«rschelrrt tüsllch, «tt «»»»ahm« de« ro«u< «ud Festtage.
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Anzetgen'Gebühr f. d. ispalt. Zeile <«» gewöhnt. Tchrtft »der deren Raum bet 1«al. Einrückung 10 A. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Planderstübche«, Jllnstr. Ton«tag»blatt
und
Tchwäb. »a«d»ttt.
M 123
Samstag, den 29. Mai
1909
Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Dienstag nachmittag.
Amtliches.
Vekatmtumtbmra,
»etr.dleUtuder««sei«erWafserherrütz««>»<mla-».
Georg Kübl«, Befitzer der Sägmöhle I 53 au der Waldach iu Böfiuz« sucht um Genehmigung der von seinen Vorfahren au diesem Werk vorgeuommeneu «ud der projektierten Änderung seines Leerlaufs nach.
Einsprachen htegegeu find Linnen 14 Tagen Seim Oberawt, wo die Pläne und Beschreibungen zur Etuficht ausliegen, anzvbring« snd falls solche erst «ach dieser Frist einkommeo, im schwebenden Verfahren ungültig. Nagold, 28. Rai 1909.
K. Ober««!. Mayer, Reg.-Aff.
Zum Pstngstfeste.
Mau redet uud schreibt iu urse.r: Tagen viel von de« deräudert« Weltbild, das durch -re Naturwissenschaften für uns entstand, und es ist wahr, das alte Schipferwort »ES werde Licht"' ist noch nicht machtlos verklungen, viele Geheimnisse der Natur haben sich dem forschende» Geist entschleiert. Wer seines Glaubens gewiß ist, freut sich darüber und darf in wachsender Bewunderung mit dem stommr« Säuger rühme«: „Die Himmel erzählen die Ehrs Gottes und die Feste verkündiget semer Häuds Werk". Aber gründlicher als irgend eine Wifsevschaft hat der Seist, der einst au Pfingsten ausging, das gesamte Weltbild tatsächlich, nicht blos für unsere Anschauung, verändert.
Dreimal im Jahre hört «an in der Gemeinde den frohen Ruf Md Sang: /„Freue, freue dich, o Christenheit!", an Weihnachten, am O stettag und au Pfingsten. Diese 3 Feste ziehen immer weitere «reise. Tie Botschaft der Weihnacht kau« jedes Kind fasten, waß au Ostern auf Golgatha und iu Josephs Garten geschah, dem sollen die Erwachsene» Nachdenken, Pfingsten aber trägt die große Freude, die allem Volk widerfahren ist, iu alles Sprache» hinaus iu die weite Welt. Zn Pfingsten feiern wir das SrburLSseß der Kirche, welche die Welt erneuert hat.
Erst kn der Zeit nach Christi Geburt und nach Pfingsten lernten die Mensche» mit vollem Brvnßlfri« der Natur gegenüber ihre Herrenstellrmg begreife« und ausnützeu. Die Achtoug vor den Menschenrechten, welche alleothalbeo da- »ölkerleb« immer mehr beherrscht, ist auf dem Boden des Christentums erwachsen, welches jeder einzelne« Rmschen- srele denselben ewigen Wert zuschreibt. Daß Liebe üben und de«8tig sein zum größten Heldentum führt, das warm fremde Sedan!« für das Heidentum, welches Demut und Mitleid verächtlich faud vud «S für MauurSpflicht hielt, den Feind z§ Haffe». Ganz allmählich ist die Messcheuwelt durch deu Seist nuferes Glaubens eine aridere geworden, der Sauerteig hat gewirkt, und alle, mich die Ungläubigen,
genieße« von dm Früchten, die an dem Baume reiften, der au Pstnste« blühte.
ES ist freilich mitten iu der Christenheit «och viel Heidentum übrig geblieben, das Fleisch gelüstet noch immer wider des «eist; aber das Feuer, das Jesus augezündet hat auf Erden, ist vicht mehr erloschen, die Flammen, welche zu Pfingsten über de« Jünger« schwebten, breuum Wetter. Kein Zweifel, kein Abfall kann hindern, daß dir Kirche ihre Grenzen unaufhörlich anSdehut bis an der Welt und bis au der Zeit Ende.
Das Reich Gottes ist nicht blo» nähe herbeigeko««eu, es ist da und kämpft mit allem, was unrein und uuheilig ist. Seine Feinde drohen vergeblich; Gott selbst hat die Welt heimgesucht durch den Geist der Pfingsten, und dieser Seist macht lebendig, er muß endlich dm Steg behalten.
FoMilchs KsSerst Ht.
Die GtenerksmMiffi»« de- Neich-tags hat bei
der Beratnng der Branutwewstcoerdorlaß deu kosservativeu Antrag, die Liebesgaben dauernd mit 20 ^ bestehen zu lasten, gegen die Stimm« der Nationslliberalen, Freisinnige» und Sozialdemokraten angenommen. Mit der gleichen Mehrheit wurde auch beschlossen, die BerbrsuchSabgabe« für kontingentierten Spiritus ans 1.06 (in erster Lesvug 1,15 ^e) und für uichtkovtingkutierteu Spiritus ans 1.25 ^ (1,35 ftstzssetzeu.
Das Borgehs» der Kauservative» «ud des Ze«tru«s in der Steuerko»misstov des Reichstags hat zu einem Zusammenschluß von Handel, Industrie und Bankwesen gefühlt. Der Vorstand des ZmtMverbandeS des deutschen Bank- und Bankiergewerbes und da- Direktorium des ZeutralverbandeS deutscher Industrieller erlassen ein Rundschreiben, iu dem es u. a. heißt: Wie bekannt, hat eine aus Konservativen «vd Zentrum zusammengesetzte Mehrheit diejenigen Stenern abgelehvt, die, wie die Nachlaßsteuer, vo« allen besitzende« Klaffe« und daher such vou ihres eigruen Kreisen mit zu tragen sein würden. Zur Ausfüllung der vsu ihnen auf diese Weise selbst geschaffene« Lucke haben diese Parteien an gleicher Stell« die Annahme einer Reihe iu ihren BorarrSfttzung« wie in ihren Folgen gleich bedenklicher Steuerprojekte durchgesetz!, die ausschließlich Handel, Industrie, Börsen- und Bankwesen io einer alle Grenzen überschreitenden Weisebelast« v. geeignet, vielleicht auchdaznbestimrntfiod, die heutige wirtschaftliche Machtstellung dieser Stände uirdeMwerf«.... Angesichts der gemeinsamen Gefahr hat der Zevtrslvrrbasd des deutschen Bank- und BaukiergewerbeL zusammen mit dem Zeutralverbaud deutscher Industrieller beschlossen, eiue große Abwehrversawmlung auf den 12 Juni nach Berlin emzubrruf«, um Stellung zur ReWfiuanzrefviM zu nehmen. Zugleich soll aber eine für dis Dauer berechnete Interessengemeinschaft der privaten Vertretungen von Deutschlands Industrie, Handel- und Bankwesen für bestimmte Zwecke (Abwehr gegnerischer Schritte und Vorlagen und gemeinsames Borgehm bei Wahlen), l« übrigen unter vollständiger Wahrmg der Selbständigkeit der einzelnen Verbände «vd Vereine in die Wege geleitet werden. . . . Hierdurch dürste es allen, die
er augeht, klar werden, daß Deutschlands Industrie, Handel und Baukgewerbe am Ende ihrer aus viele und harte Probe» gestellten Geduld angrlaugt und nicht länger gewillt find, einer Gesetzgebung zsm Opfer zu dleneu, die von einseitiger wirtschaftlicher Jatereffeupoliti! uud von de« Ringen der Partei« «ach politischer Machtstellung sogar jetzt beherrscht wird, wo ausschließlich allgemeine nationale Interessen i» Vordergrund stehen sollten. , . ,.
«tu B-r,l-ich. Die „Köln. BolkSztg/ vergleicht das Maß bürgerlicher Freiheit uud Disziplin in Preußen mit den iu Frankreich herrschenden Za- ständen: „Privatim schimpfte ich oft genug auf die preu- ßisches Zustände, aber wwu ich sie mit d« srauzöfisch« vergleiche, so räume ich eiu, daß die preußisch« doch wett besser find. Wirtschaft,Horatio,Wirtschaft! JuFrauketch gibt es Freiheit genug, aber gar keine Disziplin. Bei solch« Zaständ« kann kein StaatSwrfm bestehen. Die „PostierS streiken, die Eisenbahner werden wohl bald auch einmal Nachkommen uud nächstens vielleicht auch dir Soldat«, lliv ll'rnne« L xk äu 1a dslklneo. Wenn Frankreich nächstens iu eiu« Krieg verwickelt werden sollte, so wird der Kriegs- Minister gnt tu», au jedm Raun des stehend« Heeres vor- her folgend« Einschreibebrief zu richten: „Roufieur, ich habe die Ehre, bei Ihn« anzufrag«, ob Sie geneigt sein sollten, einen in Aussicht stehend« Krieg mit,»wachem Rar bei starker Beteiligung kann derselbe staitstnd«; durch eine bejahende Antwort würde« Sie also glücklich machen Ihren Sie tausendmal grüßend« Kriegsmiutstrr". ES kann in Frankreich nicht so seilergrh«, wir es jetzt der FM ist, denn sonst verfällt dar ganze Staalswrs« der Anarchie. Das Porzellan der Republik läuft Gefahr, in Scherbe» zu geh«, und eS kau» wieder so kommen, wie in der „Jum- schlacht" von 1848, wo Cavaignac die Revolte der Arbeiter und Sozialist« in tägigem Kampfe uirdrrschlug, damit aber Louis Napoleon Bouaparte die Bahn ebnete. Die Prätendent« scheinen ja klar Aussicht zu Hab«, aber iu einer groß« und intelligent« Nation findet sich i« Notfälle immer eiue geeignete Persönlichkeit, welche da» rollend; Rad aufhält. Dreiund- zwanzig Jahre später richtet« sich die Gewehre der frauzös. Armee gegen dieselbe Partei, wieder gegen dir äußerste Linke, die iu der Kommune eiue Organisation geschaffen -
Dis Negieruttgr« Deutschlands mrd Arsuk-
reichs find im Verfolg des Haager Schiedsspruchs m ein« Meinungsaustausch über die Casablanca-Frage eirrgrtrrt«. Der französische Ministerpräsident Clement«» genehmigte bereits die ihm vom Minister de? Arußrru vorgelegte Formel, die das gegenseitige Bedauern der srauzöfisch« und der deutsch« Regierung auSdrÜSt. Die Formel wird von Plcho» de« deutschen Geschäftsträger Freiherr« von der Lancken übermittelt werden.
I« eugUsche» Unterhaus teilte die Regierung mit, daß Rußland Ps fim 50- bis 100600 Pfd. Sterling Vorschuß gewähre da sufhtu, daß der Schah es unternommen habe, dir Versaffsug wiederhrrzastell«. Der Vorschuß solle für d'e Auszahlung der zu «tlasseud« Truppen und andere notwendige Digge verwendet werden. Die englische Regierung faßt diese «orschußletstnng sehr optimistisch auf und mttut, daß sie der Sache der Reform nicht schaden werde.
Deutsches Wngsteri vor Hundert Jahren.
Bor hundert Jahr« war'S. DZ ward unser Vaterland, weil es tumrltch morsch «ud zerfressen war von dem modern« Geist des Nationalismus, weil cs fittlich verwahrlost uud geistlich verlumpt war, zu Boden getreten, und sein ganzer SaßererPrschtsau ging tu Flammen auf, usd nur Schutt und Asche blieben übrig. Es war Gottes rächender Baun- fiuch, der sich als vernichtende Strafe aus dir himmelschreiend« Sürden der Zeit legre, uus wer Augen HM zu seh«, der sah's und der verstand die schuetdrnde Sprach, SoLLeS, uud solcher sehenden Leute wurden unzählige. Dal Elend der Zeit gebar ein neurs Geschlecht. Eine neu, Wiedergeburt erfolgte. Zu den äußer« Reform« aus politischem, sozialem rmd militärische« Gebiet kam die inner, Reformation d;S BolkSgeistes, eh^e die jene Reformist« ei«e Null geblieben wären. Zu der äußeren Reorgauisattor des Heeres auf der Grundlage der allgemein« Wehrpflicht, die Schamhorst mit deu Worten begründete: „Alle Be- vohner des Staates find geborene Verteidiger d-rselb«" oder auch mit de« WshrhcttSfpmch:
„Wehrhaft sei i« ganz« Laude Jeder Rauu mit seinem Schwert; Deo» es ziemet jedem Staude,
Zu verteid'g« Thron uud Herd!"
trat riue innere Mobilmachung alles best«, was an geistiger Stärke «nd an sittlicher Kraft und an neue« Lkbeu erwachte. ES bildete sich zu Königsberg i. Pr. der sogen. „Tngeudbuud", eine geheime Gemeinschaft aller derer, die, von glühendster Vaterlandsliebe beseelt, ihr Volk zum Frei- heitSkrieg gegen den welsch« Tyrannen äußerlich nud inner- lich Mberrii« wollt«, und unter ih er zielbewußt«, unermüdlich« Arbeit fingen die Keime zo einem um« Bölker- srühliug ohnegleichen unter der Eisdecke der Fremdherrschaft immer reicher an zu sprießen, bis dir Stunde kam, da der Frühlings sturm loSbrach und das Lslk ausstaud. Was trieb sie, die Handeritausinbk, vom wrtßköpfig« Greise bis zum 15jShr. Jüngling, HauS uud Hsf, Eltern und Kinder, Gattin uud Braut zu verlass«? Was drückte ihn« das Schwert in die Faust? W«8 «tsachtr jene opferwillige Daraugabe alles Besitztums aus d« Altar der Vaterlandes, daß Satten ihre Trauringe hrrschei.kt« »cd eiserne Ringe dafür etutauscht«, daß Kinder ihre letzten Sparzrosch« frendestrahleud opfert«, daß arme Jungfrau«, die nichts Wetter besaß«, ihr schönes Haar abschvitt«, verkauft« uud den Erlös herzubracht«?
Es war keine tollköpfige Schwärmerei, kein Strohs«« des Enthusiasmus; es war eiue im ttrsinuerltch« Gefühl wurzrlvdr heilige Begeisterung, welche sie alle mit einer verzehrend« Glut erfüllte. So etwas hatte di; Welt »och nicht «lebt. In kaum eine« Jahrzehnt war ein »eneS Volk geboren. Aller kleinliche Geist, aller PartiknlariSmuS,
alle bovderSestrebuageu fielen zu Boden vor de« ein« ge- meiosaN« Ziel: „Nus zur Freiheit!" Die große Zeit fand ein großes Geschlecht. Und dieses Geschlecht wüßte sich ge- trag« von Gottes heiligem Seist. Unter d« vielen Frei- willigeukorps, die damals sich bildeten, ragt ja bekanntlich die LStzswsche Freischar ganz besonders hervor. Theodor Körner, der Säuger und Held mit Leier uud Schwert, hat ihr angehört «ud zu ihrer Weihe dichtete er das Lied: „Wir treten hier im Gotteshaus Mit frommem Mat zusammen.
Uns ruft bt« Pflicht zum Kampf heraus,
Uud alle Herzm flamm«.
Denn, was nus mahnt zu Sieg und Schlacht,
Hat «ott ja selber augefacht.
Dem Herrn allein sei Ehre!"
Uud nun giug'S hinaus! Dort iu Leipzig stand fich daS iu zwei gewaltige Hälft« geteilte Europa zum Zweikampf auf Leben uud Tod gegenüber. Die Entscheidungsschlacht, die dort geschlagen ward, bedeutete «ehr als Freiheit oder Sklaverei für Preuße» und Deutschland, für Rußland und Oesterreich. Hier kämpfte der «ene «eist ans Gott gegen den alte» Geist aus der Tiefe. LaS ans dem Blut der Revolution anfgetaucht« uapoleonische Irrlicht stritt hier wieder den Morgenstern, der von neue« üb« eine« utedergetret«« Volk anfgegaug« war. Der Morgenstern stegte; daß Irrlicht «losch, «ud uns« Volk ward frei.