Erscheint täglich, mit Ausnahme der Tonn- und Festtag«.

Preis vierteljährlich Per 1 . 10 »», mit Träger« kotz» ILO im Bezirks«

«nd io Km-Bertehr 1.2V im übrigen Württemberg ILS MonatSabonnement» »ach »srhältni».

Lais- mi 1»M-Sli!I ftr im -immls-SM W-ck.

Movnfpvechen Ar. Lv.

SS. AcrHrgcrng.

Nernfprech-r Ar. SV.

Anzetgeu-Pebühr s. d. Ispalt. Zelle au» gewöhn!. Gchrist oder deren Raum bei Imal.

Einrückung 1V A. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Planderstübche», Jllnstr. «onntagrblatt und

Echwäb. Landwirt.

77

Areitag dm 2. April

1S0S

Jovtwcihvend

lmm der

Gesellschafter

für die Monate April, Mai, Juni

abonniert werden.

Amtliches.

Offeuhaktuvz des Laudesgewrrbemuseuuls und der Bibliothek.

Während des Sommers find geöffnet

die Sammlungen der kunstgewerblichen und der tech­nischen Abteilung des LandeSgswerbemssrumS an den Wochen­tagen von 1012 V» und 25 Uhr, an den Sonntagen oon 11-3 Uhr,

die Sammlung der Gipsabgüsse an dev Wochentagen von 1012 V» Uhr an den Sonntagen von 113 Uhr,

die Bibliothek mit Ltftsaal, Zetchensaal vvd Zeitschriften- ztmmer an den Wochentagen von 1012 vnd 26 Uhr (Samstags bis 5 Uhr), außerdem Freitag» von 810 Uhr abends, an den Sonntage» von 111 Uhr.

Au den höchsten Festtage« (Neujahrsfest, ErscheiuungS- ftst, Palmsonntag, Karfreitag, Osterfest, HiwmelfahrtSfest, Pfingstfest, WeihuachtSfest) sowie am Haupttag drü Volks­fest» bleiben die Sammlungen und die Bibliothek geschloffen.

Der Eintritt ist jedermann «ueutgeltlich gestattet.

Die PatevtanSlegestelle mit den deutsche» Patentschriften «ud sonstige» Veröffentlichungen dcs ReichSpatentamtS über Patent-, Muster, und Zeichenwefen, ferner die Sammlung ausländischer PatentbeschretSnugeu »sw., und die Samm- lnugen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagmatertal find während der Kanzlei- stunden (au Wochentagen von 812 und 26 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau liukS vom Hanvteiugaug).

AnSgelrrhrn werde» innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (auf kurze Zeit) Patent- fchriste», feruer auch Gegenstände aus den übrigen Sam«- dingen, soweit nicht bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroste» ist.

Rotoren und Maschine« werden ans Wunsch in Be­trieb gesetzt.

Größere Gruppe« von Besuchern können, sofern ei« Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.

Stuttgart, den 20. März 1999.

Mosthaf.

WocMfche MeSerftcht.

Bo« konservativer Eieit« ist denDresd. Nachr." «in Artikel zngegangeu. der lebhaft für eine Erbaufallstruer für KstÄer auter möglichster Freilassung von Ehegatten eiutrat vnd nachwies, daß eine solche Steuer die sächsische Landwirtschaft viel weniger belasten und besonders die kleineren Betriebe stärker schonen würde, als wenn infolge einer Erhöhung der Matrlkalarbetträge auch eine wesentliche Erhöhung der Einkommensteuer eiutreten müßte. Dieser Ar­tikel wird jetzt auch von der sächsischen RegierungSpreffe übernommen. Bon der amtlichenLeipz. Ztg." wird dabei nach warnend hervorgehobev, daß, wenn am agrarischen Widerstand eine durchgreifende Fivavzreform scheitern sollte, in den übrigen Klaffen der Bevölkerung eine der Landwirt­schaft rmgüuftige Stimmung entstehen würde, die künftig auch dev berechtigten Ansprüche» gerade der sächsischen Landwirtschaft vielfach schaden müßte. Sie kündige sich, von der liberalen Presse eifrig genährt, schon jetzt hier und da an. DerDresd. Anz." verzeichnet zugleich die Nach­richt von einem Eintreten der sächsischen Konservativen für die Erbanfallsteurr auf Deszendenten und meint, daß ein solcher Schritt vom nationalen Sttyrkpnukt aus vorbildlich mit aufrichtigster Sympathie zu begrüße« se?u würde.

Das englische Uuterhan» absolvierte am Montag die angekündtgte neue Flotteudebatte auf Srrmd de- Bal- foarscheu TadelsvotnmS. Der Konservative Lee, der als Mitglied der Balsovrscheu Regierung vor einigen Jahren sagte, die englische Flotte werde gegen Deutschland gebaut, begründete das LadrISvotum. Er stützte sich daraus, daß die Regierung selbst das Land in Alarm versetzt habe. In den Debatten kam immer wieder die törichte Besorgnis vor einer Ueberfiügeluvg der englischen Flotte durch die deutsche znw Ausdruck. Die Verteidigung der Regierung hatte Staatssekretär Grey Sbrrnommev, der in weitschweifiger Weife die ganze äußere Politik in den Bereich seiner Be­trachtungen zog und dessen wichtigster Teil eine im Aerger über den AuSgaug der OrieutkrifiS gegen Deutsch­land ausgesprochene versteckte Drohung betraf. Grey be­mühte sich allerdings, unnützer Aufregung den Boden zu entziehen, aber seine Vergleiche zwischen dem Ausbau der deutschen und der englischen Flotte waren wett e«1ser«t, den von amtlicher Stelle in Deutschland abgegebenen Ler- stchrruugeu gerecht zu werden Grey hat also in gewisse« Sinn denen Wasser auf die Mahle getrieben, die im wei­teren Ausbau der deutschen Flotte eine Lebensgefahr für England sehen. Das TadrlSvotum ist schließlich Mt großer Mehrheit abgelehut worden, das kann aber nicht darüber hiuwegtäuschen, daß das geflissentliche Mißtrauen gegen Deutschland wieder im Wachsen begriffen ist.

Dte englische« Konservative»«ach««" fort und forttu Flottenkoller". In der Guildhall zu London

fand gestern eine Lersammluug statt, in der nach einer mit stürmischem Beifall anfgeuommeueu Rede BalfourS über da» Schiffsbauprogramm der sofortige Ban von acht Dreadnought» verlangt wmde.

«ach Meldnnge« a«s Persien find in Kermand- schah große Unruhen auSgebrocheu. Biele Häuser wurden geplündert, auch europäische. Mehrere Personen find dabei getötet worden. Auch in der südwestlichen Lorstadt von TSbris hat ein heftiger Kampf stattgesnudeu. Schuft ed Dauleh wehrte den Angriff der Nationalisten standhaft ab. Zwölf Nationalisten fielen und 30 wurden verwundet. Die Anhänger der Schah verloren bet einem nächtlichen Angriff auf die Ostseite der Stadt 16 Raun.

««» Marokko meldet der PariserTempS" daß Reguault vor seiner Abreise aus Fe, mit Mulah Hasid eine allgemeine »ereiabaruug getroffen und unter,eichmt habe. Namentlich die Fragen bezüglich der algerisch-marokkanische« Grenze seien Gegenstand einer vollständigen und genaue« Einigung. Mnlay Hasid habe nach mühseligen Berhand- lunzev die Ausführung aller aus de« Abkommen von 1901

Ueßer die gegenwärtige Kinanznot verbreitet sich der bekannte Zentrumsabgeordnete M. Erzberger in der MonatsschriftNord nud Süd" folgendermaßen:

Wie sehr das parlamentarische Regime die wahre Sorge um das Reich erreichtem würde, zeigt ein Blick auf dte RetchSftuauzresorm. Neber die Notwendigkeit derselbe» besteht Uebereivstimmnug, strittig ist der Umfang der Stever- last «ud die Art der Stenerverteilnug. Für die Regie- ruugSvorlage tritt auch nicht eine einzige Partei ein. kau« ein einziger Abgeordneter. Und dabei ist dieses Werk zu« voraus gelobt ward« über dm grünen Klee! Wie konnte sich ein solches Fiasko ergeben? Ein wirklich konstitutiv- uelleS System hätte eine andere Aufnahme der Vorlage geschaffen, bei einem parlamentarischen Regiment stände die Mehrheit schon heule fest; bet unserer heutigen RegieruugS- form find wir so wett, daß noch alles im Flusse ist, und daß in der dringendsten Frage für den Bestand de» Reiche» eine Unsicherheit und ein Schwanken herrscht, dte nichts Er­folgreiches für die Zukunft versprechen. Dient aber diese» dem RetchSgavzm? Mit Nichte». Verkehrt wäre er, de» einzelnen Parteien Borwürfe zu machen, well fie diese oder jene Steuer ablehnm, das ist ihr gutes Recht; mau hat st« zuvor nicht gefragt, und niemand kann verlangen, daß sie nun diese Knödel htvunterzuwürgm haben, well fie eine nationale Banderole tragen. Die ganze Art der «mm Steuern riecht stark «ach Broschürenliteralur; aber man hat sich die schwere Arbeit nicht dadurch erleichtert, daß mau dte Parteien beizellen herauzog; erst wie alles fertig war, hat mau einige Abgeordnete in das Geheimnis ringe- weiht. Gegenvorschläge find hierbei kaum gemacht worden,

McrLcoLrn Sinclair.

Historische Erzählung von A K. Arachvogek.

(Fortjetz«»-.) (Rachdr. vrrb.)

V.

Eine Folge der beiden letzten so ereignisreichen Lage war die Annäherung TequevilleS an Dolgorulh, welche äußerlich ihren streng diplomatische« Charakter behielt, aber Anlaß gab zu eine« ziemlich intimen Privatverkehr, der alsbald seine Wirkung auf die Parteien auSzuübeu begann. Die bisher herrschenden Rasfischgrfiauten gerieten immer «ehr in ratloses Schwanken, als fie den früher bekämpften fravzöstschen Einfluß sich mit dem russischen gatten sahen, ohne zu ahnen, za welche« Zweck. In demselben Grade erstarkte aber die bisher im Retchsrate zur Minorität ver­dammte, aus der Verwaltung verdrängte Schar der eigent­lichen Patrioten, dte jetzt Dolgorukyr zwiefache Rolle kannte. Dünkelhafter Ehrgeiz verblendete Rtbbing so, daß er in dem veränderten Benehmen des russisches Botschafters nichts als ein stummes Eingeständnis der Schwäche des jetzigen Petersburger Kabinetts erblickte and gerade diesen Moment wie die Uasicherhett seiner eigenen Partei zu bruntzeu be­schloß, «m seine Verwandtschaft dichter um sich z« scharen und die Hand nach de« letzten Ziel auSznstreckrv, da» ihm «och übrigblteb. Daß er, trotz der unzweifelhaften Neigung Friedrichs für seine Tochter, dabei riskierte, fich einen großen Lei! der Aristokratie zu verfeinden, er sich also aller Mittel der Macht vorher versichern müsse, war er sich wohl bewußt, und deshalb hatte die Ernennung Malcolm» zu« Major «ud zweiten Adjutanten de» Königs stattgefande«.

Nicht ganz eine Halde Melle nordwestlich vom Mittel-

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purkte der Stadt, aas einer waldigen Höhe, welche dev BörstrandS-Sjöu, die Wasser des Mülarev-Sjöu und Astra- Bikeu, dm ganzen westlichen Teil der Stadt mit ihren zahlreichen Inseln und Buchten überschaut und östlich, über Lürme und Dächer hinweg, einen Blick auf den fernen Spiegel der Ostsee vergönnt, liegt Karlsburg, ein Lustschloß, in welchem Karl XU. einst ausschließlich residiert hatte. ES war ei« kleiner, zierlicher Laststtz, wie ihn ein Held, der ländliche Zurückgezogenheit nach wüstem KriegSlärm gefacht, wohl lieben mochte. Parkanlage«, denen dte Kunst nur wenig zur Hilfe gekommen war. zogen fich ringsum, während die nach Börstrands-Sjö« seifig abfallende Höhe auf seinem Platean einen großartigen natürlichen Balkon bot, um dte Residenz und ihr bunte» Gewühl zu betrachten. Jeuseit deS Kanals, wohl zweihundert Fuß tiefer am Strande liegend, glänzt HeruSberg, die Villa de» Herrn von AdelSforS.

ES war Hochsommer, jene kurze Wonne,eit, wo die strahlende Sonne sich in Schweden Lrelfert, Blüte, Blatt und Frucht in wenig Ronden auSzubrüteu, bevor die scharfe« Hrrbstwiude dem allen ein rasche» Ende machen, als König Friedrich, von seine« Adjutanten Sllberstolpe, Sinclair vnd einem Stallmeister begleitet, die Stadt zu Pferde verließ, um sich «ach der SarlSburg zu begeben und während einer Woche dte Jagdfrruden am oberen Rälar z» genteßm. Das Jardgefolge, unter welchem sich auch der SrtegSmiuister von SkeSjö befand, war schon früh nach dem Rendezvous Färvälla am nordöstlichen Rande de» SeeS vorauSgeellt, Rtbbing und Waoda wurden am anderen Tage um die Mittagszeit auf der KarlSburg erwartet, um fich bei dem dann sofort erfolgenden Aufbruche zur Jagd de« Gefolge de» Souveräns ««-«schließen.

Der König war ernst mrd schweigsam, kaum beachtete er die Größe der Leute. Da» Grün der Felder, die üppige

Landschaft ergötzten ihn nicht einmal, als er fich link« vom Norr-Lullo-Sat der Allee zuveudete, dte mit de« »ör- strandS-Sjöu ziemlich gleich lief.

Plötzlich hielt er bet einer Heidefläche recht«, die de« Truppe« oft als Exerzierplatz diente.Ein prächtig Ter­rain, Herr von Sinclair, Ihrem Pferde eine Motion za mache«. Lasten Sie einige ihrer Retterküvste sehen, das wird »ich zerstreuen. Herr von Sllberstolpe, Sie könne« indes vorauSreiteu und befehlen, daß mau auf der Rampe serviere, der Lag ist zu schön, um ihn t« Ztmmer zu »er­leben. Auch soll ein Pikör nufer Jagdgerät in Ordnung bringen, vielleicht gelüstet uns, nach dem Diner im Park einen Fasanen zu schießen."

Sllberstolpe verneigte fich und galoppierte hinweg, während Sinclair sein Pferd wendete and e» einen Sich aas die Heide ton ließ. Daun stieg er ab, entledigte sein» Rappen des Zügel» und pfiff leise. Das Tier spitzte klug fein Ohr, and auf einen Wink begann es, seinen Herr» ledig, dte verschiedenen Gangarten und Wendungen zu machen, welche gewöhnlich nur durch sichere Führung eine» Meister» erreicht werden. Endlich stob es hinweg in die Wette, so daß e» nur noch aus der fernen Heide als ei» Punkt erkennbar war. Sinclair legte fich ans den Rase» nieder, wie ein Schlafender oder Toter, und stieß eine« Hellen ««dehnte« Schrei an-. Der Punkt vergrößerte sich sofort. Mau sah, wie das ferne Tier mit rasender Schuellig- keit nahte und, fast mll de« Leibe die Heidekräuter ßttrtfend ans Sinclair daherbrauste. Der König starrte tu schreckhafte» Spannung, denn da» tolle Roß schien den Liegenden zer­stampfen zu müsse«. Aber i« Augenblick, als eS Malcolm zu berühre« schien, saß derselbe im Sattel und war, al» dem Könige ein überraschende»Ach" entfloh, bereit» an dessen Seite. (Forts, folgt.)