Erscheint tigltch, «tt »«Snahm» d« »onn- n»d Festtag«.

Preil »tertÄMrlich Wri.io^,«u»r»g«. !»h» ).2V i« «qirlr- «ch 10 k»>W«rr«h» 1,sv .6, ttn übrig«» MürttORber« IM ^e. Ms»«t»abo»mr«e»rr »«ch »erhält»«».

^0

«> md Lqnsk-M str dn> Kbmuts-Syird NM

W». 88.

88. Icrhvgarrg.

A«rnfpv«ch»» Mn. 88.

«nzeigenMebühr

f. b. Ispalt. Zettt a«r gewihnl. «christ od« der«» ist««« b«t 1«al. Mnrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit de« Plauderstübche», Jllustr. To«»tag»blatt u»d

«chwäb. vanvWirt.

M 150

Donnerstag, dm 1. Juli

1S0S

Bezugseirrladrmg.

Mtt dem 1. Jali 1909 tritt,

Der Gesellschafter"

tu das 3. Quartal seines 83. Jahrgangs ein.

Der Gesellschafter mtt dem Unterhaltungsblatt

«Das Plauderstübche«", d-mIllustrierte» To»«- ta,sb»att" und der VellageSchwäbischer Landwirt" kostet bei jedem Postamt im Bezirks- und 10 Im-Verkehr

1 Mark LS Pfennig

im übrigen Württemberg

1 Mark SS Pfennig vierteljährlich

für Nagold mit Trägerlohn 1.2V Mk., ohne Träger­in 1.1« Mk.

Der Leserkreis des Gesellschafters umfaßt in Stadt, Bezirk und Umgegend zahlreiche Mitglieder aus allen Ständen. Es finden daher auch Anzeige« in unserem Blatte eine wirksame Verbreitung.

Wir bitten unsere bisherigen Leser um alsbaldige Erneuerung des Abonnements, damit die Zusendung des Blattes beim Quartalwechsel keine Unterbrechung zu erleiden braucht. Auch die neuen Abonnements werden schon jetzt von der Post angenommen. Bestellungen nimmt außerdem jeder Briefträger und Landpostbote entgegen.

Neueiutreteude Abonnent« erhalt« den Anfang der i« letzten Plauderstübchrn aigefaagen« Erzählung »Das Kränlei« vo« Se«deri" von E. T. A. Hoffmann

gratis uachgÄesert.

KoMlchs Hleberstcht.

Wie die Natioualliberale« uns dir freisinnige Volkspartei hat jetzt auch die freisinnige Bereinigung für dm 3. und 4 Juli einen außerordentlicher! Bertretertag nach Berlin eiubrrsftn. Rau spricht oou der Möglichkeit, daß im Anschluß au dir drei gleichzeitig wirkenden Prrteitage eine gemeinsame liberale Kundgebung zustande kommen könnte.

Der ehemalige »»garische M»a»z«i»ister Lukack hatte eine «me Audienz bet« König und wurde mtt der Soudermisstou betraut, zum Zweck der Kabinetts­

bildung mit der Uuabhäugkgkeitspartei in Unterhandlungen zu treten. In Erfüllung dieses Auftrages ist LakacS gestern nach Budapest zurückgekehrt. wo er sofort mit Kofsuth in Verbindung trat. In politischen «reise» bezweifelt mau dar Gelingen der Mission Lukac? und glaubt au das Zu« stavdekommen eines außerparlamentarischen Ministeriums.

I« Oesterreich ähnelt die politische Situation der im Deutschen Reich. Auch hier stad Regierung, Handel, Industrie und Gewerbe gezwungen, gegen die Rücksicht», losigkeiteu der Agrarier endlich Front zu machen. AuS Gründen der äußeren wie der inneren Politik braucht die Regierung dm Abschluß des HandelSvrrtragS mit Rumänien und das handelspolitische Ermächtigungsgesetz für Handels­verträge mit den anderen Balkaustaateu. Die Agrarier aber widersrtzeu sich mit alle» Mittel« «ud wollen sich auch durch keinerlei noch ss kostspielige Kompmsattoneu die Zu­stimmung zu diesen notwendigen GesetzeSvorlag« abkausen lasten. Demgegenüber scheint die Regierung entschlossen, Leu Gegnern die offene Feldschlacht auzubirtev. Bei der maßlosen Teueruug des Fleisches und des Getreides ist sie der Unterstützung der Bevölkerung gewiß. Handel, Indu­strie und Gewerbe hielten dieser Tage in Wien nach dem Vorbild der Berliner Hausa-Bersammlnug ein: massenhaft besuchte Versammlung ab, i« der gegen die eiufeitige agra­rische Wirtschaftspolitik protestiert und dir baldige parla- meutartsche Erledigung des handelspolitischen Ermächtigungs­gesetzes gefordert wurde.

Im «»glifche» U»terh««s wurde der General- staatLauwalt gefragt, ob er seine Aufmerksamkeit Zeitungs­artikel« gewidmet habe, die tu b:zuq. auf den hrravnahmd« Brsnch des russisches Kaisers veröffentlicht wurde» und in denen zur Ermordung des Kaisers augere'zt wurde. Mau forderte Auskunft, welche Maßregeln ergriffen werden würden. Der SeneralstaatSauwalt erwiderte, er habe die Artikel ge­sehen, und sie seien von höchst sträfliche« Charakter; aber i« Hinblick auf dm heravuaheudm Besuch des russischen Kaisers halte es die britische Regicrurx nicht für ratsam oder nötig, jetzt oder überhaupt irgendeine Rtttrtlaug über ihre Absichten bezüglich der Schritte zu wachen, die gegen "die für die betreffend« Atkel verantwortliches Person« zi mueruehmm seien.

Rach Mittetl«»ge» ans Perfie» führten der britische und der russische Geschäftsträger durch Vermittlung ihrer Generalkonsuln, die sich in Kum befinde«, Unterhand, lnngen mit Sardar Nffad. Der Kern der Auseinanderset­zungen war, daß der Lsrsarsch der Bach.iarm äußerst uugelegru komme, well er die Wiederaufrichtnug der Ver­fassung hindere, statt sie zu erleichtern. Sardar Lffad soll erklärt haben, er werde diS zum Zusammentritt des Rrd- schltS is Kam bleiben. Inzwischen wächst die Sarge der Royalisten, von denen manche schon um Zuflicht in dru Gesandschafteu uachgesucht haben sollen. Der KeiegSmimstrr

hat demissioniert. Der Schah hat seinen Harem nach Te-

heran gesandt und alle Munition nach Eultauahad gezogen. Ztll es Sultan wird in Teheran erwartet. Er ist vermut, ltch von dm Bachtiarm für dm Thron bestimmt.

Wie ans Perfie« gemeldet wird, find die »«Hand- langen der Konsuln mtt Sardar Affad in Kn« ohne Er­gebnis verlaus«. Die Partei AfiS rl MulkS fordert vo« Schah die Entlassung Saad ed DanlehS und de» von fremden Gesandtschaften empfohlenen Kabinetts an deffm Stelle ein Kabinett aus der Mitte der Partei mit dikta- torische« Vollmacht« zu treten habe. Die Bewegung nimmt eine« scharf national« Charakter an. . ,

Rach Meldnnze» a«S Marakko setzt die schcri- fische Rahalla ihrm Marsch nach Ost« fort. Teile de» Stammes Hyaina Hab« sich ihr unterworfen. Der spanische KrtegSmiuifter erklärte, er sende gegenwärtig keine

Zur RrichSftuanzrefor».

«ertt», 29 Juni. Der konservative RrtchStagSabg. Frhr. v. Richthos« soll gestern nachm, eine längere Unter, reduug mit de« Reichskanzler gehabt haben. In diese» Gespräch hat Fürst Bülow keinen Zweifel darüber gelassen, daß nach wie vor für dir verbündeten Regungen unannehm­bar bleiben: die «stternugSstmrr, der KshlmasSfuhrzoll, die Rühlrnumsstzstmrr. die ParfSmstmer, dir Wertzuwachs- steuer. Frhr. v. Richthsfm soll daraufhin auch seinerseits keinen Zweifel gelassen haben, daß dir Kouservativm bereit seien, der Regierung entzegeuzaksrumeu. Nur hinsichtlich der Sotieruugssteaer scheine dies zweifelhaft. Dagegen scheint gewiß, daß die andern nur gegen das mobile Kapital gerichtete« Steuern (RetchSstempelstmer, Dividmdrustmer, EffekLeustrmpr!, Scheckstrmpel, Srhöhuug der Umsatzsteuer), wenn auch nicht in der von konservativer Seite gewünschte» Höhe Aussicht auf Lsnahme haben. Bei diesen Steuern dürfte die Skgiersng mit dem schwarzen Block tm großen und ganzes eines Sinnes sei», ohne daß ste daran denkt, ihren alten Grundsatz zur Geltung zu bringen, eS «äffe bei dem Fkrsazwerk auch eine jeden Besitz treffende Steuer dabei sein. Dieses Steuerwerk wird daun allerdings aach mit den Ksssumstruecu auf Bier, Tabak, Branntwein, Be- lmchtnugSkörper, Zündhölzer, Kaffee- und Leezollechöhuug und Schaamweiusteuererhöhmig, sowie der Beibehaltung der Fahrkarteustenrr nicht dm Betrag von 500 Million« Mark eiubriugm. Aber dir Regiernug würde sich dann mit de« geringer« Ertrag einstweilen begnügen. Für dm Fall, daß sich für dieses Stmerbnkett keine Mehrheit findet, indem z. B. das Zentrum sein« bisherigen Grundsatz, e» müßt« 100 Million« direkte Stenern bewilligt werden asfrscht erhält, würde es immer noch möglich sein, daß man eine RrichStagSaustösung tu Betracht zieht, sobald ein Mantel- gesetz von einer Rehrhrtt gefordert wird.

V

Verschiedenes.

Di« Geschästsgrwaudtheit des tzentschr« Kares

»ns beleuchtet eine aus japanischer Quelle geschöpfte Stttiz der MonatsschriftDie Welt des Kaufmanns- (»er­lag von Georg D. W. Callwey, München), der wir folgen­des entnehmen: »Der deutsche Handel nach Indien hat sich in dm letzten 10 Jahr« verdoppelt, was gewiß kein Zufall ist. Die Deutsch« berücksichtigen bei der Warenaus­fuhr nach Indien durchweg die Bedürfnisse, Reizungen und Gewohnheiten der Inder. Ein Beispiel auch für die wirt­schaftliche Regsamkeit der Deutschen führt Prof. Hattort in der Tokioer Zeitung .«saht- an. Er spricht sich da über seine Leobachtnns« in China aus und meint: -Die deutsche Ge- fchäftSpraxiS in China sticht sehr wesentlich von der der japanischen Kanflmte ab. Die «anflmte reisen überall i« Land umher »ud bringen ihre War«, die ste bis zu Wert« von 20090-30009 Dollar mtt fich führen, in den fernsten Orten Chinas mtt fich ans den Markt. Die Japaner da- »eg« reis« zu wenig und habe« auf der R-tse höchstens für 100 Yen Ware« bet fich. Die meisten Firmen wollen sogar nur von Tokio oder Osaka aus ein« Fernverkehr mit China unterhalt« und von ihre« Sitz ans Order» beziehen. Die deutschen Firmen Hab« kürzlich auch eine Wandrrans- stelluug von Waren veranstaltet, die von Tsingtau auch «ach Echautnug, Tientsin und Peking gewandert!k und »eben den verschiedensten Artikeln besonders «rgeustände für den Unter. ichtSgebrauch zeigte. Schul« und Körperschaft», grbäude find zu diese« Zweck gemietet worden.- Professor Hattsri meint zwar, daß diese Ausstellung nicht viel Erfolg gehabt habe; er erwähnt ste aber, um die wirtschaftliche Betriebsamkeit der Deutsch« zu beleuchten, die fich nichts entgehen ließ«, war ihre Jutereffen fördern könnte. Er empfiehlt schließlich den Japanern, von dru Deutschen in

dieser Hinficht zu lernen und nicht, wk bisher, so viele Waren minderwertiger Qualität nach China auSzuführ«.

Kindrrhändche». Hugo Salus hat bei Eng« DiederichS in Jena ei«Lrostbüchlein für Kinderlose* herauSgegebeu, dem er folgendesKind «Händchen* betitelte Gedicht voranstrll.:

UuS hat kein Sott ein Kindchen «erkannt,

Und kann doch Nichts mein Trübsinn so verringern,

Als eise dicke, weiche Kinderhand

Mit Amorgröbch« und mtt drolligen Finger«.

Die noch ganz dumm nach allen Dingen langt,

Dreist, ohne Angst und voller Weltvertranen,

Ein mutiß Händchen, dem vor gar nicht» bangt,

Weil alle Dinge so vertraulich schann.

Drum, wenn mein GlucksbedörfaiS Lränme spann.

Sah ich ein Kind au Vater» Knie stch schmiegen,

Und meiner Kindes Händchen fühlt' ich daun Tröstend und warm is mein« Händen liegen.

Traum! Traum! Du liebes Händchen du.

Versagst dn dich mk jetzt, am einstens drüben Der Seele mein am Tor zur ewigen Ruh Den schweren Riegel hilfreich wegzaschieb«?

«te der Kragen entstand. Nur wenig dürfte bekannt sein, daß der abkaöpfbare Hrrreukrage« erst eine Erfindung de» vorigen Jahrhunderts ist. Wie de« soeben erschien«« Luch »Kleidung und Wäsche- von Br. Schulze- Weinberg (Verlag von Quelle L Meyer tu Leipzig) zu ent­nehmen ist, gebührt da» Verdienst, den vom Hemd ge­trennten Kragen erfunden zu haben, einer Amerikanerin uameuS Hanuah Lord Routagne. Frau Montagne war di» Gattin eine» Schuhmacher», der besonder» viel Gewicht auf seine Kleidung legte, da er mit sehr vornehmer Kundschaft zu tun hatte. Nun verdroß e» ihn gewaltig, daß er immer

nach zwei oder drei Tag« ein uenr» Hemd auziehe« mußte, denn tu dieser Zttt war der Krag«, der damals untrennbar mtt drm Hemd verbunden war, unsauber geworden. Da da» Wasch« in jener Zeit eS war im Jahr 1827 eine ziemliche Last für die Hausfrau bedeutete, fand Frau Montagne einen Ausweg: ste trennte de» Krag« vom Hemd und nähte neue Krage», die zunächst mit eine» Bandstreifen versehen und am Hemd seflgebuvde» ward«. Eine ihrer Nichte», die »och a« Lebe» ist, pflegt im Srei» ihrer Familie mit vergnüge» zu erzähl«, mit welchem Eifer ihre Taute drn erste« Kragen genäht hat. Bald wurde diese praktische Neuerung in Bekanntenkreisen herum- getragen, und Frau Montagne bekam mehr Aufträge für Kragknlirsernug«, als ste auSführeu konnte. Sie hätte st- ans ihrer Erfindung ein« schöne» Berdievst schaff« könne«, wenn ihr recht ein anderer zavorgekowww wäre. Das war der Reverend Ebeuejer Brown, ein ehemaliger Methodisteupredtger. Der sah di« Bedeutung der Erfindung vollkommen ei« und «öffnete eise kleine Fabrik, in d« eine Aizahl Frauei sKrag« nähten. H:rr Brown war also der erste eigentliche Kragenfabrikant.

Das Begräbnis des Hamsterers. Eine eigen­artige lrtztwillige Verfügung hat, wie derHannoversche Courier* aus Kiel berichtet, der vor elf Jahr« dort zu- gewanderte Adam Scheidt getroffen, der fich als Hausierer ein kleine» vermögen von 2000 «worb« hat, vor vierzehn Tag« «krankte und auf dem Sterbebett ver­fügte, daß ihn 50 in d« hiesig« Herbergen anwesende HandwerkSbursch« zu Grabe geleit« möchten. Dafür sollte jeder ein Mittagessen, ein Abendbrot, eine Schlaf- marke, sowie am nächst« Morgen ein Kaffeesrühstück und eine Mark m bar erhalten. Dieser Tage fand da» Leichenbegängnis statt, bei dem 50 reisende Handwerk»- burschen drm ehemaligen Kollege» das letzte Geleit gab«.