Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger­lohn 1.20 ^ im Bezirks­und 10 Lm-Berkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Drr Gkskllschllstrr.

Ms- Mil AiM-KlÄ flr ilkli GmÄs-KM Nizsld.

Aevnfpvecher Wr. SS. 83. Jahrgang. Jernfprecher Wr. 29.

Montag, dm 2. August

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

1S0S

Bestellungen aus den Gesellschafter für die Monate -ssugurl und September lSnnen fortwährend bei allen Postämtern «nd Landpostboteu sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden.

Amttiches.

A« die Ort-ar«e»behörde» deS SchwarzwaldkreiseS.

Der Aufwand auf die in eudgüttiger Fürsorge eines LktSarmeuverbandS des SchwarzwaldkreiseS stehenden Geistes« kranken, Geistesschwachen, au Epilepste »der ähMche« Krank- Hell« leidende« Personen, sowie auf Taubstumme und »linde wird vo« Laudarmeuverbaud zu drei vierteil« getragen.

Hieraus werden die OrtSarmeudehörden wiederholt aufmerksam gewacht «it dem Ansügm, daß Erstattungsau- Müche, die nicht innerhalb 9 Monate« nach Schluß des Rechnungsjahrs, in dem der Anfwaud entstanden ist, snge- meldet werde», verloren gehe« und grundsätzlich abgelehnt werde«.

9« übrigen wird aus die in sämtlichen Bezirksamts- llätterv der SchwarzwaldkreiseS erschienene diesseitige »ekauutmachuug vo« 21. April 1903 hingewtese«.

Reutlingen, 23. Juli 1909.

Vorsitzender der Laudarmesbehörde für den

Schwarzwaldkreis: OLerregiemngSrat Kuhn.

De» OrtSarwexbehörde» de» Bezirk»

»ird der vorstehende Erlaß hiemit zur genauen Nachachtung zur Kenntnis gebracht. Drr Erlaß wolle den Armeupflegeru «och besonders eröffnet werden, worüber Eintrag i« Schult­heißenamtsprotokoll zu machen ist.

Nagold, des 31. Juli 1909.

K. Oberamt. Ritter.

HpolMsch- Meberstchl.

E» fchei«t z«««er» i» ZextrumSkreisex.

Im »Schwarzwälder BolkSblatt" lesen wir was folgt: »Das ist doch keine Finauzreform, wie fit der Masse »er ZeutrumSwähler und de« Volk entspricht. DaS Tempo, in dem die neuen Steuern in den letzten Tagen durchgepankt wurden, gefiel uns nicht. 350 Millionen Kousnmsteneru nebst 45 Millionen Mark Liebesgaben au die Agrarier ist ei» bischen zu viel. Da» ist schon keine auSgleicheude Ge­rechtigkeit mehr. Rau glaube nur nicht, daß da» »olk «it der Haltung der neuen Mehrheit vollständig einver­standen ist. SS werden ganz erbitterte Stimmen laut, namentlich in industrielle» Kreisen".

I« feaxzösischex Misisterrat erlänterte der Mi­nister des Aeaßeru Ptcho», unter welchen Bedingungen er

die Räumung Kretas bewerkstelligt habe, »nd gab von den Ergebnissen der Besprechungen mit der marokkanischen Ge­sandtschaft Kenntnis. Ptcho« hat den Grneral Iouuart angewiesen, die Marokkaner, die sich gegenwärtig zur Ein­bringung der Ernte in Algerien aufhalteu, daran zn hiuder», in bewaffneten Bauden auf das Nachbargebiet vo» Melilla Sberzntrete«. Mehrere Pariser Blätter berichte«, die frauzöstsche Regierung befürchte, daß die Vorgänge in Me- ltlla cmf die in der Umgebung von lldscha au der algerisch- marokkanischen Grenze seßhaften Stämme gefährliche Rück­wirkungen auSSbeu kS»ueu. Die frauzöstsche Regierung habe deshalb der spanische« Regierung selbstlose und sehr freund­schaftliche Ratschläge erteilt und auf die Gefahren anfmerk- sam gemacht, die eine Ausdehnung der militärischen Ope­rationen in dieser Gegend im Gefolge haben könnte.

Der Prüfidext de» französische» «epndlik ist in Begleitung der Minister des Aeußern, des Krieges und der Marine, des UnterstaatSsekretärS der Marinr sowie des frauzöfischeu Botschafters in St. Petersburg und de» russischen Botschafters in Paris zum Empfang des russischen Kaisers nach Cherbourg abgereist. Die Deserteure vo« Casablanca haben nicht nur eine Strafmilderung erfahre», sonderu find vollständig begnadigt; sie würden jedoch Abschiebung z» gewärtigen habe», wenn fie wieder französischen Bode« betreten sollten.

Da» -»Glifche KriegSrrrixifterium gibt bekannt, es habe beschlossen, dir Territorialarmee durch die Bildung einer Reserve zu erweitern, die alle geeigneten Leute um­fassen soll, die sich zur Teilnahme au der LandeSverteidignns bereit zeigen. Die Reserve wird aus drei Klaffen bestehe«. Zur ersten sollen 100000 Rann gehören, die Sei Verluste« im Krieg al» Ersatz herangezoge« werden. Die zweite soll eine technische Reserve darstelleu, die aus technische« Fach­leuten besteht, die nicht Militär gewese» sind, im Fall der Not jedoch wertvolle Dienste zu leisten vermöge«. Die dritte besteht ans der Veteraneureserve, an» gediente» Offizieren snd Mannschaften, die dazu bestimmt find, die Behörde« i« wirksame Beziehungen «it dem militärisch nicht- organisierten Menschenmaterial Großbritannien» z» bringe«.

I» »er türkische« Deputiertexkammer kam er zu einer patriotischen Kundgebung wegen Kreta. Die Sitzung wurde mit der Berlesuug von Telegrammen eröffnet, die tu sehr großer Zahl aus allen Tellen der Türkei ein- gelaufen find. In diesen Depeschen wird die Beraustaltnug von Bersammlungeu augekündigt und erklärt, daß alle Otto- mane« bereit seien ihr Blut für die Verteidigung der Rechte der Ottomanen aus Kreta zu vergieße«. Mehrere türkische, albanische und arabische Deputierte hielten unter lebhaftem Beifall begeisterte Reden, in denen fie der Regierung Un­tätigkeit vorwarsev, fie aufsorderteu, energisch vorzugrhrn, und erklärten, daß alle zu« Kampf bereit seien, um die griechische Flagge aus Kreta zu zerreiße« und eine Regie­rung zu vernichte«, die diese Flagge auf Kreta gehißt habe. Nu der Debatte beteiligten sich auch ei« armenischer und eiu bulgarischer Deputierter, sowie der Grieche Art«, der die Regierung aufforderte, diese Frage in ekrnr den Inte­ressen der Ottomanen entsprechenden Weise zu lösen. Drr Präsident erklärte, er werde de« Kabinett von den Se- fiunuugen der Kammer Mitteilung mache«. Wie er wisse,

sei die Regierung bemüht, die Interesse« des Vaterlandes zu vahren. Mau müsse ihr darin freie Hand lasten.

Wie a»S Wafhiugtox gemeldet wird, hat Präst- deut Taft dem «oufereuzkomitee für die Larisbill mitgrtellt, er halte gegenüber den Beschlüssen des Komitees an de» vo« Senat ausgestellte« niedrigeren Zollsätzen für Hand­schuhe und Wirkwaren sest.

Ist» Li«« eröffnet- der Präsident den Ko«greß »nd erklärte in seiner Ansprache, die internationalen Beziehungen zu Bolivien seien vollständig gestört, er glaube jedoch, daß die Lösung des Konfliktes nahe bevorstehe, auch hoffe er, die Frage der Greuzstreitigkeit« «it Chile z« lösen. Der Finanzabschluß für 1908 weist ei» Defizit von 136149 Pfund Sterling aus. der Handelsverkehr hat sich gegenüber 1907 um 592000 Tonne« verringert.

W«rtte«»bktischer Lemvtsg.

Stuttgart, 30. Juli. Die «oUsschuHo«»isfi»» der Abgeordnetenkammer beseitigte wieder die vo» de» Gesten Kammer beschlossene Mitgliedschaft des BeztrkSschnl- aussehers im Ortsschulrat, »ah« dagegen den erste« Vorsitz der Ortsgeistlichen t« OrtSschulrat an. Sie beharrte a»s der Mitgliedschaft der Schularztes und auf der Wahl der Lehrervertreter dnrch die Lehrer. I« der Frage der persönliche« OrtSschalaufficht trat mau tu der Hauptsache de« Beschluß der Erste« Kammer bei, nur wnrden die Befugnisse etwas eingeschränkt. Die Möglichkeit, daß Orts- schulräte verschiedener Bekenntnisse gemeinsam beraten, wurde in abgeschwächter Förm wiederhergestellt. Urber die Ge­schäftsführung de» OrtSschnlratL kam »au z« keinem Mehrheitsbeschluß. Heute beeudrte die Bolköschnlkommisfio« ihre Beratungen; die Schnlnovelle wird im Plenum Montag «achmittag verhandelt.

r Gtxttgart, 31. Jnli. Die B-IkSsch«»»«- «tffio» der Zweiten Kammer führte gester» vormittag die Beratung der abweichenden Beschlüße der Ersten Kammer zur BolkSschuluovelle zu Ende. Zu Art. 80 und 81 be­schloß die Kommisfiov, de» abweichende« Beschlüssen de» andern Hause» beizutrete«, jedoch zufolge der zn Art. 74 gefaßten Beschlüsse dar WortBezirkSschulaufseher" in Abs. 2 de» Art. 80 und de» von drr Erste» Kammer in Art. 81 Abs. 1 eingesügten Zusatz »soweit ihm (dem Be- zirkSschnlausseher) nicht als Mitglied eine» OrtSschnlratS weitergehesde Befugnisse zusteheu" zu streiche«. Zu Art. 81 gelangte «och folgende, vo« Abg. Hanßmaun (Lp.) bean­tragte Resulitio» mit nenn gegen sechs Stimmen zur An- nähme. »Die Kamuer der Abgeordnete« spricht vir Er­wartung au», die K. Regierung werde bet Berufu«g der »rzirkSschulaufseher die Auswahl nach der Tüchtigkeit der Bewerber treffen." Z« Art. 82 (Oberschulbehörde) wurde auf Antrag Hildenbrand (Soz.) mit 8 gegen 7 Stimmen beschlossen, gegenüber der von der Ersten Kammer beschlossenen Zustimmung zn« RegieruugSeutwnrf, der zwei konfessionell getrennte Oberschnlbehördeu vorsteht, a«f den Beschlüssen der Zweiten Kammer zu beharren, nach denen eine einheitliche Oberschulbehörde «it zwei konfessionell getrennte« Abteilung»« geschaffen werde« soll. Zr Art. 82 » wurde entsprechend de« Antrag de» Berichterstatters Dr.

Verschiedenes.

N« Krater de» Mowt-Pelö. Sieben Jahre find mm verflossen, seit der Rout-Pelü auf Martinique, ein anscheinend erloschener Balkan, kn heftige Eruptionen au»- brach, so daß viele Lausende von Mensche« getötet und welle Landstrecken verwüstet wurde«. Bon den wichtige« Veränderungen, die in der Formation des Berges seit diese« gewaltigen Ausbruch vor sich gegangen find, berichtet nun eiu Aufsatz des amerikanischen Professor» Edmund Ott» Hovry in der Umschau Der Gelehrte hat im Auftrag »es amerikanische« Museums für Naturgeschichte eingehende Studien aus dem Berg selbst gemacht. Die Stadt St. Pierre am Fuß des Berges, die durch da» Unglück völlig zerstört wurde, ist noch immer nicht aufgrbaut. Nur ge- ringe Anzeichen eines Wiedererwacheu» diese» einstmals blühenden Handelsplatzes find bemerkbar. Die Hauptstraßen »nd hier und da auch eiu Gebäude find von der Asche und den Stetutrümmeru gereinigt worden, aber diese Stellen zeige« auch am deutlichsten die HerkuleSarbett, die die Ent­fernung der ganzen 14 Meter dicken LerschüttungSschtcht erfordern würde. Rur schwache» Lebe« reK sich in de« Ruiueu: im ganzen bietet die Stadt ein Bild der Ver­zweiflung und macht einen hoffnungslosere» Eindruck als direkt «ach den großen Eruptionen. Die «eisten der

Mauern, die damals noch standen, find eiugefalleu; Gras und Gebüsch wächst überall zwischen den Trümmer«, der Ort gleicht einer vor langer Zell zerstörte« Stadt. Immer noch hält bei de« Leuten ans Rartiniqne die Augst vo? dem furchtbaren Rout-Pelö a« und viele Jahre werden noch vergehen müssen, ehe die Stadt wieder aufgebaut wird und die hohe kommerzielle Bedeutung wieder gewinnt, die ihr ihrer Lage nach zukommt. Die Besteigung de» Mont- Pelö geht jetzt «och leichter vonstatten, da die gewaltigen Ascheablageruugm »nd Stanbmaffeu, in die mau früher knietief einsank, zu einer festen Kruste znsammengeschloffen find. Der Gelehrte schlug mit seine» Begleitern «nd Trägem sein erste» Lager auf einer klet»e« sandigen Ebene, etwa 400 Meter über »em Meer auf, vo man unter de« völligen Mangel von Holz vud Wasser litt. Zum Kochen hatte mau Spiritusbrenner mitgenommen; aber diese er­wies« sich als unnötig, da die innere Hitze der Erde dm besten Kochkessel bot. Rings «m die Zelte hemm befand« stch nämlich Fnmarol«, von den« eine so günstig lag, daß mau über ihr in eine« rasch gegraben« Loch nur ein« Feldkessel auzuvriug« branchte. Diese Fnmarol« sdld Dampflöcher in der heiß« Asche, die wohl durch tief- liegmde Brüche «it der inner« Erdhitze zusammenhäng«; fie lieg« ring» um d« Krater herum und schwank« je »ach ihrer größer« oder geringer« Entfernung vo« Krater zwischen einer Temperatur von 98' 6 und 305' 6. Die

unmittelbare Umgebung des Lager» war ergreifend dnrch ihre ungeheure Verlassenheit. »Kein Grashalm war z« sehm und keine Fliege oder Ameise wagte stch hierher in die Nähr der ruhig dampfend« Fnmarol«, die drm Ganz« ei« unheimlicher Ansseheu gaben, da» stch bei drr morgend­lichen und abendlich« Dämmerung noch verschärfte. Nach Nordost« sah «au d« schroffen Gipfel des BnlkauS mit seiner weißen Krone von kräftig« Fumaroleu. So leblos »nd starr dies Bild in dem grellen hart« Sonnenlicht wirkte, es verwandelte stch am Abend i« ein hinreißend reiches Fardmspiel, in da» die Strahle» der uutergehendm Sonoe die Laudtschaft tauchte«. Rote, gelbe, braune und pnrpurne Töne wechselte» in beständigen Bariaiirneu der Schattierung. Am schönsten war die Szene virilst beim Stlberlicht de» Mondes, der dir schroffen Linien der uackt« Klippen in eiu weiche» dämmrigeS Licht hüllte. Später stieg« die Forscher höher zum Gipfel »er Berge» hinauf nach de« alt« Gipfelplateau de» Mont-Pelö zu de« Beck« de»Lac de» PalmisteS" des hübsch« Teiche», der die Spitze de» Berges vor der Eruption schmückte und etwa 1300 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Nach der Eruption hatte sich nämlich innerhalb der Kraters ein neuer »ergkegel gebildet, eine spitz emporstrebeude FelSnadel, der sogenannteDom" de» Pelö. Sein Wachstum betrug etwa vierzehn Meter den Tag und seine höchste Ertwicklnug war km Mai 1903 erreicht, wo die Spitze des Doms uahez»