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Der GkMjWn.

i- mi> A»M-Kl«t> st dt» MeMs-KeD Nv»>.

Kevnspvecher Wv. 28.

83. IaHvgang.

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Mit dem Plauderftübchen, Jlluftr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

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Donnerstag, dm 12. August

1S0S

Die Torr-erksrrfererrz

wird auf Mittwoch de« LS. September verschöbe».

Nagol d. 9. August 1909. _ Köbele.

«eine Majestät der König haben am 10. August d. I. aller- gnädigst geruht, den Postsekretär in gehobener Stellung Krämer in »münd ,«m Postmeister in Altmfteig ,u befördern.

Die Reform der Krauknverficherimg.

Durch die politische Entwicklung der letzte« Zeit ist da» Jutereffe au der Durchficht unserer sozialen Gesetzgebung, bereu »orbereitung eine der letzten uad mühevollsten Ar­beit« des gegenwärtigen Reichskanzlers i» seiner Eigen­schaft als Staatssekretär des Innern gewesen ist, etwas in »eu Hintergrund getreten. Durch die Schließung des Reichs­tages find außerdem diese Vorarbeiten inzwischen iusoseru gegenstandslos geworden, als die Vorlage von neuem wieder riugebracht werden muß.

Die wichtigste und einschneidendste Neuerung bringt die Vorlage auf dem Gebiete der Krankenversicherung, wo in­folge der geschichtlich« Entwicklung sich eine Vielheit von Verfahren heranSgebtldet hat, die im Jutereffe der sozial« Gerechtigkeit, um nach Möglichkeit die Leistungen der Ler- stcherte» und die Gegenleistung« der Krankenkaffen in Ein­klang zu bringen, beseitigt »erden muß. I« erster Linie ist dabei augestrebt worden, den »reis der versichert« zu erweitern und nach Möglichkeit alle die, die der Juvalldi- tätSderficherung untersteh«, auch der Wohltat« der Krank«- Versicherung teilhaftig werden zu lassen. Auch viele Ange­hörige des Mittelstandes, die bisher in Krankheitsfällen selbst für sich zu sorg« hatten, werde» in Zukunft der Ver­sicherung unterworfen werden, so besonders auch Lehrerund Erzieher sowie Bühn«- und Orchestermitglieder ohne Rück- ficht auf den Kunstwert ihrer Leistungen, sofern nur ihr JahreSverdieust weniger als 2000 ^ beträgt.

Eine der wichtigsten iu Aussicht genommene« Neuer­ung« besteht darin, daß die Semetndrkrankeukaffeu iu Zu- kaust Wegfall« und durch die au ihre Stelle tretende LaudeS- kraukeukaff« ersetzt werden. OrtSkrankeukaffeu werden fort­an nur für örtliche Bezirke als allgemeine OrtSkraukeukaffe errichtet werd«. Die bestehenden OrtSkrankeukaffeu können weiter zugelaffeu werden, venu sie wenigstens 500 Mit- glieder Hab«, die allgemein« OrtSkrankeukaffeu oder die Lauderkeaukenkaffe nicht beeinträchtigen und gleichwertige «der höhere Leistungen, wie die allgemeine Ort«kravk«kaffe, gewähr«. Dadurch wird einer Beuachtetliguug der ver­sicherte« durch Schwindeluuteruehmuugeu oder finanziell nicht genügend gestützte Unteruehmnnges wirksam vorgebesgt. Letrtebskraukeukafs«, die infolge von besondere» Zuwend­ungen der Unternehmer sich bisher vielfach gut bewährt haben, sollen auch in Zukunft zugelaffeu bleiben, sofern die Betriebe, die sie errichten, wenigstens 500 Versicherungs- Pflichtige beschäftigen. Bei dev bestehendes BetriedSkrauk«- kaffen ist die Zahl auf 250 herabgesetzt; Voraussetzung bleibt jedoch immer, wie bet den OrtSkrankeukaffeu, daß das Fortbestehen dieser Brtriebskraukeukaffeu die allgemeine OrtS- kräukeukaffe nicht beeinträchtigt, daß ihre Leistung« den« der Orisrrankeukaffe gleichwertig find »ud ihre dauernde Leistungsfähigkeit gesichert ist. Weiter wird geplant, daß. insofern nicht für einzelne »erufSzveige, wie Dienstboten, laudw. Arbeiter osw., Ausnahmen vorgesehen find, alle Kaffen die gleichen Unterstützungen zu gewähr« haben.

Sine wichtige Amderuug soll die innere Organisation der Krankenkaffen erfahre«, insofern au die Stelle der Ge- »eralversammlnug ei» «assenausschuß tritt, bet de« das Stimmrecht entsprechend de« BeitragSverhältniS zwischen Arbeitgeber und versichert« zu gleich« Teil« geteilt ist. »ei größer« Kaffen mit mehr als 10 000 Mitglieder« kann die Anstellung der «affeubramteu aus Lebenszeit erfolg« wodurch den Beamten eine gesicherte Zukunft und eine Un­abhängigkeit von der Willkür des KaffeuvorstaudeS gewähr­leiste! werden.

Diese geplante Neuregelung beweist, daß auf dem Ge­biete der sozialen Gesetzgebung durchaus kein Stillstand ein- §ttet« ist, sondern daß die Fürsorge der Regierung für Arbeiter und Angestellte aller Art weiter audauert und sich aff immer wettere «reise erstreckt. Gerade der Umstand, daß d« bisherige Staatssekretär von Bethmauu Hollweg, «f dessen Anregung die umfangreiche Neuregelung «ud Er- wetterung der bisherig« gesetzlich« Bestimmungen zurück- «Mr« ist, als Reichskanzler au die Spitze der deutsch« RttcheS aetrttm ist. biettt die sichere Gewähr, - auch iu Admst «r Eifer des Staates für die soziale Gesetzgebung nicht erlahmen wird.

YoNtilche MeSersicht.

Die schwäbische» Hofgänger t« der Presse.

von dm sozialdemokratischen Blättern fallen die meist« über die sieben Schwab« her. Rur der .v-HSwtlle" iu Hannover nimmt fich der sonst überall Gezankten au und schreibt: .völlig unbegreiflich ist mir, wie durch die Hof- gäugerei der .Zwist um geweckt" wird. Welcher Zwists Der i« Vorjahre zwischen Nord und Süd auSgesocht« worden s Wenn dieser Zwist gemeint sei« sollte, daun könnt« fich die sieb« Schwab« mit Recht darauf berufen, daß sie das Opfer etwelcher Berliner Genoss« geworden, die anläßlich einer Informationsreise von Berliner Stadt- verorduetm nach London au einer königlich« Tafel speist« und bürgerlich« Blättermelduugm zufolge bei eine« Hoch auf dm Deutsch« Kaiser von ihr« Sitze» fich erhob«. Wochen sind darüber vergangen. Die Kritiker der Schwab« hüllt« fich bis heute mit ei« oder zwei Ausnahmen io tiefes Schweig«. Warum den» jetzt der Lärms Was eine» Berliner Genossen, der noch dazu ParteivorstaudS- mttglied, recht ist, sollte doch den bieder« Schwabe« auch nicht allzuschwer angekreidet werden". Das ist natürlich dem.vorwärts" verdammt unbrqaem. Er stammelt nach­träglich: .Wir mach« kein« Hehl daraus, daß auch vir er lieber geseh« hätten, wen» die Genossen fich au der Reffe nicht beteiligt hätte«. Im übrigen würde fich zuletzt der .vorwärts" das Recht haben nehmen lass«, die Lon­doner Reffe der vier Berliner Stadtverordneten zu kritisier«, wenn er nicht nach Lage der Dinge die Ueberzeugung hätte heg« können, daß ei« ähnlicher Fall sich kaum wieder er­eignen dürste. Leider liegt nach allen bisherigen Erfahr­ungen iu Sachen der »Srttembergffcheu LavdtagSfraktios Grund zu der gleichen Zuversicht nicht vor. Deshalb mußte scharfe Kritik geübt werd«". Der .vorwärts" nimmt also an, daß sich die Berliner löblich unterwerfen und bessern, daß aber die Schwab« halsstarriger sein und sich auch ein weutg auf ihre eigene Ueberzeugung und EU- fchließnngSsreihett beruf« könnt«.

Die Reihe» -er Streike»-*» iu Schweb« beginn« sich wieder etwas zu lichten. Am Dienstag hat zwar der Streik der Setzer und Buchdrucker begonnen. Die groß« Zeitungen iu Göteborg »erd« trotzdem er­schein«. Dagegen erklärten die Arbeiter der Stockholmer EiSwerke den am Freitag gefaßten AuSstandSbeschluß für ungültig, well verschiedene fremde Personen au der Ver­sammlung teilgeuomm« Hab«. Sie beschloss«, den EiS- trauSport heute iu volle« Umfange wieder aufzuuehm«. Ebenso beschloss« die Arbeiter der größte» Fabrik« von Noorköpiug und 400 Arbetter der Eisenwerke von Gefle, die Arbeit wieder aufznnehmen. Auch die Stockholmer Straßeubahugesellschast hat den Betrieb iu beschränktem Umfang wieder ausgenommen. Ein vertranenSmauu der Streikenden ist nach Amerika gereist, um dort unter d« Schvedffch-Awerikaners Geldbeiträge für die Streikkaff« zu sammeln.

Da- türkisch« Ultimatum a« Grieche»!««-

hat bei den westlichen Rächt« nirgend eine freundliche Beurteilung erfahr«. Man ist auch bereits eifrig am Werk, die Pforte mäßigend zu beeinfluss«. Die Sonst««- tiuopeler Botschafter der Schutzmächte hielt« eine Beratung ab oud hatten sodann sämtlich Unterredungen mit de« griechisch« Gesandten. Gestern Hab« die Botschafter der Schutzmächte ans der Pforte gleichlasteude Erklärungen abgegeben. Alle diplomatisch« Bemühung« zielen daraus hin, sowohl Griechenland wie die Türkei vor Ergreif«,« extremer Maßregeln zu warnen und eine» Konflikt zu ver- HU«. Unterrichtete türkische Kreise rechnen mit der Mög- lichkett, daß, falls die Antwort der griechisch« Regierung auf die letzt« Vorstellung« der Pforte nicht befriedigend sein werde, die Pforte von dev Schutzmächt« volle Hand­lungsfreiheit verlangen und Kreta besetz« lass« »erde. Die »esetzuugSrxpedttisu soll von Smyrna aus erfolg«, wohin seit 2 Lag« zahlreiche LruppeulrasSporte unter- Wegs find. Auch die Flotte ist entgegen ««deren Meldung« vor Smyrna vereinigt. Nach Meldung«, die der Pforte zugegaug« find, ist fett Sonutag keine griechische Flagge «ehr aus Kreta sichtbar. Wie Demschlaud intervenierte auch Oesterreich-Ungarn iu Koustautiuoprl im Sinn der Erhal­tung des Friedens. Der Boykott gegen Griechenland in der Türkei gewinnt au Ausdehnung.

Grieche»!«»- hat der Pforte auf das Ultimatum weg« Kreta jetzt geantwortet. ES erhebt Widerspruch gegen die türkisch« Beschwerden und erklärt, Griechenland habe fich stets von deM Wnnsch letten last«, herzliche Be­ziehungen mit der Türkei zn unterhalt«. Die Note er- innert au die Begeisterung der griechisch« Elements iu

der Türkei für das neue Regime als Beweis dafür, daß Griechenland keine der Absicht« hegt, die ihm unterstellt werden. Griechenland wolle alles tan für eine Beruhigung iu der kretisch« Frage und habe Loyalität und Freimütig­keit gezeigt. Da übrigens Kreta sich iu d« Händen der Mächte befinde, könne Griechenland nur dies» die Lösung der Frage überlasse», Griechenland sei iu die auuexiouisttsche Bewegung nicht verwickelt und habe stets eine korrekte un- loyale Haltung -«Sachter. Die Rote spricht schließlich die Hoffnung aus, daß diese Erklärung das Mißverständnis beseitig« und dazu beitrag« werde, eine Aera herzlicher und loyaler Beziehung« zwischen beiden Staat« zu ihrem groß« Wohl herbeizuführ«. Der Kernpunkt der von den Botschaftern der Schutzmächte der Pforte überreichten Erklärungen besteht in de« erneuten Hinweis darauf, daß die endgültige Regelung der Kretasrage Sache der Schntz- mächte sei. die diese Aufgabe auf den Wunsch der Pforte selbst übernommen habe. Die Auffassung der Pforte in dieser Frage erhellt ans folgend« Darlegung« der Groß- vefirS gegenüber einem Journalist«: Die Schutzmächte -Uten Sei der Räumung der Insel de« Geist der dortigen Bevöl- kernng außer acht gelaff«. ES sei voranSzuseh« gewesen, daß türkische Rechte verletzt würde». Dies sei durch die Htffuug der griechischen Flagge geschehe«. Die Pforte sei nunmehr mtschloffeo, die türkisch« Rechte selbst zu vertei­digen. Für die Türket sei die Lösung der Kretafrage nur annehmbar durch Verleihung der Autonomie unter eine« Gouverneur, der ottomantscher Untertan sei« müsse. Ebenso müßt« alle ander« Beamt« der Insel Ottomane» sein. Uarnhe» nnter der Bev-lkernng der Insel seien voranSzn- sehen, doch könne dies die Türkei nicht zarückhalte«. Zwei Division« würden genügen, die Rahe ans der Insel wieder- herzustell«. Jedenfalls sei die Türkei entschloss«, zur Ver­teidigung ihrer Rechte vor keine« Mittel zurückznschrecke». - ES liegt iu der Absicht Frankreichs, sobald die Frage sich ergeben wird, au Deutschland «ud Oesterreich-Ungarn das Ersuche« zu richten, mit den Schntzmächt« an der Regelung der Krelasrage fich zu beteilig«. Ans Kanea wird berichtet: Die Nachricht, daß die Schutzmächte die Ntederholuug der griechisch« Flagge verlangten, hat große Erregung hervorgernfm. Wettere Forderungen der Mächte au die kretische Regierung dürft« ernste Unruhen zur Folge haben, die eine sofortige Verstärkung der vor Kanea ankernde« Kreuzer nötig mach« würde».

Rach Me!d««ge» au» Marotte hatten franzö­sische Truppen bet Eolomb-Vechar ein« Zusammenstoß mit Marokkanern, die mit einem Verlust von 18 Toten iu die Flucht geschlagen wurden. Bei AlhucemaS dauern die Gefechte der Spanier mit den Mauren fort.

China macht zwar, wie schon gemeldet, gegen eine Erschließung des Autuug-Mnkden-DistrtktS dnrch die Japaner für den Handel keine Einwendung«, widerspricht aber einer jeden militärisch« Maßnahme von seit« Japans.

Z«r §»-ig««g de< -eatsch - a«rrika»ische« Ha»de!rabko««eaS bemerkt dieNordd. Allg. Ztg.", daß dar Abkommen mit Ablauf des 6. Februar 1910 außer Kraft tritt. Bis dahin können von rohe» Weinstein und roher Weiuhefe, Spirituosen, Schaum­wein«, still« Wein« und Kunstwerken höhere al» die tu dem Abkommen vereinbarten Zollsätze nicht erhoben »erden. 3« übrig« find die Zollsätze «ad die sonstige» Bestimmungen des neuen amerikanisch« Zoll­tarifs in d« vereinigt« Staat« bereits iu Kraft getreten.

Der Rücktritt des preußische» Nrieg»«i«ister-.

Berit«, 11. Ang. KriegSmtuister v. Einem ist, wie uns aus Berlin von zuverlässiger Sette gemeldet wird, auf seinen Wunsch von seine« Posten enthoben worden und gleichzeitig mit der Stellvertretung des beurlaobteu kommandierend« Generals des 7. Armeekorps iu Münster beauftragt worden. General v. Einem weilt iu Hubertus- stock, wo er Erholung von d« Nachwirkung« seiner letzt» Krankheit sucht. Welche Gründe Herrn v. Sturm zu seine« RSStrtttSgesuch veranlaßt«, weiß niemand. Selbst vs- ltner Kreise find von de« Rücktritt des preußische« Kriegs- Ministers vollkommen überrascht. Der Gesundheitszustan­des bisherig« KriegSmintsterS HU sich nach seiner letzt« ErholnngSreife gebessert und «au mußte tu politisch« Kreis« «»nehme», daß der preußische KriegSmiuister, der der be­sondere Günstling des Kaisers war, sein Amt veiterführ« werde. Herr v. Einem war »ährend der letzt« Kauzler- krifiS, wie bekannt, nicht ohne Grund ÄS Nachfolger VS- low» genannt Word«. Als Nachfolger v. Einem» werd« hier genaust der kommandierende General des 2. Armee­korps, General der Infanterie v. Heering«, ferner der jetzige Chef de» Ingenieur- und PiouierkorpS, General der

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