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Monnspirach«» Hk». »».
8». Jahrgang.
I«nnfp»och«k M». »».
»nzeig«-G«bühr f. d. ifpalt. Zeit» «r gewöhnt. Tchrtst »der der« Simr« bet 1»urt. « iu r ückm lg 10 A. bet mehrmaliger «tsprechmd Rabatt.
Mit de« Plauderstübche», Jstvstr. «»»»tagöblatt »ud
«chwäd. »«»»«.
Die Leser Mserer Zeitung
seien dark« erinnert, daß vom 15. d. M. ab die Briefträger dir Neubestellung für die Monate Juli, August und September eutgegeunehmen Md den Abouuemeutsbetrag durch Quittung eiuzieh«.
Zu« Fell Heilig
wird tu der »Deutschen ReichSpsst" «it läugereu Ausführung« von —trs Stellung genommen und u. a. gesagt
Für unsere Begriffe freilich find die Konfiskation Md Durchsicht eines nur zum etgeusteu Gebrauch augrlegteu Tagebuchs Md der UtteilSsprnch ohne vorMSgegaugeueS Verhör und die Möglichkeit der Verteidigung unerhörte Dinge, nuferem Gefühl erscheint die Ueberwachungsmethsde, wie ste W Rotteuburger Prtrstrrseminar gegenüber 25-30- jährigen Müuueru geübt wird, als etwas Ungeheuerliches, Md die Erziehung zur wiLrnlose« UuterwerfMg ist für uuS das Gegeuletl drffm, was wir für das richtige Ziel der Erziehung halte». Dennoch — und trotz aller Teilnah«?, welche wrr für die Opfer dieses Systems haben mögen — wäre nichts verfehlter, als eine Einmischung des Staates in diese Angelegenheiten: zu verlangen. Denn die ErteiLusg der Wethen wie ihre Berweigsrung ist eine rein irmerkmholifche «ugelegeuhrkt. Und über die Folgen, welche eise Etnmtfchurrg htrrei» har, laste» die Erfahrungen des Kulturkampfs krimu Zweifel.
Statt des Gedankens der Einmischung legt sich u«S aber eine andere Frage uahe und diese lautet: Ist eS Möglich, daß eine Anstalt aus staatlichen Mitteln erhalten wird, wo die erste Grundvoraussetzung modernen Staats« lebeuS die persönliche «Selbständigkeit, die Denk- und Ge» »ifsevSfrethett grundsätzlich verneint wird, wo die künftigen Leiter des katholisch« BolkSteilS in eine« Geiste verzogen werden, die sie von den übrigen Volksgenossen immer schärfer scheiden muß? Hat mau in Rsttmbmg genügend bedacht, daß ein Weiterschreite» aus der Bahn, wie sie dnrch die Fälle Günter, Funk, Heilig und manches andere bezeichnet wird, die Mächtigste Forderung der Kräfte bedeutet, welche aus Trennung vou Kirche nud Staat and möglichste HiuausdrSnguug der Kirche ans de« öffentlichen Leben hinarbetten?
Und noch eins Hab« wir anzu»rrkm. Schon tu den Fäll« Günter und Funk hat man in der Presse eine üble »ertusHllngSpoltttt versucht. Das hat sich nun i« Fall Heilig in womöglich noch stärkerem Maße wiederholt. Bon offiziellen und offiziös« Stellen kam« Dementis, die ein dedeuklichek Spiel mit Wort« trieb«. Noch mehr: man hat Neuerung« hiuauSgeh« last«, die mit dem Augeuanfschlag liebevoller Schonung Heilig sittlich zu vernichten ucht«. Oder war soll eS heiß«, venu geschrieben wurde: »EL ist nicht wahr, daß die reformerische Richtung des Alumnus der entscheid «de Eatlastang?grmrd gewesen ist. Der entscheidende Grund war ein anderer, ist aber in der OeffemUchkeit nicht diskutierbar." — Regens Rieg hat jüngst eben im Zusammenhang mit de« Fall Heilig vom Organ der destschm Moderatst«, dem »Nen« Jahrhundert-, das Zeugnis der »ehrlich« Frömmigkeit- erhalten. Die« Zeugnis aus dem Lager des Gegners redet eine gewichtige Sprache. Und Bischof Keppler hat eben in diesen letzte« Monat« ein Büchlein veröffentlicht, das von warmer Herzmsfrö««tgkeit zrugt. Warn» ist'S aber dann nötig, daß wir immer wieder vor so harte Wider- sprüche gestellt »erden? Wir wiederholt« nochmals, w°s wir schou beim Fall Fmk gesagt haben: derartige Dinge schaff« eine Atmosphäre der Mißtrauens, die NW »eppler md der ganz« katholischen Kirche Württembergs noch teuer z» steh« kommen kann.
Und zu» Schloß, wie steht eS mit den Wort«, die wir auch kn Bischof Keppler» Büchlein vou der Freude ge- »seu Hab«: »Institute, Penstouate. ErzirhmgShänser aller
Art'-muffen die Probe der Fröhlichkeit bestehe«. Ein
Institut, das sich nicht jederzeit über die natürliche, aus. richtige grsmde Herzensfreude seiner jugendlich« Insassen MSwets« kann, verdiente geschloffen ,« werdm. Wenn Acht d« fröhliche «eist darin ist, ist nicht der rechte Seist, ist nicht der heilige Seist darin." Diese Worte enthalt« ew treffliches Urteil. Ob's aber nicht zugleich die schärfste Verurteilung dessen ist, was »ach viel« Anzeichen i« Rottmburger Priesterseminar geschieht?
Zlrettag, de» 18 . Aum
UHMstche Hleberstcht.
T>„ ..»lischn. «-,»«,,^«II ch-» ,d-u -° Beratung mit Vertretern der Berliner Geistlichkeit. Mau faßte folgend« Beschluß: »Wir find ein» in de« redlich« Bestreb«, und selbst persönlich dafür eiuzusrtz«, daß da» »md des Frieden» immer fester «m unsere Völker ge« schlangen werde. Wir find eins in der herzlich« Bitte an alle unsere BolSgeuoffeu, mitzuhels«, daß die alle Stimme der BlutSverwaudschast nicht überhört »erde, daß die alle« und die neuen Stimm« machtvoller geistiger Einflüsse «ud geschichtlicher Urberliefernug« zur Seltung ko«m«, Md vor allem, daß die ewige Stimme de» Evangeliums der Liebe ihre Köntgsmacht erweise. Wir find «blich ein» in de« innigen «rbet, daß der Sott des Friedens um seines Namens «ud seines Reich«? will« unser Boruehm« reichlich segnen wolle."
Die türkische Ra««er verhandelte in lebhafter Debatte bci zahlreich« Zwischenfällen über die Schaffung parlamentarischer UnterstaatSsekrcläre. Die Beratung wurde schließlich weg« Befchlußaufähigkeit des Hauses abaebroch«. In Wirklichkeit fürchtete der jangtürktsche Präsident die Ablehnung der Vorlage, die de« jnngtürkisch« Komitee einige Stellen in der Regierung sichern sollte. Die entschiedene Gegnerschaft gegen die Vorlage ist eine Warnung au das juugtärkische Komitee. — Zwischen d« aufrührerisch« Albanesen und den türkisch« Trupp« Hab« bei Schischma drei heftige Zusammenstöße mit Lerlvst« auf beidm Seit« stattgesusdea. — Nach Meldung« aus Koustauttnopel habe Griechenland in der Kretasrage an die Großmächte eine Npte gerichtet, in welcher es sich über die aktiv« Maßnahmen der Türkei gegen Griechenland beschwert. Eine Kopie der Note sei der Pforte überreicht worden. Wie das Rmtersche Bureau erfährt, soll gegenwärtig keine der international« Lruppwabteiluugeu von Kreta zurückgezogen werden.
De« tote« Präfideute» vo« Brasilien widmet die »Nordd. Allg. Ztg." einen Nachruf, in dem eS heißt: »Unter seiner Leitung gestalteten sich die Beziehnug« Brasiliens za Deutschland fortgesetzt frruudschaftltcher; ihm ist eS auch innerster Reihe zu dank«, daß in Brasilien über Deutschland ovd die Bestrebung« der deutsch« Politik, die früher oft genug verdächtigt worden war«, verständige Anschauungen Wurzel faßt«. De« treu« Patriot« Md ergeben« Diener seines Landes und Volkes wird bei mS ein warmes Andenken bewahrt bleib«."
Deutscher Reichstag.
»-»««, 16. Juni.
Das Haus ist sehr stark besetzt, die Tribünen Md Log« sämtlich überfüllt. In der Hoslogr Prinz Md Prinzessin August Wilhelm.
Am Tische des Bundes: atS: Fürst »Slow, v. vrth- MMn-Hsllwra, Sydow, Freiherr v. Rheiubab«, Delbrück, Dervburg und die -Vertreter aller Bundesstaat«.
Präsident Graf Stolberg erteilt sofort dem Reichs, kavzler das Wort.
«eichskauzler Kürst «ülow r
Ich möchte mich gleich über die allgemeine politische Lage auSsprechm, wie sie sich nach d« bisherig« Ver. Handlungen über die ReichSfinauzresorm gestaltet hat. Hier- bei «uß ich zunächst eiugeheu auf-mein Verhältnis zu den groß« bürgerlich« Partei«. ES ist darüber geklagt worden, daß die Mitwirkung des Zentrums bei der RetchS- fiuauzresorm von der Regierung oder vom Reichskanzler auSgeschaltet Word« wäre. Da» ist eine vollkom«« irrige Auffassung. (Lautes Gelächter im Zentrum v. b. d. Soz.) (Mit erhob«« Stimme:) Wart« Sie doch ab, «aS ich noch sag« »erde. Da« Zentrum ist vou Anfang au über die Absicht« der verbündet« Regierungen vir alle Partei« unterrichtet Word«. Der Staatssekretär de» Rüchschatz. amt» hat sich niemals ablehnend verhall« gegenüber Anregung« der ZmtrumSfrakttou, weil sie vom Zentrum kam«, sondern immer nur weil Md soweit er sachliche Bedenk« hatte. Ich habe eS aber als «eine Aufgabe betrachtet, d« Liberal« die Mitwirkung au der RetchSfinaozrefor« zu ermöglich«. Positive Arbeit habe ich nie verhindert. Sachliche Unterstützung Wörde ich sogar vou der äußerst« Link« aunehmru, (Gelächter b. d. Soz.), wenn sie breche« wollten mit ihrem Dogmatismus. Die Gereiztheit eine» TeüeS des Zentrum» mir gegenüber hat «ich in keiner Weste beeinflußt. Diese Anllnofität hat sich z« ganz unwahre» Behauptung« »erdichtet. Mäu hat «eine zweifellos voll bewährte und zweifelsfreie VundeStreue gegenüber
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Oesterreich-Ungaru tu Zweifel gezogen; mau hat eS sog« gewagt, «eine ebenso zweifellos Gewährte Trene^^^^ö^ Königlich " - - - -- - - - —
«nntgliche Hau», für dev Kaiser Md «rZg ru verdächtts« (Große Unruhe im Zentrm» - Sehr richtig bei de« NM- lib.). Mitglieder der Z«ttnmSP«tei Hab« stch Mttbäch- tigmg« angeeignet, die in Pamphltt« geg« «ich «hob« worden war«. Da» alle» hat «ich in «einer poMschm Haltung nicht irre gemacht, «u »erlmmduugeu bst» ich gewöhnt, («roßt Unruhe t« Zentrum.) Ich veAehe jetzt, daß Fürst Bismarck einmal eine« ausgezeichnet« Manne, der ei« Riuisterportesenille nicht anueh»« wollte, sagte. »Eigentlich begreife ich. dS Sie nicht Lust h-ben. in dte Dreckltuie einzmückm". (Große Heiterkeit.) Ich Hamich auch dadurch nicht beirr« lass«, daß Mitglieder ander» Parteien des Hauses die gesellschaftlicheu B-ziehimg« M mir abgebrochen haben. (Bewegung.) vielleicht trägtmem langer «afmthatt im AuSlaude dazu bei, daß ich nicht ge- wohut bin, daß »an sich gegenseitig gesellschaftlich aus- schließt, well man politisch hart aneinander gnat« ist ob« politisch oder wirtschaftlich ander» denkt. Ich Hoffe, daß sich in dieser Beziehung der Takt noch Seffern wird und daß mau auch bei MS dahin komm« wird, wo andere Böller schon lange sind. Namentlich in England denkt »M nicht so kleinlich. Hoffentlich komm« wir noch dahin, daß man nicht den, der ander» denkt als «au selbst, gleich für eia« Narren oder Schurken hält. (Sehr wahr! und Bewegung). Ich werde die Geschäfte nicht so führ«, daß die Liberalen von der Mitwirkung auSgeschloffm werde«. Das liberale Programm werde ich «ir nicht aueigveu. Aber die Mitwirkung der Liberal« bei groß« gesetzgeber» ischw Ansgab« erscheint mir i« Interesse unserer Forteut- Wickelung, einer ruhigen und gesund« Entwickelung in hohe» Grade wünschenswert. (Lebhafter Beifall links, Lach» i. Ztr. und Ms der Rechten.) Der unvergleichliche Staats, manu hat früher mit den Liberal« heftige Kämpfe führ« müssen, aber er hat später Fried« geschloffen «it den Liberal« und den liberal« Ideen groß« Eivfluß ringe- räumt. Fürst Bismarck hat nicht übersehen, daß die nationale Idee to liberalen Krell« geboren wurde. Dm liberal« Geist auSzuschatte«, würde ich für ein historische» Unrecht und für ein« politisch« Fehler halt«. (Beifall link«.) I« Süddeutschland und in Mitteldeutschland wird «an aber lern« «üffeu, den Wert des konservativ« Pr«. ßenS höher zu schätzen. Die linksstehenden liberal« Grup- p« müssen ein« gewiss« doktrinär« Zug fall« lass«. Bei der Bewilligung indirekter St «er« hätten sie sich so lange nicht aufhalten soll«. Auch das Fernbleiben an» der Som«llstsn kann ich nicht al» richtig avseheu.
Neben dem verbrauch «uß auch der Besitz zur Deckung heraugezogen werden. (Beifall.) NM zu der tzaltvug der Konservativ« I Ich kann mich der recht« Seite nicht uuterordoen, wie Ich eS auch de« Zentrum gegenüber nicht getan habe. Wew eS in diese« Laude ein« Minister gegeben hat, drr die Bedeutung der konservativ« Partei zn schätz« weiß, so bin ich eS. (Sehr »ahrl links.) Bon der erst« Stunde meiner Tätigkeit au bi» ich für dir Wünsche der Konservativ« und der Landwirtschaft ringe- treten. (Sehr richtig!) Sie werdm lauge wart«, bi» Sie wieder eine« Kavzler bekommen, der so für die Inte, reffe» der Landwirtschaft eiutret« wird. (Lebhafte Zu- stimmuug link» «ud große Heiterkeit). Aber vou der Linie, die mir das Staatstutereffe verschreibt, lasse ich «ich auch nicht durch die konservative Partei abbriug«. Die konservative Partei schadet sich selbst am «eist«, wenn fie st» berechtigten Forderung« verschließt. (Sehr wahr! link».) ES würde gegm die vornehmsten Grundsätze der drutsch« Sozialpolitik verstoßen, wmu die Reform der Finanz« ausschließlich auf Abgaben aufgebaut würde, die die är»er« Lolksklaff« erheblich belast«. Die notwendige Herauzieh. Mg des Besitzes kann nur durch dm Ausbau der Erbschaft», steuer erfolg«. An ihr »üffeu die verbündet« Regierungen festhalt« (Beifall.) SS maß anssalleu, daß die konservative Partei sich von aufasg au ohne Zwang mit solcher Starr- heit gegm die Erbschaftssteuer festgelegt hat. Haben Me je ein« Sprecher br» Zentrums ein« Gesetzentwurf in erster Lesung ablehn« hören? (Sehr gut! und große Heiterkeit links.) Die Rechte ist vielleicht ganz kouseqaeut. Aber Konsequenz rechtfertigt politische Fehler nicht. Der Sieg in der Gegmwart ist häufig der Pfad vou Niederlagen tu der Zukunft. Ich verkenne nicht, was die Konservativ« Jahrhunderte laug für Preoß« getan Hab«. Aber die Regterms kam nicht zur Geschäftsführung der konservativ« Partei werdm. Durch ihre eigne Schuld gräbt sich die konservative Partei ihr eigene« Srab, wem sie sich berechtigt« Forderung« verschließt. Die Haltung der Konservativ« t» dieser groß« Frage wird einen tief« Eindruck Ms da» deutsche voll mach«. (Sehr wahr!)