84. Jahrgang
Jlro. 69.
Amt»- mul Intelligeazbkaü für «len Kezir^.
Erscheint Z>ien»tag, Fs**«r»t»g L Samrtag.
Die EiurückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äen 13 Juni 1889
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst io
ganz Württemberg 2 70 H.
Amtliche ZöekcrnrrLmcrchurrgen.
An die Ortsvorsteher.
Die durch len Oberamtswegmeister vorgenommene Wegvisitation hat ergeben, daß insbesondere die Ortswege teilweise in mangelhaftem Zustand sich befinden. —
Das Oberamt macht hiemit den Ortsvorstehern wiederholt die strenge Aufsicht über den Zustand der Vicinal- und Ortsstraßen zur Pflicht, und sieht sich des weiteren zu der Anordnung veranlaßt, daß mit Vornahme der Straßenunterhaltungsarbeiten sofort begonnen wird — und zwar auch in denjenigen Gemeinden, in welchen siese Acbeüen durch Frohnen zur Ausführung gelangen.
Insbesondere ist darauf Bedacht zu nehmen, daß das im Herbst einzuwerfende Kleingeschläg in genügender Menge und Beschaffenheit im Laufe des Sommers beigeführt wird. — Die pünktliche Einhaltung der vom Oberamt gegebenen Termine wird erwartet.
Calw, den 8. Juni 1889. K. Oberamt.
Supper.
Calw.
Die Ortsvorsteher
derjenigen Gemeinden des Bezirks, in welchen sich Flößer befinden, haben letzteren zu eröffnen, daß am 1. d. M. eine neue F(oßordnung für die Enz und Nagold auf badischem Gebiet in Kraft getreten ist, und daß eine Sonderausgabe derfilben in der Druck.rei des „Pforzheimer Beobachter" zu 10 bezogen werden kann.
Den 8. Juni 1889. K. Oberamt.
Supper.
Den Schuttheißenämtern
gehen die bei der letzten Landtagsabgeordnetenwahl benützten Wählerlisten durch die Post zu, da dieselben bei der Anlage der Wählerlisten zu den Kirchengemeinderathswahlen nützlich sein werden.
Dieselben sind in der Ortsregistratur gut aufzubewahren.
C a l w , 11. Juni 1889. K. Oberamt.
Supper.
Amtliche OeAanntmaiÄung
betreffend den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Bezirk Leonberg.
Die Abhaltung des am 17. d. M. in Weil der Stadt verfallenen Vieh- und Schweinemarkts ist nach einer Mitteilung des K. Oberamts Leonberg vom 8. d. M. verboten worden.
Dies wird hiemit den Bezirksangehörigen zur Kenntniß gebracht.
Calw, 11. Juni 1889. K. Oberamt.
Amtmann Bert sch.
Bekanntmachung
betr. die nach dem 31. Dezember 1888 im öffentlichen Derkehr nicht mehr zulässigen Gewichtsstücke.
Nach Alt. 5 der Bekanntmachung der Kaiserlichen Normal-Aichung«. Kommission vom 30. Dezember 1884 (Bes. Beil, zu Nr. 5 des Reichsges.-Bl. von 18851 sind die folgenden älteren Gewichtsstücke nach dem 31. Dezember 1888 im öffentlichen Verkehr nicht mehr zulässig:
») Eiserne Gewichtsstücke zu 20 Pfund in Bombenform, b) Eiserne Gewichtsstücke unter 10 kx mit fester Handhabe (Griff) statt des vorgeschriebenen Knopfes.
e) Eiserne Gewichtsstücke mit beweglichen Handhaben, Ringen u. dgl. ck) Eiserne Gewichtsstücke in Cy'inderform mit Justierhöhlung an der Bodenfläche oder mit einer sonstigen Justiereinrichtung, welche der Vorschrift des § 39 Nr. 3 der Aichordnung nicht entspricht, e) Gewichtsstücke in Gestalt vier- oder achtseitiger Prismen, k) Gewichtsstücke in Gestalt abgestumpfter sechsseitiger Pyramiden, ss) Gewichtsstücke aus Messing und verwandten Legierungen in cylindrischer Form ohne Knopf, sowie solche von 200 § abwärts in cylindrischer Form mit Knopf, bei denen aber die Höhe des Cylinbers gleich dem Durchmesser oder größer als der letztere ist.
b) Gewichtsstücke aus Messing u. dergl. von würfelförmiger Gestalt, sowie in Gestalt von ebenen oder gebogenen Platten, i) Cylindrische Gewichtsstücke zu 4 Pfund, bei denen die Höhe des Cylinbers gleich dem Durchmesser oder größer als letzterer ist, falls bei diesen Stücken die Dimensionsbestimmungen des K 37 der Aichordnung nicht eingehalten sind, ferner cylindrische Gewichtsstücke zu >/s Pfund, bei denen die Höhe des Cylinbers kleiner ist als der Durchmesser desselben, k) Alle Gewichtsstücke zu 5 Pfund und alle solche Gewichtsstücke unter 10 Pfund, welche nach Zentner bezeichnet sind, sowie alle Gewichtsstücke unter Vr Pfund, welche nach Pfund bezeichnet sind.
Stuttgart, den 27. Mai 1889.
K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
Gaupp.
Deutsches Reich.
Potsdam, 10. Juni. Der Schah von Persien traf um 9 Uhr vorm, auf dem hiesigen Bahnhofe ein, wo die Leib-Kompagnie des 1. Garde-Regiments z. F. mit der Fahne und der Regimentsmusik Ausstellung genommen hatte. Dieselbe spielte die Nationalhymne und den Parademarsch. Inzwischen hatte der Schah den 4spännigen Wagen bestiegen und fuhr unter Eskorte der Leibschwadron des Leib-Garde-Husarenregiments nach Schloß Friedrichskron. Links vom Wagen ritt Herzog Albrecht von Mecklenburg, rechts Stadtkommandant v. Lindequist. Eine nach Tausende zählende Menschenmenge begrüßte den Schah mit Hochrufen. Bei der Ankunft auf Schloß Friedrichskron wurde der Schah von dem Kaiser und der Kaiserin begrüßt. Hierauf fand um 10 Uhr oas Stiftungsfest der Lehr-Jnfanterie- Bataillons vor dem Schloß Friedrichskron in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, sowie des Schahs von Persien statt. Nach der Begrüßung reichte der Schah der Kaiserin den Arm und begleitete dieselbe ins Freie; der Kaiser führte die Prinzessin Friedrich Karl. Der Schah trug das Band des Schwarzen Adlerordens, die Kaiserin den Stern zum Schwarzen Adlerorden und das Bild des Schah von Persien in Brillanten. Der Kaiser hatte die Uniform des 1. Pommerschen Jnfanteriereg. Nr. 2 König Friedrich Wilhelm IV., dazu gleichfalls das Band zum Schwarzen Adlerorden. Um 7 Uhr fuhr der Schah in Begleitung des Generals v. Grolmann nach der Friedenskirche und legte daselbst am Sarge Kaiser Friedrichs einen Lorbeerkranz mit Schleifen in den persischen Farben nieder, verweilte daselbst auch kurze Zeit.
Ausland.
— Der „Köln. Ztg." wird aus Petersburg gemeldet: Der Zar drückte vor seiner Verabschiedung vom Schah diesem persönlich energisch seine Meinung über die persische Politik aus; sollte der Schah sich jetzt bei seinem Besuche in England abermals zu Rußland ungünstigen Zugeständnissen Hinreißen lassen, so möge er vorher bedenken, daß sich längs der persischen Grenze 100,000 Bajonnette befänden. Er, der Zar, könne nicht dafür stehen, daß er dieselben nicht in Bewegung setzen würde. Der Schah antwortete nicht. Das ist deutlich und läßt tief blicken.
Sansibar, 7. Juni. Die Deutschen fanden zuerst Widerstand südlich von Saadani. Die Eingeborenen flohen bald. Gegenwärtig werden Verhandlungen gepflogen, deren Ausgang entscheidet, ob Pagani angegriffen werden soll.
Gages-Weuigksiterr.
-j- Calw, 10. Juni. Am Samstag mittag versammelte sich der Lehrerverein für Naturkunde hier, um einen Vortrag von Hrn. Apotheker Stein über „Die Gräser" anzuhören und in zwangloser Form gegenseitige Anschauungen und Kenntnisse auszutauschen. Der Vortragende verstand es, das ziemlich schwierige und trockene Gebiet der Gräser aufs beste zu veranschaulichen und den Zuhörern Interesse für den Gegenstand abzugewinnen. Der junge Verein zählt 30 Mitglieder, worunter die größere Anzahl jüngere Lehrer sind, die sich monatlich ein Mal versammeln, um einen Vortrag über einen Gegenstano aus dem Naturreich zu hören und sich so für ihren Beruf weiter auszubilden suchen.
Calw, 11. Juni. Reges Leben herrschte über di« Pfingstfeiertage in unserer Stadt; die Bahnzüge brachten große Scharen von Aurflüglern, die sich den Schwarzwald zum Reiseziel genommen hatten. Der Verkehr aus den Bahnhöfen war im Vergleich zu früheren Jahren ein bedeutend größerer und auch die Landleute waren sehr zahlreich in der Stadt erschienen,