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88. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

201

Montag, den 30. August

1S0S

HM" Aeue Aesiell'ungen

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Pages-Hleuigkeite«.

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Nagold, den SO. August 1S09

Berfa»»!««-. Auf legte« SamSLag nachmittag hatte der VerbaudSvorfitzrude der Ueberlandzentrale vom Bezirk Calw und Umgebung, Herr Stadischslthrtß Müller von Neubnlach, die Jatrreffenteu zu einer Versammlung hieher eiugeladm. An der Versammlung nahmen teil: Herr RegtersugSpräfident v. Hofmauu-Rtutlingen, Herr Bau- direltor v. Letbbrand-Stuttgart die Herren RegiernugSräte völter.Eslw «nd Ritter-Nagold, HrrrProfrffor Veeseumayrr- Stuitgart und Herr Ingenieur Wahlström, sowie eine statt­liche Anzahl von Schultheißen vom hiesigen Obkramt und des Oberämteru Calw, Neumbürg «nd Lronberg. Der Vor- sttzmde begrüßte die Vertreter der Regierung und alle An­wesenden. Ss handelte sich in der Hanptsachr um dm am 17. Jani in N menbürg gefaßten Beschluß des Ausschusses betr. Eingabe um Erlaubnis zu« Bau der Ueberlandzentrale Calw und Umgebung. Dir K KretSregkeroug «achte die Genehmigung von einem Gutachten der K. Zentralstelle ab­hängig. Bor 8 Tagen etwa ist nun dieses Gutachten ein- gelaufen. In dem Gutachten -er K. Zentralstelle ist die Rentabilität des Unternehmens bestritten und der Erbauung der Zentrale wenig günstige Aussichten gestellt. Herr Bau­direktor Leibbrand-Stnttgart sowie Herr Prof. Versen- «ayrr und Herr Ingenieur Wahlström suchten an der Hand von genauen Berechnungen zahlenmäßig sachzuweise«, daß die Berechnungen in de« Gutachten der K. Zentralstelle zum größten Teil unrichtig und die ans den «vgmanes Be- rechmmgea gezogenen Schlöffe nicht stichhaltig seien, daß t» Gegenteil die im Voranschlag enthaltenen Sätze für Bau­kosten and Betrieb höhrr augesetzt seien, als der wirkliche Bedarf wohl ausmsche und daß dennoch die Rentabilität des Unternehmens gesichert sei. Berechnungen der Technik »nd der Volkswirtschaft lassen sich nicht von einander trenne». Der BerbsudSvorfltzende verlas ein Protokoll, in welchem der Ausschuß seine« Mißfalle« über dar Gutachten der Zentralstelle Ausdruck gab nud die Erb-nnng der Zentrale war« befürwortete. Herr Regierungspräsident v. Hofmau«- Reutlingen nah« dieK Zentralstelle in Schstz und brtoute, daß «S Psticht und Schuldigkeit dieser Behörde sek, bet eine« Unternehmen da» 2'/, Millionen Mark koste, zur Borficht zu mahnen. Schnldeu dürfen nicht gemacht werden. Herr Prof. Veeseumayer und Herr Jrrgeuienr Wahlströ« erklärten sich bereit, die schiefen Berechnungen, die ln de« Gutachten der K. Zentralstelle enthalten seien, durch genaue zahlenmäßige Nachrechnung zu entkräften. Der Herr Be- zirksvorfitzende referierte über die freundliche, günstige Auf­nahme, die eine Abordnung des Ausschusses beim Ministerium de» Innern gesunden habe, wa» von der Versammlung mit Beifall ausgenommen warte. Im wetteren Verlauf der Verhandlungen kam zur Besprechung, ob die Erbauung der WafferwerkSanlage (Ban einer etwa 3 Km laugen Stollen» durch den Berg zwischen Talmühle und Station Teiuach mit Elektrizitätswerk) nicht getrennt werden sollte von der Erbasnng der SasggaSanlage» in der Talmühle. Die Herren Techniker waren der Ansicht, es empfehle sich au» praktischen Gründen, zunächst mit der Erbauung der bang- gaSaulage« in der Talmühle zu beginnen und dann mit de« Ausbau der.Wasserkraft. Die Rentabilität des Unter- nehmen» sei aber erst nach de« Ausbau der Wasserkraft gewährleistet. Der Berbaudrvorsitzende. Herr Stadtschnllheiß Müller, bat den Vertreter der K. KreiSregieruug um Unter­stützung des Unternehmens «nd die «emriudevertreter um Werbung für zahlreiche» Beitritt in ihren Gemeinde«. Herr Reg.-Präs. Hosmann erwiderte, die Regie"«»- stehe dem Van diesrr Zentrale sympathisch gegenüber, habe aber an» Mangel au sicheren Grundlagen bisher zur Vorsicht gemahnt; zu rosig dürfe man die Sache nicht ausehev, wie auch da» Elektrizitätswerk in Schwenningen beweise, das allerdings »nter ungünstigen verhältst» «bette, veil sei« Abnehmer­kreis zu gering sei. Hinweisend anf einen Artikel im Schwarz. Wälder über Ueberlandzentrale« betont der Herr Rrg.-Prä- stdent übereinstimmend mit den in Fachkreisen gemachte« Er- fahrnugeu, daß sich Ueberlandzeutraleu mit kleine« Abnehmer- kreis nicht rentieren und vor Erbauung solcher zu warne»

sei. Rentabel seien nur Zentrale» mit große« Abnehmer­kreis; doch könne er die Erlaubnis znm »au der Saaggas- aulageu in der Talmühle in baldige, sichere Aussicht stellen. Herr Prof. Leesenmayer dankte dem Herrn Reg.-Prästdente» für sein ftenndliche» Entgegenkommen und brtoute u. a., daß vorerst mit dem Vau der Zentrale kein Geld verdient »erden volle, daß sich das Unternehmen erst rentiere, wenn die Wasserwerk ausgebaut sei; »ährend der Bauzeit dürfe mau aber, wie es bet anderen Ueberlandzentrale« der Fall gewesen sei, auf bedenteudeu Zuwachs der Ab- uehmerzahl und damit auf eine sichere Rentabilität rechnen. Der Herr Regierungspräsident gab »och den Rat alle be- teilkgteu Jutereffenten möchten in Bälde eine Eingabe um Erlaubnis zur gewrrSrpolizeilicheu Konzession für dm Ausbau der Wasserkraft der Ueberlandzentrale Calw und Umgebung eiureicheu, deren Genehmigung er seitens der K. Regierung in sichere Aussicht stellen könne. Der Herr verbaudSvorfitz- ende dankte de« Herrn Regierungspräsidenten für sein freund­liches Entgegenkommen und bat die Interessenten um ihre Unterschriften zn der Eingabe an dir Regierung. Die Ver­handlungen. die im hiesigen Rathaussaal ststtsandm. hatten sich bis '/«5 Uhr hinauSgezsgev. endigten aber zur allseitig«! Befriedigung mit dem erftenlicheu Resultat:Sicherstell­ung des Bans der Ueberlandzentrale Cal» und Umgebung.* Au derselben find bis jetzt 9V Semeiudrn ans de» Oberämteru Calw, Nagold, Neuenbürg nud Lronberg mit etwa 45000 Einwohnern beteiligt. Der Ban soll in 11'/» Jahren vollständig fertig sein. Wir wünschen de« Unternehmen alles Glück! Möge eS zu« Segen aller be­teiligten Gemeinden werden!

Konzert. Am SamStag abend veranstaltete das Militärgmesuugshei« Waldrck einen musikalischen Unter- haltnugsabend im Gasthof z. Rößle. Eine erfreuliche An­zahl Einwohner nud Kurgäste hatte sich i« »men, geräu­migen Saal des Gasthof» z. Rößle eiugrsunde» und lauschte de» herrlichen Klängen der Milttärmufik. Zum Vortrag kamen u. a. I« Zigevucrlager. Lilja-Lied. Erinnerung au 1870/71, Intermezzo au» Cavalleria Rnsticans, Eine lustige Fahrt dnrch die musikalische Welt und Ringelreihen au» Dollarprinzefstu. Di« Stücke sind durchweg gut znm Vortrag gekommen und mit großem Beifall ausgenommen worden. Allgemeine Heiterkeit haben einigeEinlagen* in Poesie und Prosa, mit nud ohne Mofik hervorgernfen. Nach Abwicklung des Programms wurde noch tüchtig das Tanz­bein geschwungen und nur zu bald treuste «au sich mit de« Ausdruck, es möge diesem gemütlichen Abend bald ein weiterer folgen.

^ Säugerkrauz. Seiner Gepflogenheit gemäß gab der hiesig:SSsgerkrasz* auch Heuer wieder eine Gesangs- Unterhaltung. Im Waldhorngarteu war daS schlichte und doch überaus schöne Ssmmerkonzert, das die Mitglieder des Vereines mit ihren Angehörigen, ihren Freunden und Sönnern gestern abend in harmonischer Weise znsammenfShrt« vnd aus eisige gemütliche Stunden vereinigte. Unter der kundigen Leitung ihre» tüchtiges Dirigenten, Herrn Schul­lehrer Günther, brachten die gutgeschulteu Sänger an» de« reichen Schatze ihres Können» die besten und schönsten Lieder, voran Leu neues Wahlspruch des Schwäbischen Sänger- bnudes, zum Vortrag und erfreuten damit die zu» Teil selbst von auswärts erschienene» SSste «nd Zuhörer. Möge diese Grsangsuuterhaltung ihren Zweck erreichen: anf der einen Seite die Säuger zu neue« Eifer und wetteren Fort- schritten ansporueu, auf der andern Seite aber da» Band zwischen ihnen nud den sonstige« Freunden des «esangS, ihre Liebe zu demselben rdernd , befestigen und stärken.

r Arendenftadt, 39. August. FSrst Leiuiugeu mit Gemahlin, vier Söhne» «nd einer Tochter ist zu kurzem Aufenthalt hier eingetroffen nud hat im KarhauS Waldrck Wohnung genommen. I« »aldhotel Stocktuger weilt zurzeit Prinz von Arenberg mit Familie, vier Söhnen nud einer Tochter.

r MrnenbSrg, 37. August. In der Scheune de» Löwen* in Salm Sach fand «au am Montag früh keu 28 Jahre alle« ledigen Dieustknecht Hng von Lauterbach mit einer schwere» Schtdelwnnde bewußtlos. Mau dachte zuerst er sei niedergeschlagen worden, aber es stellte sich bald heraus, daß der Mau« sich in der Trunkenheit ans den Heustock gelegt und von dort herabgefallen war. Er starb im Krankenhaus in Neuenbürg, wohin «an ihn dann gebracht hatte. _

r Stuttgart, 38. Aug. Der Verband der kath. Ar­beitervereine »er Diözese Rottevbnrg hält am 17. und 18. Okt. in Rotteuburg seinen diesjährige« Verbandstag ab." Anf der Tagesordnung steht u. a. ei« Referat des Reichstagsabgeordnetev Erzberger über da- ThemaWie

stellen sich die katholischen Arbeitervereine prr Reichssinanz- «form?* Der erste Sektretär des württemvergische» Verbandes, LaudtagSavgeordueter Andre, wird über de» Entwurf der ReichSversichernugsordnug* referie«.

Stuttgart, 29. Aug. Gestern fand hier der Süd- deutsche Gautag des Bunde» der technisch-indnstrielle» Beamten statt. Etwa 60 Vertreter der Bundesortssrnppe» in Bayer». Württemberg, Baden, Elsaß-Lothringen und der Rhrinpsalz hatten ihre Teilnahme augekündigt.

r Stuttgart, 38. Ang. Gesten, abend ist während der Vorstellung i« FriedrtchSbantheater im Sinematographen- bau Feuer auSgebrochen. Die Ursache ist »och nicht aufge­klärt, das Feuer wurde durch den dienstlueude» Feuerwehr­mann nud de« Apparat-teuer gelöscht. Letzterer hat sich dabei au beiden Arme« Brandwunde« zugezogev und mußte sich ins «athariueuhospttal begeben. Einige Theaterbesucher haben sich sofort entfernt. Die Vorstellung wurde jedoch z»

ca. 800 *6.

r Stuttgart, 28. Aug. Vorige« Samstag, wie erinnerlich, der Polizei ein 4 Jahre alter Knabe zugelaufen. Niemand fragte weiter nach ihm, und so blieb der Behörde nichts übrig, als ihn öffentlich aus,«schreibe». Fünf Lage nachdem das Kind aufgegriffea wurde, habe« sich jetzt seine Eltern, die ZimmermavuSehelkute Philipp Wöchner in der Retzstraß« 11 hier gemeldet und es wieder abgeholt.

Stuttgart. Nach de« im städt. Amts- und Anzeige- blatt veröffentlichten Bericht des chemischen »aborato- riumS und UvtersnchnngSamteS der Stadt Stuttgart über seine Tätigkeit im Jahr 1908 kamen i« che«. Lab», ratoris«, Aorststraße 18, tm ganzen 9689 Analysen und Arbetteu zur Ausführung. Bei 3608 Uvtersnchuugeu von Milch erwiesen sich 168 Proben als gewäffert, 8 als teil­weise entrahmt, 119 wettere wiesen eine» nicht regulativ- mäßigen Fettgehalt auf. Anläßlich des Vorgehens der Staatsanwaltschaft gegen eines Lieferanten von Kartoffel- mehl wurden eine Reihe von Metzgermeisteru in verschiede­nen Oberam'sbezirkrv des Landes als Abnehmer dieser Firma kontrolliert und durch die Landjäger Wurstprobeu entnommen. In einer größeres Zahl von Fällen waren solche Würste als mit Kartoffelmehl verfälscht zu beanstan­den. Lei einer Reihe von Wurstprobeu erwies sich die Hülle als künstlich rot gefärbt; insbesondere war dies bei Mettwürsten der Fall. Mehrere Mehlprobe« waren »er- schimmelt und enthielten überdies beträchtliche Mengen Bak­terie«. Verschiedene in Bäckereien verwendete Streumehl» gelaugten zur Untersuchung. Eines bestand aus Sägmehl (Kontserenholz), ein andere» aus gepulverten Nußschalen, ei» drittes in der Hauptsache aus Gips. Ein auswärtiger Bäcker, dem die Verwendung des letzgrnauuteu Produttes als Streumehl nicht znsagte, «engte er de« Brotmehl bei. Ein vom Ausland stammeudes, al»alkoholfrei* eiuge- brachteS Bier zeigte bet der Untersuchung einen Alkohol­gehall von 1,9 Gew.-Prozent.

r Stuttgart, 29. August. Dir au drr Kaisrrparade teilnehmenden Mitglieder drr württembergischru Krieger- vereine finde« vor der Zuschauertribün« ihre Ausstellung. Nach dem zweiten Vorbeimarsch wird der Kaiser die Krieger- vereine begrüßen und ihre Front adretten.

r Cannstatt, 27. Aug. Nach der Kaiserparade, an der sich, wie bekannt, die Kriegervereiue beteiligen werden, findet eine Vereinigung der Vereine im Kursaal statt.

r Schramberg, 38. Aug. Ein llnglücksfall, der auf Fahrlässigkeit und Unvorsichtigkeit zurück,«führen ist. ereignete sich in der Oberudorserftraße. Der 11jährige Kuabe de» Mechanikers «eßler hängt« sich au das nach Rottwekl fahrende Psstauto; tu der OSerudorferstraße sprang er ab und wollte nach de« Trottoir. In diese« Augenblick kam ein Radfahrer die Straße herab und rannte mit de« Kuabeu zusammen. Beide wurden zu Boden ge­schleudert, doch trug der Knabe anscheinend keinen Schaden davon; er stand auf und wollte «ach der andern Straßen­seite, doch das Unglück woMe es, daß ein anderer Rad­fahrer in demselben Moment dahergesaust kam und der Knabe nachmals überfahren wurde. Nun lag links und rechts an der Straße ein Radler, der eine mit verletztem Arm, der andere mit Verletzungen am Kopf bewußtlos; auch der Knabe wurde bewußtlos vom Platze getragen.

Eßlingen, 37. Aug. Unsere Stadt hat nunmehr auch eine Flugmaschtue. Der Ltkörsabrikaut Eipprrle von hier, hat eine solche anfertigeu lassen. Sie ist im Ban soweit »»rangeschrttteu, daß nächste Woche mit de» Flug- versuchen begonueu werden soll.

r Marbach, 29. Aug. Me bürgerlichen Kollegien haben dem Mediziualrat Dr. Föhr zu feinem 50jthrige« Doktorjubiläum und wegen seiner Verdienste um die Stadt das Ehrevbürgerrecht verliehe».