Grschewt täglich, «tt »«Smchm« d« U«m> und Festtag«.

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Der Kklkllstzisttt.

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Mit de« Planderstübcheu, Jünstr. Ton»tag»blatt »nd

«chwäb. La»d»trt.

Donnerstag den rs. April

1«»

LerbaudSorgau.Deutsche Postzeitnug*. Auch gegen ver- schiedeue Redner der letzte» Berliner allgemeinen Beamten« Versammlung soll dar «erfahren eiugeleitet sei«.- Sine Maßregelung von Beamten weg« der Berliner Beamten- tag» wäre gerade jetzt eine große Ungeschicklichkeit, auch trotz der tatsächlich vorgrkommeuen Entgleisungen.

I« Perfie» find auch die Nationalisten entschiedene Gegner der bewaffneten Intervention Rußlands. Die End« schumeu in TäbriS haben daher de« Schah eine Depesche gesandt, in der sie erklären, daß sie aus Liebe zum -Volk dm Einmarsch der Russen nicht zulaffen können, sondern im Einverständnis mit dm Konstitutionellen sich wtdersetzen. Der Schah antwortete, er habe Ain ed Dauleh brfohlm, die Straßen sreizugebm und Lebenswille!, nngehindert ein« zuführm. Der Schah werde dm Uutergouvernmr nach de« Vorschlag der Eudschumeu ernennen. Dadurch ist die Be« lageruug aufgehoben und der Friede augebahnt. Jetzt ist die Frage: Was beginnt Rußland?

Beim Schah v»» Perfie« finden jetzt täglich Miutsterberatuvgm statt, in denen die Einzelheiten der Konstitution erörtert werden. Die Progresststwpartei ge­winnt sichtlich an Erfolg. ES widersetzeu sich nur noch die Anhänger des ScheikS Faslullah, die aber an Einfluß ver« lierm. Nach Meldungen aus Tiflis haben die ruMchm Militärabteilunge» ans Alexandropol und Eriwan, die der Expedition nach Persien zugetetlt find, mit ihrer^rsteujStaffel die Grenze überschritten, wo zwanzig Werst von der Grenze entfernt der Anmarsch der übrigen Truppen abgewartet wird. Die Expedition richtet eine kigme Postverbiuduug ein.

Rach Meld««ge» a«s Marokk» lagert eine starke Truppmmacht der Bmi Rter vor Fez. Der sich allgemeiner Beliebtheit erfreuende Schrrif Mnlay abd ESlam el Omraui hat fich zu der Mahalla begebe«, um die Bmi Mer mit dem Machsm auSzusöhneu. Der Kaid Kittaui ist an de« Folgen einer Bastovade gestorben, die ihm Mnlay Hafid verschrieben hatte, weil er in Kittaui dar Haupt einer Verschwörung gegen fich erblickte.

Lev amerikanische Krieg-sekretär nuteruimmt eine Panamareise, als deren Hauptzweck bezeichnet wird die Untersuchung der japanischen Znwauderung und Sustedluug au der Kaualzoue, deren Wachrtrm bmuruhigt. ES heißt, die kolumbische Regierung fördere diese Bewegung, weshalb der amerikanische Berrreter Borstelluugeu erheben soll.

I» de« Brreixigte« Staate« «,» Amerika wird die Einführung einer progresstvm Einkommen- sowie einer Erbschaftssteuer, wie sie Taft auküadtgte, bekämpft. Ihre Gegner begründen ihre Stellungnahme damit, daß die erforderliche« Mehreinnahmen durch die Zslltarifreform allein erzielt würden, zumal schon die prozentuale Belastung der Gesamteinfuhr vergrößert wird. Die Faktoren der Ertragssteigerung seien Erhöhung des Zolls auf LvxaS- warm. Ersetzung vieler Wertzölle dnrch die spezifische neue BaluatiouSmethode, wirksamere Zollerhebung, Schaffung eines besonderen ZollgerichtShosS. Die vier letzten Punkte schränken die Unter Valvation ein, die bisher 1025 Prozent der gesamteu Zollerträge betragen habe. Der Senat fordert in eine« Beschluß die Vorlegung vergleichender

Tabellen über die von Deutschland, Frankreich und dm vereinigten Staat« erhobene« Zölle auf Töpferwaren, Gla», Papier, Woll« und vaumvollwarm, Zucker u. «. Ferner wurde et» Amendement zum Lartfeutwurf Ange­bracht, dar eine Kopfsteuer von 12 Dollar für Einwanderer vsrfieht. ___

Deuts-er Reichstag

B-rtt«, 26. April.

Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung u» 2'/« Uhr. Am BuvdeSratStisch ist Staatssekretär ». Nteberdtng erschienen. Die 2. Beratung der 8erichtsverfafs«»g-»ovelle wird fortgesetzt.

Kirsch (Ztr.) beantragt, daß der Zeuge dm Eid da- hin zn leisten habe, daß er nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwieg« habe.

Staatssekretär Nteberding bittet, dem Antrag zuzu- stimmen.

Hieraus wird der Antrag Kirsch angenommen.

Ein Antrag Ablaß verlangt, daß in der Eidesformel die Worte:bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden* und -so wahr mir Bott helfe* kn Wegfall kommen.

Ablaß (srs. Bp.) begründet diesen Antrag. Die Vor­schrift widerspreche dm fundamentalsten Grundsätzen der Sittlichkeit und dem Zweck des Eides selbst, der nur die volle Wahrheit verlange, aber für dm Freidenker mit ein« bewußten Lüge beginne. Seiner Empfindung entspreche es. daß au die Stelle der religiös« Eide» eine rein staatlich geltende Beteuerung trete. Das Zentrum müsse nach seiner Stellungnahme bei der Beratung des TolerauzautragS diesem Antrag gegenüber sich wohlwollend verhalt«. Die Mino­ritäten sollen nicht vergewaltigt werden, sie dürfen in ihre« Gewissen und in ihrem religiösen Empfind« kein« Zwang erleiden. Der Reichstag kann bei dieser Gelegenheit be­weisen, ob er die religiöse Freiheit schütz« will.

Abg. De Witt (Ztr.) spricht fich «ammS des Zen­trum» gegen dm Antrag Ablaß aus.

Abg. Schräder (Ars. Bgg.) tritt für dm Antrag Ab« laß ein.

StaatSseketärKNieberdiug erklärt, der Antrag Ab­laß sei für die verbündeten Regierungen unannehmbar. Schon bei der Umgestaltung des Bürgerlichen Gesetzbuches sei «au üdereiugekommeu. daß es bei der allen Formel bleib« solle. Die größte Mehrzahl der Deutschen glaube noch an den alten Gott. (Sehr richtig.) Unsere Gesetze müßten fich gründen aus die Sesamtauffaffuug des deutsche« Volkes. Mancher wird durch religiöse Gründe von eine« Falschrid abgeschreckt. Wenn »«gefestigte Charaktere fich dem Eid durch Abgabe einer Beteuerung entzieh« können, so wird die Gefahr einer falschen Aussage erheblich ver­mehrt.

Abg. Frauck'Maunhrim (Soz.) führt aus, es unter­liege keine» Zweifel, daß die Mehrzahl der Deutschen reli­giös gesinnt sei. Wenn «an aber den Reuuouttm «t- gegmkomme, daun könne mau auch den Dissidenten gerecht

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auf dm täglich erscheinend« Gesellschafter mit de« Plaaderstübcheu, dem Illustrierte« So»»t«--blatt

nud dem zweimal monatlich erscheinenden Schwäbische» Baudwirt werden fortwährend von allen Postanstaüm und Postboten, von der Expedition und von unser« Austräge- rdm« entgegen genommen.

VoMlche MeSerftcht.

DerNouservative Sorrefparrdeuz" brachte vor einigen Tagen heftige Angriffe geg« die verbündet« Re­gierungen und gegen die Bewegung im Reich zugunsten des Ausbaues der Erbschaftssteuer. Eine Antwort auf diese partetofstziöse Lamentation bringt jetzt dieNordd. Allg. Ztg.*, indem sie schreibt:Wenn sich zugunsten der Fiuanzvor- schläge der verbündeten Regierungen im Land während der Letzten Monate eine wachsende Bewegung geltend gemacht hat, so kann dies als erfreuliches Zeichen für die steigende Teilnahme au dem Werk der Finanzresorm nur begrüßt werden. Die Regierung nimmt das Recht für fich in An­spruch, in der öffentlich« Meinung ihre Vorlagen zu ver­treten und die konservative Bevölkerung edwso wie die liberale in ihrem Sinn auszukläreu. Die Ausübung dieses Rechts hat übrigens bisher auch konservativen Anschauungen entsprochen. So wenig also die ReichSregieruug Ursache hat, die in den erwähnten Knudgebuugeu fich zeigenden patriotischen Absicht« abzulehueu, so wenig ist rS gerecht­fertigt, sie für jeden Zeitungsartikel und jede Bersamm- luugsrede verantwortlich za mach«. Dabei muß anerkannt werden, daß die Bewegung fich im unwesentlichen in ein­wandfreien Bahn« hält. Insbesondere gilt die» für die vom Reichskanzler empfangen« Abordnung«. Wir nehmen daher nicht au, daß fich die Beschwerden der konservativ« Korrespondenz gegen diese Kundgebung richte». Sollte sie Aeaßeruugeu im Auge haben, die auf dem Beamteutag ge­fallen find, so möchten wir betonen, daß diese Versammlung der ReichSregieruug durchaus unerwünscht gewesen, daß vor ihrem Besuch ausdrücklich gewarnt worden ist. Urber die Vorgänge auf diesem Tag find Feststellungen augeorduet worden, von der« Ergebnissen eS abhäuge» wird, ob Anlaß zu disziplinarischem Vorgehen gebot« ist.* Daß die offiziöse Erklärung die konservativen Ausfälle zurückwetft, läßt hoff«, daß die Regierung grsoune« ist, im weiteren Verlauf des Kampfe- um die Finauzreform den Konser­vativen gegenüber endlich die gebotene entschiedene Haltung einzuuehmeu. Was den Schlußsatz der Erklärung aulaugt, so bildet er leider eine Bestätigung der folgend« Meldung eines Breslauer Blattes, an der« Richtigkeit wir bisher glaubten Zweifel hegen zu müssen:Die beiden Bor- ützruden des Brrbandes mittlerer Post- und Telegraphen- beamt«, Zollitsch und Britz-Berlin, wurden unter Einleitung des Disziplinarverfahrens ihrer Aemter enthob«, angeblich wegen einiger Artikel in Sachen der Prrsoualreform im

Wlalcotrn Sinclair.

Historische Erzählung von A. K. ISrachvogek.

lForyetz«»,.; (Rachdr. verb)

Als Peter des Groß« Töchter aulaugt«, durchlief ein Beisallsgemurmel, das fich «blich Lts za einem Hoch steigerte, die Menge. Die Prinzess!am daakteu, Reuschtksff aber hob unwillig die Hand! Sein Adjataut. der des Be- fehlS geharrt, sprengte hinweg, und der Trommelvtrbel der anrückend« Truppen erstickte den Beifall.

Ja unabsehbaren Mafien zogen die Trupp« heran, von dem greisen S-neralfeldmarschall Fürsten Scheremeteff kommandiert. Leibtatareu, Tschrtschenz«, die Kosak« vom Don und Ural, die Baschkiren und Kalmücke», die est- und kvlävdisch« Dragoner, die Leibkürasfiere, die alten Mus­ketier-Regimenter unter Lasch, Keith, Ostermauu uudRün- uich, die LaucierS des Worouzow, das Jägerregiment Ode- chalSkh und die Artillerie unter Löweuthal zog« vorüber. Alle» war Ruhe- und Bewunderung. Nur die Korps, welche mit ihr« zerschossen« Fahueu au Peters Stege er- rtnurrt«, ward« vom Bolle durch Zurnf geehrt. Jetzt kam« die Admiralität, die Mariuesoldat« uud Matrosen der Flotte, Prter» großer Schöpfung. Mit lautem Hurra, uimmrr enden wollendem Mützeschwruk« und Tücherweheu jubelte seinen Liebling« das Volk rutgeg«; der Schluß der paradierend« Trupp« aber, dessen Anblick wie ein

Blitzstrahl plötzlich die Meuge zn durchzündeu schien, ver­setzte das Bolk in einen Taumel, ein« Rausch, der nach dem anfänglich eingetretcum Staunen nur um so mehr au ersptiver Gewalt zuuah».

ES war das alte Regimeut von Peter des Großen Jageudgr spiel«, die PreoprascheuskoyS, au der« Spitze er fich so oft tu den Kugelregen gestürzt uud dar seine Leiche gleich der Reliquie eines Heiligen bestattet hatte. Hoch vorauf ritt ihr Kommandeur, der Bruder von PeterS erster Gemahlin Eudoxia, der greise Fürst Labuschi«, neben ihm sein Adjutant uud Schwager, Fürst Dolgoruky, welcher nun­mehr seine alte Stelle wieder tu dieser Garde etugeuommeu. Leide, Jugeudfreuude uud Verwandte des große« Kaisers, hatten das besondere Vorrecht, ihre ganze Familte, ob männlich oder weiblich, unter der Preoprasch«Skoh Sarde als Ehrenmitglieder mit Leutnants«»- ausgenommen zu sehen nud als Elite au die Spitze zu setzen. So folgten denn beiden in einiger Entfernung zwei Söhne LabuschtuS, ein Dolgoruky uud ihnen voran di: einzig« weibliche» Glieder dies e Familie. Kathiuka und Olga Dolgoruky auf Jsabelleustat«, über dem schwarzsammetu« Reitkleide die rote Uniform des Korps uud das blitzende Seitengewehr. Hinterher zog dar Regiment mit der alt« Fahue von Pul- tawa in laug« graubärtig« Kolonnen. Kathinka Dolgo­ruky, etwa achtzehn Jahre, heimlich vo» den Altruffeu dem Zaren zugedacht, war feurig, schlank, entzündend, ste lenkte vor allen die Blicke auf fich, noch «ehr aber ihr Begleiter, eine Erscheinung, wie sie bisher wohl «och nie in St. Petersburg gesehen Word«.

Ans schwarzem, feurige« Rosse, das zäum- uud zügel­los, nur eine EtSbärenschabracke bedeckte, dessen silberne Klau« ihm an d« Flank« uiederhivgeu, ritt, Kathiuka in graziöser Weise galant uuterhalteud, Malcolm in schot­tischer Nationaltracht. Der karierte, reich bebänderte Strumpf bedeckte bis über die Wade sein nacktes, wunder­volles Bein, der Faß steckte tu dem altertümlichen Stachel­schuh. Das enge WamS von blaue« Wollstoffe umschloß, anschließend elastisch, seiueu Oberkörper, den stolzen Nacken und Hals frei lassend. Die Hüsten uud d« Unterkörper schmückte bis SberS Knie der bautgewürfelte schottische Rock, ans dessen breitem Gürtel Pistol und Resser ragten uud die DachStasche «tt roten Troddeln uirderhtng. Sme grüne Schärpe mit silbernen Disteln besät fiel anmutig um die linke Hüfte und war ans der rechten Sette zierlich in Banscheu geknöpft, von welch« die lang«, befransten Enden uiederflattert«. Die laugläufige Bergfltvte hing ihm über den Rücke», von welchem faltenreich der bunte Plaid wallte, die Linke hielt die runde Tartsche, die Rechte den lang«, blitzend« Korbdegm, uud vom Knaufe des Sattels hing die Lochaberaxt, indes ans der klein« blau« Sammetmütze, dnrch eine demautene Distel gehalten, drei schwarze Adler­federn ragt«; unter ihr quoll dar lauggelsckte dunkle Haar hervor and wehte im Winde. Die ganze Erscheinung der Reiters atmete jene wilde Kühnheit uud ritterliche Grazie, welche zu all« Zeit« fesselt, wenn ste vo» männlicher Schönheit, wie hier, gehoben wird. Ja, Malcolm war schön genng, °Fraueuherz« zu verführen uud den Neid aller Männer zu erregen!