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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

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Dienstag, den 3. August

isos

WoMilchs Websrstcht.

Der sächsische Minister des Inner« hat grundsätz­lich entschieden, daß es nicht zweckmäßig sei, Frauen nnd Mädchen a!S Desinfektoren zn verwenden. Auf diese Lut- schetdung hin werden von jetzt ad Franen an der Teilnahme des Kurses in der LavdeSdeSiusektorevschule in Dresden aus» geschlossen.

Kaiser Franz Joseph hat dem früheren Gesandten von Deutschland in Belgrad, Prinzen von Ratibor, für seine Verdienste, die er sich aus Anlaß der AngliederangS- krifiS (Bosnien) erworben hat, den Eisernen Kroneuordeu erster Klaffe verliehen.

Di- srauzöfifch-rasfifche E»trev«e dei Cher- r»«rg ist programmäßtg verlausen. Die erste Begegnung der Geschwader erfolgte am Samstag früh. Fälliges be. gab stch iu Begleitung der Minister de» Auswärtigen, des Kriegs und der Marine an Bord des .Standort* uud hieß die russischen Majestäten willkommen. Beide Staats­oberhäupter nahmen sodann eine Revue über die vereinigten beiden Geschwader ab. Sodann erwiderte der Zar de« Besuch Falliere- uud verweilte über eine Stunde au Bord der .vöritö*, war als bemerkenswert bezeichnet wird. Die Unterredung fand unter vier Auge« statt. Anch Pichon und JSwolSkh konferierte« längere Zeit. Später fand bei Fallteres ein Diner statt, bei dem die beide« Staatsober­häupter herzliche Triuksprüche wechselten. Iu ihnen wurde das russisch-französische Bündnis als eine FriedeuSbürgschaft gefeiert. Gestern empfing der Zar den französische« Minister Pichon, der sich später über die Begegnung in folgender Weise äußerte: Was bei dieser Eutrevse i« besonderen bemerkenswert erscheint, das ist die allgemeine Stimmung, mit der die Entrevue beurteilt wird. Früher war mau geuetgt, hinter jedem bei einer solchen Gelegenheit gesprochenen Wort Hintergedanken oder eine versteckte Be­deutung zn suchen. Ra» stellte alle möglichen Bermotuuge« an. versuchte zu erklügeln, gegen wen die Annäherung zweier Böller gerichtet sein könne. Heute erkennt jedermann den klar und unbestreitbar friedlichen Charakter dieser Begeg° «mgrv zwischen Souveränen und Staatsoberhäuptern au. Die Tatsache, daß der Kaiser von Rußland nach seinem Besuch bei« Präsidenten AalliereS mit dem König von England Zusammentreffen wird, erweckt aus keiner Seite irgendwelche Beunruhigung. Welche Frage auch immer im Lauf dieser Begegnung behandelt werden möge, es wird immer im Sinn des Friedens geschehen. Jedermann weiß Iu Europa, daß der einmütige Wille der Böller auf den Friede« gerichtet ist. Rau kann sogar sagen, daß jeder von de« unter den Mächten Europas hergestellteu Gleich­gewicht befriedigt ist, weil diese- Gleichgewicht ernste Grund­lagen hat, uud eine Bürgschaft der Stabilität bildet.

Die helgifche Ka««er hat mit 75 gegen 48 Stimmen die vom Senat beschlossenen Abänderungen am de» Besetz betreffend den RaximalarbeitStag für Grubenarbeiter ver­worfen. Das Gesetzt geht nunmehr wiederum au den Senat zurück.

I« englische» UnterhanS erwähnte der Premier­minister Sei der Diskussion über die vom ReichSverteidiguugS-

komitee gemachte« Vorschläge die verschiedene« Gebiete, die im Bereich de» Komitee» liegen, so auch da» der Luft- ! fchiffahrt uud ihrer ruküusttgeu Entwickluug. Ebeus» habe da» Komitee die Frage einer Invasion geprüft. Seit BalsourS Erklärungen vom Jahr 1905 seien in der strate­gischen Lage Europa» uud der Well große Veränderungen eiugetreteu, uud Lord Robert» habe zweifellos fcho« a«S diese« Grund eine neuerliche Prüfung de» Problem» im Licht dieser neuen Tatsachen uud Aeuderuugeu verlangt. Seit 1905 bestehe ein Subkomitee, das tu den Jahre» 1907 und 1908 mit großer Sorgfalt alle Aeuderuugeu tu der strategischen Lage nnd iu de« Möglichkeiten einer Invasiv« geprüft habe. Das Komitee habe dem», die eine Invasion fürchteten, die denkbar günstigsten BoranSsrtznugen zngebilltgt, nämlich die Möglichkeit, daß da» Land von regulären Truppeu entblößt sei, und daß der Augriff unerwartet und uud seitens einer Macht erfolge, dir mit Sroßbritauuir« iu de« normalen diplomatischen Beziehnnge» stehe. Das Komitee fei einstimmig z« de« Schluß gelangt, Laß, solange die britische Vorherrschaft zur See iu angemeffruer Weise ge- sichert sei, auf dem Weg, wie Roberts ihn gezeichnet habe, eine Invasion eine durchaus unmögliche Operation sei. Asquith fuhr fort: Wen« wir andererseits unsere Vorherr­schaft zur See verlieren würden, daun wäre, wie stark auch immer unsere heimischen Streitkräfte sei» würden, auch ohue eine Invasion die Unterjochung unseres Laude» un­vermeidlich. SS ist daher die Aufgabe der Admiralität, die Ueberlegenheit zur See iu solchem Srad aufrecht zu erhalten, daß wir die Vorherrschaft nicht verlieren könne«. Der Zweite Vorschlag des Komitee» war der, daß wir iu der Heimat eine Verteidigung»»«»« besitze« müffru, die nach Stärke uud Organisation genügt, «» Streifzüge oder vereinzelte Expeditione« znrückznweiseu uud de» Feind, der eine Invasion ins Auge saßt, zu zviugen, mit einer so bedeutenden Macht auznröckeu, daß er unserer Flotte nicht entgehen könnte. Die Admiralität ist der Anficht, daß schon eine viel geringere Lrnppenmacht als 70000 Man« der Flotte nicht mehr entgehen könnte, aber um de» Srad der Sicherheit zu «höhen, müßten wir eine heimatliche Ler- tetdigungsarmee haben, die imstande ist, eine« Heer von 70 000 Rann z« begegne». Wenn den Erfordernissen von Heer nnd Marine Genüge getan werde, dann ist da» Komitee nach gründlicher Untersuchung der Ansicht, daß da» Land vor einer Invasion sicher sei.

Die Pforte hat ihre Botschafter beanftragt, dr« Kabinetten der Kreta-Schntzmächte mitzuteile«, daß, wenn auf Kreta die griechische Flagge gehißt werden sollte, die Türken energisch Vorgehen und die Fahne selbst herunter - hole« würden. _

Sine fravzöfische Frenndlichkeit.

Die Sympathie, mir der das neue sranzöfische Kabi­nett tu Deutschland begrüßt wurde, scheint sich als berech­tigt zu erweisen. Uns war ja vor allem daran gelegen, daß der tüchtige, ruhige Minister des Aeußeru Stephan Pichon auf feinem Posten erhalten blieb, uud daß nicht der unruhige Seist .Theophile Delcaffe* wiederum einen Ministers!- erlangte. Das ist ja denn auch geschehe«. Aber auch -er neue KriegSmiuister uud ehemalige Chef des

französische« SeueralstabS General Brun scheint kein Freund von der Politik der Nadelstiche zu sein. Er hat bei de« Präsidenten der Republik die Begnadigung der Deserteure von Casablanca beantragt, uud dieser hat seine Zustimmung dazu gegeben. Eie solle« an die Grenze gebracht und für immer aus Frankreich auSgevtesen werden. FSrjFraukreich bedeutet das allerdings keinen Verlust, mau weiß ja zu« Genüge, aus was für Elementen die französische Fremden­legion zusammengesetzt ist. Wir habe« ketuen Gewinn an ihnen, denn fie haben auch bei »uS desertiert. Aber rein äußerlich ist da» Vorgehen des neuen französischen KriegS- ministers doch eine frenudltche Handlung. Er will offen­bar, daß anch der letzte Srund zu irgend einem «roll ver­schwindet.» läßt für die Zukunft auf ei« weitere» verharren in der Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich un d Deutschland hoffen. _

W»rttr«h>rrKifHer Limdt«g.

r Stnttgart, 2. August. Die Zweite Ka««e» begann heute oachmtttag die Beratung der abweichenden Beschlüsse des andern Hauses zur BolkSschuluovelle. Dem Beschluß der Ersten Kammer, wonach ein Zwang zum Eintritt in die Hilfsschulen nicht stattfiobeu soll, wurde nicht beigetreteu, aber ausgesprochen, daß et» solcher Zwang all- gemeiu nicht gewünscht werde. Auch bezüglich der Höchst- schülerzahleu wurde mit 49 gegen 39 Stimmen da» Fest­halten an de« früheren Beschluß betr. die Verminderung dieser Zahle« beschlossen. Morgen Fortsetzung._

Vageo-Aeuigkeitsrk.

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Na>old, de« 3 August ISOS

Liederkoanz. <Mitgeteilt). Das am Sonutag nach­mittag im Garten des Gasthauses zum .schwarzen Adler* abgehaltene Fest war vom Wetter begünstigt und gnt besucht. Die Gßrhörer habe« sich, wie der laute Beifall bewies, au den ebenso kunstgerecht wie volltöuig vorgetrageue» Chöre wirklich ergötzt. Auch die Darbietuugeu der mit- vtrkeudeu städtischen Musikkapelle machten den Eindruck, daß dieselbe auch schwierigeren Anfgabeu gewachsen ist. Schließlich fand aber auch das Gemüt der zahlreichm Kinder dnrch veranstaltete hellere Spiele seine Befriedigung. Der allgemeine Wunsch ist sicher, daß nufer von seinem Herrn Dirigenten trefflich eiugeschulter .Liederkrauz* «och in diese« Sommer etwa ans dem Schlsßberg oder im Kurhau» Waldlust seinen Mitgliedern wieder einen solchen Genuß bieteu möchte.

Dar erste LefeAnch für die württ. »vnng. Volk»- schale ist nun ansgrgedeu; ein stattlicher Baud von 272 Seite», bestimmt sür da» 2. uud 3. Schuljahr, Probe««», gab«. Poesie und Märchen find stark vertreten, der kind­liche Ton ist vorzüglich getroffen. Hübsche Bilder schmücke» das Sa«ze. In de» letzten 2 Jahren find für die evaug. und für die kath. Volksschulen de» Lande» neue amtliche Lesebücher und Bibeln LuSgZarbettet worden, die jetzt al» Probeausgabe vorliegeu usd demnächst znr Lertellsng an

Verschiedenes.

Shackleto« im eigene« Licht. Leutnant Shackle. ton, der kühne uud erfolgreiche Polarsahrer, hat endlich dis laugbewahrte Zurückhaltung gegenüber dm Interviewern tmfgegeden und einem Mitarbeiter von R. A. P. allerlei interessante Einzelheiten aus seine« Leben uud von seiner Expedition erzählt, die et« anziehende» Büd von der bei aller Tatkraft so bescheidenen Persönlichkeit des Forschers geben. .Nie habe ich eiue größere Arbeit gehabt*, so be­richtet der Interviewer, .als Leutnant Shackletou zu be­wegen, von sich selbst zu sprechen. Er war bereit über alles zu sprechen, über wissenschaftliche Probleme uud gm- graphische Fragen: wenn die Rede auf seine Person kam, »mde er still, zurückhaltend uud schweigsam.* Auf die Frage, was er als den ersten Erfolg feines Lebens be- trachtet, antwortete Shackletou: .Ich weiß, daß meine Ex- peditiou erfolgreich gewesen, aber mein erster .Erfolg' war doch die Stunde, da ich im Geographica! Journal las, daß eine nationale antarktische Expedition anSgeheu sollte. Sr war die Expedition, die unter de« Befehl de» Kapitän» Scott stand. Ich war damals an Bord eines Truppen- IrauSportschiffeS, da» zwischen England uud Südafrika verkehrte. Acht oder neun Monate laug warm nun stet», sobald ich wieder nach Haus kam, alle metue vemühuugeu

, daraus gerichtet, au dieser Expedition teiluehmeu zu dürfen, s Südlich wurde «ein Gesuch auch genehmigt. SS war kein , plötzlicher Einsall, der mich zur Polarforschung trieb. Schon ' die Phantasie des zehnjährigen Knaben kreiste um die Region des ewige» Eises. Alles, wa» mit Polarsorschung zusam- meuhiug, hatte ich gelesen. Seit «einem sechzehnten Jahr war ich Seemann. Auf allen Artm von Schiffen war ich gefahren, aus Segelschiffen, Paffagierdampferu, Truppen- schiffen, Postdanpferu, Sabeldampferu usw. Als Scott mein Gesuch auuah«, hatte ich schon v ermal die Srdc umkreist uud verstand auch einige» von der SchiffahrtSkrmst*. Rach der Heimkehr der Scotischeu Expedition fand Shack­letou als Redakteur am Royal Magazine Anstellung. Später wurde er zum Sekretär und Schatzmeister der köuig- lich schottischen geographischen Gesellschaft ernannt. Um jme Zell war eS, daß er zuerst den Plan faßte, eiue eigene Südstolarexpedttkou auSzmüsteu. .Die Finanzierung war nicht leicht. Ich habe viele Sohlen iu London durchge- laufen, um bekannte Persönlichkeiten für den Plan zu inte­ressieren, uud viele Briefmarken verbraucht, »m Gesuche um Beihilfe abzusende». Aber der Beistand derer, au dis ich «ich gewandt hatte, war herzlich gering. Doch hatte ich schließlich da» Glück, genug Leute zu finden, die mir vertrauten, und für da» sür die Expe­dition nötige Geld gut sagte«. Liese Garantien werdeu jetzt abbezahlt werden. Meine Borträgt, so hoffe ich, und «eiu Buch werde» mir dazu die Möglichkeit biete«.*

Die einzige staatliche Unterstützung empfing SHEetou von Australien uud Neu-Seeland, die 100000 und 20000 für seine Expedition ««»setzten. Immer wieder verwahrt sich Shrckletou dagegen, daß man ollen Ruh« au dm errungenen Erfolge« alle!« mit seinem Namen verknüpfe. .Der Erfolg gehört nicht mir allein, dm» ich war nicht der einzige Mau« au Bord.* Mit warmen Worte» weist er stets von neuem auf dev Opfermut uud die Leistungen seiner Kameraden hin; .wollte ich die Tatkraft, die Bemühungen uud die Leistungen «.einer Genosse» schildern, so müßte ich rin Buch schreiben.* Sr gedenkt dann de? Kapitän» Scott, mit dem er zum erstenmal in» ewige EiS eiudrang: .Er war der Pionier der antarktische« Reise und die mit ihm gewonnenen Erfahrungen waren mir ans meiner jetzigen Fahrt von allergrößte« Nntzrn.* Auch Nausen fühlt stch Shackletou tief verpflichtet. .Sr war der Erfinder de» Schlltüx'k, dm vir, nach leichten Abänderungen, benutzte»; er war der Erfinder des Kochers, de« wir «itführtm. Dieser Kocher wog unr 15 Pfund. Wen« Nansm für nnsere erweiterte KeunluiS der Rordpolregiou so Großes geleistet, so ist er auch indirekt die Ursache, daß wir so schnell im Süden vor dringe« konnte», hingm doch die Leistungen wesentlich von der A«S- rüstuug ab... Man hat «ich gefragt, wie wir es ertragen konnten, 120 Lage ohne Lad zu leben. Wir warm darauf vorbereitet; iu der Hütte wnfchm wir uu» wöchentlich einmal. Aus de« Marsch hatten vir keinerlei Neigung zu« Wasche», selbst wenn wir es gekonnt hätten. Die Kälte «achte da»

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