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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

U 193

Irettag, den 20. August

1S0S

Seine Majestät der Pönig habe» durch Allerhöchste Ordre v»« U». August 1S0S dem Königlich Preußische» Veneral der Kavallerie »o» Einem gen. von Rothmaler, von der Armee, Allerhöchst be­auftragt mit Vertretung des beurlaubten kommandierenden Generals da» VII Armeekorps. L la suits deS Kürasfier-Regiment» von Drie- fen (Westfälisches) Nr. 4, bisher Königlich Preußischer Staats- und Kriegsminlstrr, daS Eroßkreuz deS Ordens der Württrmbergische» Krone Allrrgnädigst »u verleihen geruht.

Sein» Königliche Majestät haben am 18. August d. I. aller- gnädigst geruht, den Amtsrichter Dr. Brauer iu Stuttgart seinem Ansuchen gemäß an das Amtsgericht Reueubürg zu versetzen und den Amtsgerichtssekretär Franz von Heidenheim zum BezirkSuotar in Trinach zu ernennen.

Die Arbeiten des württ. Landtags.

Zum Schluß beider Kammern schreibt die Frkf. Ztg. Wer dar vos ihnen erledigte mufasgreiche Arbeitspensum: Nach einer Tagung, die alle früheren au Dauer Wertrifft, ist der vürtt. Landtag in die Ferien grgasgeu. Die Lag- uug zeichnete sich aber nicht nur durch ihre Länge au», sie kann wegen de» Gelingen» der BolkZschuluovelle sich auch mit ihren Leistungen sehen lassen. Außer der BolkSschul- «ovelle war es der Aal, der die beides Kammern «ouate- laug beschäftigte «ud der infolge der schlechte« wirtschaft­lichen Konjunktur infolge de» Rückgang» der Eiseubahureute und der schlimme« Wirkungen der RetchSfisanze» aus die Finanzen der Bundesstaate« außerordentliche Schwierigkeiten dot. ES gelang schließlich, ihn statt durch eine Istprozeuttge durch eine 5prozeutige Struererhöyusg zn balancieren. Der Etat schließt jetzt in den Ausgaben für da» Jahr 1S09 mit 96206 232 für 1910 mit 101144911 da» sind für 19091270164 weniger, für 1910dazegeu1947 813 «ehr als der MatSrutwurf vorsah. Zur Deckung dies« Bedarfs find au Einnahmen MS dem «ammergnt und MS Stenern für das erste MatSjahr 96851000 und für daS zweite 100 655 000 ^ eingestellt, daS fiud 623 000 ^ weniger Lrzw. 1458000 mehr als ursprünglich veran­schlagt. Wahrend iu dem ersten Entwurf Einnahmen und Ausgaben sich deckte», wird jetzt für 1909 rin Ueberschnß hon 646170 angenommen, für 1910 dagegen ein Fehl­betrag von 489806 *6, sodaß für die ganze Matperiode pro Saldo rin Ueberschnß von 156 364 sich ergeben soll. Die Besserung des Etats wurde erzielt durch die Minderung der Ratriknlarbeiträge um rund 800000 »w, durch Verringerung beS PostaaSglrichsugSbeLrageS am 1800 000 und durch Erhöhung der Bierstrner, durch die es möglich war, den MrrstruersuSgleichssgSbkitrag MS dem Jahre 1906 zu beseitigen. Dazu komme» Rrhretsuahmru MS dem Holzertrag der Forste«, der von 17550000 «w in jedem der MatSjahre auf 18144000 ^ für das erste md 17928000 für das 2. Jahr hiüausgesetzt werde« konnte, und ei» Teil der ans der Erhöhung des Tarifs der 4. Wagevklaffe erwarteten Mehrerträge. Die Einnahme« MS der Tartserhöhnng, die am 1. Dezember in Kraft treten soll, find Ms 330000 im erstes Jahre «ud aus 1420000 ^ im zweiten Jahre berechnet. Von diesen Mehrerträg« solle» aber 1383600 ^ dem Msenbaha- reservefondS, der anfgebrMcht ist, zngeföhrt werden. ES ist keiueSwegrS ein befriedigender Abschluß, der ans diese Weise erzielt werde» konnte; und sowohl die bedeutende Erhöhung der Bierstrner als die Tariferhöhung wurde« von der Bolkspartei nicht leicht genommen. Aber entscheidend mußte sein, daß eine 12prozentige Erhöhang der Einkom­mensteuer in der gegenwärtige» Konjunktur eise anßer- «deutltch harte Belastung der Steuerzahler dargrstellt hätte. Daneben war zn beachten, daß dir künftigen Jahre eine starre Steigerung der Ausgaben bringe« werde», Leuen keine Mehreinnahmen ^egenübersteh«.

Der Abg. Lteschtug hat tu seiner anSgezrichneten Ueber- ficht über die Finanzlage, die er in der Debatte über die NeichSfinanzresorm gab, auf die- Moment besonder» hin- gewieseu; die Beamtenaufbesfermrg wird 5 Milloueu er­fordern, und zur Deckung werde eine abermalige Steuer- erhöhang notwendig werden. Wie aber würde eiae Br- amteuausbefserung, die tu dieser Weise vorgerromm« werden müßte, aus die Bevölkerung wirken? Dagegen bedeutet die jetzt beschlossene Stmererhöhnug um 5 Proz. eine für die kleinen Einkommen kan« fühlbare Belastung. Für die Tariferhöhung sprachen die schlechte Rentabilität der Eisen­bahnen, die infolge der Einführung de» 3 ^-Tarifs im Jahre 1908 einen Ausfall von 151500 ^ hatten, und vor alle« die dringende Notwendigkeit, den Mstnbahmeserve- foudS wieder aufzosüllev und damit den Bau von Nebm- bahnev zu sichern. Dabei werden die Arbeiterwochenkarten von der Srhöhuvg nicht getroffen.

Der Abschluß de- Mat» verzögerte sich durch die Uu- klarheit Wer die Wirkungen der Rtichsfinau»reform bis »ach de« 1. Anglist, so daß ei» Notgesetz erlaffe» werde»

maßt«, das die Forterhebung der Steuer« bi» zu« 31. August gestattete. Die Verhandlungen Wer die Einzeletats selbst waren jedoch schon so ausgedehnt, daß auch ohne jene Verzögerung der Sesamtetat kau« früher hätte serttsgestellt werden können. Die Erwartung, daß mit de« Wachsen der Distanz von den Wahle« das agitatorische Bedürfnis sich vermindern werde, hat sich nicht erfüllt. Die Oesfent- lichkeit der Plenum« reizte zur Wiederholung der Kommtt- fiouSverhaudlnugeu, zur Einbringung von Anträge», deren Unreife ihren wahre» Zweck verrät, und z» ermüdenden PlaidoyerS für Eiuzelwünsche. Das starke politische Her- vortreten der beruflichen Organisationen und wirtschaftlichen Jutereffeu bei den Proporzwahleu übte seine Wirkungen anch auf die Verhandlungen, and weckte eine Rivalität, die der sachgemäßen und raschen Erledigung der Geschäfte nicht fetten hinderlich sein mußte. DaS dritte große gesetzgeber- ische Werk dieser Tagung, die Basordusn-, wurde nicht mehr ferttggestellt. Die Erste Kammer hat so einschneidende Lendemngeu an de« Beschlüsse« der Abgeordnetenkammer vorgenommeu, daß eine Einigung noch lange Verhandlungen beanspruche« wird. Mit der Bauordnung harren anch noch die Entwürfe für Schaffung einer LaudwtrtschaftSkammer, bei de« gleichfalls beide Kammern stark anSeinMdergehe», «ud über de« Waffengedrasch der Landjäger, sowie einige sonstige Entwürfe ihrer Srledignng. Ebenso blieben uner­ledigt: Dis Denkschriften Wer die Unterhaltung der gymuafialeu, realgymnastaleu und realistisches Schule», Wer die Verlegung der tierärztlichen Hochschule nach Tübingen, über die llebernahme der VolkSschullasteu Ms dm Staat, über die Fortführung der Steuerreform, während die Denkschriften Wer die Organisation der niederen evangelisch-theologischen Seminare und über die Güter­wagengemeinschaft durchberates wurden. Verabschiedet wurden ferner vier Nachtragsetats zn« Mat 1907/08, vier Nach- tragSetatS zu« Etat 1909/10 und zwölf wettere Entwürfe, die z» einem große» Teil mit dem Etat der Interpellation wegen der Stellung der »ürttembergtschru Regierung zur RttchSweisstmer, uad zur Gak- und ElektrizitätSsteuer, so­wie die Anträge zur VollzsgSverfügung zn« ReichSver- eiuSgesetz. Daneben wurde« zahlreiche sonstige Anträge und Petitionen aufgearbeitet, und schließlich gab sich das Haus eine neue Geschäftsordnung, die den geänderten parlamen­tarischen Verhältnissen Rechnung trägt.

Noch um einige Grade schärfer, als iu den früheren Tagungen hat sich die Scheidung der Parteien iu de« letzte» Jahre vollzogen. Die eine Ursache liegt tu den Fragen, die in den letzten Monaten besonders stark fich gellend machten, dm Kaltnrfragen im engeren Sinne, die andere war die parteipolitische Mwickluug l« Reich. Die Volks« schuluovelle, die Erörterung über da» Verhältnis von Staat und Kirche, dir fich an den sogenannten Fall Heilig au- knöpfte, zeigten eine Mehrheit bestehend MS Volk-Partei, Deutscher Partei und Sozialdemokratie, die eine gradlinige fortschrittliche Politik, wenn auch tu etwas gemäßigtrm Tempo, stchert, vorausgesetzt, daß die Deutsche Partei die Grenzen gegen die Konservativen klar absteckt. In dieser Rtchtuug hat anch das Lerhalteu des Bauernbundes bet der RelchSsmauzreform förderlich gewirkt, und wie schmerzlich die Isolierung an der Seite der Zentrum» dem Bunde ist, da» verriet die dringende Einladung, die der konservative Abg. Kraut au die Deutsche Partei zur Erueüerung der alten Freundschaft richtete. Die Geschlossenheit gegen recht» ist aber um so dringender, als dir Erste Kammer iu stärkerem Maße al» früher versucht, ihre konservativen An­schauungen zur Geltung zu bringen.

Notttijche HleberftcHt.

Der de«1sch-fchweizerische Mehkkoufiikt, der dadurch hervorgeruseu vmde, daß die schweizerischen Mühlen fich durch die Höhe der Zollrückvergütnng an die deutschen Rühle» benachteiligt fühlen, scheint eine friedliche Lösung find« !zu sollen. DaS bayrische EtaatSmiutsteriu« teilte nämlich der Augsburger Handelskammer mit, der Reichs­kanzler habe die Bestimmung in 8 4 der «nsuhrschrinord- nuug ad 1. Oktober 1909 dahin abgeäudert, daß für die Berechnung der Mufuhrscheiue für Weizenmehl 1. Klaffe 30 Kilogramm Mehl gleich 45 Kilogramm Weizm und 100 Kilogramm Mehl gleich 150 Kilogramm Wetzen gleich- zustelleu find, während bisher 30 gleich 48 »ud 100 gleich 160 gerechnet wurden. ES ermäßigt fich daher die Zoll- räckvergütung für 100 Kilogramm Weizenmehl von 8,80 aus 8,25

Die tLrkische Ne>ier»», hat »»gestimmt, daß die russische» Kaiserjachten .Standort' und .Polarster«' ms der nächste» BesachSruodsahrt de» Zaren die Dardanellen

dnrchsahren dürfe». ES handelt sich natürlich um um eine

Ausnahme, die im übrigen an de« »erbot der Durchfahrt der Dardanellen nicht» ändert. Ei« «mertkantsche» Syndikat unterbreitete de« Sroßwrstr er» SsuzessionSgesnch für eine Mse«bah»ltuie von 2000 Kilometer Länge von Sisa- zu« See von Wau. DaS ist der Anfang ein« kommerzielles Erobern«---«-» Amerika- i« die Türkei. Den« dar Staatsdepartement i« Wastzingto» warwte fich an die amerikanische» Korporotirme» mit der Anforderung, fich «m Telephon- und Vahukoozesfione» tu der Türkei z« bemühen, Md wies in einer längeren Erklärung Ms die gegenwärtigen güasti«« komerziellen AuSstchtes Amerika» in der Türkei bin.

Au» Perfia» wird gemeldet, daß fortwährende Erörterungen in betreff der finanziellen Anordunuge« für de» abgesetzte» Schah stattstude», dessen im Ausland gemachte Schulde» eiue große Snmme darstelleu. Zill er Sultan, der als Gefangener in Rescht fich weigert, Beiträge »n dm Kost« der Regierung zu leisten, wird strenge bewacht »erden, bk» er die Forderungen der Regierung erfüllt.

I« der Kretafrage werden gegenwärtig zwischen dm Schutzmächteu direkte Verhandlungen gepflogen wegen eine» neuerlichen ernste» Schrittes, den dir Schutzmächte bei der Pforte tu der Form einer Ksllektivnote unternehmen sollen, deren Ueberreichuug immittelbar Stvorstehk. Hoffentlich hat sie «ehr Erfolg al» die bisherigen Schritte der Schutzmächte, die nicht vermocht habe», die unversöhnliche Stimmung iu der Türket zu mildern. Maßgebende Stellen der Pforte erklärte» bei dem diplomatischen Empfang am Montag, daß die Pforte darauf bestehe, daß Griechenland die in der letzt« türkischen Rote verlangte Erklärung bezüglich Kreta» abgebe. Auch da» türkische Geschwader, das Ms Wunsch der Mächte noch ekrtge Tage iu Smyrna zurückgehaltm worden war, ist gestern in einer Stärke von 10 Schiffen von de in See gegaoge», wie es heißt, mit der Bestimmung nach Karpath». Am Montag begann auch der autigriechtsche Boykott, der aufs schärfste dnrchgrführt wird. Die ettmuanischm Gesell­schaften beteiligen fich an dem Boykott der griechisch« Schiffahrt durch Entlass»»- der griechischen Arbeiter.

Auf Kreta landete gestern früh «m 5 Uhr eine ans Matrosen der Schutzmächte znsammeu-estellLe Kompanie, hotte, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignete, die ans der Fest- Mg am Eingang des Hafens wehende Flagge herunter «ud befestigte den Flaggenmast. Rach Zurücklassung einer inter­nationalen Schutzwache von 50 Rann ans der Bastion, wo die Flagge geweht hatte, kehrten die Truppen an Bsrd'zu- rück. Die kretisch; Gmdarmerkt hielt die Ordnung in der Stadt aufrecht. Die Stimmung in der Türkei gegen Griechenland ist »ach wie vor gefahrdrohend. Für gestern wurdr die griechische Antwort erwartet, die ihrem Inhalt nach der Pforte bereits bekannt sein soll. Die griechische Regierung erklärt, fie habe eine nochmalige eingehende Unter­suchung der Klagen der Pforte tubezug aus die griechisch« Kon­sul» in Mazedonien sowie ans die Zurückziehung der griechisch« Offiziere aas Kreta veranstaltet Die Untersuchung habe ergeben, daß die Haltnng der griechischen Regierung gegen­über der Pforte io beiden Frag« durch««» loyal gewesen sei, so dsß der Bsrwnrf eines nusrrnudlichrn Verhalten» Griechenlands gegmüber der Türkei Licht gerechtfertigt sei. In bezug aas die Kretasrage verwüst die griechische Re- giernug aus die Erklärung« der vorig« Note.

Die Spanier t« Marokko. Der .Maiiu' meldet MS MelMa vom 15. Ang.: Allgemein nimmt «au hier au, daß die Operation« nicht vor 810 Tag« beginn« werde». SL lauf« Gerüchte um, daß friedliche Verhand­lung« mit den Rifftabtzl« eing-leitet ward«. Der Be­richterstatter des .Matt»' HM aber diese Gerüchte sür uv- bedingt nnwahrschedütch. da die Ehre Spanten» es nicht gestatte, nach de» Kämpf« vom 8., 18., 33. und 27. Juli Ms eine exemplarische Züchtigung der Riffkabylru zu vrr- zichte». Spaui« habe von Europa das Mandat erhall«, die Ordnung i« Riffgebiet aufrecht zu erhalt«. ES sei also die Pflicht dieser Macht, da» Prestige Enropa» in d« Augen der Marokkaner zu wahre». Nach eine« Wetter« Privattelegram« an» Melilla vom 16. hat sich der Gesaad- hettSzvstaud de» General» Marina merklich gebessert.

Das U»-Ia»d über de« H<mf«d«»d.

Ebenso wie im Island die Hansabund-Beweguur immer wettere Kreise ergreift, so ist sie auch für da» Aus- land ei« Gegenstand dauernd« JuterrsseS. Die .Luxem­burger Zeitung" schreibt am 13. August unter andere«:

Auch die vertrauensseligste« Handwerker erkenn«, wie die agrarische VertenervngSpolttik und die geheuchelte Freund­schaft der Reaktionäre nur de« Kleingewerbe schwere Ws«, d« geschlagen hat und daß viele gemeinsame Interessen

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