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Der GesrlllWer.

A«k- «d AiM-KIM fll dkl GllMs-KtD Nvld.

Jevnspvecher Wr. 29.

83. Jahrgang.

Fernsprecher Wr. 29.

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Mit dem

Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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der «ivd««n Beiwaltungsdienstprüfung ist «. a. Kan« ähigt erklärt worbe«: Wilhelm Maurer von Skagolb.

HkokMsche Meberftcht.

Bo« ei«er «icht »«i>terefsa»tu« U««tzer»»>

Be» Prinz« Ludwig vo» Layrrv berichtet eia .bekauutrr Gutsbesitzer* i» der »Reue» Bayr. LaudeSztg.*: Als «eulich z« Kreis der StaudeSgeuoffm des letztere» die Frage erörtert wurde, ob »au nicht de» Verfasser eines Zeitungsartikels b«l Strafrichter übergeben solle, da brach der Prinz die Beratung mit den Worte» ab: »Ich «eine, daß diejruig« Leute, die tu -er Orffeutlichkeit stehen, eine öffentliche Kritik sich gefallen lasten müssen und nicht so empfindlich sein dürfen; auch ich muß mir die Kritik gefallen lasten und sie ist manchmal ganz am Platz*.

Di« norwegische Negiernug hat, wie die »Timer* erfahren, die Einberufung der an der Spitzbergen-Frage interessierten Rächte zu einer i« Thristiauia abzuhalteudeu Konferenz augeregt. England, Deutschland, Rußland, Schweden, Dänemark, Belgien, Holland und die Bereinigten Staaten haben im Prinzip ihre Einwilligung zu diesem Plan gegeben. Die nördlichen Mächte beraten gegenseitig ein von der norwegischen Regierung entworfenes Memorandum, in dem die ans der Konferenz zur Erörterung gelangenden Pnukte ausgezählt werden.

Di« kriegSfeiudliche Stimmung tu Spauie»

bekundet sich tu recht bedenklicher Weise. Der Ageuce Ha- dar wird aus Madrid über Sa» Sebastian gemeldet, daß die Kundgebung«, die sich aus Anlaß der Abseudung von Beservetruppeu nach Melilla ereignet«, sehr heftig« Charak­ter trug«. Am 21. und 22. Juli habe König Alfons mehrere Kasern« besucht und sei dort Gegenstand wenig freundlicher Kundgebung« gewesen. Drei Kompanien Jäger, so wird weiter gemeldet, versucht« zu meutern und bedroh- 1« ihre Vorgesetzten. Am 21. Juli abends kam e» im Augenblick der Abfahrt der ReserdisteuzugeS zu sehr heftig« Auftritt«. Die Menge drang in den Bahnhof ein und warf Schwell« aus die Schi««. Die Polizei erwies sich «ÜS «achtlos, »ürgergard« erst macht« die Schienenwege mit Kolbeuschlägm frei. E» wird sehr strenge Zensur ge- übt; man läßt nur »euige Telegramme durch und auch der Lelrphimverkehr wird unterdrückt. Sozial. Versammlungen find untersagt u. die Zeitung« werden streng überwacht. Man ist deshalb vorwiegend auf französische Nachricht« augewies«, die vo» «reuzortea aus dem Telegraphen «»vertraut wer- den. Wie der Agencr HavaS aus Barcelona über Sau Sebastian gemeldet wird, dauern dort die «uudgebnugeu gegen den Krieg an. Am 21. Juli kam eS zu einem

Menstag, dm 27. Juki

scharf« Zusammenstoß Misch« den Rauifestaut« und der Polizei, bei dem 3 Beamte durch Revolverschüffe uud Steiu- würfe verwundet wmd«.

Dt« Verhaft»«« ei»e- griechische» Offizier- durch die türkisch« Behörden bietet neu« Anlaß zu Streitigkeit« zwischen den beiden Staaten. Wie verlautet, besteht die Pforte aus der Verweisung de» verhaftet« griechisch« Offiziers vor ein Ausnahme- oder Kriegsgericht. Auf griechischer Sette soll mau geueigt sei», eine vo« der Pforte etwa verfügte Ausweisung des Offiziers aus der Türkei bimunebmm.

Wie i« Wafhttegto« amtlich bekannt gegeben wird, hat das Koufereuzkomttee Häute ans die Zolltarife gefetzt und alle bestehend« Zölle auf Lederwar« wesentlich er- mäßigt. __

Vagso-Hkeuigketten.

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wa» de» »7. S»lt 1WS,

*5tirche»k»»zer1. Das übliche Sommerkonzert des Seminars findet am Souutag, den 8. August in der Stadtkirche statt. ES soll eise EriuuernugSseier au dm am 3. Febr. 1809 geborenen Komponist« Felix Mendelssohn werden uud bringt daher nur Werke des Jubilars. Bon auswärtigen SesangSsolistm ist gewonnen die Sroßherzogliche KammersLngeriu Frl. Marie Bracke«, hammer tu Stuttgart, die «uS von ihrem letzte« Anstretm her noch in der vorteilhafteste» Erinnerung ist.

* Vo« Dag«. Heute erhält die hiesige Stadt an­läßlich einer taktisch« UebnugSrtttS einer Abteilung des Hohenzollersch« Fußart -RegtS. Nr. 13 in Ul» bestehend aus 9 Offizier«, 1 Feldwebel, 18 Mau« uud 13 Pferde« Eiuqnartieruag. Der UrbusgSritt ging von Freudevstadt hieher und geht Vetter über Rotteuburg.

r Re»«r vo» der Post. Unser BrrkehrSmiuisterium hat soeben für de» bei der «eueraldtrektion der Posten uud Telegraph« eingerichteten Ausschuß zur Oeffuung uv- bestellbarer Postsendung« eine Dienstanweisung ansgegeben, der« Inhalt für wettere Kreise insofern von Jutereffe ist, als damit die reichSgesetzlich gewährleistete Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisse» bei der amtlich« Oesfnung der Post­sendung« sicher gestellt werden soll. Bekanntlich Hab« die schmachvollen Verletzungen des Briefgeheimnisse», die mit Wissen uud auf Beraulaffusg auch der dmtscheu Negierung zur Ueberwachuug der politisch« Borgäuge im 17. und 18. Jahrhundert au der TageSordsnug war«,

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zu der Forderung geführt, daß der Schutz des Briefgeheim­nisses eine besondere staatsrechtliche Aserkeuuuug erfahre. Erst in den vierziger Jahr« des vorig« Jahrhunderts wurde das Postgeheimnis al» »»verletzlich erklärt uud mit strafrechtlichem Schutz umgeben. Ausnahmen von d« Un­verletzlichkeit de» Briefgeheimnisses bei strafgerichtlich« Untersuchung« uud in KoukurSfäll« find gesetzlich festste- legt. Um nun die große Zahl von unbestellbar« Brief- seudunge» uud Paket« tunlichst dm Absendern ob« Empfängern zuzustrllm, treten »ach der geuauut« Dieust- auweisnvg au d« erst« drei Lag« jeder Woche zwei zur Beobachtung strengster Verschwiegenheit noch besonders verpflichtete Postbeamte, zur Oesftmug jener Sendung« zusammen. Dabei ist zur Beruhigung de» Publikum- vor­geschriebe», daß die Beamt« das Oeffum der Sendung« gemeinsam vorzuuehme« und bei Brief« lediglich von der Unterschrift uud dem Ort Kenntnis zu nehmen, sich aber jeder wettere» Durchsicht des Inhalt» der Schriftstücke zu enthalt« Hab«. Bestehen Unterschrift fand Ortsname aus Schristzeichm, die dm Beamte« fremd sind, so wird von der Seueraldirektis« et» Sachverständiger bestellt, dem aber Einsicht in d« Inhalt der Briefe »icht gewährt wird. Lriesseuduugeu mit wertlosem Inhalt, die nicht angebracht werden können, werden nach dreimonatiger Lageru«g durch Feuer urkundlich vernichtet, »ährend Briefe mit Zeugnisse», Urkunden etc. bis zu drei Jahr« ««sbewahrt werd«. verkäufliche Sach« werd« nach Ablauf von 9 Monat« nach vorauSgega»g«er Bekau«1machung i« StaatSauzeiger vo« Etseubahusuudbureau öffentlich versteigert.

«ohrdorf. 26. Juli. Unter Lorautrttt etuer Musik- kapelle zog gestern nachmittag mit klingendem Spiel der Gesangverein Sängerbuud * - Ebhaus« hier ei», um dem hiesig« .Liederkauz* eiu« Besuch abznstatt«. Im ge­schmackvoll dekorierten Lokal zur .Sonne* augekomme», ent­bot der Vorstand des hiesig« Vereins dm liebwert« Säst» herzlichen «ruß mit Willkomm«. Sowohl die Einzel- wie die Gesamtchörc -er beiden Vereine uuter Leitung von Fra» M. Barei», »icht zuletzt aber auch die flotten Weisen der Musik, hatten eiu überaus zahlreiches Publikum herbeigelockt, das die Musik- »nd Gesangs- uud die augeuehme Abwechs­lung bietmde» humoristisch« Vorträge lebhaft applaudierte. Dasselbe fröhliche Leb« entwickelte sich auch i« »Adler*, wohin beide Bereise mit Musik einen Abstecher macht«. Gegm 9 Uhr zog« die Ebhansmer »zum Städt'le uauS* von den Rohrdorsern eiu Stück begleitet. Auf Wiedersehen!

--- Wildberg, 26. Juli. Der seit Besteh« de» hies. SchwarzwaldbräuhauseS daselbst zuerst als Bierbrauer, daun als Bierführer bedieustete M. Faul ist am Tage nach

Kundstage.

HundStagel Kaum eine unserer kaleuderischru Bezeich- »Mgrndürftesogemischte Gefühle Hervorruf« wiedieseS Wort. HnudStagShitze der Inbegriff jener stechenden, sengend« Glut, die alle LrbmSgeister zn erstick« droht, und der wir gleichwohl nicht zu entfliehen vermögen solange der Nord­pol noch nicht als Sommerfrische eingerichtet ist, oder die in dir EtS- uud Schueeregiou« führenden Hochalprnbahueu für jedermanns Geldbeutel zugänglich fi«d. Denn auch am MeereSstraude uud ts unser« beliebte» walduWrauschteu Sommerfrischen ist der Gluthauch der HuudStagr oft nur allzu sehr zu verspür«. HundStagSseriru! Wie andere, gerade entgegengesetzte Gefühle wiederum löst dieser Klang au»! Zwar klingt er heute etwas verbraucht, altväterisch

die moderne Pädagogik, die ja überhaupt viele» bester wist« u»d mach« will als unsere bieder« Altvorder» sagt dafür .korretter* große Ferien. Uud sie hat ja auch insofern recht mit ihrer Bezeichnung, als diese hochgelobte, von unserer Jugend eiu ganzes Jahr lang mit heißer I«. braust herbeigesehute Zeit der Freiheit sich i» der Regel »icht mit der Zeit der wirklich« HuudStagr deckt. Denn diese fall« in die Tage vo« 83. Juli bis 13. August. Der Name kommt vo« Hundsstern »der Sirius her, eine» Fixstern erster Größe, dem hellst« am ganze» leuchtenden Himmelsgewölbe, der am Maul de» Sternbildes des großen Hunde» steht. Will »au eine Vorstellung vou den un­geheuren Dimensionen im Weltall Hab«, so kann gerade Sirius uns einen Begriff geben. Wenn die Souue SO Million« Mett« vou uuS entfernt ist, so beträgt die Ent­fernung de» HuudeSsterue» vou uns 543 000 Ssuueuwetteu

wer'» mag, kann'» auSrechneul uud sei» Lickt braucht 8 Jahre um zu «uS zu gelang«! Der Lichtstrahl de» Siriu» als», der iu diese« AugeubliSe unser Auge trifft, ist im Jahr« 1901 vou ihm ausgegaugeu. Doch da» nur

HuudSt

beiläufig ... Di«

»tage beginn« uuu mit dem

Frühausgauge des Siriu», der nahe mit dem Eintritte der Souue iu das Sternbild de» Löw« 2b. Juli zu- sammrufällt. Die Griechen bezeichnet« die Zeit der Huuds- tage mit dem Namen Opora, die durch große Hitze und nach de« allen Arzte HippokrateS durch schwere Gallen- kraukheiteu verhängnisvoll war.

W«u HippokrateS Galleuleid« als Hauptkrankheit der HuudStagr auuimmt, so mag das darin mit begründet sein, daß der Genuß kalter Getränke im erhitzten Zustande ferner auch der »uu beginnende Genuß von Obst, zumal halb unreifem, und mancher Diätfehler iu der Lat eine er­höhte RorbitätS- Krankheit»- und Mortalität». Todesfall- Ziffer zur Folge haben. Namentlich sind es Mag«, uud Darmleid«, die daun grassieren und nicht fette» tödlich eud«.

Aber auch dar Hi« der Sterblichen scheint zuweilen durch die HnudStagShitze arg mitgenommen zu werden. Wir red« nicht vou akut« Gehtruleid« Hiruschlag, die teilweise auch durch allzu große Hitze verursacht werde». Aber da» menschliche Hirn macht iu dieser heißen Zeit oft gar sonderbare Settwsprüuge, die die Vermutung »ahrlegm, als ob i« Oberstübchen drob« nicht alles iu Ordnung sei. U«d es ist doch kein 1. April! Da werden Eier auSgebrütet, au» den« lustig die phänomenalst« Enten emporflatteru, au den dichtbelaubte Rank« reisen die verlockendsten saur« Gurk« und auf seme» Weltmeere wird da» greulichsie Un- geheuer, die gefürchtete Seeschlange, sichtbar. . . . Woher diese fragewürdige« Gebilde? Sind er wirklich Aus- gebürt« eine» krank«, uuter der HnudStagShitze leidend« Hirn»? Nuu, .Eulen* flattern auch zu audereu Zeit«, leider nur zu hiwfig, auf; schon »raut io seinem .Narreu- schiff* uud Luther kannten sie eigentlich .Lügeuden* verdreht au» .Legend«*, dauu .Lugeut«* geuauut. Märleiu uud Fabel», die tu d« Zeitung« lustig fortschwimmeud, eiu gar beschauliche» Dasein führ«. Daß aber zur HnudStagSzett die erst« .neuen* saur« Gurk« al» Leckerbisf« für bescheidene Feinschmecker am Ge-

schmaSSHorizoute auftauch«, ist eine .Neuigkeit*, die, obwohl alljährlich wtederkehreud, sicherlich vou allgemein­ste« .Jutereffe* ist. Uud schließlich - Seeschlaugml Solche gibt'S bekauutermaß« eine ganze Anzahl, sogar giftige, aber sie alle Hab« mit der be . . . röchtigt« Seeschlavge der HuudStage wenig zu tu». Diese ward be­reit» im 16. Jahrhundert von de» Gelehrten erwähnt ... .30 Meter laug, nicht sehr dick, brause Hantfärbuug, langer, schmaler Kopf, rotglührude Aagm, wallende Mähne* . . . wem möchte da nicht gruselig'werdeu, w«n er davon liest oder sich gar um diese Zeit auf offene« Meere befindet?... Neuerding» will «au sie au -« östlich« Küsten von Ame- rika, mitten im Groß« Stillen Ozeane, ja, sogar iu d« größer« Buchten der norwegisch« Küsten gesehen uud vou ihr Zeichnung«, die der obigen Schilderung ent- sprechen, angeserttgt Hab« . . . Oder fiud'S iu lauge« Zuge hintereinander schwimmende Delphine oder große Haifische oder gar die abenteuerlich« Höckrrpottwale, die der angeregt« Phantasie zur HuudStagSzeit die gefürchtete Seeschlange vorgaukett«? . . .

Die HuudStagSzeit, tu der iu der Regel mit dm Par- lameut«, Schul« uud all« erholnugSbedürstig« Menschen­kindern auch die hohe Politik iu die Ferien zu geh« psiegt .über all« Gipfeln ist Ruh'* ist eine Zeit tiefster Stille auch str da» Nachrichtenwesen. Wie soll er aber nun ein armer, .verantwortlicher* Zeitungsschreiber aufaugm, seine ueuigkeiteuhuugrigeu Leser zu befriedigen? ... Da martert er sein armes Hiru ab, die HnudStagShitze brütet i« «g«, dumpfig« Bureau hall, da kommt ihm eiu rettender Gedanke, uud währmd ihm dicke Schweißtropfe» auf der hohe« Drukrrsttru perl«, schreibt er'S gefaßt nieder, was ihm oft zu Zeit« politischer Dürre aus der »erleg«, heit half ... da» lustig ausflatterude Eutlei», die saure Gurke, die Seeschlange » ihr seid «ehr als »o-geburt« der Phantasie, ihr seid doch wir dürfen nicht iudiSk fei«, selbst nicht zur Zeit der Hu»dStag;r

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