Erscheint täglich.

«it «nSnahm« der Tonn« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger« -rhu 120 ^.imBeztr». «ud io Km-Pertehr 1 . 2 S X, im übrige» Württemberg IM ^tz, MouatSabouuemsst» »ach Verhältnis.

M»- M Alykl-e-SlM flir >e» -dkrmd-Sqikl NqO.

M-»rrfp»«cH-» Hk». LS.

88. IcHvgang.

A-»nfp»-ch-» Hk». LS.

Anzetgeu-Sebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!, »christ »der deren Raum bei Imal.

Einrückung 10 -j. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübcheu, Jllustr. Tonntagrblatt und

vchwäb. Sandwirt.

U 87

Areitag dm 16. April

190S

Uotitische HieSerftcht.

Di- -r»tz- Mittelstaudskuudgebxug zugunsten her Erbansallstener Md tm Jnteleffr einer eudlichm rasches Durchführung der ReichSfiuauzrefor« hat am Dienstag Programmmäßig iu Berlin stattgefuuden. In den ver­schiedenen Versammlungen sprachen bekannte Gelehrte, Politiker und ehemalige Staatsmänner, wie der frühere HaudelSmickster von Berlepsch, Professor DelbröS v. a. Zur Annahme gelangte in den Versammlungen eine gleich­lautende Resolution und zwar einstimmig, iu der zum Ausdruck kommt, daß der MittelstaudSLag in der Ber« schleppuug der Reichsfiuanzrefor« eine Herabsetzung des Ansehens Deutschlands im Ausland und eine schwere wirt­schaftliche Schädigung erblickt, gegen den Versuch einer un­gerechte« Verteilung der Steuerlast Stellung nimmt, tu einer stark progressiven Erbausallstmer die geeignetste Form der Besteuerung des Besitzes durch das Reich erkennt Md LundeSrst «ud Reichstag bittet, auf dieser Grnudlage das Werk der Sanierung der Reichsfiuauzeu zu rascher Vollend­ung zu bringe». Iu einer der Versammlungen verursachte der Direktor des Bundes der Landwirte, Dr. Dtederich Hahn, turbulente Szenen, als er in der Diskussion den Mittelstand gegen dir Regierung anfzureizen suchte und be­hauptete, der Mittelstand lasse sich von der Regierung als Lorspauu mißbrauchen. Dr. Hahn wurde durch Lärm ge­zwungen, von der Rednertribüne abzntretru. Dasselbe Schicksal erfahr bald ein Sozialdemokrat, der die Kund­gebung als Mache der Regierung bezeichuete. Zu drum, die sich zur erweiterten Erbschaftssteuer bekehrt haben, ob­wohl fie dem Bund der Landwirte und den bündlerisch ge­stauten Konservativen sehr nahe stehen, gehört auch der weimarische RrichStagSsbgeorduete Gräf, Mitglied der wirtschaftlichen Bereinigung. Er veröffentlicht in der Zeit­ungDeutschland" unter der UeberschristMatrikularbeiträge oder ErbanfaLfimer" einen längeren Artikel, in dem er das Besttzstenerkompromiß verwirft und mit Entschiedenheit für eine Erbanfallsteuer sintritt. Diese Entscheidung sei ihm, wie er sagt, nicht leicht geworden, er habe sie aber so treffen müssen, wenn er dem von ihm stets verfochtenen GrundsatzErst das Vaterland, daun die Partei und das Programm" nicht untreu werden wollte, und iu der Er­wägung, daß eia Abgeordneter Vertreter des ganzen Volkes, also nicht einer einzelnen Jutereffenteugrnppe sein müsse. Einen etwas kuriosen Vorschlag macht Dr. Georg Hirth tu Mönchen, um öder die von den Rachlaßstruergegneru befürchteten Nachteile der erweiterten ErbschafLSbesteimung hinwegzuhelfeu. Er schreibt i« denM. N. N.":Es wundert mich, iu den zahlreichen Erörteraugen über die Nachlaßstrner noch keinerlei Hinweisen aus die Möglichkeit einer Versicherung begegnet z« sei«. Nichts läge doch näher, als daß der präsumtive Erblasser zu rechter Zeit dafür sorgt, daß seine Erbe« dereinst durch die Nachlaßstener nicht iu chrem wirtschaftlichen Gebaren irgendwie gestört werden; und ebenso nahe liegt hier das Einspringen einer doe- Berficheruug, durch deren promptes Funktionieren die

Matcoürn Sinclair.

Historische Erzählung von A. K. HSvachvogel.

(Fortsetzung.) (Racher, verb.)

Still, Fürst! Davon später tu Ruhe. Erst müssen wir dm Kanzler loS sein. Der französische Gesandte Md »tbbingS Gegner find bereits unterrichtet, der Köuig er­wartet die Garden, und morgen mittag ist die Angelegen­heit geordnet. Ihre Anwesenheit muß RtbbiugS Fall lega­lisiert«."

Vortrefflich! Ist der Köuig zu sprechen?"

Sobald die Garden kommen, will er geweckt sein; daun wird er Sie empfange». Belieben Sie inzwischen einen kleinen Imbiß zu nehmen und von de« Ritte anS- znruhtv, ich bin bald zurück."

Nach diesen Worten ritte Malcolm, dem Köuig« das Einverständnis des Raffen zu melden und ihm betreffs des­selben Ratschläge zu geben.

Die Garden kamen. Der König empfing Rußlands Gesandten, setzte ihm noch einmal kurz Ribbiogs Benehmen auseinander, und der Russe gab dem Monarchen sein Ein­verständnis aufS lebhafteste zu erkennen. Daraus wurden die Offiziere der Garden zur Audienz entboten. Der Köuig »ahm ihnen das Ehrenwort ab, zs schweigen, und teilte ihnen RibbiagS Plan mit, indem er sagte, daß er sich auf ihre Treue verlasse und das vorläufige Kommando dem Major Sinclair übertrage. Die Offiziere schwuren, nur dem

wichtigsten, vou konservativer Seite erhobenen Eiuwände hinfällig würden."

Nach Meldurrge» a«S Marokk» sind au die Großwesire, die den Salta» in Rabat erwarten sollten, Eilboten abgegaugen, um ihnen zu empfehlen, gleich nach de« Muludfest nach Fez zu marschieren, da eia Zusammen- stoß mit dem Roght zu erwarten stehe. Der Roght rückt gegen Fez vor, und Rnlah Hafid trifft Vorbereitungen, um persönlich gegen ihn zu zieheu. Die Sabyleu, die de« Roghi den Durchzug durch ihre Gebiete gestattet haben, drängen ms eine Entscheidung und haben dem Roght im Fall eines Rückzugs qedroht, ihn gefangen zu nehmen.

Castro- Hoffnung-«, irgendwo in der Nähe Venezuelas einen Unterschlupf zu finden, haben einen weiteren Stoß erlitten. Auch die dänische Regierung hat dem Gou­verneur ihrer westindischen Inseln die Instruktion erteilt, Castro die Landung auf den Inseln nicht zu erlauben.

WKrttemBersischer Landtag.

r Stuttgart, 15. April. Zweit- Kammer. In der fortgesetzten Beratung des Etats des Innern wurde eine Reihe vou Wünschen und Beschwerden vorgrbracht. So verlangte «. a der Abg. Körner (B.K.) die Wieder­einführung vou GesuudhettSzenguiffm für HaudelSvi h. Minister v. Pischek erwiderte, dir neue BrkLmpfaugsart der M ul- und Klauenseuche habe sich vorzüglich bewährt. Die Notwendigkeit der Wiedereinführung solcher Zeugnisse habe steh nicht ergeben. Auch die Abg. Reihling (B.) und Sommer (Z.) legten diesen Zeugnissen keine Bedeut­ung bei. Dr. Liudemaun (Soz) Seansisudete dm Se- heimerlaß eines ObergmiMLnaes an die Gemeivdevorstände seines Bezirks betr. Auskunft über die Tätigkeit der Sozial­demokratie. Die Schrrltheißeuämter seien nicht dazu da, die Neugierde eines solchen OberamtmauueS, der offenbar übrige Zeit habe, zu befriedigen. Zu einer solchen Bespitzelung einer Partei liege kein Anlaß vor. Körner (B.K.) fragte, ob bei der Beraustal «ng einer politischen Versammlung in der öffentlichen Anzeige als Name des Veranstalters auch eine Partei genannt werden darf. Keungott (S.) beklagte sich über die Bestrafung der Mitglieder eines GemeiuderatS i« Oberamt Kirchhei« durch den Oberamtmavu, erzielte je- doch große Heiterkeit, als er selbst sagte, die Bestraften hätten sich nicht ganz qualifizierter Ausdrücke gegen den Oberamtmavu bedient. Felger (B.) beschwerte sich über eine rigorose Handhaluug des Erlasses betr. Beschränkung der Wirtschaftskouzesstoum. Keßler (Z.) wandte sich gegen eine zu starke Bevormundung der Gemeindeverwaltungen durch die Oberämter. Schlegel (Soz.) wünschte größere Gleichheit in der Festsetzung von Tanzsportelv. Mi­nister v. Pischek erwiderte, der vou Dr. Liudemaun erwähnte Erlaß wöge tm Detail zu wett gehen, sei aber gerechtfertigt, denn der Obrramtmauu sei verpflichtet, sich einen Ueberbltck Über die politischen Verhältnisse seines Be­zirks zu verschaffen. In den Anzeigen von Versammlungen müsse der Name des Veranstalters genannt werden. Ver­anstalter sei der Leiter der Versammlung. Die Geldstrafen

Könige zu dienen, empfingen die Parole, und Sinclair traf seine Anordnungen. Ein Teil der Garden besetzte das Schloß, und zwar so, daß mau ihre Anwesenheit nicht be­merkte. Ein anderer Teil, Infanterie und Kavallerie, warf sich in das Gehölz, um den W g zur Stadt zu beobachten. Ein dritter Teil verlegte eine Bkrtelmelle nach dem Mälar zu dm Weg, um gegen die hochadlige Jagdgesellschaft ge­deckt zu sein.Jedermann, der von dort herkommt, wird arretiert!" lautete die Order. Der Rest der Truppen sicherte Schloß Md Park nach de« Kaaal wie die Straße von Norrbacko. Während der König in Gesellschaft des Fürsten den Tag erwartete, nah« Sinclair zu Pferde die Ausstell­ung der Truppen in Augenschein.

Der Morgen begann zu dämmern. Tiefe Stille lag um die KarlSburs, nichts verriet die Umwälzung, welche bevorstand. Als er hell genug geworden, um sie Um­gebungen dicklich zu erkennen, ließ Sinclair aus einem südlichen Fenster drS Schloßtarms eine Fahne wehen. DaS Signa! wurde jenseits des Kanals von der Billa Hecusberg erwidert, und bald daranf setzte eine Anzahl vou Männern, iu Mäntel gehüllt, ans Booten nach der KarlSSurg über. ES war der französische Gesandte «it dm vornehmsten Gliedern der patriotischen Partei, an ihrer Spitze Georg von Gotland, Rhemschöld, Steubock, Levrnhaupt, AdelsforS und Storön. Stumm vou Sinclair empfangen und ins Schloß geleitet, wurden sie iu dm Jagdsaal geführt; wenige Augen­blicke später erschien der König. Er schloß feierlich Friede mit seinen bisherigen Gegner», warf seine Vergavgmheit hinter sich, und mm begann rasch über das Dringlichste zu

iu dem von Seuugott erwähnten Fall sei vom Ministerium

im Gnadenweg um die Hälfte verringert worden. Der Erlaß betr. die Wirtschaftskouzesstoum rechtfertige sich durch die übermäßig große Zahl von Wirtschaften (1 auf 123 Einwohner). Einem Uebermaß von Lustbarkeiten müsse durch Sporteln mtgegeugetretm werden. Rembold-Gmöud (Z.) bedauerte, daß in dm Anzeigen von Versammlungen eine bestiwmte Person als Veranstalter genannt werden müsse. ES liege darin eine Abweichung vou der bisherigen Praxis. Mini­ster v. Pischek betonte, die württ. Regierung dürfe sich keiner illoyalen Auslegung des RekchSvereinsgesetzeS schuldig machen. Eine Belästigung liege in der Nennung vou Ramm nicht. Verstoße gegen diese Bestimmung ein der Polizeibehörde bekannter Ortsvrreia, so müsse dieser formelle Rang:! zu einer Beanstandung nicht führen. Rrmbold Gmünd (Z.) wies darauf hin, daß SaSsm-Coburg-Sotha nach ferner BsllzugSverfSguug ohne dir Nennung von Namen auskomme.

Weiterhin wurden statt 10 neuer OSeramtSkavzlisten- stellen »nr 7 genehmigt. Schmtd-NererSheim (Z) de- mängelte di; Konkurrenz der Staats!echuiker bei Wafftrvrr- sorgungsanlageu gegenüber dm Privattechnikern. Minister v. Pischek erwiderte, eS liege i« Jutereffe der Gemeinden, wmu fie sich vom Staatstechutker beraten lassen. Kübel (D.P.) teilte mit, daß die Wasseralfiuger WasserleitungS- röhreu teurer seien, als die französischen. Mm sollte bei« Bezug der Röhren die freie Konkurrenz walten lassen. Rembold'Aalm (Z ) erwiderte, die französischen Röhre» seien nicht billiger, man muffe dafür sorge«, daß das Waff.ralfinger Staatswerk gedeihe.

Zam Schluß wurde noch die Frage der Schaffung einer LaudeSvohuuugSluspektorstelle angeschnitten und unter Hinweis aus die vielfach »och vorhandenen trostlosen Wohu- ungSverhältckffe von dem Abg. Dr. Rälberger (D.P.) und Heymauu (Soz.) in zuftimmmdem Sinne besprochen, während StröSel (B.K.) meinte, die Geschäft; dieses In- fpettorS würden besser iu dm Händen der Fmerschon bleiben. M orgen Fortsetzung.

UageL-Hleuigkeiten.

Ans Glatt »vd Lau*.

Ragow, de» 1«. April ISO».

Der W-gfall des »»r«»stft-«pel- »ei »rief-

ser»d««s-». Nach einer Verfügung der Geueraldirektiou der Posten Md Telegraphen werden, wie schon früher mil- geteilt, zweck» Beschleunigung der AnShäudiguug und zur Vereinfachung des DteustbetrieLS versnchSwetse die eingehen­den gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefe, mit Ausnahme der Nachnahmesendungen und der Postausträge, nicht mehr mit dem Aukuvstfttwpel versehen; dagegen soll ans deut­lichen Abdruck des AufgabestempelS umso größeres Gewicht gelegt werden. Brkaautlich hat fich eine große Anzahl vou Handelskammern in entschiedener Weise gegen de» Wegfall des AnknustftempelS ausgesprochen, weil damit eine für den Adressaten sehr wichtige und, wenn der Auf- gabestempel rmlesrrlich ist, die einzige Kontrolle der Brief­

beraten, was zur Besserung der Zustände zu tun sei.

Der Morgen war wundervoll klar und sonnt?!, so recht geschaffen zu Lust und Behagen! Segen 11 Uhr hatte Kanzler von Rtbbing feine Geschäfte beendet, mit Wanda Toilette gemacht und sie bestiegen die Pferde. Ein Pack­wagen mit Garderobe und Jagdzmg, zwei Diener mit Pferden nud ein Pikör mit einem Spiel trefflicher Hunde sollten folgen; »an hatte fich auf längere Lustbarkeiten ein­gerichtet. Wanda iu enganschließendem Jagdklrid, daS ihre üppigen, vollen Formen hob und, halb ausgeschnitten, Nacken und Brust »it einer steifen zierlichen Krause um­schloß, trag auf der behandschuhten Linken einen norweg­ischen Edelfalkm, ihr LtebliugStier, mit zierlicher Kappe nud Schellen au den Fänge». Auf ihrem dreistutzigm Männer- Hute wehte eine blaue Feder, mit der Rechten schwang fie graziös dir Reitpeitsche, gleichzeitig dir Galoppade ihres leicht dahtutSuzeludm Zelters zügelnd. Mochte das herrliche Wetter, die zauberische Wirkung der Landschaft, ihr be­vorstehendes Lieblings vergnügen, die Jagd, oder die ge­steigerte Gewißheit einer stolzen Zukunft ihr Gesicht srmdig verklären, kurz eS erschien ihr au diesem Tage die Welt schöner als sonst und ihr Scherzen und Lachen schien selbst dm sonst iu fich g kehrten Vater zu grötz, rer Heiterkeit all­zurege«.

Da ist der Karlsweg schon, Papa! Laß mit der dumpfen Stadt nun alle StaatSgrschäfte hinter Dir, denke nm an die grüne WaldeSlust, die vor uns liegt! Alle Verhältnisse kommen nur jetzt trefflich zu fickten Md an des Königs Sette erwartet uns Sinclair, ein ergebener