Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Trägerlohn 1.20 *6, im Bezirksund 10 Kw-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Dkl GksklllWn.
Amis- und AiM-MM für im Wm«ts-KM Uszslil.
Jernfpvecher Wr. 28 .
88. Zahvgarrg.
Nevrrspvechev Wv° 28 .
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderitübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und
Schwab. Landwirt.
M 187
Ikreitag. dm 13. August
1S0S
««tliches.
Vekarmt«ach«»s der K. Zentralstelle für die Land Wirtschaft, betreffend die Adhaltnn- eine- Rnnd käfereiknrfe- in DSrre«, OM. Lentkirch.
Mit Genehmigung des st. Ministeriums des Innern wird au der Lehrsesnerei in Dürren ein 4wöchiger Unter« rtchtSkurS über Rundkäserei avgehalten werden.
I» diesem Kurs werden die Teilnehmer nicht allein in den praktischen Betrieb der Rundkäserei eiugeleitet, sondern sie erhalten auch einen dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht.
Der Unterricht ist unentgeltlich, dagegen find die Teil« »ehmer au dem Kurs verpflichtet, die vorkommeuden Arbeiten «ach Anweisung des Leiters der Kurses zu verrichten und au dem Unterricht regelmäßig teilzunehmeu. Luch haben ste für Wohnung und Kost selbst zu sorgen und die für den Unterricht etwa notwendigen Bücher und Schreib- «atrralie« selbst auzufchaffeu. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag in Aussicht gestellt werdeu.
Bedingung der Zulassung zu de« Kurs find: ein guter Leumund und genügende Schulbildung. Außerdem müssen die Teilnehmer das zwanzigste Lebensjahr zurückgelegt haben. Auch haben dieselben den Nachweis einer mindestens zweijährigen Tätigkett in einem entsprechenden KSsereibetrieb z« erbringen.
Der Beginn des Kurses ist auf Montag, de« 25. Ott. d. 3«-, festgesetzt.
Gesuche n« Zulassung zu de« «mse sind bis längsten« 5. Oktober d. I. au den Vorstand de« landw. BezkUver- ein« Leutkirch, Oekouomterat Faray in Dürren, einzusende«. Den Ausuahmegesucheu find beizulegeu:
1. ein Geburtsschein;
2. ein SchnlzmgniS, sowie der Nachweis einer mindestens zweijährige« Tätigkeit in einem Ruudkäsereibetrieb;
3. wenn der Bewerber minderjährig ist, eine EiuwillignugS. erkläruug des Vaters oder Vormunds, in welcher zn-
erkläruug des Vaters oder Vormunds, in welcher zugleich vre «erviuonchten zur Lraguug ver durch den Besuch des Kurses erwachsende» Kosten, insoweit solche
nicht aus andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;
4. ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Leumundszeugnis, sowie eine Bescheinigung derseiben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Trsgsug der durch den Besuch der Kurses erwachsendes Kosten für de» Bewerber übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung «achzukommeu;
5. wenn ei« StsatSbeitragerbeten wird, war zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit der Vorlage de« Aufnahmegesnch« zu geschehen hat, ein gemeinderätlicheS Zeugnis über die BirmögenS- °uud Fawiliruverhältuisse des Bewerbers und seiner Eltern, sowie ei« Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landw. Bezirksverei«, eine Molkereigenossenschaft oder eine andere Korporation deffrn Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck
einen Beitrag und in welcher Höhe zugrsagt oder iu Aussicht gestellt haben.
Stuttgart, dey 2. Aug. 1909.
I. L.: KraiS.
Ln der diesjährigen Vorprüfung zur Bauwerkmeisterprüfung habe« sich u. a. nachstehende Kandidaten mit Erfolg beteiligt: Ehristtan Hagrnlocher von Mötziagen, Karl Huß von Bernrck, Hermann Kling von Keldrrnnach, Robert Krauß von Wildbad, Eugen Lauffer von Dornstetten, Sottlob Reichardt von Decken- pfronn, Max Schäfer von Freudenstadt, Ludwig Schulmeister von Wtldbad, Friedrich St oll von Arnbach.
WoMifche Hleberficht.
Reichstagsabgeordneter Korfanty, der einzige oberschlefische polnische Abgeordnete, der im Reichstag gegen die neuen Steuern gestimmt hat, veröffentlicht iu der DieuStagSnummer seines „Polak" einen Protest oberschlestscher Pole», der sich gegen die Fraktion richtet. Darin wird der Poleufraktiou wiederholter Wortbruch zum Borwurf gemacht, gegen ihre Handlungsweise energisch protestiert und dar Verhalten einzelner ihrer Mitglieder entschieden verurteilt.
Der französische Mari»e«i«ifter hat in Toulon eingehende Besichtigungen vorgeuommeu und die Notwendigkeit einschneidender Muderungm betont, die sich tu folgender Richtung bewrM sollen: Bessere Ausrüstung der Schiffe und ihrer Besatzung, vollständige Ergärzrmg der Munition Ms jedem Schiff und Verbesserung der Arsenals, vor alle« der' von Toulon «nd Brest.
Di« Gtreiklage in Schwede« schwankt seit einigen Lagen hin und her. Hin und wieder kehre» große Ar- beitergruppeu zur Arbeit zurück, dafür treten andere von neuem in den Ausstand. Tiefgreifende Störungen der LebmSmtttelzusuhr oder besondere Hemmungen de« großen Verkehrs find bis jetzt nicht eingrtreteu.
Die russische« Truppe» i» Perfie» find von KaSwiu aus tu Richtung aus Teheran 14 Werst vorgerückt. Die Maßregel wird russtschersettS mit einer Typhusepidemie in KaSwiu begründet. Der Eudschnmeu iu Teheran hat gegen das Vorgehen bei der russischen und englischen Gesandtschaft formell protestiert, wett ihm dadurch die Möglichkeit geuommeu werde, Wetter au der Beruhigung des Lander zu arbeiten.
Die Kretafrage hat ihre« bedrohlich« Charakter wieder verloren. Sin türkischer Mtuisterrat erklärte sich als von der griechisch« Antwortnote befriedigt und beschloß, die griechische Regierung lediglich zu ersuch«, einige Wendung« iu der Note zu präzisier«. Auch die kretische Regierung schrick im Prinzip geneigt, dm Forderungen der Echutzmächte in betreff der Flaggeufrage auf der Festung von Kauea zu entsprechen, doch sei es mit Rücksicht aus innere Schwierigkeiten wünschenswert, ihr eine gewisse Frist zu gewähren.
I» MarnKo fi»d die Spanier am Montag vou einer ueq« Seite angegriffen worden. Eingeborene die sich hinter Hügeln und Schluchten verschanzt hatte«, eröffnet« ein Feuer ans die spanische Niederlaffuug Penou de la «o-
«era. Sie bedieck« sich hierbei auch einer Kanone. Nach spanisch« Meldung« wurde der Angriff unter zahlreich« Verlusten für dte Eingeborenen zmückgeschlagm. — Die Beschießung vou Nhseema» dauert noch immer an, und dar seit dem 25. Juli.
Ka«ern». Der Handel des Schutzgebietes ist i« Jahre 1908 i« Vergleich zum Jahre 1907 zurSckgegaug«; besonders bei der Ausfuhr zeigt sich etue beträchtliche Verringerung. Betroffen davon ist iu erster Linie der Kautschuk, dessen Wert iu der erwähnten Spanne Zeit um nahezu drei Millionen Mark zurückgiug. In den Produkte» der Orlpalme zeigt sich ein Nachlass« um rund 1 Million Mark. Auch der Slseubeinexport hat um fast 200 000 Mark verloren; Kakao ging- zurück um rund 50 000 Mark. Ein Trost dürste darin lieg«, daß umerdingS dte Preise der Kameruner Produkte, besonders des Kautschuks, wieder augezog« Hab«, so daß dte Aussicht« für die Abschlüsse des laufend« Jahres gute find.
Der «e«e Krieg-minister, General v. Heeri«ge».
«erli», 12. «ug. (Telrph. Meldung 12 Uhr mittags). Der kommandierende General des 2. Wlrneeekorp- v. Heeringe» ist zum pre«tzifche« Krieg-minister
eruirrmt wo^-n.
JofiaS v, Heertngrn wurde am v. März isso in Kassel geboren, besuchte dsrt daS Gymnasium und trat als Fähnrich »ach feiner Ausbildung im Kadettenkorps in das knrhesfische Füfilierregi« ment von «rrsdolsf Nr. SV ein. Im August .1SS8 wurde er zum Leutnant befördert. Nach schwerer Berwunduug im Kriege gegen Frankreich erhielt er 'as Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Bis 187» war ec dann Adjutant des S. Bataillons, bis 1876 Regimentrad» jntant seines «lren Regiments. Im folgende» Jahre kam er als Adjutant z« der 63. Jnfanteriebrigadr, 1877 in das zweite Groß« herzoglich Hessische Infanterieregiment Kaiser Wilhelm Nr. 116 und 1879 wurde er zur Dienstleistung im großen Seneralstab kommandiert. I« verschiedenen Stellungen des Veneralsiabr verbrachte er die nächsten Jahr« und gelangte 1686 als Kompaniechef in daS Ol« denburgtsche Jn,anterieregiwent Nr. IS1. klchon im folgende« Jahre wurde er alS Major inS preußische Kriegsministerium versetzt. dem er 3 Jahre lang angehürte. Bon 18SO—98 war er Ba» taillonSkommandeur im 3 Eroßherzogliche« Hessischen Jnfanterie- keibregiment Großherzogin Nr. 1l7, woranf er als AbteilungSches wieder in de» großen Generalstab versetzt wurde. Bon 1895-SS war er als Oberst Kommandeur d«S Infanterieregiments Nr 117. Hierauf wurde er unter Beförderung zum Generalmajor Direktor des ArmeeverwaltnngSdepartements t« KrtegSministeriu». AlS solcher wurde er 1901 zum Generalleutnant befördert. Im Jahre 19VS erhielt er das Kommando der 28. Division in Kassel, das er dann später mit der Führung des 8. Armeekorps v-rtanschte. Herr v. Heeringen gilt alS ein außerordentlich tüchtiger «olbal. Was er alS Führer des KriegSminifirrinms leiste» kann, muß abgewartrt werdrn.
WkrtteM-rrgifcher rnrrdtng.
r St«ttgart, 12. Ang. Dir Zweite Kammer
begann Hecke dte Beratung über die Revision ihrer Geschäftsordnung. Der Berichterstatter Gröber (Z.) gab ein« Ueberblick über die Entwickelung der Geschäftsordnung seit 1821 and erinnerte dabei insbesondere an die damalige Tätigkeit des Abgeordneten und Dichters UHIaud, der 17 Protokolle iu musterhafter Weise verfaßt, hat, die sich nach-
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Verschiedenes.
Wie sehr der Dichter Goethe ««ter dem Geheimrat Goethe z« leide« hatte, setzt Eduard Engel iu dem interessant« Aufsatz r „Der Beamte Goethe" im Nngnßhrst von Velhagev L KlassiugS Monats- hefte.« anSeiuander:
Kein r, auch der Größte nicht, kann zwei Herren mit gleicher Treue dienen: das ewig wahre Wort hat fich au dem Dichter und dem Beamten Goethe wie an eine« Probesall erhärtet. Wohl lese« wir hin und wieder iu Goethes Tagebüchern oder Briefen einen schüchtern« Satz, der ihn oder dte besorgten Freunde tröste« soll über die heillose Zerstreuung, während doch gerade er nichts ohne Sammlung vollbringen kann. So wenn er schreibt (Tagebuch 13. 1. 1779): „Der Druck der Geschäfte ist sehr schöu der Seele. Wenn ste entlad« ist, spielt ste freier and genießt des Lebens. Elender ist nichts als der be- hagliche Meusch ohne Arbeit, daS Schönste der Gab« wird ihm ekel." AlS ob ihm Arbeit an einem groß« Kunstwerk nicht aller Arbeiten schönste wäre! NS ob Goethe dar nicht ebensogut nud bester al» irgendwer gewußt hätte!
Wie erdrückend jedoch ist die Fülle der entgegengesetzt« Aeußttungm, der aufstöhuend« Klagen über den zermalmen- d« Druck der Geschäfte, unter dem die Seele fast erliegt! Man muß es aussprech«: iu d« erst« Weimarer elf Jahr« hat Goethe die veamtmgeschäfte wie ein Fachmann, die Dichtkunst wie ein Liebhaber betrieb«. Er hat stch
einem Fürst« geopfert, ans Liebe, aus Wicht, immerhin, — aber doch geopfert, und was wird bet diesem täglichen Opfer der Porste? „In «einem Kops ist'S wie iu einer Mühle mit viel Gängen, wo zugleich geschrot«, gemahlen, gewalkt und Oel gestoßen wird. 0 tdon svsst xostr^, rufe ich manchmal und Preise d« Marc Ackouiu glücklich, wie er auch selbst de» Göttern dafür dankt, daß er stch iu die Dichtkunst und Beredsamkeit nicht eingelassen. — Wenn ich denke, ich sitze auf meine« Klepper und reite meine pflichtmäßige Station ab, auf einmal kriegt die Mähre unter wir etue herrliche Gestalt, unbezviugltche Luft und Flügel und geht mit mir davon" (au die Stein, 14.9.1780).
Das Gefühl, seluem wahr« Berns untreu zu sein, verläßt ihn sicht; wie sollte es auch? „Hecke früh habe ich das Kapitel m Wilhelm (Meister) geendigt, wovon ich den Anfang diktierte. ES machte mir eise gute Stunde. Eigentlich bin ich zum Schriftsteller geboren" (au die Stein 10.8.1782). Die» noch ausdrücklich zu schreiben, hält Goethe für notwendig! Oder au Lavcker (19.9.1781): „Ich lade fast zu viel ans mich, und wieder kann ich nicht anders. SLackSsacheu sollte der Meusch, der rein versetzt ist, fich ganz widmen, and ich möchte doch soviel anderes anch nicht fallen lassen."
Gelegentlich halte er fich zugetrack, „den Dichter vom Seheimrat zu trennen". Als ob dies vom Wille» des Mensch« abhiuge; als ob der Mensch nicht eine unzerlegbare Eiuheü wäre! Wir brauch« ja nur iu sein« Briefen nud Gespräch« zu blättern, um dar Eingeständnis ,n find«, die Prosa und die Poesie iu eine« voll««schm,
wie ihm, lass« fich nicht wie iu einer chemisch« Retorte genau vou einander scheid«. „Rein prosaisch Leb« verschlingt die Bächlein Reime wie et» weiter Sand. — „Meine Schriftsteller«! subordiniert fich de« Leb«. Doch erlaube ich mir «ach de« Beispiel des groß« Königs, der täglich einige Stunden aus die Flöte wandte, auch manchmal eine Hebung in de« Talecke, dag mir eigen."
So qaält stch der PegasaS im Joche aus de« Sturzacker des Amte» ab; er möchte stiege», doch die Fittiche find mit Bleigewicht« beschwert. Er schreibt an Wtthel» Meister nud kommt nicht vorwärts; ober vmn er etwas geschrieben, so fühlt er: „Ich bin leider »eit hicker «einer Idee zurückgeblieben. Ich selbst habe auch kein« Genuß davon; diese Schrift ist weder iu ruhtgruMimumngtn geschrieben, noch Hube ich nachher wieder einen Augenblick gefnnd«, st« im ganzen zu übersehen." Gerade ta de» Wilhelm Meister'fltcht er die beredte Ausführung ein geg« die Unterbrechung des dichterisch« Geschäftes durch irgendwelche Hemmung: „Wie sehr irrst Do, wenn Du glaubst, daß ein Werk, dessen erste Vorstellung die ganze Seele füllen muß, t» unterbrochene», zusammeugeaeizt« Stund« könne hervorgebracht werd«. Nri», der Dichter muß ganz stch, ganz in seinen geliebt« Gegenständ« leb«. Er, der vom Himmel innerlich auf das köstlichste begabt ist, der einen stch immer selbst vermehrend« Schatz i« Bus« bewahrt, er muß auch vou außen ungestört mit seinen Schätz« in der still« Glückseligkeit leb«, die ein ReiLer vergebens mit anfgehäuftm Güter« um sich hervorzubrmg« sncht."
Im Grunde hat Goethe Schiller« beneidet, wett dieser