^ U»t«rjetti»-e», 23. Mai. Drr KarlSverein, der sich drr verwahrlosten Kinder km Bezirk Henrnberg «»nimmt uad für fie sorgt, fmerte hier sei« JahreSfetz. Herr Pfarrer Jung von Obrrjettingeu hatte die »ach Form und Inhalt gleich treffliche Frstvredigt übernommen. Dev Rechenschafts­bericht gab der Vorstand des LereiuS, Herr Pfarrer Jrion von Orschelbronn. Ja anregender nud herzlicher Weise wandte sich die Katechese des Herrn Pfarrer Weber in Utterjettiagra, drr mit einer Ansprache and mit einem Gebet die Feier schloß, au die Pflegekinder deS Vereins.

Herre»ker-, 22. Rai. Zu der Lffaire in Gültsteku, bei der der Mahlknrcht Jakob Oster von dort das Leben lassen mußte, ist mitzutetlev. daß dir Untersuchung gegen den Angeschnldigten. Georg Schuster, z. Zt. hier als Haus­knecht bedteustet, auf Antrag der K. Staatsanwaltschaft eingestellt uud die Kaste« der Verfahrens auf die Staats­kasse übernommen wurden, da der Augeschuldtgte ia Not­wehr gehandelt habe. In der Dampfztegelet Nufringen zog sich drr Arbeiter Jakob Rietmüller von Nufringen eine größere Verletzung au der linken Hand zu, die leicht den verlost de- ganzen Armes zur Folge hätte haben könne». Drr verletzte, dem di« Haut von der Hand abgestreift wurde, wurde noch am selben Abend nach Tübingen ge­bracht.

S»fte«l»fe HeUiMU ei«e» lvrmhe« P»«rk1e- i» ««fere» Darlehenskasse». DerRotteuburg. Ztg." wird geschrieben:

Um de« Hebel der falschen und gefälschten Schuld­scheine abzuhelfeu, wurde vorgeschlagen, daß der Revisor alljährlich die Schuldner uud Gläubiger persönlich ver- nehmen solle. Das aber wäre eine Ungeheure Weiterbe- laftuug des Revisors uud dementsprechend eine recht empfindliche Weiterbelastuug der Kaffe. Andere machten den Vorschlag, einen Kontrolleur aufzustelleu oder in einer bestimmten Frist von Jahren eine allgemeine Berurkuuduug vorzuuehmeu. Wozu, frage ich, das erste? Wir haben schon einen Kontrolleur statutengemäß uud das ist der AufstchtSrat. Er ist ja verpflichtet unentgeltlich die Bürgschaften, Geschäftsbücher, Darlehen zu prüfen, uud hier nun könnte seine Verpflichtung in etwas erweitert werden. Der Vorstand des AofstchtSratS nämlich bestimmt im Beisein einer anderen AufsichtSratSmttgliedeS durch dar Los zwei öder mehrere Mitglieder der Darlehenskassen- Vereins, die zu deu vierteljährlichen Sitzungen de- AuffichtS- rats eiugeladen werden. Die Verlosung und Einladung geschieht aber immer erst uumittelbar vor der jeweilige« Sitzung, er können deshalb mehrere ausgeloft werden sstr deu Fall, daß der eine oder audere nicht zu Hause wäre. Die betreffenden zwei Rüglieder haben daun ihre Darlehen und Schulde» anzugebeu uud eventuell die Papiere vorzu- legen, uud darnach find die Anszeichuungeu uud Einträge in den Büchern zu prüfen. Indem die Betreffenden durch das LoS bestimmt werden, ist der Rechner nie sicher, westen Guthaben diesmal geprüft wird, eS köouten ja wieder die­selben sein wie das vorige mal. Dar ganze Geschäft nimmt eine Zeit von ei« paar Minuten io Anspruch, ge­währt aber, fast möchte ich sagen, eiue absolute Sicherheit für alle Zukunft, besonders wenn noch von Zett zu Zeit eine allgemeine Lernrkuudung dazu kommt. Dar ist einfach notwendig uud «folgt bei allen anderen öffentlichen Kaffen, warum sollte dar nicht für die Darlehenskasse auch eingc- führt werden können? zumal das gar keine weitere besondere Arbeit verursacht. Der Rechner muß ja jedes Jahr, um die Bilanz machen za köunru, MS de« Hauptbuch eiue Zu­sammenstellung machen. Einzelne werden da in der Berech­nung des Hauptbuches die Gläubiger und die Schuldner mit ihre» Auleheu oder Schulden aafgeführt. Auf dieser Zasammeustelluug erfolgt die Berurkuuduug Md daun etwa nachher die Prüfung dieser Zasammeustelluug mit den Büchern. Das wäre daun wieder Aufgabe des Auffichts- ratS. Das wäre allerdings eiue Mehrarbeit für deu Aus- fichtSrat. Aber das nur etwa alle fünf Jahre. Denn, wen» die oben erwähnte Prüfung durch deu AuffichSrat alle Vierteljahre in der voraeschlageueu Weise vorgeuommen wird, ist eine allgemeine Verurknndaug alle fünf Jahre vollauf genügend. So könnte also der wunde Punkt in unser« Darlehens kaffen Md zwar kostenlos gehellt werden.

Drei selige Jahre bald," begann Alfred«,bin ich Dein, sitze fast täglich so au Deiner Seite und genieße ein Glück, das ich nach deu Kammeistuvden früherer Jahre nicht mehr für denkbar hielt! Ra« müßte daS mit drr Zeit doch gewohnt werden, eS als Geschenk des Himmels froh hin- uehmeu, und sich so beruhigt fühlen. Willst Da wohl glaube», daß ich eS nicht kasa?"

Uud weshalb nicht, «ein Herz? Warum beschleicht Dich so oft dir Wehmut mitte« tu der Frrude, die Trauer während der Lust? Mir ist dann immer, als feiest Du nicht ganz glücklich!"

Mein teurer Ralcslm, glaube das nicht. In solchen Augenblicken gerade fühle ich, daß ich zu glücklich bin, daß daS Maß «einer Seligkeit und Weune nicht allein weit über mein Verdienst, nein, über daS Maß drffeu hinauSzu- gehen scheint, vaS de« irdischen Menschen gegönnt ist! Daun, in der höchsten Wonne, wenn mein Herz hüpft, mein Rund jauchzen will, Sberschleicht wich eiue Ahnung, daß unser Glück von kurzer Dauer sein, eben »eil eS so süß ist, vom neidischen Schicksal einst vergällt «erde. Ju vollster Sicherheit in Deinen Armen, sieht mein Geist daun Sr- fahren! Und habe ich denn so gar keine Ursache? Weiß

ich nicht, wie bitter Dich die Zarin haßt, in Stockholm der

Feinde genug find, welche RibbiugS Fall nicht verschmerzt

haben? Ist nicht deine und drS Vaters Mission gefahr­

voll genug?"

(Fortsetzung folgt.)

> r. Stnttaart, 22. Rai. Heute vormittag gegen r/,12 Uhr brach im Dachstuhl deS EiShauseS der Tivoli- brauerei Feuer MS. Dieses EishauS ist ein großes, etwa 20 m hohes Gebäude, das zumteil aus Backsteinen, zumtetl aus Holz errichtet ist und doppelle Außeuwäude besitzt, deren achtzig Cruttmeter breiter Zwischenraum zur Abhaltung der Hitze von außen her mit Sägmehl gefüllt ist. DaS Giebel­dach diente zur Aufnahme von Stroh- uud FuttervorrStev, die gleichfalls isolierend wirke« und dort auch aus dem Grunde «utergebracht waren, weil die Stallungen der Brauerei direkt au das EiShauS angebaut stud. SS bedurfte einer mehr als dreistündigen, augestreugtea Tätigkeit, bis das Feuer vollkommen gelöscht war. Die freie Lage des EiShauseS gestattete der durch einige frei­willige Mannschaften unterstützten Berufsfeuervehr vo» allen vier Seiten vorzugeheu. Hätte nicht völlige Windstille ge­herrscht, so wäre unter Umständen dar in der Nähe befind­liche DörrhanS kaum zu retten gewesen. Die vom Vrandplatz nicht weit entfernte BillaMessina" deS Geh. HofratS v. Jobst war nicht gefährdet, aber zeitweilig stark in Rauch eiugehüllt. Ju der Forst- Md in der Falkrrtstraße sammeltru sich, zumal zwischen 12 uud 1 Uhr, ungeheure Menschen- maffeu au, die durch ein großes Polizeiaufgebot in ent- sprechender Entfernung gehalten wurden. Eia UuglückSfall ist nicht zu verzeichnen Md war bei dem EishauS auch kaum zu befürchten, da eS eiue sehr kräftige, von außen durch starke D-Balkeu gestützte Konstruktion besitzt. Der Sebäudeschaden dürste nicht unerheblich, aber durch Ver­sicherung gedeckt sein. Unangenehm wird die Brauerei, namentlich jetzt zu Beginn der heißen Jahreszeit deu Berlust ihre» großen EtSvorratS empfinde», im übrigen ist ihr Be­trieb in keiner Weife gestört.

B-hliw-e«, 18. Mai. Koran kostu ni" hieß

eS am letzten Sonntag bei deu Esperantist eu, die aus Stuttgart, Tübingen urd Siudelfiugt« i« Kurhaus Wald- kurg zssammeugekowReu waren. Gäste aus Böblingen md Siudelfiuzeu waren ebenfalls erschiene« und da die deutsche Sprache neben der internationalen volles Bürgerrecht hatte, so kamen sie auch nicht zu kurz, jedenfalls konnten sie merken, daß mau auch in ESperautajo eine» fröhlichen Nachmittag erleben kann. Außer gemeinsamen Gesängen es find schon über 50 nuferer bekanntesten Lieder in die Hilfssprache übertragen und werden dadurch auch i» Aus­land mehr und mehr bekannt außer Deklamationen nud humoristischen Erzählungen gab eS mancherlei «nstkalischr Darbietungen, wobei sich namentlich die Tübinger Freunde auSzrichueteu, die in eine« mit Esperantos ahnen grün, mit grüuem Stern in weiße« Eckfeld geschmückte» Wagen augerückt waren. Dir nächste Zusammenkunft ist für Wal­denbuch, Ende Juni, geplant.

r. TiU»i«,r«, 22. Mai. Die fretstudeutifche Beweg­ung «acht hier wieder einmal deu Versuch, sich zu organi- steren. DaS ist verschiede»« Rale schon nicht gelungen. Ob diesmal, fragt sich. DaS Verbindung-- und KorporatiouS- wesru ist in nuferer Universität eben sehr rege, durch die vielen Häuser gegen 30 werden eS nun wohl bald sein wird de» inkorporierte« Studenten viel geboten.

r Tühi«>e», 21. Rai. Zur Ammerkorrekttsu ist ein StaatSbrttrag in der üblichen Höhr von 50°/» der Bau­kosten Mw für den Fall zngefichrrt wordeo, daß die Ammer nicht in ihrer ganzen Länge, sondern nur ans Tübinger Rarkaug korrigiert wird. Für allgemeinen Aufwand der höh-reu Mädchenschule wurde ein btaatibrltrag von 1650 ^ gewährt.

r. Pfäffi-ze» OA. Tübingen, 22. Mai. Der bet« Bahvba« au der TübingenHrrreuberger Bahn beschäftigte 22jährige Arbeiter Gottfried Rajer wurde von riustörzrudeu Erdmaffeu schwer verletzt. In der chirurgischen Klinik in Tübingen stellte «au einen rechten Ober- uud Unterschenkrl- bruch fest.

r Z«ffe«ha»se>, 22. Mai. Ein eigenartiger Vor­fall ereignete sich in der vorletzten Rächt in der Langestraßr. Ei» Schatzmavu bemerkte auf seinem Patrouillengang gegen 1 Uhr einen Wann, rin Steiuschläger, der ihm durch seia sonderbares Verhalten aoffiel. Auf die Frage deS Schutz­manns, was er suche, antwortete der Manu, er wolle stch >

häugeu, wenn der Schutzmann wiederkomme, sei er nicht mebr am Leben. Der Schutzmann, dem die Sache komisch vorkam, pasfirrte nach 5 Minuten abermals durch die Straße Md fand auch wirklich deu Manu schon bewußtlos au eine« Hoftor häugeu. Er schnitt deu Lebensmüden sofort ab Md es gelang ihm auch, ihn wieder inS Leben zurückzurufeu.

r Gchra«ßer>, 22. Mai. Die Ehefrau deS Arbeiters Fitsch, der wegen Tötung seiner Kindes in Untersuchungs­haft ist, wurde nun ebenfalls verhaftet.

r Möhri«,e«, 22. Mat. Ein von Unterjesingen gebürtiger Fräulein wollte am HtmmelfahrtSfest ihren «e- liebten, einen hier beschäftigten Friseurgehilfeu besuchen, der batte jedoch mit einem anderen Fräulein vo» hier einen Ausflug unternommen. Erster« hielt sich den ganzen Tag hier ans, um ihren Geliebten za treffen, dieser traf jedoch nicht ein, worauf fie in einem Sasthos übernachtete. Früh 6 Uhr begab sich das Mädchen in die Wohnung des Frisem- gehilfen, wo es ihn nun auch autraf. Um 8 Uhr meldete er, daß das Mädchen ia seiner Wohnung plötzlich gestorben sei. Ob Mord oder Selbstmord vorli.-gt, wird die Unter- suchuug ergeben.

r Hartzt OA. Oberndorf. 22. Mai. Einen schreck­lichen Tod erlitt das 5jähr. Töchtrrcheu der TaglöhmrS Hermann. ES holte in einem Ewailgefäß beim Bäcker Bügelkohlev, die auf offenem Felde ins Glühen kamen und die Kleider deS Kindes in Bravd setzten. Die Kleider ver- brannten vollständig, wodurch das Kind mit schweren Brand­wunden bedeckt wurde, denen eS tu der folgenden Nacht erlag.

r Gchtoe»»i«ge«, 22. Rai. Eine« jüngeren Ita­liener, der sich demnächst verheiraten wollte, wurden hier aus seinem Koffer ca 600 Bargeld entwendet. Bon dem Täter hat mau bis jetzt keine Spur. Bet einem Müller in der Nachbarschaft sprach am Mittwoch nachmittag ein fremdrr Müllerbursche vor. Er gab stch als Mühleu- besttzrr von Herreuberg ans, erzählte, bei eiue« bevachbarten Müller etwas gekauft zu habe», wozu ihm daS Geld nicht ganz reiche und ersuchte um ei« Darlehen von 10 daS er andern Tag? sofort wieder znrückzahlru Verde. Di« Quittung hierüber Unterzeichnete er mit falschem Namen. Während nun der Müller dar Geld ans einem anderen Zimmer holte, entwendete der Bursche eine an der Waud häugrudr Taschenuhr. Kurz nachdem der Barsche sich ent­fernt hatte, entdeckte der Müller den Diebstahl, setzte sofort die hiesige Landjägerstelle telephonisch ia Kenntnis von dem Borfall, md so gelang es, den Dieb noch am gleichen Tage sestznnehmeu.

Etette» i. R.. 22. Rai. Unsere Kirschbävme find nahezu in allen Lagen so reichlich mit Früchten behängen, wie noch selten. Die Birnbäume fetze» ebenfalls reichlich an. während von de» Apfelbäumen nur einige Sorten spärlich blüheu. Ju deu Weinbergen hat drr Frost i» Herbst vorigen Jahres dadurch nicht wenig geschadet, daß waucheS Fruchtholz an älteren Reben erfroren ist. Im übrigen ist der Stand drr Weinberge zurzeit günstig. Eine gründliche Durchfeuchtung würde besonders auch Feld- und Wtesengewächfen, die sonst schön stehen, zu statten kommen.

r. Göppisge«, 22. Rai. Vorgestern wurde in Faurndau eiugrörochen. Dem Metzger und Wrt Küm- merle wurden etwa 20 Mark Bargeld, mehrere Würste, Zigarren rc. gestohlen. Bsu de« Täter hat mau noch keine Spur.

r. Schro. Hall, 20. Mat. Magst-Festspiel) ES gibt nur wenige Städte in unserem Heimatland, die stch einer so reizvollen Lage, einer so ereignisreichen Geschichte, so zahlreicher «ovumrutaler Bauten zu erfreuen haben, wie nufere ehemalige Reichsstadt. Auch die nächste ÜMgedung. so die malerischen Ruinen der Schlosses Limlurg uud die au daS mittelalterliche Idealbild drr Gralsburg erinnernde Combvrg, bieten ganz einzigartige Laudschaftsbtlder. Sin Bild altreichSstädtischer Herrlichkeit wird vvsere Stadt an Pfingsten gewäüreu. wenn daS im vorigen Jahre zum erstenmal auiaesührte FestspielDrr Uebergang dir Limburg an Hall 1578" wieder zur Darstellung gelaugt. Di« historische Grrrndlags bildet der sür die Entwicklung der Stadt so bedeutungsvolle Berkaus der Limburg au Hall durch deu Schenken ErakwuS. Ja diesen Staatsakt find kleinere, zum Teil romanische Szenen verwoben, so daß

Ob «a« h«rch sch»«e EiwdrScke Hesse» wird?

Nicht danach fragen wir, ob eS bester ist, die Moral mit Kaust oder ohne Kunst vorzuirageu. Auch das kann übrigens zweifelhaft sein. Wir fragen, ob solche Kunst, die mit drr Moral inhaltlich gar nichts zu tvn hat, bessert. DaS Thema ist bekanntlich nicht ganz nrn, aber manchmal melden stch alte Fragen wieder, ohne daß mau-eigentlich sagen kann, warum. ES fuhren vorhin in der Eisenbahn zwei Soldaten, ein Postschaffner, ein Sanfmauu und noch jrmavd. Die Gegend lag in rötliche« Abrudlichte, die Hetdestriche auf den flachen Bergen brannten wie phönizischrr Parpur, die Kiesgruben strahlten wie Goldlager, alte schwarze Bäume standen wie Reste aus dem Götzrvzeitalter in der seraphischen Landschaft. Dir Natur brannte so stark, daß die ganze Gesellschaft still wurde uud sagte: dar ist schön! Ran mußte fühlen, daß hier fünf Seelen künstlerisch tätig waren. Drr reine Barbar hat solche Augenblick« nicht. Audere als solche leise mitschaffend« uad dankbar ausnehmende Kunst kam die Menge nicht haben. Hier aber war daS Kautzrlemeut in seiner reinsten, uuvrrschobeustru Form vorhanden. Da kam unvermittelt der Gedanke: werden diese Leute dadurch sittlich bester? Rau kann vieles dafür uud dagegen sagen. Oft stud die Bewohner sehr schöner Gegenden große Lumpen geblieben trotz alle: Sormex- sanfareu und oft waren Savdbewohuer von unbeschreiblicher Tapferkeit und Tüchtigkeit. Au der Stirnseite des größten

Theaters in Sizilien las ich seinerzeit einen Spruch, der ungefähr sagt, daß die Kunst da? »-» bessert. Damals habe ich es nicht recht geglaubt. Was aber soll ich jetzt hier sagen? Diesen Abend vergißt keiner völlig. Sr ist unter allen Umständen eine Bereicherung deS inneren Lebens. Er verbindet stch mit allerlei Vorstellungen von überirdischen Seligkeiten und stärkt mild und unbewußt die Auschaanug, daß das Leben nicht bloß Mühsal nud Erwerb ist. Damit hilft er dem besseren. Ich überhaupt, falls ein solcher schon vorhanden st. Ein: direkte WillruLstärkung aber scheint in solcher reiner Kuustempfiudung nicht zu liege». Wer nicht aa stch gerecht, mild, treu, enthaltsam, kamerad­schaftlich. patriotisch ist, wird eS auch durch den kouzectrter- testeu Eindruck schöner Farben und Gestaitnugen nicht werden. Der böse Mensch, der Egoist, kann ein Auge für die Sonne haben gerade wie er Mafikfiun haben kann. Der Märtyrer, der aller für die Brüder opfert, kann schön- heitSblind sei». Nur freilich find beide dann halbe Meeschen. Zum ganzen Mrvschen gehört, daß er sür sittliche und künstlerische Dinge empfänglich ist. ES hat darum etwas tief befriedigendes, wenn man Menschen steht, deren Tüch­tigkeit mau ohne viel Worte fühl! und deren Schönheits­sinn mau in gewisses Augenblicken steht.

«NM. d. R. Der vorstehende »nssatz ist de« neuen unpolitische» Vuch« Friedrich Naumann» Form und Fard» entnommen, da- t« Buchverlag der Hilfe. Berlin-SchSnederg, erschienen ist und bet 21» «eiten U«f--n, modern kartoniert nur 3 >«, fein gebunden 4 Lnxuraulgabe 6 tostet.