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Dies bedingt jedoch die Absperrung der Schloßplatzes für das Publikum vom kgl. Residenzschloffe bis zur Königsstraße einerseits vom Cafe Bechtel bis zur äußeren Grenze des Reitwegs in der Richtung der Fürstenstraße. — Gestern vormittag feierten die Kinder der vereinigten Katharinen» und Paulinenenpflegen (letztere Thorstraße) im Garten der Katharinenpflege, welcher mit Guirlanden und Fahnen geziert war, das Jubelfest. Gegen 460 Kinder, alle aufs schönste geputzt, die Lehrerinnen und Vorstandsdamen nahmen teil an der Feier, welche mit dem allgemeinen Gesänge „O, daß ich 1000 Zungen hätte" eröffnet wurde. Den Schluß der Kindervorträge bildeten die Königshymne und die Hochlieder auf den König und die Königin: „Sind wir auch noch kleine Schwaben" u. s. w. Darauf sangen die
Lehrerinnen das Württemberger Lied, von Lindpaintner, woran sich allerlei
Spiele der Kleinen scklofsen. Auf den Heimweg bekam jedes Kind eine
Brezel und eine Düte Kuschen mit. Gewiß wird der festliche Vormittag den Kleinen noch lange in schöner Erinnerung bleiben.
Die Tribüne auf dem Wasen zur Militärparade am 25. d. M. ist fertig. Dieselbe stellt, awphitheotralisch gebaut, einen wirklichen Prachtbau dar; insbesondere sind die Sitze bequem, und es läßt sich sowohl von den oberen wie unteren Sitzreihen das Paradefeld gut übersehen. Die grüne
Dekoration bietet einen prächtigen Anblick; besonders wirkungsvoll sind die Fahnen und Flaggen verschiedener Staaten. Die Tribüne ist äußerst solid konstruiert und amtlich geprüft, so daß ein Bedenken wegen der Tragfähigkeit nicht entstehen kann. Die Karten sind baldigst vergriffen.
Feuerbach, 22. Juni. Heute nacht wurden vier große Scheuern eingeäschert. Um »/^11 Uhr wurde das Feuer entdeckt, welches binnen 20 Minuten sämtliche abgebrannten Scheuern ergriff, und nur mit großer Mühe konnten die nahestehenden Wohnhäuser gerettet werden.
Obertürkheim, 16. Juni. Gestern abend kam ein höchst eigentümlicher Fall hier vor. Ein Bauer D. aus B. hatte mit zwei Stieren zwei Wagen Wellen herbeigesührt, welche letztere ihm ein Hedelfinaer Weingärtner abkaufen wollte. Da sie jedoch nicht handelseinig werden konnten, so wurden darüber viele schlechte Witze gemacht, worunter dann der Bauer sagte: „Wenn ihr zu zweit meinen kleinen Wagen samt Wellen nach Hedel» fingen ziehet, so kostet das Holz nichts." Die wackeren Hedelfinger ließen sich nicht foppen und zogen den Wagen mit 34 Wellen ganz lebhaft nach Hause. Der Bauer aber, welcher kein freundliches Gesicht mehr zeigte, muß, weil er hinten anhallln wollte und seine Stiere mit dem anderen Wagen auf einen Acker liefen, dazu auch noch Schadenersatz, eventuell Strafe bezahlen. Gewiß eine originelle Wette!
Laupheim. Die Mitte April d.(J. durch Vermittlung des Herrn Professor Sieglin in Hohenheim von der Brutanstalt in Hüningen übersandten und in Riß, Rottum und Roth eingelegten Aale befinden sich allem Anscheine nach sehr wohl. Ein Exemplar von den 20,000 Stück, welche Kollaborator Daiber einsetzte, wurde vor einigen Tagen wieder eingefangen, dasselbe war um die Hälfte seiner ursprünglichen Größe gewachsen. Der Kopf und die beiden Flossen rechts und links hinter demselben sind dementsprechend ganz nett und ausgebildet. Die roten Punkte, welche sich im und hinter dem Kopfe beim Einsatz vorfanden und zweifelsohne Kiemen und Herz des Fisches darstellten, sind jetzt in breite dunkelrote Flecken umgewandelt, die glasige Farbe ist schon ziemlich ins graue übergegangen und der schwarze Streifen vom Kopf bis zur Schwanzspitze tritt sehr deutlich hervor. Die Fischlein scheinen ihre Einsatzstellen noch immer zu behaupten, wenigstens sind dieselben immer noch an letzteren morgens früh 4 Uhr sichtbar, sie kommen bereits an's Ufer und tummeln sich da ganz lustig. Daß aus diesen vom Einleger selbst beobachteten Punkten mit Sicherheit darauf zu schließen ist, daß der Einsatz gelungen, steht außer Zweifel.
Berlin, 24. Juni. (Dep. d. Calwer Wochenbl.) DasKaiser» paar trifft morgen '/-IO Uhr in Stuttgart ein und setzt seine Fahrt am Mittwoch abend 7 Uhr nachSig» maringen fort.
Wevnrrschtes.
Avpetit eines Vogels. Der Appetit eines Vogels ist außerordentlich. Eine Drossel verzehrt auf einmal die größte Schnecke, die man bei uns finden kann. Ein Mann würde in demselben Verhältnis eine ganze Rindskeule zum Mittagbrot essen. Auch das Rotkehlchen ist höchst gefräßig. Man hat ausgerechnet, daß, um ein Rotkehlchen bei normalem Gewicht zu erhalten, eine Menge tierischer Kost täglich erforderlich ist, die einem vierzehn Fuß langen Regenwurm gleichkommt. Nimmt man einen Menschen von ge. wohnlichem Gewicht und vergleicht man seine Masse mit der des Rotkehlchen, so läßt sich berechnen, wie viel Nahrung er in vierundzwanzig Stunden verbrauchen würde, wenn er in demselben Verhältnis wie der Vogel äße. Gesetzt eine Wurst, neun Zoll im Umfang, stelle den Regenwurm dar, so würde der Mensch siebenundzwanzig Fuß von solcher Wurst alle vierundzwanzig Stunden verzehren. Aus diesen Beispielen kann man sich einen annähernden Begriff von der Thätigkeit machen, welche von insektenfressenden Vögeln entwickelt wird.
Ämtkicüe Aekanntmackling
betreffenä Kenäerung einer Masterwerksankage.
Christian Adrion, Besitzer der Mahlmühle Gebäude Nr. 22 in Hirsau, beabsichtigt seine 4 unterschlägigen Wasserräder durch zwei neue Räder im Durchmesser von 4,90 und 5,10 m sowie mit 1,40 und 2.00 m Breite zu ersetzen. — Die Lichtweiten der seitherigen Fallen mit zusammen 3,40 m bleiben unverändeit.
Das Hauptfallengestell enthält eine weitere Falle mit 0,82 m Lichtweite, durch welche das Wasser in einem hölzernen Gerinne dem zum Betrieb der Hanfreibe und des Sägewerks in Gebäude Nr. 21 dienenden Rade zu- geführt wird. —
An den Höhenlagen der verschiedenen Schwellen, des Wehrs und der Floßgasse werden keine Aenderungen vorgenommen. —
Das Unternehmen wird mit der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen. Nach Ablauf der Frist, welche ihren Anfang nimmt mit Ablauf des Tages, an welchem dieses Blatt ausgegeben wird, können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr berücksichtigt werden.
Zeichnungen, Beschreibungen und Pläne liegen während der Einsprachefrist auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht auf.
Calw, den 21. Juni 1889.
K. Oberamt.
Amtmann Bertsch.
Oe^entkickte Eaäung.
1) Joharm Georg Eberhardt, geboren am 7. Mai 1866 in Agen-
bach und zuletzt dort wohnhaft, Dienstknecht,
2) Wilhelm Eugen Roller, geb. den 26. Febr. 1862 in Böhringen
OA. Urach, zuletzt wohnhaft in Unterreichenbach, Bäcker,:
werden beschuldigt, als Ersatzreservisten erster Klaffe ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben,
Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuch».
Dieselben werden auf Anordnung des Königlichen Amtsgericht« Hierselbst auf
Mittwoch, den 14. August 1889, vormittags 9 Uhr,
vor da» Königliche Schöffengericht Calw zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigt«,» Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach tz 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Bezirkskommando Calw dezw. Leonberg ausgestellten Erklärung vsrurtellt werden.
Cal«, den 22. Juni 1889.
Keller,
Gerichtsschreibrr de« Königlichen Amtsgericht«.
' Stammheim. OA. Calw.
Bekanntmachung
die Kirchengememderatswahl betreffend.
Die Wahlhandlung findet am 30. Jnvi 1889 unmittelbar nach dem Schluß des Vormittagsgottesdienstes 10>/s Uhr bis mittags 12 Uhr in der Sakristei der Kirche statt.
Die Wahlkomrnission.
Revier Stammheim.
Arennhokz-Mrkauf
; nachmittags 2 ' r, im Rößle sin Stammbeim Rm.: 12 Na. delholzspali- holz. 27 deSgl. Scheiter, 156 desgl. Prügel und Anbruch, 5 Rinde und 4 Lindenscheiter und Anbruch,
aus Schleifberg, Reutehau und vom Scheidholz.
Revier Lievenzell.
8tamm^okz-VerAauf
am Dienstag, den 2. Juli 1889, vormittags 9 Uhr,
.auf dem Rat« Ihaus in Calw, saus d. Staats, wald Distrikt Haugstetter > Ebene, Abt. mittlerer Bruch und Klingenwald, Distr. Haugstetter Hang, Abt. Layle, Galgenberg und Beutelstein; Distr. Bieselswald, Abt. unterer, mittlerer und oberer Tann
berg; Distr. Kohlberg, Abt. unterer, mittlerer und oberer Finkenberg:
1503 Tannen, 17 Fichten, 65 Forchen mit Fm.: 232 I. Kl., 263 L Kl., 410 M. Kl., 465 IV. Kl., 151 St. unentrindete tan- neue Baustaugrn mit 28 Fm. V. M., 118 Tannen, 3 Forchen Sägholz mit Fm.: 57 l. Kl.,
36 rr. Kl. und 17 III. Kl.. 1 Buche mit 0,8 Fm., 19 Stück Nadelhvlzderbstangen I./IU. Kl.
Revier Stammheim.
Am Dienstag, den 2. Juli d. I., vormittags IOV 2 Uhr, auf dem Rathaus in Calw, aus Schleifberg und Reutehau:
342 St. Langholz I./IV. Kl. mit 285 Fm., 67 St. V. Kl. mit 11 Fm. und 4 St. Sägholz mit 4.5 Fm.__
Ostelsheim.
Schafweide- Verleihung.
Die hiesige Schafweide, welche mit 300 Stück be- fahren werden kann, wird am
Freitag, de» 28. Jnui d. I., nachmittags 1 Uhr,
auf hiesigem Rathaus aus die nächsten 3 Jahre vom 1. Januar 1890 bis 1893 verpachtet. Die Markung umfaßt 2200 Morgen ausschließlich der Waldungen, auf dem Schafhaus zst eine Wohnung für den Schäfer eingerichtet.
Hierorts unbekannte Liebhaber wolle» sich mit Prädikat«- und Lrr- möaenSzeugnissen versehen.
Den 18. Juni 1889.
Gemeinderat.
Vorstand:
Stahl.