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Gchmäb. »T»d»trt.

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Donnerstag, den 27. Mai

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für den Monat Juni

aas den täglich erscheinenden Gesellschafter mit de« Planderstübchen, dem Illustrierte« Gonutag-blatt

und dem zweimal monatlich erscheinenden Schwäbische« Landwirt werden fortwährend von allen Postanstalteu und Postboten, von der Expedition und von unseren Austräge- rinnen entgegen genommen.

Srine Königliche Majestät habe» vermöge allerhöchster Ent» schließung vom 15. Mai dem Kabinetts-Sekretär Legation«-Rat Freiherr» von Gültltngen die Erlaubnis zur Annahme und An­legung de» ihm von Seiner Königlichen Hoheit dem Sroßherzog von Baden verliehenen Kommandeurkreuzes H. Klasse deS Zährmge» Löwrn-OrdenS allergnädigst erteilt.

Seine Königliche Majestät haben am IS. Mai d. I. aller­gnädigst geruht, die OberamtSarztstelle in Herrenbrrg de« ListriktS- arzt vr. msü. Lechler in Schwaiger», OveramtS Brackenheim, zu übertragen.

Der Dreibund.

Der Besuch Kaiser Wilhelm- in Brindisi bei« König von Italien nod noch mehr der außerordentlich herzliche Empfang, den der Kaiser in Wien gefunden hat, beweisen deutlich, daß der Dreibund, den da- Ausland oft bekrittelt hat und den selbst heimische Schwarzseher als unzuverlässig bezeichnet habeu, uaerschSttert fest steht. Diese Tatsache fällt um so mehr ins Gewicht, als der Dreibund erst kürzlich seine Brdeutaug und Widerstandsfähigkeit nicht in frohen Festen und begeisterten Taselsprüchru zu bekvmdeu hatte, sond ern in einer ernsten Lage, wie sie die auswärtige Politik seit Jahren nicht verzeichnen konnte. Gewiß gibt es noch eine schärfere Probe aus seine Beständigkeit, falls nämlich der eine Bundesgenosse dem anderen io eine« Kriegsfälle mit den Waffen betznsteheu hätte. Daß der Dreibund, besonders das deutsch-österreichische Bündnis, auch einer derartigen Prob: gewachsen ist, beweist die ausnahmslose Einmütigkeit, mit der sich bei der letzten Kraftprobe das deutsche Bolkl mit seinen Gefühlen aus die Seite unseres Verbündeten gestellt hat. In allen Deutschen lebt eine aufrichtige Neigung für den greisen Kaiser Franz Joseph, unseren treuen Verbündeten seit mehr als einem Reuscheu­alter, die sich allmählich in eine ebenso treue Freundschaft für dar ganze österreich-ungarische Lol! umgesetzt hat.

So hoch man aber auch diese warme Freundschaft, bei der Oesterretch-Ungaru gegenüber bis zu einem gewisse« Grade die Raffen- und LolkSgemeiuschaft mltspricht, veran­schlagen mag, so darf «an doch nicht vergessen, daß es mit dem Willen zum Zusammenhalten allein nicht getan ist,

sondern daß diese« Willen auch die tatsächliche Macht ent­sprechen muß. Die deutschen Neigvugeu für Oesterreich. Ungarn, und wären sie noch so stark gewesen, hätte« diesem in seinem orientalischen Streite nichts geholfen, wenn die Freundschaft sich nicht gleichzeitig aus eine starke HeereS- macht gestützt hätte, die in der Lage war, eS mit den Gegner«, die Oesterreich-Ungarn um den Lohn seiner lauge« FriedeuSarbeit in Bosnien und der Herzegowina bringe« wollten, auch tatsächlich auszuuehmen. Dieser Umstand hat seinerseits auch befestigend auf die hergebrachten freund- schastlicheu Gefühle der drei Völker gewirkt, die vor einer bösen Kraftprob«' gestanden hätten, wenn die tatsächliche Rächt der Berböndeteo dazu nicht auSgereicht hätte.

Der Gedanke, daß der diplomatische Erfolg, den Orster- reich-Ungaru, und Deutschland in dieser schwierige« Lage davon getragen habm, ebenso wie die Erhaltung des durch die Politik eine Reihe anderer Mächte schwer bedrohten Friedens in erster Linie aus die Rechnung unserer Wehr­haftigkeit gesetzt werden mnß. ist in der deutschen Oeffent- ltchkett noch nicht überall mit wünschenswerter Entschieden- heit ausgesprochen worden. Dagegen ist «au sich bei den Westmächteu nicht darüber im unklaren gewesen, vorauf der Erfolg des Dreibunds zurückzuführen ist. Ein führendes französisches Blatt hat diese Erkenntnis mit dankenswerter Offenheit ausgesprochen, indem eS schrieb:Dieser Erfolg muß für alle die Lehre bilden, daß eS lei« dauerhaftes und fruchtbares Bündnis ohne gegenseitige Dienste und ohne militärische Grundlinie gibt. Das frauzöfisch-russische Bündnis, das durch dar englische Einvernehmen gestärkt wird, hat denselben inneren Wert wie der Dreibund; aber was ihm gefehlt hat. ist eise ausdauernde und klügere militärische Politik gewesen/ Ein anderes französisches führendes Blatt, derStLcle", äußert sich ähnlich:Wir können die deutsche Raffe, welche lauge aas ihre Stunde gewartet hat, nicht hindern, in der Welt jenen Einfluß auSznübrv, ans dm die Kraft ihrer Zahl, ihrer Arbeit und ihrer Vaterlandsliebe ein Recht hat/ Unmittelbar darauf kommt das Blatt auf die Mittel z« sprechen, dusch die Frankreich der Weltpölitik eine ihm günstigere Gestaltung geben könne, und hebt hervor, daß das »ar möglich sei, indem wir unsere militärische Macht unvermindert bewahren nud unseren Verbündeten die Vervollständigung seiner militärischen Macht gringeud empfehlen/

Man wird hoffen dürfen, daß diese den alten Drei- bundSgegueru anfgegangeue Lehre auch uns und den übrigen DretduudSmächteu nicht verloren gehen, sondern die Er­kenntnis wecken wird, daß wir unsere Macht nicht nur ans dem bisherig« Staude unter allen Umständen zu erhalten, sondern sogar auch noch zu vermehren habm, wenn eine Vermehrung der Machtmittel aus der Gegenseite eiutritt, damit e« nicht dereinst für «uS ein böses Erwachen gibt. DennTratz ohu Macht wird verlacht/

Uolitilche Meberstchl.

Die Ste«e»k»»«iffio» de» Reichstag» hat die zweite Lesung deS Brausteuergesetzes beim 8 6 fortgesetzt, der die ErhebnugSsätze enthält. Der erste Absatz wurde nach der Regierungsvorlage wiederhergestellt. Danach be­trägt die Brausteuer für jeden Doppelzentner des Gesamt­gewichts der in eine« Sraaeretbetrieb innerhalb eine» RechurmgSjahreS steuerpflichtig gewordeum Braustoffe von den erste« 350 Doppelzentnern 14 von den folgmdm 1250 Doppelzentnern 15 von den folgende« 1500 Doppelzentnern 16 von den folgmdm 2000 Doppel­zentnern 18 von dem Rest 30 Die Braustmervor- läge wurde sodann zu Ende durchberaten und mit einigen Aeuderuugeu angenommen. In später NachmtttagSstunde begann man sodann noch die zweite Lesung der Tabakstmer. Hierbei wurde die Zigarreudauderolenstener, die der Abg. Kreth (kous.) ia einem Antrag wieder ausnahm, gegen «on- servative, RrichSpartei und ein Mitglied der wirtschaftlich» Bereinigung auch tu zweiter Lesung adgelehrtt. Rach

Mehrheit angenommen.

Ans dem «erbandsta, de» Flotteuverein» der

Rheiuproviuz wurde nach einer Rede des Präsidenten des deutschen FlotteuvereinS, Admirals Köster, eine Rchrlntimr angenommen, worin es heißt: Die Nächstliegende Aufgabe des FlotteavereiaS sei, dafür einzutreten, daß die Reichs- staauzreform als eine nationale Sache durchgeführt werde, damit die erforderlichen Mittel beschafft werden könne«, um unsere Wehrkräfte ans die Höhe zu bringen, die rmsere Machtstellung tu der Welt erfordert. Wmn der deutsche Flotteuverein mit diesem Argument in dm Kampf um die Ftuauzresorm eingreift, so wird er der Sache nicht sehr förderlich sein. Dt« anfzubriugeuden 500 Million« find zur Deckung von Defizits bestimmt, eS ist daher nicht an­gebracht, den Glaub"« zu erwecken, als sollte Geld für weitere uferlose RüstnngSzvecke herauZgeschlagev werden.

Der französische Senat hat einen Gesetzentwurf angenommen, der die Verwendung von Bleiwetß verbietet. Er sprach sich ferner gegen dm Willen der Regierung für eine Entschädigung der von de« Verbot betroffenen Fabri­kanten au». Der Verband der Post- und Telegraphen- Angestellten beschuldigt jetzt in feinem Aerger über de» mißlungene« Streik dir Regierung, dm neneu Ausstand provoziert zu haben, um «affruhafte Entlassungen vornehm« za können.Wir find besiegt/ heißt e» dann weiter; durch die Schuld derjenigen, die ihre SolidaritätSpfltcht nicht erfüllt haben, find 600 der uusrige« abgesetzt und au 2000 Menschen ins Elend gestürzt worden. Wir find be­siegt, aber utcht eutmati-t/ Der Verband hat eine Hilfs­aktion für die abgesetzt« Postbeamten eiugeleitet.

Makcotm Sinclair.

Historische Erzählung von A. K. Hkrachvoget.

lFortietz«»g.) (Rachdr. »erb.)

Eine Viertelstunde später verließen Malcolm, Coutu­rier und Bieueck zu Roß, von den bewaffneten Dienern der Gesandtschaft bis zur Grenze geleitet, das liebliche Vnjak- dere, ihre« Weg nach Lschadaldscha nud längs des Slraud- fcheagebirgS die Straße nach Schumla über den Balkan «ehmmd.

Eme Stunde hieraus ritt besagter Armenier langsam mit verschiedenen Dienern, alle wohl bewaffnet, ebenfalls aus Bujukdere! Malcolm hatte recht gesehen, eS Var Haoptmauu Baron von Süttler. Er hatte endlich sein laug- gesuchtes .Opfer vor sich, dar ihm. je uährr eS dem Kriegs­schauplätze kam, desto weniger entgehen konnte.

Wenn Malcolm nun auch keine Ahnung hatte, daß eS direkt aus seinen Tod abgesehen sei, so wurde chm doch der Plan KüttlerS klar, genau dev Weg, welche« er selbst nehme, die Stelle, wo er die Operationslinie schneiden wolle, abzupaffeu, und ihn, sobald er im Rayon der russischen oder österreichisches Armer sei, auf Münvichs oder Annas Befehl aufzuhrbeu. Daß die Russen von der Wichtigkeit der Pa­piere, welche er mit sich führte, mm eine Vorstellung hatten, war ganz sicher, ebenso gewiß aber, daß jeder Umweg die Gefahr vergrößere. ES war keine Zeit mehr, die Schwierig- ketten abznwägeu, es galt zu retten, zu reite« ans Tod und Leben, wie ia jener Nacht von Riga nach Memel.

Ueber Kirkaliffa ging'- und das Strandscheazcbirge, mau trat über Karabumar tu das Tal von BargaS, dann wendete man sich über KaruabaS, passierte den Balkan und

Schumla. Bet Silistria gingen sie des Nachts über die Donau, entließe» die Diener VillmeuveS und waren auf walachtsche« Gebiet, dem KrtegStheater. Zunächst galt es, so geschickt zu retten, daß man schnell vorwärts kam, ohne daß die Tiere ans Erschöpfung vielleicht gerade dann dm Dienst versagten, wo eS am wichtigsten war. Scharfen Laufs erreichte «an die östliche, waldreiche V-rgspitze der tranSsylvavischm Alpen ohne Gefahr nud Unfall. Bau jetzt ad, wo daS Berglaud wie die Wälder schnelles Bor- dringen utcht mehr erlaubten, die Nähe russischer Truppen eS gefährlich machte, sich anf die Ebene zu wagen, schonte man die Pferde möglichst, machte in den Wäldern Rast oder in einsam« Gehöften. Ein Glück, daß die Bewohner den rassischen Eroberern selber utcht hold waren. So, dem Laufe deS Sereth entgegen, legten sie einen namenlos mühevollen Weg zurück. Sie kamen der russischen Linie nahe, welche von Jassy her über das ganze Tal ihren Bogen gespannt hatte. Die Bauern sprachen von Streif- pikettS der Kosaken, welche bis zu der Höhe deS SebirgS und der fiedeubürgischm Grenze täglich nach Spionen suchten «ein Zweifel, damit warm sie selbst gemeint! Küttler hatte Müautch erreicht vnd «au begann fie zu Hetzen.

Ein Entschluß nur bleibt, um den Kerlen ein Schnipp­chen zu schlagen!" sagte Bieueck.Wir gehen quer durch die Karpathen gen Westen und werfen uns nach Sieben­bürgen hinein, t« Rücken der Kaiserlichen. Am Marosch habe ich gute Freunde! Dann grht'S im Fluge nach Kaschan nud Krakau. DaS halten die Tiere ans, auch bekomm« wir leichter frische Pferde, von Krakau ab aber geht die P-st."

Doch wir «üffen daun zweimal über- Gebirge!" sagte Ralcil« finster.

^Leider, wir gehm dm Raffen indes ganz aus dem Wege!"

ES gab keine Wahl. Der beschwerlichere, langsamere Weg rettete sie vor sicherer Gefangmschaft.-

Am 15. Juni 1739 kam Malcolm Sinclair höchst er­schöpft «tt Coaturier und Bieueck mittelst Extrapost-Chaise tu BreSlau, der Hauptstadt der damals noch kaiserlich öster­reichischen Provinz Schlesien, und logierten in der Nikolai­vorstadt i» Goldenen Schwert, um am audrren Tage dm Weg «ach Grüuberg etuzufchlageu. Bieueck der Makler in­des, fett fast einem Jahre von seiner Frau entfernt, wurde von Sinclair abgelohnt und entlassen, da der fernere Weg keines Führers mehr bedurfte.

Bieueck schlich sich in die Altstadt oder Festung und überraschte seine Frau in der bekannten Mahnung ans dem Roßmarkt i« Rühleuhofe. Seit Beginn des österreichisch- rassischen Feldzuges gegen die Türken wurden, um der möglichen Verschleppung der Pest nach den deutschen Erb­londe« zu begegne», alle aus Polen und Ungarn kommende» Reisenden angehaltea und erst, wenn ihr« Papiere betreffs der Quarantäne richtig befunden, frei gelassen. Hätte Bimeck gewartet, bis Sinclair und sein Begleiter Breslau verlasse« hätten, so wäre kein verdacht ans die Reisenden gefall«, aber eS schien das Schicksal dieses unseligen Menschen zu sein, durch sein Erschein« in der Heimat Malcolm als schwedischen Agent« zu verraten. Frau Bieueck ia ihrer einfältigen Freude und die Nachbarschaft i« ihrer dumm« Neugier konnten nämlich nicht schweigen. Noch denselben Tag erhielt der BiertelSkommiffar Nachricht davon und kam mit zwei Beamten, um Bieueck zu tuqatriereu. Weil der­selbe nun keine Gesundheitsatteste besaß, war eS klar, daß er die Qaarauttueliute durchbrochen hatte. Sofort meldete der Beamte den Borfall au den Oberamtsdirektor, Graf« von Schaffgotsch, und dieser ließ durch den RaUshndikuS «utzmar den Makler arretieren. Bieueck gestand: mit Sin- clair und Couturier von Konstautiuopel abgereist, die rus-