Erscheint tä-ltch, «it Ausnahme der »ouu- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1.16 mtt Träger« 1-hu 1L6 ^,tm«e,trU< «ud 10 Wn-Vertehr I.Ai ^ im übrige» «ürttemberg 1« «o»atSabo»»eme»tr »ach PerhLltniS.
7»
AM- «id Lmeiße-M str de» -dttM-Schd Nizild.
Jernspreche* Nr. LS.
88. Jahrgang.
Mernsprecher Nr. LS.
Lnzeigen-Vebühr s. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!, «chrtst oder deren Raum bei Imal.
Einrückung 10 ^ bet mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mtt dem Plauderstübchen, Illustr. «onnta-Bblatt und
Gchwüb. Landwirt.
Bei der am KarlSgymnofi»« in Stuttgart abgrhaltenrn außer- I ordentliche« Reifeprüfung habe« «. «. daS Zeugnis der Reise erlangt: Müller. Emma, Tochter de» verstorbene» Landwirt» in Boudorf, Stetst, Rudolf, Sohn de» SutSbesttzer» in Taugenwald.
UoMifche Neberficht.
Deutschland ist seit der Entscheidung der serbisch- dsterretchisch-uvgarischm KristS der Ztrlpuvkt heftigster Angriffe von euglrfcher und ftavzöfischer Sette, wo «an «it dttterem Groll zusehev wvßte, wir Orsterreich-Uugaru bank der unerschütterlichen BuudeStreue Deutschlands einen unblutigen Steg auf der ganzen Linie erfocht. Man glaubte die Trtpleeutevte wichtig geuug, um Oesterreich-Ungar« Vorschriften für sein Verhalten wachen zu türmen, und mau ballte die Fäuste, als dieselbe Triplemtmte Schritt für Schritt vor de« feste» Willen der beide» verbündeten europäischen Zevtralmächte zmöckwetchen mußte. AIS daun auch noch Rußland von feiner anfänglich zweideutigen Haltung abschwevlte uud Serbien fallen ließ, kam tu Frankreich Md Enßlsnd unverhüllte Wut zvm AuSdruch, und fie richtete sich naturgemäß gegeu Deutschland, daS durch seine Bundes- treue Oesterreich-Ungarn den Rucken stetste. Als ein Ausdruck tiefes ZiruS mutzte auch die kürzlich im englischen Unterhaus gegen Deutschland ausgesprochene verst-ckte Drohung aufgefaßt werden, die ganz offenbar im Zasammeuhavg steht mtt den in englischen Volksversammlungen Md in der englischen Presse ausgesprochenen Bcrdächtigurgeu. Deutschland wolle gemeinsam mit Oesterreich eine deutsche Heaemouie 1« Europa ansrtchteu. N.beu diese» direkten Angriffen auf Deutschland gehen aber Tatarenuachrichten einher, die Deutschland namentlich tu Bezug auf die Schwenkung Rußland» zweifelhafte Rollen zutetlen uud die dru Zweck haben, in weiteste« VolkSkreism neue Mißstimmung gegen Deutschland zu erzeugen, daS sich auschicke, ganz Europa seinen Wir en zu diktieren. Derlei Erfiaduogr» trüt nun zu wiederholte« Mal die „Nordd. Allg. Ztg." »kt einer öffiziösm Erklärung entgegeu iu der es heißt: „Trotz wiederholter gegenteiliger Feststellung io deutschen Blättern wird iu einem großen Teil der ausländischen Press? die Fabel aufrecht erhalten, der Entschluß der russischen Regierung (die Auw; ou Bosniens uud der Herzegowina anznerkermeu) sei das Er- gebais einer „Pression" Deutschlands gewesen; eS wurde sogar die groterke Behauptung ausgestellt, Deutschland habe mtt Mobilmachung gedroht. Demgegenüber sind wir ermächtigt, den Hergang authentisch und endgültig folgendermaßen fest- zustellea: Aus verschiedene Demarchen, die Serbien zum Aufgeben seiuer unberechtigten Ansprüche aus Anlaß der Annexion der beide» Provtuzeu durch Oesterreich-Ungarn veraulaffeu sollte«, hatte Serbien, wie vou alles Mächten anerkauvt wurde, in unbefriedigender Weise geantwortet Hierfür liegt der Beweis schon darin, daß sich die Rächte in dev letztes Lage» zu einer erneuten Demarche iu Belgrad eutschloffe» habe«. Serbien wich einer befriedigeudeu Antwort stet« dadurch aus, daß rS auf seine vermeintliche« Rechte nicht verzichte» könne, weil die Rächte selbst der Annexion ihre Zasttmmuug nicht gegeben hätte«. Da sich Rußland au die Spitze der friedlichen Etvw rkuvg ans die serbische R.gieruug gestellt Hütte, trat die kaiserliche Rrgir-
Wonlag dm 5. April
ruvg iu einer den traditionellen freundschaftlichen Beziehungen in Rußland entsprechende« Weise a« letzteres »ft dem Gedanken heran, einer weiteren Aktion iu Belgrad dadurch eine festere Basis zu gebe», daß die Rächte einzeln durch Noten Ms eiuev ihnen vou Oesterreich-Uvoaru zu «kennen zu gebeudev Wunsch ihre Sanktion zm Abänderung deS Artikels 2b des Berliner Vertrags auSsprechm sollten. ES sollte da»it lediglich Serbien der Lorwaud entzogen werde», seine Uvpachgiedigkett «U dem Hinweis auf die Haltung der Mächte gegenüber der Annex on zu begründen. Die Folge des SedaukevouStauscheS über die deutsche Anregung zwischen Berlin uud Petersburg war die Zustimmung der russischen Regierung zu Deutschlands wohlgemetute» Vorschlag, dessen durchaus srenudsckaf.lichev Charakter uud rein friedliche Teudeuz richtig erkannt uud bewertet zu haben, ein unbestreitbares Verdienst des russischen Ministers des Auswärtiges ist. Daß dies« mit seiuer Auffassung recht hatte, dafür spricht, daß nach eisigem Zögern >»uch die anderen Regie- ruugeu sich d?« deutschen Gedanken angeschloffeu habe». Ein Grund zu Verdächtigungen Deutschlands oder Rußlands kann tu dem ganzen Vorgang also absolut nicht gefunden werdev. ES hat, wie wir bereits früher festgestelll haben, keine Spur vou „Drohungen" stattgefuudm, uud eS konnte also auch keiueu Drehungen uachgegebeu werde». Wir hoffe», daß die Polemiken anläßlich dieses Vorgangs, der sich iu Form einer freundschaftlichen Aussprache abgespielt hat, aufhörev. Wer darin sortfährt, setzt sich dem Verdacht der unlauteren Verhetzung aus."
I« -teich-tag ist die folgende sozialdemokratische Interpellation eivgebracht worden: „Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß sich durch die vou Arbeitgeber» für die Arbeiter ihrer Betriebe errichteten PeufiovS-, uud Witwen- uud Waiseukaffeu schwere Rtßstäude Md Schädigiguugen für die aus den Betrieben auSscheideudeu Arbeiter ergeben haben? Ist der Herr Reichskanzler bereit, durch eine gesetzliche Regelung der Rechtsverhältnisse dieser Saffrnein- rtchtuogm des zutage getretenen Mißständru za begegnen, insbesondere die Ansprüche der aus den Betriebe» auS- fchetdrvde« Arbeiter zu wahre», durch die Berechtigung der Arb-iter ans eine freiwillige Wetterverfichernng oder die Verpflichtung der Kaffen auf Rückzahlung der Betträge?" Die Interpellation wird nach Ostern znr Beratung kommen.
Der serbische Minister de- Ae» ff er», Milo- wnttvwitfch, äußerte sich über de» neu eiugetreteseu wirtschaftlichen Konflikt mtt Oesterreich-Ungarn, die Grnudlage der M.tstbegüvstiguvg habe für Serbien keinen Ratzen, denn die Meistbegünstigung erschließe zwar den Oesterreich«« dm serbischen Markt vollkommen, gewähre aber den Serben nicht die Möglichkeiten der Biehavsfnhr nach Oesterreich, die iu Serbien verlangt werden müff-n. Zu befürchte« sei, daß schließlich nur ein Handelsvertrag ans enger« BafiS als bisher zustande ko«mev werde, obwohl es eigentlich de« natürlichen Gefühl zvwiderlaufe, daß Serbien, nachdem eS seine poltttsche Nachgiebigkett und Friedfertigkeit bekundet habe, nunmehr noch wirtschaftlich geschädigt werde« solle. Mtlowanowitsch rief schließlich Deutschland zur Vermittelung io Wien auf. Tatsächlich liegt freilich die Sache so, daß Serbien dm richtigen Moment verpaßt hat und Oesterreich-
1S0S
Ungarn genötigt war, daS ganze Kontingent sein« Lieh»
nud Fleischcivfuhr au daS befreundete Rumänien zu konzedieren, so daß den Serben kaum mehr viel übrig bleibt. — In der vorgestrigen Sitzung der Sknpschtiua teilte d« Vorsitzende mtt, daß daS Prästdin« eine vou 72 Abgeordnete» outerzeichuete Petition betreffend Beilegung der Residenz vou Belgrad nach dem Innern deS Landes der Regierung überreicht habe. In Frage käme Risch. — Ja d« Armee ist die Unzufriedenheit i« Wachsen. Die gemeldete Demission der Sraljewoer Offiziere warde vom KrlegSmtnister nicht a«gevo«meu. Er ordnete au, daß, falls die Offiziere demlffioutereu wollten, fie einzeln Md schriftlich ihre Demission ohne eine ans die Politik hiuauSspieleude Mstiviernug erreichen. Wegen vorschriftswidrigen Handels wmde der Kommandant bestraft. Mau befürchtet, die Offiziere der übrigen Garnisonen könnten dem Beispiel jener in Kraljev» folgen. Auch die Entwaffnung der Fretvilltgm-Baudm soll ans Schwierigkeiten stoßen.
U»s Marokko berichten französische Zrituugeu, daß trotz d« Brmühnnae« der Gesandten Frankreichs und Spaniens Malay Hafid sich geweigert habe, den Artikel 60 der AlgeeiraSakte, wonach Europäer im UnkreiS von 1L Kilometern in dem für den europäisch« Handel geöffneten Gebiet Grundbesitz erwerben können, sofort in Kraft trete» zu lassen. Aach in anderen Paukten macht Malay Hastd Schwierigkeiten. — Die mauretanische Expedition Frankreichs hat fett dem März v. I. 137 Rann, darauter viele Offiziere, verloren. Dies« Verlust wird als ausfällig hoch bezeichnet.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 2 April.
Die dritte Lesme- des Etat- wird fortgesetzt bet» MiNlSretat.
Die Adgg. v. El er« (kons.) und Graf vou Ortola (ol.) kündigen Anträge zum AggregierteufoudS beim Ossi» zittbesoldmgSgesetz an.
Pauli-PotSda« (kous.) spricht Sb« die Arbeit-verhält» uiffe der Spaodau« Palverarbrtt«.
Beim Mari«eetat bittet
Spethmauu (frs. Lp.) um Maßnahmen d« Rariue- verwaltuug gegen die Raubfischerei iu der Ostsee.
Staatssekretär vou Lirpttz sagt Berücksichtigung de- Wunsches zu.
Ohne Debatte wird augeuomwm der Vtat dn Reich-» jrrstizvertt»alt««g uud der der Reich-fchatza«t-.
Bei« Solostaletat wünscht
Erz derger (Ztr.) Auskunft über die Umuhm i» Samoa und über dm Zwist deS GovverueurS vou Neu» Guinea mtt de« GooveruemmtSrat.
Dr. Aruiug (ul.): Wir müsse« dm Farbige« klar wachen, daß wir die Herrschmdm stad. DaS gilt nicht bloß für Samoa, sondern für alle Kolonien.
Staatssekretär Deruborg legt die Entstehung der Unruhen in Samoa dar. ES handle sich nur am Zwistigkeiten : uni« dm eingeborene« Stämme». Gegen die Weißen iß ! nie eine Bewegung gewesen. Gouvernmr Sols, der zehn
Mcckntm Sinclair.
Historische Erzählung von A. K. ZSrachvogec.
cSortfetz««,.) cwachdr. vnt.)
„Vortrefflich! Unnachahmlich, Major! Sie stad d« erste R.tter Schwedens, vielleicht der Welt! So oft MM auch diese Dinge »ou Ihnen sehen mag, ste «regen immer von vmr» unsere Bewunderung, nuser Staunen! Gestehen Sie einmal offen, »oh« habe» Ste diese seltene Knust? Sagen Sie nicht, daß bloßes Nachdenken, Hebung Md Dressur des edlen LtereS dies ermöglicht. MM maß im Sattel geborm sein, um dahin za gelangen." Damit hatte der König sein Pferd Wied« nach der Straße gewendet.
Stuelair stieg rasch ab Md befestigte dm Zägel wie- der au de» Ksps des Tieres. „Im Sattel bin ich auch -edorm, Majestät, wmigsteuS ward ich im Sattel oft ge- Mg gesäugt.'
„Im Sattel gesäugt? Wie soll ich das verstehen?"
Sinclair hatte sich auf sein Pferd geschwungen und ritt uebm Friedrich langsam dm Weg entlang. „Gewiß, Majestät. Ich ward von «ein« Matt« im Lag« z» Kliffo» geborm, Md dies Pferd ist ei» Fohlen der treuen LlereS, das damals «eine Mutt« ritt."
„Ja, ja, ich erinnere «ich. Ihr Lat« war mtt bei
Kliffow." Der König wurde düst«. „Ihre Mutt« ist auch schon tot?"
„Eie starb btt Bmder, mtt de« Pistol iu d« Hand, Md mein Bat« erhielt vor Fredertkshald die Wunde, welche seinem Leben ein Ende «achtel"
F iedrich schwieg eine Weile. „Und dies Ti« also -?"
„Ich war sechs Jahre, als btt »rud« «eine Mutt« ihr Leben für die königliche Sache ließ. Mein Bat« hob die Sterbmde anf sein Roß, setzte mich ans die ledige Stute, und so schlug MM sich so lauge bis der König gefaugm war. Wir wurden alle nach Dermtrtasch bet Adrianopel geführt, in tatenlose Sefavgmschaft. Seitdem meine Mutt« tot war, ritt mein Vater fortan nur noch ihr LtebliugSti«, uud eS warf dieser Fohlm. So war d« Rappe mtt» Spielgmoffe von Jugend ans, uud wir schulten MS zu- fammm."
„Sie sagtm, Major, Ihr Bat« sei dtt FredrrikShald verwundet wordm. DaS war am Todestage des Königs?"
„Rein, Majestät, dm Lag vorher, m« Mittag; « konnte KLaig Karl aas dem bewußten Ritt nach de« Laufgräben nicht begleiten. Im« schurkische Schuß wäre sonst nicht gefall« I"
„Ich will de« Gefühle des Sohnes nicht wehe tun, Siuclarr, ab« «ödere wissen die Lache anders!"
„Majestät, vn eS ander» weiß, d« lügt! Ich Halle untrügliche Beweise in Händen, »ewttse gegen dm, d« dm Schuß tat, Md gegen dm, d« dm Schuß bestellte!"
Friedrich vou Schweden ward bleich. Er starrte fein»
Adjatautm au, uud seine Zähne klappte« im Fteberfroste zusammm.
Sinclair» Stimme sank zu» Flüstern herab. „E- wäre für dm Sohn leicht gewesen, diese Beweise zu veröffentlichen, um seine» BatrrS Ehre rein zu waschen, dem nie hat ein König eine» treueren Fremd gehabt. DaS ich e» nicht tat. geschah, um einer «haben« P-rson einst beweisen zv können, daß mir Schweden» Wohl uud Freiheit höh« gilt als meine Familimrache. und da», Majestät, ist für schottisches Blut sehr viel! Ich weiß ab«, daß jene hohe Perso», welche einige Lage vor d« Tat au Etggert ein« Brief schrieb, dm ich besitze, um da» unselige Werkzeug der« wurde, die ihn spät«, um ihr« Harschsucht will«, geknechtet und Schweden au Rußland verschachert habm. O, ich wollte mein Leb« daran setzen, könnte ich jene« Brtesschrttber die Augen ganz öffnen!"
„Major Sinclair, da» vertrauen de» Kanzln» R'bbiug, dar Wohlwollen sein« Locht», ein« Dame, die ich verehre, hat Sie au weine Sette gebracht, mb obwohl ich vnßte, wessen Sohn Sie seien, habe ich Jhum doch meine Gunst zugewmdet. Mir scheint indes, daß Sie eine doppelte Rolle spiel«, dm» was Sie eben geäußert, paßt nicht z» da Dankbarkeit, welche Eie dm Personen schuld«, die Ste mir so augelegmtlich empfohlen habm."
So vorwurfsvoll d« König diese Worte sprach, der schwanke, gepreßte Ton seiner Stimme strafte sttueWorteLüge«.
(Forts, folgt.)
- l