Da in verflossener Nacht in

Brötzingen mehrere Häuser abgebrannt find, nimmt man au, daß Rehm sich ans dm Staugeuwagm gestellt hatte, um die Brandstelle zu überblicken und durch irgend ei« Hindernis einen Stoß erhielt, der ihn auf den «agm warf. Nach ueueste« Meldungen ist Rehm inzwischen gestorben, ohne da» Bewußtsein wieder erlangt zu Hab». Der Verstorbene hiuterläßt eine Witwe «U einem Kind; et« Kind ist dem Ehepaar erst kürzlich gestorben.

r. Ho,h a. R., 30. August. In de« benachbarten Ahldorf, hiesigen Oberamts, spielte der sonst gutmütige 17jährige Karl Hörtkoru, Sohn de» August Hörtkor» im Zimmer mit eine« Revolver. Dieser entlud sich und die ganze Ladung traf den jungen Menschen ins Herz. Da die Eltern mit Srntegeschtsten sich in der Schmer befanden, suchte er fortspringend auf der Straße Hilfe, aber bei Ka­meraden aolaugmd, fiel er tot zur Erde nieder.

Freudeuftadt, 28. Ang. LesebScher-Lehrerkousermz. Da das große Lesebuch sich verspätet hat, muß die für 32. Sept. nach Fresdeuftadt in Aussicht genommene Lrhrerkon« ferenz des Bezirk- Horb eine gemeinsame Kinferenz für Hork-Entiugeu fälli dieses Jahr weg in d« Oktober verlegt werden. Termin 7. Ottover, wenn die Dberschsl- behörde keine Amderung trifft.

Frendenstadt, 39. Aug. Maurermeister Chr. Schtttm- Helm, der vor 8 Tagen sich bet« Steiuablade» am Stadt­bahnhof eine schwere Verletzung zugezogeu hat, ist gestern «ach schwerem Leiden gestorben. Der schwergeprüfte» Familie, die einen bravm fleißigen Ernährer verloren hat, »mdet sich allgemeine Teilnahme zu.

r Arendenstadt, 30. Ang. Heute abend um 7 Uhr ereignete sich in der Nähe von hier ei« schwere» Automobil«», glück. Dar fahrplanmäßige AntomobilomntbuS der .Südd. AutomobilbetriebSgesellschast* kam vom Kniebis zurück, als kurz vor der Stadt au eine« starken Gefälle »ach Angabe des Lhanffmrs die Stmeruug versagte. Das Automobil fuhr seitabwärt», riß die Straßeuschutzsteiue nieder und stürzte eine c«. 5 m hohe Böschung hinunter. Hierbei wurde eine hier weilende Lehrerin, aus München namens E. Kiesrr, die neben de« Lhauffeur saß, heranSgeschlmdert sud war sofort tot, während der Lhauffeur und ein weiterer Paffagier t« Innern de» Wagen» mit unbedeutende« ver- letzungeu davoukamm. Die GerichtSkommisfio» war bald

«»r Stelle.

Bei de» beverstehende» Kaisermnnöner» soll

de« Verkehr», und Nachrichtendienst besondere Aufmerksam- keit zugewmdet werden. Insbesondere ist beabsichtigt, dies- mal von der Telegraphie ohne Draht ausgiebigsten Ge- brauch za machen. Wertvolle Erfahrungen werden dabei namentlich auch die snnkeutelegraphische» Einrichtung» liefern, mit welchen bas Luftschiff Groß 3, da» bekanntlich in der Nähe von Hall stationiert sein wird, ausgerüstet worden ist und deren zuverlässige» Funktioniere« bei der letzt» Fahrt der Groß 3 mit gute« Erfolg erprobt wurde.

Stuttgart, 30. Aug. Am 18. 19. uud 30. Sept. 1909, begeht der Württembergtsche Schwarzwald, verein die Feier feine» 25jährige« Bestehens. An»

Moderne Manöver.

Der Sommer, der ander» Menschen den ersehutw Ur- laub bringt, bedeutet für die Heere der großen Militärmächte die Zell, in der der Schlußstein für die militärische Aus- btldaug gelegt wird. Die Manöver in ihren verschiedene« Abarten nehme« ihre» Beginn, und sie bilde« nicht unr immer eine Prüfung dessen, was die Trnppm au KriegS- tüchtigkeit gelernt habe», sondern sie stellen «uch eine« Teil der Ausbildung dar. der sich eben darin ausdrückt, daß größere Trnppmvrrbäude zu gemeinsamer »irknsg zusam- «»gezogen werden. Das Prinzip »er modernen AnSbild- »ng verlangt e neu angrmeffeum Wechsel in dm Uebuugi- gegmden. In früheren Zeiten wurde die Zusammmziehung von manöverirrendeu Truppen znmeist durch Fußmärsche be- wirkt. Auch heute noch marschiere« wohl in der Regel die be- ritten» Truppen. Aber die Fußtrupp» werden doch jetzt zumeist mit den modernen Verkehrsmitteln an die UebuugS- Plätze befördert, weil «an von der Ansicht auSgeht, daß die Kräfte der Mannschaft für die eigentlichen Uebuuge« geschont werden müssen. In de« «eist» Armee« verlangt man heut« für die Regiments- und Brkgadeübungeu der Infanterie im ganzen zehn UebnugStage. Die» ist anscheinend nicht viel, genügt aber, wen« man dessen eingedenk ist, daß ja diesen Uebnug» bereu» eine intensive Schulung in der Kompanie und im Bataillon vorausgeht. Die eigentlich» Manöver »erd» elugetetll in Brigademanöver, DivtstonSmanöver und iu KorpSmauöder. Bei uu» in Deutschland schließen sich an

die letzteren die sog». Kaisermanöver an. in den» größere Lruppeuverbäude «ach kriegsmäßige« Grundsätze» gegen einander sich beweg» uud Kämpfe durchführen.

vergleicht man die Art und Weise, in der «och vor 100 Jahren Manöver ausgeführt wurden, mit der Methode unserer Tage, so steht man einen ganz gewaltigen Unter­schied tu der Auffaffung vss Zwcck und Durchführung diese» Zweige» der militärischen Ausbildung. Rau gab vor 100 Jahren eine sogenannte .Idee* aus, die als Grundlage de» Manöver» zu dienen hatte. Nicht genug an dieser .Idee' pflegte mau noch .Dispositionen* zu erlaffen, die so um- fasgrekch war», daß ein intensive» Studium dazu gehörte, sich in ihren Wirrnissen auch nur halbwegs auSzukemreu. von einer frei», selbständig» Entschließung der höheren Führer war keine Rede. ES war ihnen jeder Marsch vor- geschrieben, die Quartiere warm im Lora«» bestimmt, ja der Erfolg eines jeden MauövertageS wurde fchou von vorn­herein festgesetzt, damit ssich alle» streng in den steifen Formen der damaligen Taktik abspielen konnte. Für ei« Manöver am 21. Rat 1801 waren beispielsweise 18 Ka­nonenschüsse vorgeschriebe», die das Zeichen abgeb» sollten für die Bewegung der einzelnen Truppenteile im Manöver. Beim erst» Kanonenschuß sollte« die Bataillone halten, iu Zügen link» schwenk» uud daun nach vorwärts marschieren. Beim 9. Sanouenschuß mußt» die Bataillone Front mache« uud mit Pelotons zweimal chargieren. Heute wird den beiden manövrierend» Teilen eine angenommene Kriegslage »itgeteilt, uud die Ereiguiffe nehme», wie im Kriege, ihren zumeist ungewolltes, daher den natürlichen verhältntff»

entsprechenden Verlauf. Ganz abgesehen von den Hilfs­mitteln drr modernen Waffe« steh» ja auch de« modern» Rauövertruppen ganz andere Hilfsmittel zur Verfügung, als iu früheren Zeiten. ES gibt keinen Zweig drr mili­tärischen Ausbildung uud der kriegSgemäß» Verwendung, der nicht i« Manöver zur Ausführung gelangen würde. Die Pioniere richten Kolouueuvege her, drr Telegraph uud Fernsprecher tritt iu Aktion. Zur Teilnahme an den größer» Truppenübungen werden heute besonders Lnftschifferabkll- »ug» aufgestellt. Der Fesselballon ist schon eine ständige Einrichtung auf de« Manöverfelde.

Eben die modernen Hilfsmittel der Technik uM der Wissenschaft haben ja iu den letzten Jahren die Durchführung der Manöver sehr beeinflußt. De« Gebiete der Aufklärung uud drr Erkundung der feindliche« Strettkräste mußte in früher» Zeiten viel Arbeit uud Krastaufweuduug gewidmet werden. Das Gelände zu erkunden, möglichst iu die ver­borgenen Falten uud Well» de» TrrratuS eiuzudring», ist eine der schwierigsten Aufgaben der Truppenführuug iu großen und iu kleinen verbände«. Wenn früher eine große Anzahl von Kavalleriepatrouille« vorgeschickt werde« mußte, um den Amuarsch de» Gegners sestzustell», so kann mau heute diese Fühler der Armee auf ein geringes Maß beschränken, denn hinter Gebüsch »nd Terrainfalt» ver­borgen kau« «an mit einem Görz-Trieder auf viele Kilo­meter nach vorwärts jede Bewegung der Gegners beobacht». Befand sich vorher die Avantgarde einer marschierend» Abteilung weit vorn im Terrain, so mußte die Meldung durch Meldereiter »ach rückwärts gebracht werden. Heute