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Der Gkstllschllstkl.

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Mit dem Plauderitübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwitt.

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T'otitilche Webersicht.

De« preußischer« «»»sevvative» kommt die Er­klärung des württembergsscheu Ministerpräsident«, daß die württemb«gische Regierung daran denke, die Erbschasts- stener als Reserve für das Land hrrauzuzieheu, sehr ge- lege«. Segen eine Erbschaftssteuer in den Eiuzelstaatm haben nämlich die preußisch« Kouservativm nichts eiuzu- «endeu und empfehlen fie den Bayern, Sachse», Württem- bergerv and den anderen Eiuzelstaatm. I« Preußen ab«, «eint die .Kreuzzettoug", habe man die Einkommen- und BermögevSsteu«, rmd da sei die dritte Anzapfung desselben StmerobjekteS in Gestalt d« Erbschaftssteuer «ohl vor- läufig nicht nötig. Damit mau aber den eigennützige» Charakter dies« Verschiebung d« Erbschaftssteuer aus andere nicht zu deutlich merke, gibt die .Kreuzzeitung" zu »«stehen, daß im Fall der Rot mau auch zur Erbschafts­steuer greifen müsse ohne Rücksicht ans den Familtenstnu, deu seßhaften Bauernstand und aller, was den Staat und die bürgerliche Gesellschaft kouserviert. Der Siuu dieser taktischen Manövers ist: dadurch, daß mau deu eiuzelueu LuudeSstaateu die Einführung der «weiterten Erbschafts­besteuerung nahe legt, eiu Hindernis dagegen aufznrichteo, daß das Reich üb« kurz ob« laug zu dies« Steaerqnelle greift nud sich gründlich daraus befriedigt.

Die schwedische Regier«», hat am EamStag einen Ausruf au Arbeitgeber nud Arbeitnehmer gerichtet, worin fie die Parteien uachdrückltchst zum Friede» mahnt. Zu dem Ausruf heißt eS «. a., der «ampf basiere auf Rechtsbeugungen. Darunter leide dar allgemeine RechtSbe- »ußtseiu, und das ganze Erwerbsleben uud das Verhältnis d« Arbeitgeber zu den Arbeitnehmer» würde hindurch so sehr geschädigt, daß es vieler Jahre bedürfen würde, um e» wieder zu besser». Dah« sei die Regierung entschlossen, die öffentliche Ordnung mit allen geschlichen Mitte!» zn schütze». Beide Parteien wiesen die Vermittlung der Regierung zurück, jede wolle deu stampf auf eigene Faust durchkämpseu. Darüber dürfe «au aber nicht vergessen, daß, wenn jetzt während des Kampfes Sie verbindlichen Bereiubaruuge« mit Füßen getreten würden, jede Verhand­lung nud jeder ehrliche FriedenSschluß bedeutend erschwert würden. ES erscheint fraglich, ob d« Aufruf viel Er­folg haben wird. Zunächst gewinnt der Streit an Aus- dehuug. Neuerdings hat der Ausschuß des Typographen- »abaudeS beschlossen, seine Mitglieder zur Arbeitsniederleg­ung in sämtlichen schwedischen Druckereien einschließlich d« Waldemokratischen Blätter aufzusorderu. Die Eisenbahn hat deu Zugverkehr beschränken müssen. Auf dev Lokomo­tivführer eines Zuges wurde am Samstag geschossen. D« Schuß ging glücklicherweise fehl.

Der rmsfische Mi»tfter»«1 hat zur Ausführung des

Die aeschuggeue Ente.

In der Natur des Menschen liegt es, daß er sich am meisten freut, wen« eiu ander« eine Dummheit begangen hat, besonders wenn diese Dummheit eine unfreiwillige ist. Hinter dem ehrlichen Lachen, das diese Freude begleitet, kichert ja immer ein klein wenig der Kobold .Schaden­freude", denn wir find selbstverständlich überzeugt, daß »uS eine solche Dummheit nie Vorkommen kann. Aber lassen wir uns von unserer Eitelkeit betrügen, und lacken wir, wie d« selige Demokrit, Sb« die Albernheiten des Menschenge­schlechts.

Ei« rührig« Sammler, Felix Schloemp, eiu Stutt­gart« Literat, ist ausgezoge« tu den Blätterwald deutscher Zeitungen, um vo« feinem Streifig allerhand Raritäten uud seltsame Gewächse deutschen Humors mit,«bringen. Unfreiwillig ist allerdings dies« Humor, ab« dafür umso kostbar«. Im allgemeinen hat mau ja keine Ahnung, wie viele Komiker uud OriginalclovuS in suserem liebeu Deutsch­land noch uueutdeckt herumlauseu. ES ist das hohe Ver- bleust Felix SchloempS, eine große Auzahl unfreiwillig« Humoristen aus ihre« verborgenen, dunklen Dasein aus Licht der breitesten Orsfentlichkeit gezogen zu haben. Unter dem Titel .Die meschuggeue Sute" gab « die unfreiwil­ligen Beiträge dies« uufteiwillige« Humorist« zur allge­meinen Erbauung uud Belästigung Hera«». Otto JnltuS vterbaum schrieb dazu eiu ulkiges Geleit- uud Nachwort, uud der bekannte EimpliztsfimuSzeichuer E. O. Peterseu ver-

*) Di» 200 ulkigsten Enten, di« i« vlätt»r»ald deutsch»» Zeitungen unfreiwillig ««-gebrütet worden find, t» Freiheit dressiert und vorgeführt vo« Felix vchloeinp, mit eine« Veleit- und Nach­wort vo« Otto Juli«» vterbaum, (Verlag Georg Müller in München.)

Mittwoch, dm 11. August

ihm vorgelegteu fiuulävdtsche« vahuprojekt» seine Zustim­mung «IM, doch muß die »ahn so gebaut ««den, daß für fie dar rollende Material vo« Typus d« Reichsbahnen benutzbar ist. Weitere Bedingung ist, daß ln Finulaud vor allem der Bau solch« Bahnlinie« in Angriff genommen werde, die gemäß d« Weisung des KriegSmiuisteriumS die Verbindung St. Petersburgs mit Nikolatstadt herzustelleu bestimmt find.

Zu« türkische« Ministe» de» Inner« ist der »izeprästdeut der Kamm«, Lalaat, ernannt worden. Lei Rogova fand ein Zusammenstoß vo» 500 Malisoreu mit Truppen statt. Die Albanesen ergriffe« die Flucht unter Zurücklassung eines Toten uud zahlreich« Verwundeter. Auch nach Gufiuje ist eine Truppeuabteilung mit Ge- birgSgeschütz abgegaugeu, vo der Konak, in de» fich Offiziere uud Beamte befinden, von Albaueseu zeruiert wird. Dst Ursache der Streitigkeiten soll in Militärlieferuugeu liegen. Eiu Offizier, der die Menge zu beruhige» suchte, »mde erschossen. An dem Ueberfall auf serbische Sreuz- dörser waren etwa 2000 Albaueseu beteiligt. DaS Ge­plänkel zwischen ihnen uud deu bewaffnete» serbischen Bauern hielt deu ganzen Tag über au. Auf fetten der Serben fiel eiu Bau«, eiu Grenzsoldat wurde verwundet. Die Verluste d« Albanesen find unbekannt. Die serbische Regierung hat gegen die wiederholte» Ueberfälle bei d« Pforte Protest eingelegt uud die serbische Grenzwache verstärkt. Der Kommandeur d« Gendarmerie von Kaftoria, Tevfik, ist im Kampf gegen eine griechische Bande gefallen.

Rach Meldauge» au- Prrfie» hat sich die Nach­richt von d« Ankunft des Prinzen Zil es Sultan in Teheran nicht bestätigt. Auf dem Weg dahin ist ihm von fetten der Führ«» de» Natioualisteu-KomiteeS das »erbot, Teheran zu betreten, zugegangen, sowie die Weisung nach Gtlan znrückzukehre«.

Japan hat tatsächlich trotz des Protestes Chinas mit dem Umbau d« Bahn Sutuug-Mukdeu bereits begönne« uud die Mächte offiziell hiuvou iu KeuntuiS gesetzt. In Tele­grammen an ihre Botschafter begründet die japanische Regierung ihr Vorgehen ausführlich. Sie sagt u. a.. daß Japan fich durch dar ErgäuzuugSabkommeu zu de« Peking« Vertrag von 1905 das Recht des Ausbau- der »ährend de- russisch-japanischen Krieges für militärische Zwecke in Eile «richtet« schmalspurige« Kleinbahn zu ein« dem internationalen Handelsverkehr voll geuügeudeu Eisenbahn ausdrücklich Vorbehalten habe. Der Ausbau sei, abgesehen von deu aus d« Entstehungsgeschichte der Bahn uud deu Geläudeschwlerigkeiteu erklärlichen Unvollkommenheiten des­wegen um so notwendiger uud bedeutungsvoller für deu internationale« Verkehr, als es fich bei der Mukdeu-Autuug- Fusau-Liuie um einen neuen LnbiudnugSwes zwischen Europa einerseits uud Ostasteu anderseits handle, d« die Seereise auf zehn Stunden verkürze, zu sein« nutzbare»

sah das Büchlein mit lustigen Zeichnungen und eine« ur­komischen Umschlag.

Wir gebm hi« einige köstliche Probe« aus d« reich- halligen Sammlung zu« besten.

In eine« d« Beiträge wird von ein« .Mrssen-Bal- Umfahrt" gefabelt:

.Ein Luftschiff« stieg am DieuStag sachmittag iu Stegen bei Bruueck, mit seinem Ballon au einem Trapez hängend, aus. Tausende vo» Mensche» folgte» diesem Beispiel".

Heid« Auzeig« vom 6. Nov. 1904.

(Das muß rin großartiges Bild gewesen sein.)

Ei» SroteSk-Llow» äußert fich iu einem Anfall voo mystischem Tiefstun über HosmannSthalS .Der Tor und d« Tod":

.Die größte Schwierigkeit im vortrage bot wohl Hof- maunSthalS .Der Tor und der Tod" die schillernden Sedaukeuläuse, die Veilchen- uud hyaziutendnsteude» Ge- schäftSgäoge, die ganze mystisch-fchwere dahiurauschende LebeuSsehusucht das «fordert eine VortragSkuuft von majestätisch« Pracht, von glänzend« Beweglichkeit uud tief«, «schauernder Abgründigkett, um die mächtige, poetische Wirkung herauSzuvriugen".

Münchner Zeitung 1904 Nr. 140.

(Bei de« .schillernden Gedaukeuläufeu" und .Veilchen- uud hyaztuteudusteudeu Geschäftsgängen (!)" dieses Berichtes muß mau allerdtugs auch .abgründig erschauern").

An die Geschichte vom Hemd d« Königin Jsabella «innert die Aufzeichnung .Ach, eiu Jahr hat «'S getragen..."

... daß so eiu Name nicht wie ein Hemd alle Jahre gewechselt »«den kann".

Gießen« Auzeig«.

1S0S

Gestaltung ab« derstlbeu Spurweite und BetriebSkrast bedürfe, wie das koreanische und südmauschurische Eisenbahn- Wem. Die Verhandlungen mit China hätten zur gemeiu- sameu Ausmessung d« Linie bis auf eine kurze Teilstrecke zwischen Mulden uud Cheuhstaugtuu geführt. Um unnötigen Verzug zu vermeid«, wünschte Java» mit deu Arbeiten und dem Geländeavkauf au der bereits vermessenen Strecke z» beginnen, die chinesische Regierung ab« habe von da ab eine BerschleppungSpolttik betrieben, unwichtige Punkte vorgebracht uud iu ihr« schließlich« Antwort vom 24. Juni Forderung« gestellt (Beschränkung der Trasse uud Spurwette), der« Erfüllung das Abkomm« von 1905 uud den Wert d« Bah« völlig illusorisch «ach« würde. Da China bei fein« unnachgiebig« Haltung verharre, biete fich der japanische» Regierung kein anderer Ausweg, als ohne ans die Mit­wirkung d« chinesischen Behörden zu wart«, selbständig zu handeln.

Rach Meldungen ans Marokko wurde bei

AlhufemauS der Dampfer .Sevilla" durch heftiges Gewehr- feu« der Mauren gehindert, Lebensmittel, Wasser und Munition au Land zu schaffen. DaS von deu Batterie» auf die Mauren «öffnete Feu« war wirkungslos. DaS Sewehrfmer dauert ununterbrochen seit de« 28. Juli an. Ein französisches Blatt berichtet, aus Letuau über ein« Zwischenfall, der von dem spanisch« Konsul verursacht sei» soll und der ernst zu werden droht. Da» spanische Konsulat, iu da» einige Beamte des Rhogi geflüchtet war«, die der Machs« sestuehmm lassen wollte, wurde vo» Wächtern uud Soldaten der Machs« umringt. Diese hatten d« Befehl erhalt«, die Asgeschnldigt« zu verhaft«, sobald fie sich blick« ließ«. Der spanische Kon­sul, ärgerlich üb« die Belagerung, feuerte nachts Revolver- schösse aus die Wächter ab, ohne jedoch jemand zn treffe». DaS Fen« wurde nicht erwidert. D« Konsul hat fich au seiue Regierung gewandt uud die Ausstellung von Schutz- briefen für die Eingeborenes gesordnt.

Der Präsident der Bereinigte» Staate» »»» Amerika «nannte eiue Kommisfiou zur Vorbereitung ge­wisser Aeuderuugm in dm Sutttrustgesetz« uud dem Ge­setz betreffs d« zwischenstaatliche» HaudelSkommisstou. Taft will diese Aenderuug« iu sein« »ächstm Botschaft an d« Kongreß iu Vorschlag bring«.

Rüadigrmg de- de«tsch-a«e»ika»ische» Ha»dek-abko««e»D.

Berlin, 9. Ang. D« hiesige amerüauische Botschaft« hat de« Auswärtigen Amte eiue Note übermittelt, durch welche das deutsch-amerikauische Handelsabkommen vo« 22. April (2. Mai) 1907 zu» 7. Februar 1910 gekündigt wird.

Unt« du Abteilung .Unkraut d« Romantik" bekomm« wir eiue reizende Auslese von Romau- ond NovelleuauS- schnitt« zn genießen.

Als Exzeutrik-Läuzeri«, bekleidet mit einem Schlei« kabbalistischen UufiuuS, tritt Margarethe Böhme aus, die Verfasserin der .Tagebuchs einer Verlorenen". Aas ihre« Roman .Treue" steuert sie folgeud« hübsche» Beitrag zu der Sammlung bei:

.Ueber die glührot« ZickzackarabeSken seine» rasch er­regbaren Temperaments breitet« fich die grau« Quadrate sein« kühl abwägmd«, vorsichtigen, stet» vorausschauend« BerstaudeSeigeuschast«, um w« ihn sehr genau kannte uud beobachtete, bemerkte zeitweise unt« dem dichtmaschigm Netz von VerstaudeSkälte und Berechnung das Glühe» nud Glimm« des inner« Vulkans."

Neue Hamburger Zeitung.

(Nur wer genau beobachtet, entdeckt «vier d« grau« Quadrat« dieses Blödsinn» das Glühe» und Glimm« von Margarethe Böhme» Dichtervulkan.)

Wir gebm noch zwei niedliche Prob« voo Sprach- equtlibristik. Die erste stammt aus einem Roma«: .Die berühmte Tragödie" von Karl Böttcher uud lautet:

.Er schneidet mit d« linken «efichtShälste eiue euer- gische Fratze und läßt das Monokel fall«, so daß es an» steht, als habe « mit de« Auge au-gespuckt."

Seher Tageblatt 1902. Nr. 192.

(Mit d« Ang« zu spuck« soll recht schwer sein.)

Die zweite ist aus einem Romau .Die Waldmühle" genommen:

.Iu d« Kamm« auf de« Bett lag ei» gebrochene» Mutterherr uud flüsterte uuaufhörlich d« Namen Karl vor fich hin."

Treffurt« Nachricht« 1900. Nr. ISO.