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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. «onntaMlatt und

Echwäb. Sandmirt.

»Hl 97

Mittwoch dw 28. April

1909

UoMische MeSerstcht.

Der deutsche Botschafter i« No«, Graf Mout-, deffeu Rücktritt schon vor längerer Zeit ange- kündigt wvrde, ist jetzt nvter Berleihuug des SroßkreuzeS Pkm Roten Adlerorden in de« Ruhestand versetzt worden.

Die schwedische Negier««- beantragt beim Reichs­tag die Abänderung derjenigen Bestimmungen i« Schlacht- grsetz, die der Fleischeinfuhr in Deutschland im Weg stehen.

Frankreichs Präsident ist in Nizza riugetroffm, wo er der Enthüllung des Gambrtta-Denkmals beiwohnte. Die Menge bereitete Fälliges lebhafte Kundgebungen, ebenso Lltmevcea« «ud den Ministern Raav, Picquard und Picart, die den Präsidenten begleiteten. Bon Barcelona aus ist der spanische KreuzerTemeraris" mit einem Flügeladju- tauten des Königs AlsouS au Bord nach Billafravca ge­gangen, um den Präsidenten FalliSres zu begrüßen und au der Flotteusch au teilzunehmen.

Vulgaris« steht kurz vor de« Ziel seimer Wünsche. Nach Mitteilungen aus der Türkei erscheint das erforderliche Kompromiß mit den Orieutbahren ge­sichert. Die Orieutbahurn haben bereits im Prinzip die schiedsgerichtliche Entscheidung avgeuowmeu. Daraufhin sandten Kaiser Franz Josef und der Köuig von Jtalieu dem König Ferdinand von Bulgarien Slöckwunschdepesche«. Dir Drribundmächte werden nunmehr in einheitlicher Form die Unabhängigkeit Bulgariens auerkenueu. Der Kaiser von Rußland hat de« 54. Infanterie-Regiment den Namen .Regiment Seiner Majestät des Zaren von Bulgarien" verliehe».

Die persische« Wirre« find mit der Entsendung russischer Truppen nach TäbriS in ein neues und mau wird sagen müsse«: nicht unbedenkliches Stadium ge­treten. Die russische Regierung hat ihre militärische Aktion am Freitag den fremden Rrgierungeu durch eine Zirkular» deprsche notifiziert. Die Erklärung, die die russische Regie­rung zugleich für ihr aktives Eingreifen in die persischen Unruhen abgegeben hat, hört sich fürs erste nicht schlecht an. ES heißt darin: Trotz des auf die russischen Vorstellungen hin erfolgten Versprechens des Schahs, dem Kommandeur der persischen Trspprn, Prinzen Aliu ed Danleh, zu befehlen, Provlautznfuhr nach Tübrts zuzuloffe», hat der Prinz die Zufuhr nicht zugelaffev, und Konsulate und Ausländer verbleiben somit in ihrer gefährlichen Lage. Angesichts dieser Wendung der Dinge hat die russische Regierung beschlossen, die dem Schah angekündtgte Maßregel auSzu- führeu. Einer russischen Trvppenabteilnng ist nunmehr der Befehl gegeben worden, aus Dschvlfa nach TäbriS auSzu- rückeu. Die Ziele, die diese Abteilung verfolgt, find: Zu­führung von Proviant nach TäbriS, Schutz der Fremden, Sicherung der Verbindung mit Dschulsa, de« russischen Grruzmt, von dem ans Rußland nach Persien exportiert. Sobald in TäbriS die Ordnung wieder eintritt und Leben und Eigentum der Konsularvertreter wie der russischen und fremden Untertanen außer Gefahr find, wird die Abteilung abberufen werden.

Die Lage des «e«e« G«lta«S vo« Marokko

hat sich in der letzten Zeit bedenklich zu seinen Ungnusten gestaltet. Schon neulich haben seine Truppen eine empfind- ltche Niederlage erlitten, wobei drei Snltausherre fast gänz­lich anfgerieben wurden, und unterm 24. d. R. wird ge­meldet, daß sämtliche Stämme zwischen Arz und Rabat sich vereinigen und eine feindselige Gesinnung gegen Mulah Hafid au de« Lag legen. Der Stamm der »Musst hat rtueu Zug gegen die Mahalla BagdadiS uuteruommeu. Bier andere mächtige Stämme rüsten eiueu Marsch auf Fez. - Am 19. d. Mts. ist die englische Sesaudtschaft iu Fez eiu- gekoffeu. - Aus französischer Quelle kommt die Meldung, daß der deutsche Industrielle Reuschhansen, der außerstande sei, vom Rachseu Bezahlung für die auSgeführteu Arbeiten zu erhalten, sich an die deutsche Gesandtschaft gewandt habe, die durch einen Beamte» bet El «hrbbas gegen das »or^ gehen der Machst« Einspruch erheben ließ.

Deutsch» Reichstag.

Berli«, 26. April.

Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 1'/« Uhr. Am BrmdeSratSttsch ist Staatssekretär v. Nie- berdiug erschienen.

Auf der Tagesordnung Sehen die 2. Lesung der No­vell- z«« GerichtSverfaffnug-grsetz, die ZivUpro- zetzord»««-, das GerichtSkoste«gefetz und die Ge- stShreuordn«»- für Nechtsa»wLlte.

Dr. Wagner (kous.) erklärt, daß seine Partei an den Kommisstonsbrschlöffeu betr. die Zuständigkeit der Amts-

gerichte bei Objekten bis zu 600 *4t festhalte. Wir stim» men der Erhöhung der Kompetenzen unter der ausdrück­liche» Voraussetzung zu, daß die van der Regierung gege- beuen Versprechungen eiugelöst und namentlich Garantien für die Einschränkung der HllfSrichtertumS geschaffen werden.

De Witt (Z.): Reine Freunde stimmen der Vorlage im großen und ganzen zu, besonders der Erhöhung der Kompetenzen der Amtsgerichte. Eine Hebung der Richter- staudeS erhoffen wir von der Beseitigung der geheimen Personalakten. Eine Revision der Gebührenordnung für Rechtsanwälte halten wir iür dringend erforderlich.

Dove (fts. Lgg ): Ich bin für eine Erhöhung der Kompetenz der Amtsgerichte. Ein Teil meiner Freunde wird der Erhöhung nicht znstimmru. Wir haben alle Ver­anlassung, anf unseren Auwaltsstand stolz zu sein. Den Eiuzelstaateu lege ich eS ans Herz, das HilfSrichteitum zu beseitigen.

Abg. Ablaß (Freist BP.): Die Anwaltschaft wird unter keinen Umständen die freie Advokatur pretSgebm vollen. Bereits bei der ersten Lesung habe ich «ich als Gegner der Vorlage bekannt, die lediglich ein Zweckmäßig« keitSgesetz ist. Wir erkennen an, daß die Kommission einige Verbesserung«« dorchgefttzt hat.

Staatssekretär v. Nteberdiug: Bezüglich des HtlfS- richtertumS weise ich darauf hin, daß der preußische Mini­ster sich bereit erklärt hat, Mittel zur Lermehruug der Richttrstellm berettzustellw. Wir find fest überzeugt, daß bet der Vorlage der Anwalts stand und die Rechtspflege sich gut stehe» werden.

Abg. Frank-Mannheim (Soz.): Gegen eine Erhöh­ung der Kompetenz der Amtsgerichte haben wir nichts ein- zuweudeu, behalten uns aber unsere endgültige Stellung zur Borlage bis zur brüte» Lesung vor.

Abg. Bassermauu (uatl.): Weder bei dem Recht suchenden Publikum, noch bei der Mehrzahl der Rechtsan­wälte ist Sehnsucht nach einer Aevderung hinsichtlich der freien Advokatur vorhanden. Bei der Vermehrung der Richterstellen » die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die Justizverwaltung mit besonderer Sorgfalt die Auswahl der Beamten trifft und ein allzu häufiger Wechsel ver­mieden wird.

Storz (Südd. »p): Au der freie» Advokatur muß unbedingt festgehalteu werden. Die Lermehrung der Richter-- stellr« begrüßen wir. Die Komprteuzrrwekterong der Amts­gerichte ist bedenklich. Wir wünschen vielmehr eine größere Heranziehung des Lateu-ElemeutS zur Rechtsprechung.

Nach weiterer unwesentlicher Debatte wird 8 23 Er- Höhung der amtSgerichtltcheu Kompetenz, angenommen.

Zn § 101, der von den Handelssachen handelt, bean­tragt Bassermavn (ul.) die Wiederherstellung der Re- gternugSvorlage. Die Kommission hatte es abgelehvt, die Kammer für Handelssachen zn einer BervsSiustavz auSzu- gestalten. Nach längerer Debatte wird der Antrag angenommen.

Eine Resolution Sräf (Wirtsch. Lgg.) auf Ersetzung der Bezeichnung Gerichtsschreiber und SerichtSschreiderei durch andere entsprechende Ausdrücke wird abgelehvt.

Ein Antrag Storz (SLdd. BP.) zu 8 115 anzufügeu, Für die dem Armeuavwalt zustehmre Pauschalgebühr haftet der FiSkuS" wird mit dem Zusatzantrag De Witt (Ztr.):Die baren Auslagen werden vo» der Staatskasse bestritten nvd als Serichtkkostev in Ansatz gebracht" ange­nommen, obwohl Staatssekretär Nteberdiug die Ablehnung des Antrages erbeten hatte.

Zu 8 157 Abs. 1 der besagt, das Gericht kann Bevoll­mächtigte und Beistände, die das mündliche »erhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, Mückweiseu beantragt

Schmidt-Berlin (Soz.), daß diese Bestimmung auf Arbettersekretäre und GewerkschaftSbeamte keine Anwendung finden soll.

Barenhorst (Rp.) widerspricht diesem »«trag.

Nach weiterer unwesentlicher Debatte wird der Antrag Schmidt abgelehvt.

Hierauf vertagt sich das Haus auf morgen nachmittag 2 Uhr. Schluß 6'/. Uhr.

WürtteWHergifcher Laidta-.

r Gt«tt,art, 27. April. Die Zweite Zka««er

erörterte heute weiterhin die Frage der Beratung von Ge­meinden und Gewerbetreibevdm bei Herstellung elektrischer Anlagen. Die hieför iu den Etat eingestellte Exigenz von 7000 ^t wmde wie sm SamStag mehrmals befürwortet, desgleichen die Gründung vo» Ueberlaudzeutralev auf ge­nossenschaftlicher Grundlage. Bon besonderer Wichtigkeit waren einige Mitteilungen der Ministers v. Pischek über di« Frage der »erwenduug der Kleinwasserkräste für die Elektrisierung der oberschwäbischeu Bahnen.

Die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß sie sich

hierzu iu weitgehendem Maße eignen. Die geplante ober- schwäb. Ueberlandzmttale wird dabei trotzdem die nötigen Kräfte zugewieseu erhalten, vorausgesetzt, daß die Verhand­lungen «tt Bayern über die Teilung der Wasserkräfte za einem befriedigenden Ergebnis führe«, was bau! der freund- uachbarlicheu Art der Verhandlungen iu Bälde ,« erhoffen ist. Ein Jutermezzo überraschender Art bildeten die Avgriffe des um die vorbildlich gewordene Herrenberger Ueberlaud- zeutrale sehr verdienten Abg. «uoth (D.P.) gegen die unfreundliche Haltung der Zentralstelle für Gewerbe und Handel bezw. ihres Technikers gegenüber diesen Unter- uehmuugeu ans genossenschaftlicher Grundlage; Präsident v. Mssthas erwiderte auf diese Angriffe, daß der Zentral­stelle eine unfreundliche Haltung fernliege. Angesichts de» überstürzten GrüuduugSfieberS und der großen Werte, um die eS sich handle, rate die Zentralstelle nur zur Vorsicht, um späteren Enttäuschsngm und Schädigungen vorzubengeu. Sin Antrag «übel (D.P.) auf Zarückvrrweisnug der Peti- tiou au die Kommission wmde angenommen. Nach weiterer Mitteilung des Ministers des Inner« wird iu dem Müllerscheu Garte« (Ecke Schloß- und Kauzleistraße) von vem 70000 *4t betragenden lleberschnß der BauauS- stellung eine Ausstellungshalle errichtet werden. Zu« Schluß der Sitzung gab eS noch eine verhältnismäßig kur,, Debatte über die Gewerbeiuspektio», deren Tätigkeit aner­kannt vo» Körner (BK.) aber als au Belästigung grenzend bezeichnet wurde. Kap. 38: Zentralstelle für Gewerbe und Handel wurde erledigt.

Aages-Meuigkette«.

A»« Stadt »ud Land.

Oberschwandorf, 27. Aprü. Vergangene Nacht versnchte ein Stromer, angeblich ei» Böhme, in der Metzgerei des Metzzer Rrxer eiuznbrecheu. Dem au de« Geräusch erwachenden Eigentümer gelang eS, dm die Flacht ergreifen­den Einbrecher im nahen Uuterschwaudarf etuznholeu und dem Schulthekßeuamt Oberschwaudors vorzufShreu. Der Täter ist heute stüh dem K. Amtsgericht Nagold eiugeltefert worden.

-d. Effet«--«, 26. April. ES find Heuer 1b Jahre, daß die hiesige Gemeinde die Wohltat einer Wasserleitung geuießm darf, während der eingemeindete TrölleuShof (Be- sttzer Herr Link) seither solche entbehren mußte, trotzdem sich auch dortm jed« Jahr, namentlich zur Winterszeit, Waffer- vot etnstellte, so daß die Bewohner oft monatelang das Wasser für einen 3040 Stück zählenden Viehbestand von dem etwa 800 m entfernten Heiligenbach herbrizvschaffeu gmötigt warm. Diesem Rtßstcmde wmde nun iu dm ersten Rouatm unseres Jahres dadurch abgeholfm, daß e» TrölleuShof ermöglicht wurde, in Schönbronu Anschluß au der Schwarzwaldwafferversorgung zu erlangm. Auf dem kürzest« Weg von ca 1800 m wurde die LeUuug mit einem Aufwand von 810000 «4t erstellt, zu dem die Gemeinde Effriugm eiueu Leittag von 3000 *4t tn 6 Jahresraten leistet und zwar deshalb, weil Herr Gutsbesitzer Link fett 15 Jahre» an dem 1894 der Gemeinde erwachsenen starken Gemeiudeschaden als Hauptbeteiligter «ttzahlte. Daß die Wasserleitung für den TrölleuShof, d:r mit einem guten bi» vorzüglichen Lodmmateriol und großen Btehstaud zu rechnen hat, eine» namhaften Wertzuwachs bedeutet, ist zweifellos. Auch ist auf genanntem Hof und iu hiesiger Gemeinde die vo« laudw. Bezirk-Verein Nagold probeweise zur Verfügung gestellte Holder'sche Hederich- und Banm- spritze in ausgiebiger Weise zm Bekämpfung der Baumkrank- heit« benützt worden und wird zu wiederholten Obstbaum­spritzungen sowie zm Hedertchspritznug verwendet werdm. Mögen die Hand in Hand miteinander gehenden Bemühuugm der Obstbau- und LandwtrtschastSvereins zum Segen unserer Gemeinde bettragen.

Horst, 27. April. Bon der Amtsversammlung ward« die Einführung einer WauderarbeitSstätte bedingungsweise beschlossen. Die AmtSkörperschaftSumlage wurde ans 71500 »4t festgesetzt.

Bo« Laude, 27. April. In Nr. 2drSTierfreund" findet sich etu »tt W. Sch. nuterzeichueteS Eingesandt: Katzknstmer her!" Der Einsender behauptet, eS sei ein allsettigek Bedürfnis, daß eine Satzmstmer etugeführt werde, weil dadurch der Urberzahl der Katzen gesteuert und ver­hindert wird, daß eS feldwtlderude Katzen gibt. Die wettere Folge werde dann die Zunahme der Bögel sein. Als Bei­spiel für die Durchführbarkeit rinn solch« Steuer führt der Einsender an, daß iu der sächsisch« Stadt Eebuitz «tt 10000 Einwohnern und tu einer Stadt der Staates New-