Erscheint täg ich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Der GrsrlljWtt.

AM- ml AiM-AM str Kn SKMs-KkM Mck.

Mevnspvechev Wv. 28.

83. Jahrgang.

Isernsprecher Wr. 28.

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Mit dem Plauderstübchen, Jlluftr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ 197

W1t«och, den 25. August

1909

UoMische WsSerficht.

Die A-gremz««- v»« Fabrik ««d Handwerk

wird i« kommenden Herbst Gegenstand kommissarischer Ber- haüdluugeu und wohl such gesetzgeSertscher Borarbeite» sei». ES werde» i« Reichsamt des Jrmer» Beratungen v«ter Teilnahme vos LerLreter« der Jvdustrie vvd de» HaudwerkS statlfiade«, um die von letztere« erhöbe»«» Beschwerde» zu prüfen und zu b-sritigrx. Das Haudwerk lehut fich bezüg­lich der ZagehSrigkeit zu des Handels, bezw. Handwerks­kammer!?, besonders gegen die bisherige Praxis aus. «ach der Betriebe, dir gerade durch die Hilfsmittel der Qrgavi- sattoueu des HaudwerkS eine» gewisse» Umsang erreiche», deswegen als Fabrikbetrieb avgrsrhev werde». Da es aber »»möglich erscheint, dvrch klare begriffliche Bestimmungen die Unterscheidung von Fabrik und Handwerk festznlegrn, so muß eise gemeinschaftliche Instanz geschaffen werden, der die Entscheidung aller derartigen Streitfrage» zasteht. Für diejenigen Bundesstaate», welche die BerwattnvgS- gerichtsbarkett eivgrföhrt haben Preußen, Bayrrn, Sachsen, Württemberg, Bsdeu Md Hessen erscheinen das OberserwaltnugSgertcht oder die diese« glrichstehenden höchsten Instanzen der LerwiltungSgerichte wohl als die zweckmäßigste Stelle. ES müßte jedoch, falls »an diese Lösung wählen sollte, für die Bundesstaate» ohne Verwal- tuvgIstreilverfkhreu eine andere Instanz geschafft« werden, wobei eine Zenrraiinstavz für das Reich wegen der Ler- schiedrnarttgkeit der Verhältnisse in den einzelnen Bundes­staaten wohl als a-rSgeschloffea gelten darf.

Der schweizerische vunde-rat hat über die Zoll- behandluug von Waresumschließvngeu dm folgende» sofort in Kraft tretendes Beschluß gefaßt: Art. 1. Handelsübliche, zvm Transport von Waren dienend-' Umschließungen find als Lara z« behs?de!u und unterliegen bei der Einfuhr in Gewißheit von Artikel 8 des ZslltanfgesetzeS vom 10. Okt. 1902 dm für die Ware geltenden Zollsätzen. Artikel 3. Drgegm find Umschließungen aller Art nach ihrer Be­schaffenheit gesondert zollpflichtig, wenn di« Absicht der Umgehung der EingangSzolleS für dir Umschließungen nach, weisbar ist oder a«S den Umständen augenscheinlich hervorgeht.

Die serbische Regier«»- erhielt von der öfter- reichisch.ungarischeu Regierung eise Erklärung, welch: die Brr sitz erring abgibt, daß in Zuknust jede Grenzverletzung durch ihre Organe, wie überhaupt das Uebrrschrettru des DrinaflaffeS anfS strengste bestraft werde und daß den Grevzbehördm strenge Anordnungen zugeschickt wurden, sie sollten de« Uebergsng über die Driira mtt allen Mitteln verhindern. Am Ssuvtag mittag überschritten nächst Wrsnjs Albanier die serbische Grenze Md überfielen einige Grenzdörfer. Sie Löteten zwei Serben. Dir Untersuchung wurde von beiden Seiten sofort eingeleitet.

Dem junge« Schah vr» Perfie« habe» die Rationalisten jetzt eisen nenen Lehrer nach ihrem Geschmack gegeben. Der bisherige Erzieher ist a»fgefo:drrt worden, dev Unterricht eir-zusteller'. A«S Odessa w rd gemeldet, daß dort eia geräumiger Palast für den abgrsetzten Schah

Mohamed Ali gemietet wnrde; der Schah soll am 7. Sept. dort eintreffev.

N«s der Türkei. I« ihrer Antwort ans die Kol­lektivnote der Schntzmächte wird die Pforte, wie derCourrier d'Orient" meldet, daraus Hinweise», daß es sich bei der Regelung der macedonischeu Verhältnisse um eine innere Angelegenheit der Türkei handelt.

Die türkische« Truppe« habe» eine» Sieg über die Aufständischen in Ae««« erfochten. Die Aufständischen sollen große Berlnste erlitten haben. Die in Berisfowitz versammelten etwa 3000 Albaner verweigern alle Stenern mit Ausnahme des Zehntes. Sie fordern ferner die Ab- setzuug der Regiernvg »vd die Nichtzulassung der Christen zs« Heeresdienst. Nach einer Meldung a»S Habibdzewo wnrde am Freitag ein bulgarischer Grenzposten vos türkischen Soldaten überfallen. In dem folgenden mehrstündige« Feuergefecht, au de« von beiden Seite« herangezogeue Berstärksvgen teilushmeu, wnrde« einige türkische Soldaten getötet.

Die kretische Fr«ge. Der Ton der merkwürdig geheimnisvoll behandelten Note der Schutzmächte an die Pforte ist ungewöhnlich scharf. ES wird darin einfach vorgeschriebe», was die Türket zu tnu habe. Eine Ge- bietSgarautie für Griechenland.wird darin nicht erwähnt, jedoch rnvd heraus gesagt, daß rin Krieg verhindert werden müsse. In einem solches Tose ist selbst der altes Türkei gegenüber nicht gesprochen worden, weshalb die Rote auf die Salonikier Machthaber, die fich in Maßlosigkeiten ge- fiele», wie ein Blitzschlag wirkte.

Di« Spanier i» Mar»kk». Eise Batterie Arttl- lerie, die znr Bedeckung einer LebeuSmittrltrauSporteS Mter- wegs war, hatte ei» Feuergefecht mit dem Feind, der fich unter Verlusten zurückzog. Unter einem Trvpp Mauren, die nächtlicherweile die Eisenbahn angegriffen hatte», «xplo- dierte eine Miese, die eine große Anzahl Maare» tötete.

Rach eines Meldung desMatt«" a«A Frz befindet fich der Roghi noch immer bei de« Bolksstamm der Best Mafia. Seine Niederlage war weniger vollständig als »an zuerst gemeldet hatte. ES war ihm gelungen, mit mehreren Geschütze» und anderem Kriegsmaterial zu ent­fliehe». Alle mit de« Wachsen unzufriedene« Stämme strömen de« Roght z», der bereits mit der Reorganisation der ihm gebliebenen Lrvppen begonnen hat. Die benach­barten BolkSßämme wagen nicht, ihn aszugreifev.

Uagss-Nsuigketten.

AZ§ WM «rd Lssd.

Nagsld, de» 28. A«,«st 1S0S

t Odfta«ska«s. Gestern nachmittag versammelten fich 14 Vertreter der DarleheoSkaffruvereise der Bezirks behufS Besprechung wegen Auschaffang vs» Mostobst. Die Brrsammlung fand unter dem Lsrfitz von Schultheiß Denglcr.-von Sbhausen bei Bieibrauer Bnrkhardt hier statt. Als AoftaasSkommissto» wurde« die seitherigen Vertrauens­männer: Stadtpfleger Fraser voa Wildberz, Gemeinde-

Pfleger Schöttle von Ebhauseu, Schultheiß DSrr von MinderSbach, Schuithett Schumacher von OherschwMdors nud «aldmetftee Wal, von Rohrdorf mfgestellt. »t» jetzt wurden ca 30 Waggon als notwendiger Bedarf an-

genommen.

Di« Lichtste««». Ueder den Umfang, tu de« die am 1. Oktober bei Konsumenten »orhaudeneu Vorräte au BelenchtMsSmtttel« der Nachsteuer unterworfen werden, scheint in wettm Kreisen «ach immer die Vorstellung zu herrschen, als ob die zu gewerblichen »der z« öffentliche» BerwaltnngSzwecke« beschafften Lorräte von der Nachsteuer frei seien. Nach der Vorschrift in 8 39 Abs. 3 der Leucht- «ittelstenrrgesetzrS bleiben indes, wie in den AuSführmgS- brsttmmunge» ausdrücklich festgestellt worden tst, unr die z» privaten HanrhaltungSzwecke» dienenden BelrnchtmgSmtttek von der Nachsteuer befreit.

I« Gewerbeblatt aus Württemberg vom 31. «uz. werden aus 3 betten Text die «rnndbestimmnugen der Zentralstelle für Gewerbe und Handel t« der neuen Fassung bekauutgegebeu.

Bei der Landelan-ftellnng van Lehrling-- arbeiten in Stuttgart erhielten auch zwei hiesige Lehrlinge Preise: H.inrich Viel fort einen III. mtt gut bis recht gut, Fr. Röhm einen III k Preis. Beide find bei Herr» Btldhan r Schuepf beschäftigt.

Der X.Land». Gannerband (Calw, Areudrustadt, Nagold und Neuenbürg) nimmt such Heuer einen Aufkans von Originalstmmeutalrr-Farren in der Schweiz vor und reist die AufkanfSkommisston Ende dieser Woche ab. Be­stellt sind 9 Stück ans de« Oberamt Calw, 8 aus dem Oberamt Nagold Md 5 ans de« Oberamt Neueabürz und ist zs hoffe«, daß auch Heu« wieder rin gutes Aarrenmatertal ans de« hiesigen Stadtacker znr »ersteigern», kommt.

«am Lande, 24. Ang. Die Wespen treten Heuer recht zahlreich auf und erweisen sich als unbequeme Gäste, da derm Stiche nicht angenehm find. Bel de« warme» Mai- und Junivetter gediehe« die Larven besonders gnt ond die Hitze im Anguß begünstigte die Ausflüge. Teils find die sehr Ssnschigru Zrlleunester auf dev Speicher« der Häuser nud Schuppen, teils auch in Erdhöhlsngeu ans de« Felde und in altem Gemäuer angebracht. Derartige Sülle» find aber für Menschen und Tiere oft sehr gefährlich. DaS sicherste BertilgMzSmtttel tst: die Nester morgens auSzn- sch«etel«. I - der Tierwelt haben sie nur eine« Feind: den Wespenbuffard. Dem reisenden Obst fügen diese sehr gefräßigen Insektes namhaften Schaden zu, denn: .die schlechtesten Früchte find eS nicht, an denen die Wespen nagen".

r Stuttgart, 33. Ang. Der Schwäbische Merkur schreibt: Für die Kaisrrparade tst folgender Programm entworfen: Montag de» 6. Sept. 3 Uhr 50 Rin. nachm. Ankunft des Kaisers u«d der Kaiserin. Abends Familien- tüfrl i« Schloß. 6 Uhr abend, MarschallStasel i» Schloß. Für die vormittags emtreffkndm Gäste: Fawiiteustühstück i« Wiihelmrpalast, RarschaSSfrühstück im Schloß. 8 Uh, abends Festtheater (»Zierpuppen und Lanzblldrr'.) Diens­tag 7. Srpt. 10 Uhr vor«. Parade tu Cannstatt. Hierauf

Der deutsch-englische Wettbewerb aus dem Weltmarkt.

Die Frage der Koukarrenz ans de« Weltmarkt ist für alle Staaten von hoher Bedeutung. In den 90er Jahre» sind dem mächtigen England zwei große Ko »kurrenten er­wachsen: Deutschland nud die Bereinigte« Staate« von Amerika. England hat die erste Nsllr tm Weltmarkt a»S- gespielt; i« Jahr 1900 ist fie au die Bereinigten Staate« Lbergegsngeo. Uad di: deutsche AvSfnhr vermehrt fich von Jahr zu Iah-; ez gibt in der Tat keine Statistik, die keine Bermehrang der deutschen ArrSsuSr asswriß. Ja Aegypten, Kleiaastrn, Jadieu, China, Japan: überall steht der britische Welthandel allmählich still oder geht sogar zurück, nud überall ist der deutsche im Steigen begriffe». Im Jahr 1883 hatte das Deutsche Reich (ta den Auges der Engländer) di« unerhörte Frechheit besessen, seine Hand auf ein paar Küstenstriche in Afrika zu legen. Diese Beleidigung mußte gerächt werde». Als Deutschland jenen versuch wagte «ad fich die Kolonien zulegte, beschloß man England einen Streich Deutschlands Ware» mußten als Schund gekeuozeichuet werden, damit sie nicht «ehr gekauft wurden. ES erschien damals das Gesetz, daß jede Ware den Stempel des AbKammmgSlaudeS trage« möffe. Das in OsrmLn^", das dazu führen sollte, daß niemand »te so gekemzetchueteu Ware» kaufe, wurde für «uS die größte Reklame. Denn Waren, dir man bisher tv England für gute englische etugekauft hatte, erkannte «au dort jetzt

als deutsche. Wie in der übrigen Welt die Bezeichnung auf deu Warm assgefaßt wnrde. davon zeugt die Erzählung eines engl. Reisende?, die im Jahr 1896 die Runde durch die Presse machte. Dieser Reisende kam auch au den Hof der Emirs von Afghanistan. Dort fand er aus Schränken u. s. w. wundervolle Nkppsachen. Bei näherem Hinsehen bemerkte er auf der Unterseite der Gegenstände deu Stempel ,Lls,äv in Svrmrm?«, «nd der Emir war davon überzeugt, daß mau die Ware» so gestempelt hatte, damit «au de» englischen Schund nicht kaufe!

Der Brite tst nicht fähig, fich vorzastellen, daß anders­wo auf der Erde etwas Sester sei« könne als bei ihm. Wohl gibt es auch einsichtige Fachleute und Staatsmänner, di« anders denken, aber im allgemeinen glaubt der Brite nicht, daß ihm i« Ausland ein Konkurrent erwachsen könne. Der Rückgang der englische» Ausfuhr Hst auch darin eine Ursache, daß der englische Kaufmann gewöhnt ist, unr große Aufträge entgrgeuzuuehmru, während der deutsche auch kleinere auSführt. Der Engländer schickt nur Kataloge in englischer Sprache aus, hat nur englisch sprechende Reisende »sw. Noch andere Faktoren wirken zusammen, s« England- herrschende Stellung im Welthandel zurück- gehen z» machen, als da find: der krankhafte Nationalstolz der Engländer, die hohen Frachtsätze ans ihren eigenen Eisenbahnen, die Gleichgültigkeit der englischen Kaufleute gegenüber de» ausländischen Zollvrrhältstffeu. Nach de« rnsstscheu Zollgejrtz z. B. werden Nasch neu nach dem Metall »erzollt, da, am teuerste« ist, «nd sollte es auch nur einen kleinen Bestandteil der Maschine bilden. Ver­

sendet et» englischer Fabrikant nach Rußland eine Maschine mit einem Messinggriff, so wird die ganze Maschine als Messtag verzollt. Ja, eS kommt vor, daß Schachteln mtt Briefpapier nicht als Papier, sondern als Seide ver­zollt werden müsse?, da str mit Seidevbäuder» umwickelt find, lieber diese Gesetze tst eben der Engländer erhaben. Dies verteuert aber seine Waren um ein erhebliches. Dazu kommt das «nbeqaeme Münz-, Naß- und SrvichtSsystem, alles Dinge, die bei de« Handel schwer iaS Gewicht fallen. Der Schwerpunkt aber liegt aaf dem Gebiet der Produttton.

Eine Handelspolitik, die keine ProduktiouSpolitik ist, ist keinen Schuß Pulver wert. Die ProdsktiooSfLhigkeit des Arbeiters ist aber um so größer, je gebildeter er ist. Bon methodischer Ausbildung der Arbeiters ist der Eng- käuder kein Freund, nud deshalb ist ihm der Deutsche über­legen. Dte Utbrrlegeahett Deutschland» zeigt sich tu der Elektrotechuik, ans de« Gebiet der technischen Chemie, de» Stahlproduktion, des SchffbanrS ns«. England hat e» noch nicht za einer einziges elektrotechnische» Hochschule ge­bracht und uns eia Lehrstuhl für Elektrotechnik existiert au einer Universität. DaS find nicht eigentlich Dinge, die veruachlässtgt worben find, sonder» solche, gegen dir der Brite eiar grundsätzliche Abneigang hat. Im Jahr 1900 hat die deutsche Stahlproduktion die enzitsche überschritte»; nufere Kohlen- und Etseuproduktis« rückt der englische» immer näher.

Ja eine« Gebiet jedoch behauptet sich England: ans dem der Lrxtll-Judußrie, das über ein Jahrhundert als Englands Monopol bekannt war. England besitzt dir feinsten