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Tlages-Werrigkeitsn.

* Liebenzell, 30. Juni. In der gestrigen Sitzung der bürger« Wen Kollegien machte Hr. Stadtschultheiß Rau die Mitteilung, daß er von seinem Amt zurücktrete. Zu diesem Entschluß, den die hiesige Einwohnerschaft sehr bedauert, wurde Hr. Rau besonders durch sein hohes Alter und dem damit verbundenen Wunsche, der schweren Lasten eines Stadtvorstands ent» -ledigt zu sein, bestimmt. Am 6. März 1854 trat derselbe seine Stelle an und seit dieser Zeit hat er mit Umsicht und Sachkenntnis, mit Friedensliebe und seltener Uneigennützigkeit seinen Dienst auf's beste und zur vollsten Zu­friedenheit der Gemeinde verwaltet. Auch werden die Fortschritte und der Aufschwung Liebenzells, die die Stadt unter seiner Amtsführung gemacht hat, von jedermann gewürdigt. Wohlwollende Anerkennung seitens der Stadt­gemeinde fand sein Wirken bei seinem 25jährigen Dienstjubiläum durch die Widmung eines silbernen Pokals, ebenso wurden seine Verdienste im Jahr 1883 durch Verleihung der goldenen Zivilverdienstmedaille und in den letzten Tagen durch die silberne Jubiläumsmedaille ausgezeichnet. Bei seinen Kol­legen war er allgemein geachtet und bekleidete viele Jahre hindurch die Stelle eines Ausschußmirgliedes der Amtsversammlung. Wir wünschen ihm daher, es möge ihm zu seinen 70 Jahren noch ein langer, ruhiger und freundlicher Lebensabend beschicken sein.

A " Aichhalden (Obdf.), 21. Juni. (Unglücksfall.) Gestern abend wollte ^^^"ein Bauer, der einen Brunnen graben läßt, seinen Arbeiter zum Vesperbrot ' holen, derselbe gab auf wiederholtes Zurufen keine Antwort. Der Sohn stieg jetzt in den bereits 60' tiefen Brunnen und fand den Brunnengraber an der Wand lehnend tot. Er ließ ihn liegen und zog ihn erst an das Tageslicht, als das Gericht an Ort und Stelle war. Die Ursache des Todes ist ohne Zweifel ein Schlaganfall.

Stuttgart. Während der Jubiläumstage betrug die Einnahme auf hiesigem Bahnhofe allein 60,000

Die Festtribüne, welche die bürgerlichen Kollegien von Cann­statt auf dem Paradeplotz erbauen ließen, war 180m lang und 20 m tief; es wurden etwa 5800 Karten verkauft und gegen 600 Karten gratis abge­geben, macht zusammen 6400 Sitzplätze. Eingenommen wurden inkl. der Stehplätze mit 900 »1L, etwa 24,000 daher der Stadt Cannstatt trotz den nicht unbedeutenden Nebenkosten noch eine erhebliche Summe übrig bleibt.

Vom Fuße des Rothenbergs, 27. Juni. Die frohen Hoff­nungen unserer Weingärtner auf einen reichen Herbstsegen wurden durch das Auftreten des Heuwurms,-einer zu denWicklern" gehörigen Raupe, wesent­lich herabgesttmmt. Derselbe stellte sich während der Blütezeit in der Regen­woche nach Pfingsten ein und hat in einzelnen Lagen fast den vierten Teil der Trauben vernichtet. Wir wollen hoffen, daß bei der rasch vorüberge­gangenen Blüte und der günstigen Witterung die unbeschädigten Trauben um so bester werden.

Tübingen, 29. Juni. Die Nachricht, daß eines ihrer Mitglieder, Büchsenmacher Mohr (Sohn des Schlofsermeisters Gottl. Mohr in Calw) beim Stuttgarter Schützenfest den Königspreis gewonnen habe, wurde von der hiesigen Schützengilde mit Jubel ausgenommen. Mit Musik und Fahne wurde der glückliche Gewinner bei seiner Ankunft von Stuttgart von den Schützenbiüdern am Bahnhof empfangen und in das Museum ge­leitet. Hier entwickelte sich ein heiteres Fest. Schützenmeister Metz brachte auf den hohen Spender, den König, ein dreifaches Hoch aus, worauf der Prachtvolle Becher mit Champagner gefüllt unter den Genoffen kreiste. Auf ein Ergebenheitstelegramm an den König kam der ollergnädigste Dank zurück. Aus 36 Schützenbechern wurde an diesem Abend noch mancher edle Tropfen getrunken, zumal noch weitere Siegesbecher von den Herren Metz, Mohr, Schüle, Degginger, Sontheimer und Hopff an diesem Schützenfeste errungen wurden.

Hechingen, 28. Juni. Kanonendonner von der Stammburg Hohen- zollern begrüßte letzten Mittwoch abend den Sonderzug, welcher die Kaiser­lichen Majestäten von Stuttgart nach Sigmaringen brachte. Gestern

abend kündete Kanonendonner die Rückfahrt des Kaiserlichen Hofzuges wieder an und den allerhöchsten Herrschaft«! zu Ähren Lrahlte die stolze Burg in allen ihren Teilen in einem schimmernden Lichtmeer, verschönt von bengalischen Feuern, die auf den Basteien entzündet wurden.

Mannheim. DerBadische Beobachter" erzählt folgende Ge­schichte: Dieser Tage kamen in einen hiesigen Juwelierladen Mutter und Tochter in der Absicht, einen Ring zu kaufen. Während beide die Vorgelegen Ringe prüften und wählten, versetzte die Mutter plötzlich der Tochter «ne schallende Ohrfeige. Das Mädchen hatte während des Auswählens einen Ring in ihrer Tasche verschwinden lasten. Der Juwelier war durch die Zurückgabe des Ringes und das mütterliche Strafgericht befriedigt, und nachdem eines der vorgelegten Exemplare rechtmäßiges Eigentum der MuÜer geworden war, verließen beide das Lokal. Nach ihrem Weggang aber be­merkte der Geschäftsinhaber, daß ihm ein sehr wertvoller Ring fehlte. Dank der schnurgeraden Richtung aller Mannheimer Straßen konnte das Paar noch entdeckt und zurückgeholt werden. Diesmal fand sich der vermißte Ring in der Tasche der Mutter!

Im Tannenwald.

Wenn die Sonne hoch am Himmel steht,

Und die schwüle Luft die Brust beengt,

Wenn der Wandrer durch die Haide geht.

Und kein Lüftlein linde Kühlung bringt,

Wenn wie abgelebt

Matt das Herze bebt.

Und die Zunge heiß am Gaumen klebt,

Winkt's aus Wipfelhöh'n:

Kommet Jung' und Alt'

Herrlich, wunderschön Jst's im Tannenwald!"

Ja, wie labend ist's hier, und wie fein Wo ambros'sche Düfte uns umweh'n,

Und wie lieblich so im Dämmerschein Sich auf weichem Moose zu ergeh'».

Beeren süß und gut

Frischen auf das Blut,

Durch das Herze zieht ein neuer Mut.

Drum auf Schwarzwalds Höh'n Jubeln Jung' und Alt':

Herrlich, wunderschön Jst's im Tannenwald."

Hier ein Häslein leicht im Grase hüpft,

Froh das Eichhorn durch die Aeste springt.

Dort ein Rehlein durch die Büsche schlüpft.

Wo die Drossel hell ihr Liedlein singt

Plötzlich alles steht Lind ein Lüftlein weht.

Durch den Waldesdom die Gottheft geht!

Wie in heil'gen Höh'n Fühlt sich Jung' und Alt',

Herrlich, wunderschön Jst's im Tannenwald!

Eßl. _Hgl^_

Was man im Krüjahr thun soll. Alle, welche an dickem Blut und in Folge dessen an Hautausschlag, Blutandrang nach Kopf und Brust, Hämorrhoiden etc. leiden, sollten nicht versäumen, durch eine Frühjahrs-Reinigungskur, welche nur wenige Pfennige pro Tag kostet, ihren Körper frisch und gesund zu erhalten. Man nehme hierzu das beste Mittel, Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen, erhältlich ä Schachtel 1 ^ in den Apotheken und achte genau auf den Namenszug und den Vornamen Richard Brandt's.

Calw.

Gerichtstag

wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, -eu 8. Juli 1889, von vormittags 1012 Uhr, auf dem Rathaus zu Neuweiler ab­gehalten werden.

Den 1. Juli 1889.

Amtsgerichtsschreiber Keller.

Revier Hirsau.

Arennholz-Wrkauf

am Donners­tag, den 4. Juli, vormit­tags 9 Uhr, aus Staatswald Lützenhardt, Abt. Heuweg, Rittweg und Lärchengarten u. s. w., im Gasthaus von Mohr in Hirsau:

Rm.: 3 Buchenprügel, 2 Birken- prügel, 18 Nadelholzscheiter, 253 desgl. Prügel und Anbruch, 47 tanneue Rinde.

'MH

Revier Hirsau.

Wegsperre.

Der Untere Fkhrenbergweg im Staatswald Weckenhardt ist auf weitere 3 Wochen gesperrt.

K. Revieramt.

Verkauf.

Im Vollstreckungswege verkaufe ich am

Samstag, den 6. Juli, nachmittag» 6 Uhr, in dem Eteinbruch, früher dem Spangen­berger gehörig:

Quader, Platten verschiedener Größe und Mauersteine

gegen sogleich bare Bezahlung.

Gerichtsvollzieher W o ch e l e.

Oberkollwangen.

Im Wege der Zwangsvollstreckung wird am

Mittwoch, den 3. Juli, mittags 1 Uhr,

gegen Barbezahlung zum Verkauf ge­bracht :

Zusammenkunft beim Rathaus, ven 28. Juni 1889.

Gerichtsvollzieher E h n i».

Privat-Aryeigen.

Berloreu

ging bei der Bahnfahrt von Leinach nach Pforzheim ein Notizbuch. Der

redliche Finder wird gebeten, dasselbe im Compt. des Calwer Wochenblattes abzugeben._

Liebenzell,

Oberamts Calw.

Veraccordierung von Gipserar-eiterr.

Die Verblendung und der äußere Anstrich von Wohnhaus Nr. 11 des Hafners Wilhelm Forstbauer hier (Ueberschlagsbetrag 264 ^L) werden im Submissionsweg vergeben.

Der Ueberschlag liegt bei dem Un­terzeichneten, welchem auch die bezüg­lichen Offerte bis

Samstag, den 6. d. M., nachmittags 3 Uhr, portofrei zugestellt werden wollen, zur Einsicht auf.

Den 1. Juli 1889.

I. L.:

Ch. Lörcher.

Vkevliselformulsrv

sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.