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Aernfpvechev Wv. 2S.

83. Jahrgang.

Jernfprecher Wr. SS.

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Schwäb. Landwirt.

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Montag den 1. März

1909

VocMchs MeSerficht.

Der Reichskanzler Fürst v. «ü oft» empfiug -orgest-ru eiae Deputation d-S KuvdcS der Landwirte, die ihm ihre Wünsche in B zag auf die Anstcdeluagspolitik vortrug, die sich hauptsächlich aus eine b ff re Bildung von Restgüteru richteu, und sich i« w-scutlicheu au die vom «und der Landwirte mit ihrer Versammlung vo» 28. Januar gefaßte Resolution avschli-ßm.

Der bayerische Steuer ausschntz hat den Entwurf eines Hundcadgabentzesetzes angenommen und ist hierauf in die Beratung des Warenhaus- und Weitzuwachsstrsergrsetzes eium treten.

Die Lage auf de« »akka« erscheint heute wesrutlich günstiger aiS iu deu letzleu Trgeu. DaS österreichisch, ungarisch-türkische Eutevteprotokoll ist unterzeichnet, und in der türksch-bulgarischen Augelegenheit har der rusfische M uikrr deS Aeutzeru dem türkischen Bo schafter in St. Petersburg offiziell erklärt, daß er die Fusionierung des russischen EutschSdiguntzsvorschlages und des türkischen Gegenvorschlages akzeptiere und ein diesbezüglich»!^ Projekt vordereite. Das freudigste Ergebnis der jüngsten Bcr- mittluugsbestrrbuugen jesoch ist, daß alle Mächte, auch Rußland, im Prinzip einem freundschaftliche» Schritt bet der serbischen Rcgieruug zugestimmt haben, um Serbien zu bewegen, nicht auf territorialen Entschädigungen zu bestehen. Aeber daS Wesen und die Form dieses Schrittes schweben noch Verhandlungen, die aber bald zu einem befriedigenden Ergebnis führen durften. Ob dir Vorstellungen in Belgrad eine mäßigende Wirkung ausübeu werden, bleibt allerdings abzuwarten, die Tatst che jedoch daß auch Ruß­land sich an dem Schritt beteiligt, kann bet dem neuen silbischen Kabinett nicht ganz ohne Einfluß beiden» zumal auch iu der rusfische« Presse der kriegerische Ton der Ein­sicht Platz gemacht hat, daß eS ei» Frevel wäre, sich durch Serbien iu einen unheilvollen, in seinen Folgen unüberseh­baren Krieg htneivtreibeu zu lassen. Wir weiter aas dem Orient gemeldet wird, ist der neue k jche Minister des Aeutzeru von Paris in Wien eiugetroff-u. Die bulgarische Regierung hat daS Verbot einer Ausfuhr von Getreide, Pferden uad Vieh nach der Türkei aufgehoben. Die Maß­regel kommt auch Serbien zn^ut.

I« französische» Minister rat erklärte sich der Rartuemimster damit einverstanden, daß einige seiner Kredit« sorderungeu noch zurcckzestcllt oder tu R ten bewilligt werden. Rtt dieser Erklärung betrachtet mar deu Zwist zwischen Finanz- und Marinemiuisttr für beig-legt. Die Zoll- kowmisston der Deputierteukammer hat sich zur Ermäßigung einiger Zollsätze verstanden. Sie zeigt aber nicht viel Neigung,

Wcrl'coLm Sinclair

historische Erzäv!,»g von A. K. Mrerchvogel.

Nachdr. »erb.

l.

Wen» man zu Schiff nach Schweden will nnd oberhalb Gotland und Sandön die Küste in Eicht hat, löst stch, je näher mau kommt, von den Küsten von Södrrtor und Roslag eine ganze Schar von Inseln los, durch das stch, selbst unter kundiger Führung deS Lotsen, die Schiffe nur mit Gefahr iw Zickzack winden, um in das breite, buchteu- relche Kanalsahrwvffer eiulsvscn zu können, w lcheS deu Rälarsre mit de« Meer vereint und au dessen Usern, ans dessen Inseln und Halbinseln in malerischer Schöne Stock­holm am Horizonte emporsteigt. Im Winter, der iu diesen hohen Bretteugraden fast mua Monate lang audaue: t, ist das Einlaufe» der Segler ganz unmöglich, denn die zackigen Ufer mit ihren Jvstlu, Kanälen und Riffen, bezeichnend genug »die Schären" genannt, stud dann durch eine starre, wilde Brücke von EiS verbunden, welche stch wett hinaus iuS Meer wie ein Bollwerk dehnt, mitunter den Kontinent mit der nordischen Halbinsel zn verbinden trachtet, stelS aber Handel und Wandel iu starre F ffelu legt.

K in Winter aber wurde härter für Schwede», zugleich unheilvoller, als der des JrhreS 1718. Oowohl man bereits zum Monat März vorgerückt war, schien die weite Schöpfung noch immer zu de« fürchterlichste» Erstarrungs« lode verdammt, der selbst die au EiS und Kälte gewöhnten Nordländer in Furcht setzt.

Die scheidende Sonne schwebt iu engem Ztrkellanfe über dem Horizonte, ohne stch majestätisch zu erheben. Etrahlrulos und blutigtrübe scheint sie durch den Schnee« vebel, einerlei und ewig, selbst während eine- Teils der Nacht fie gleicht rinem.verzweifeltcn Geiste, der nie Ruhe finden kann, uud nach kurze« Halbschlummer schon vor

weiter nachzugebeu. Sie erklärt, daß i« allgemeinen ihre Vorschläge, die stch aus alle Läuder bezözeu, für diese einen Zollaufschlag bedeuten, dr nicht halb so hoch sei wie der­jenige, dcu Frankreich infolge der Zrllreviston verschiedener Staaten seit einigen Jahres zu tragen habe.

Der Angriff a»f Täbris, deu die Anhänger des Schahs von Ost » uud Süden her unternahmen, ist allent­halben zmückgtfchlageu worden. Die Angreifer zogen sich mit Berlußeu zurück. Der Schah hat de« persischen Botschafter iu «ovstantiuopel telegraphiert, er sei bereit, die Verfassung wiederherzustellku, falls man ihm sein Leben verbürge. Der Cchrh hat den Botschafter zugleich ermäch­tigt, stch mit dem revolutionären Komitee iu Koustautinopel iu Verbindung zu setzen.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 26 Febr.

Der polnische Antrag über die Freiheit dk s Grund- eigentumerwerbS wird «tt 189 gegen 132 S.tmmen bei 5 Enthaltungen augenommm. DaS Ergebnis wird von der Rechten und den Nationalliberaleu mit Zischen, von den andern Parteien m.t Beifall ausgenommen.

Der Kolouialetat.

Die Beratung beim G-Halt des Staatssekretärs fetzt ein mit dem Etat für Ostafrika. Eine Resolution der Budgetkommtsfiou fordert die Einführung von Kommunal« abgabeu für die zu bildende» Gemeinden iu Ostafrika. Eine ZevtrumSresolutiou wünscht Vorlegung sämtlicher kolo­nialen Berordr nagen der Zentrale und der Gouverneure au des Reichstag zur Kenntnisnahme.

Dr. Semler (vatl.) erstattet Len KorvmisfiouSbericht.

v. Liebert (Rpt.): Unsere Kolonien zeigen ein erfreu­liches Bild der Evtwicklrng. Ueberall scheu wir eine Biffernug im Schulwesen, Ansätze der Selbstverwaltung uud Verringerung der Retchsznschüffe. Man kann also wohl der Koloutalverwaltung ein Loblied st gen. Um so erstaunlicher ist eS, dcß der Staatssekretär zuweilen sr gereizt ist ( t, hört!) Ostafrika ist vor alle» tu der Jndecfrage größte Boificht geboten, sie übertö pelu die Eingeborenen. Aber auch diese darf mau nicht über die Stränge sch ageu kaffen. DaS Prestige der Weißen « in jeder ficht gewahrt werden. Wohin soll eS sonst führen bei 2000 Weißen im Lande gegenüber 810 Millionen Negern! Die Hütten« stener ist ein gutes Provisorium. Den Kommunen muß die Hälfte davon geleffen werde», wenn auch manche von ihnen jetzt vM erst lose Gefüge find. Wege- und Bah >bau muß energisch gefördert werden, daun wird auch daS Land weiter sied.kur gifähtg werden uud wirklich deutsch. Am Kilt«

Tage wtrderkehrru muß. Dir Akevdglocke von St. Warsret klingt bereits über den östlichen Kanal nach dem Beckholm und L Hellholm hinüber, treibt die Schlitten und Schlitt­schuhläufer, welche über den gefrorenen MeereSar« htuhuschrv, heim uud verrönt endlich in Waldemars Uddev, einer vor« springenden Haibiüscl, unter dm drmkleu, stillen Laubwipselu des Tiergartens. Von den Gebäuden, welche, südlich des Parkes, diese Halbinsel verstreut bedecken, nimmt vorn au der Spitze derselben ein HauS dir Anfmcrksawkeit in Anspruch, das für ein Palais zu klein und unfreundlich, für ein bürgerliches WohxhcuS nach damaligen Begriffen zu vornehm war. ES stand iu ekuem kleinen Parke, der rückwärts au den Tiergarten grenzte, hatte einen Vorplatz, welcher nach der Wasserfeste lag. und glich einem Kastell, denn eS bestand au» einem viereckigen, groß« Tmme uud einem zweistöckigen Anbau. DaS eiserne Gitter, welch-s besagtes Grundstück nach de» Ufer zu abschloß, wie die gotiiche Tür des TarmeS, die einzige, welche iu da? Hans zu führen schien, trugen ein vergoldetes Wappen, aus dHru Helme daS Georgenkrenz, von Stechpalmen vmgebeu, her« vorsprang, in dessen einzigem blanm Felde ein schwarzer Stern stand mit der Devise: ,8ioov vlvar!" »Einst hell!"

Dieser Adelkfitz, so entsrrut er von dem Mittelpunkte der Residenz, dem Riddsrhol«, auch lag, mochte vordem glänzend und geräuschvoll genug gewesen sein, jetzt aber schien offenbar das Gebäude für feine Bewohner zu groß nnd trug vielfache Spuren der Vrruachläsfiznug. Die Schnee« und EiSmaffeu umher ließen eS fest ruiuenhaft- melaucholisch erscheinen. DaS Innere zeigte diese trübe Stimmung noch mehr, ja, eine gewiss- Rauheit, Wildheit der Lebensform, eine schroffe Dürftigkeit, wie fie die übrige Aristokratie Schwedens nicht kannte, welche sich gern mit einem Glanze umgab, zn dem ja Ludwig XIV. den Ton angegeben.

Trat man durch die Tür besagten Turme», so stand man iu einer großen, steinernen Halle, aus welcher links

maudscharo" uud im Usambaragebtet müssen wir deutsche Familien zu Lausenden aufiedelu, dann stad wir nicht nur ans die paar Kompagnien der Schutztruppe angewiesen. Gorv:ruenr Rechenberg hat stch viele Verdi« st: erworben, aber er sollte stch m hr mit der Aasted lrogssrage beschäf­tigen. Hoff ntlich briagt uuS die Reise des UaterstaatS- sekretärS o. Lind-quist ein gutes Stück weiter.

Staatssekretär Dero bürg: Die Anerkennung de» Vorredners ermutigt mich, auf dem bisherigen Weg fortzu« fahren. Aber die allgemeinen Interessen des deutsche» Volkes müssen gewissen partiknlareu Interessen der Kolonien vorgkh'K. Der Gouvern-or muß in Ostafrika, wo die Raffen beieinander wohnen, aus eine« gerechten Standpunkt stehen, wenn er auch dabei die Inter» ff n der Weißen vor allem zu fördern hat. Er hat dabei schöne Erfolge erzielt. Frei­lich, allen Wünschen kann er nicht uachgedeo. Wir könne» nicht alles das wachen, was die Engländer iu ihren Kolo­nien tun. ES besteht ein gewisser Gegensatz zwischen de« Plantagevweseu und dem Handel; dieser hat ein Interesse an möglichster Kaufkraft der Eingeborenen, während der Plautagendefitzer möglichst billige Löhne will. Bet der Be­handlung der Jader find wir au internationale Verträge gebunden. Aber auch abgesehen davon, kau« stch die deutsche Regierung nicht darauf etulaffes, gegm die Inder vorzu­gehen. Ucberall muß man eine außerordentliche Verände­rung im Selbstbewnßtseiu der Völker konstatieren. Da» darf nicht übersehen werden. Wir haben iu deu letzten Monaten am ägäischeu Meer gesehen, was dort dem öster­reichischen Handel passstrt ist. Was Wörde der deutsche Kaufmann uud die demsche Industrie sagen, wenn wir ost- afrikanische Partikularpolttik treiben wollten! DaS hindert uuS nicht, gegen deu Wacher Verordnungen zu erlassen oder Inder auszuschließen, die der Armeupflicht zur Last fallen. Nur dürfen wir keine BHtmmuugen treffen, die schärfer find M für die Schwarzsarbigeu, nnd daran scheitert die Einführung der Buchsübrnug. Bon einem HumauttätSdusel ist keine Rede, nur strafen wir infolge der pekuniären Si­tuation die Leute mit Geld statt mit Prügeln. Im allge­meinen gilt der Deruburgsche Prügelerlaß, der seinen Na« m u davon hat, daß eben nicht geprügelt werden soll. (Htkt.) Dieser Erlaß best mmt ledialich, daß über deu Grund der Bestrafung uud über die Art der Ausführung eine kurze Niederschrift zu machen ist. Die Autorität der Weißen muß natürl ch aufrecht erhalten werden, aber daS geht nicht ohne Selbstzucht. Der Staatssekretär erörtert die Arbeiterfrage, die Frage der Hüttensteuer, des PlaotageubauS, der Schme nnd deS Wegebaus nnd erwidert auf die Borwürfe Hinsicht- lich der SiedluagSsrage. ES ist gesagt worden, wir täte» alles, die Leute abznschrecken. Nichts ist falscher als die»; aber ich hatte es nicht für richtig, irgend einem za- oder

ein Bogen unmittelbar in die riesige Küche des augebaute» Flügels und diverse Wirtschaftsräume führte, die unter der Herrschaft Nancy r, einer mürrischen Person, standen, welche Köchin, Stubenmagd, Kastellaniu, Dame deS Hauses, kurz alles vorzuftelleu schien uud auch deshalb, wir zahl- reiche Spinnweben bewiesen, stch ihre Pflichten möglichst leicht zu machen wvßte. Erstieg man die Steintreppe. welche au» der Halle emporführte, so gelangte man im Oberstock links io einen Korridor, rechts aber zu einer eichenen Tür, die in ein I mmer führte, welches dem jetzigen Sebtetrr zn» ausschließlichen Aufenthalte diente. Die Seiden Fenster de» Gemachs sahen ans den Park, deu Hof uad die Ställe. ES ward durch das phantastisch flackernde Kamiufeuer uud die beiden Wachskerzen des silbernen Armleuchters erhellt welche ihren ungewiss:» Schein durch deu stillen, attväterische» Raum warfen. Die Wände bedeckten verblichene, gepreßte Ledertaprteu, deren AraSeSkenschuörkel durch Atter und Krmtnrauch geschwärzt waren. Zahlreiche «tt wenig Ge- schmack gruppierte Waffrustücke hingen ringsumher. Jnmttteu dieser Armaturen fiel daS fast lebensgroße Bild einer stolzen, schönen, fast wild blickenden Frau iu schottischer Hochlands« tracht auf, deren dunkle Locken im Winde hin nnd her flatterten und die, ein neugeborenes Kind au ihrer weißen Brust tränkend, in der Rechten ein Pistol hielt, mit welche« sie nach dem Kampfgetümmel i« Hintergründe deutete. Ueber ihrem Haupte schwebte iu einer Art Wolke der goldene Siuvspruchpro roxo«, und deu oberen Rand deS goldenen RameuS zierte dasselbe Wappen, welches das Tor wie Gatter des alten Gebäudes schmückte. DaS sonstige Mobiliar war mehr als einfach. Ein Scheukrisch von Eichen« Holz, ein runder Tisch in der Mitte, ei« Sorgenstuhl am Fenster, eia paar Sessel uud endlich ein weites Himmelbett, dessen alte, blausetdeue Vorhänge zurückreschobeu waren, vollendeten deu Hausrat, zu welche« sich Arzneigläser, ei» paar Bücher uud Landkarten nebst dem Echretbzeuge gesellten.

(Fortsetzung folgt.)