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Der GksklWster.

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Mit dem Plauderstübcherr, Jllustr. SountagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

LS

UoMische Meberficht.

Grge» dte deutsche Diplomatie sind in der letzten Zeit viele scharfe Angriffe gerichtet worden. Zn deren Abwehr ergriff gestern in der Budgetkommisfion des Reichs­tags Staatssekretär von Schön das Wort. Er wandte sich namentlich gegen die Behauptung, daß bei der Auswahl der Diplomaten der Adel in außergewöhnlichem Maß be­vorzugt werde. Seine Darlegungen klangen nicht sehr über­zeugend und werden wohl scharf unter die Lupe genommen werden. Am Ende seiner Ausführungen stellte Staats­sekretär von Schön eingehende Vergleiche zwischen der deut­schen und der fremden Diplomatie au, dte zu dem Schluß kommen, daß die deutschen Diplomaten den Vergleich mit ihren fremdru Kollegen in keiner Weise zu scheue» hätten.

Bei« Kaiser vor» Oesterreich werden die Audienzen ungarischer Staatsmänner fortgesetzt. Neuerdings wurde der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses Justh empfangen, der einer der Havptbefürwerter der selbständigen augarischen Bank ist. Dte bisherigen Konferenzen haben noch in keiner Weise zur Klärung der Situation beigetragen. In Krakau beschloß mau auf eine« großen politischen Meeting den Abbruch der Handelsbeziehungen mit reichs- deutscheu Firmen. Gleichzeitig wurde beschloss v, auf die Beseitigung der preußischen Kohle hivzuwirken und den Polrnklub aufzufordern, er möge aus dem Kohlenbergbau in Galizien deutsches Kapital und deutsche Industrie ausschließen.

Zur BalkamkrifiS wird berichtet, daß der bulgarische Minister des Aeußern in der Sobranje E kläruugeu über die Mobilisierung der achten Division abgab. Diese stellt nur eine Vorsichtsmaßregel dar und habe nicht den Zweck, den Frieden zu stören. Dte Regierung habe in Erfahrung gebracht, daß die Türket mit Hilfe eines bewaffneten Haud- streichH von Bulgarien eine strategische Regelung der Südgrenze erzwingen wolle. Demgegenüber hätte es die Regirrung jür ciue Pflichtverletzung gehalten, wenn sie nicht?. Gcgeumaßregelu getroffen hätte.Ohne von dem Grundsatz abzuwetchen", so schloß der Redner, »die zwischen uns und der Türket schwebenden-Fragen friedlich zu er­ledigen, haben wir die Mobilisierung augrordnet, welche bei weitem nicht die Bedeutung hat, die man ihr beilegt." Der Regierung wurde schließlich ein Vertrauet svotnm er­teilt. Trotz der friedlichen Erklärung des Ministers ruft die Mobilisierung sowohl bei der bulgarischen Bevölkerung, als auch in den diplomatischen Kreisen Sofias und Kovstantt- nopels großes Aufsehen hervor. Man befürchtet, daß bei drr ge- reizten Stimmung der Greuzkevölkernug leicht Kon fltkte entst Heu können. Bau einer besonderen jmilitärischen Vorbereitung türkischeiseiis oder irgendwelchen türkischen Eouderabstchteu auf strategisch wichtige Punkte des bulgarischen Gebiets ist k diplomatischen Kreisen «onstantinopelS nichts bekannt. Allerdings herrscht seit einigen Monaten tm zweiten Korps- b-retch rege Tätigkeit. Auch ist der Kommandant des 4. Korps vor zwei Tagen mit einem Auftrag nach Adriauopel abgereist. Mtlitärtechuisch wird für Bulgarien rühmend hervorgrhobeu, daß die Mobilisierung schon drei Tage nach

Abenteuer des SherLock Holmes

von E»»au Doyle.

Die Geschichte des Beryll-Kopfschmuckes.

(Fortsetzung.) (Rachdr. verb.)

»Daß ein Mann wie Sir George Buruwell Einfluß auf meinen Soh« gewonnen hatte, war wirklich nicht zu verwundern; er hat ihn öfters zu mir ins HauS gebracht, «ad ich muß gestehen, daß ich selbst kaum imstande war, mich de« Zauber seiueS Wesens zu entziehe». Er ist älter als Arthur, ein vollendeter Weltmann, der überall schon gewesen ist und alles gesehen hat, ein glänzender Redner und ei» auffallend schöner Mann. Und doch, wenn ich ihn mir bet kaltem Blut und völlig frei von der berückenden Wirkung seiner Gegenwart vorßclle, so kann ich bei seinen cyuischeu Reden und dem Blick, dev ich gelegentlich in seine« Auge bemerkt habe, nicht umhin, zu glauben, daß er eine Persönlichkeit ist, die gründliches Mißtrauen verdient. Darin ist auch meine kleine Mary, dte den echt weiblichen Scharf­blick für Meuschevherzeu besitzt, mit wir einverstanden.

»Sie ist meine Nichte, die einzige, dte ich nun noch zu schildern habe. Als mein Bruder vor 5 Jahren starb und sie allein in der Welt bastaud, nahm ich sie au Kindesstatt au und betrachte sie seitdem als »eine Tochter. Eie ist ein Sonnenstrahl für mein Hans, frenudlich, liebevoll, schön; steht der Wirtschaft vortrefflich vor und ist dabei so um­sichtig. sanft und ruhig, wie nur irgend ein weibliches Wesen. Sie ist meine rechte Hand. Ich weiß nicht, was ich ohne

Donnerstag den 28 . Aanuar

Ausgabe des Befehls perfekt war. Mau nimmt an, daß

Bulgarien damit bet den Mächten Eindruck machen wollte und die ganze militärische Maßregel als ein sanfter Druck zur Erzielung eines baldigen Einvernehmens mit der Türket avzusehen ist. Alle Beamten und Angestellten der Orirn'- bahueu die bisher Wohnungen in den Bahugebäuden hatten, wurden von den bulgarischen Behörden aufgesordert, die Wohnungen binnen 24 Stunden zu verlassen. Zwischen dev bedeutendsten bulgarischen Bandenführeru der verschie­denen Partetrichtangeu ist eine Einigung für gemeinsames Handeln erzielt worden. Vorläufig wurde eine zuwarteude Haltung bis zum Frühjahr brschlcffrv; daun soll eine neue Aktion beginnen, falls sich die Lage bis dahin nicht geändert hat. Die Albanesen mißbilligen das Verhalten der Pforte bei den AuSgleichverhaudluugen mit Oesterreich. Die An­nahme einer Geldsumme sei der Türkei unwürdig.

Deutscher Reichstag.

Berfliu. 26. Jan.

Am Tisch des BundeSratS: v. Bethmaun-Hollweg, Dervburg.

Die P,stda«pfer-U«bveirtioi».

Erste Beratung der Subvoenttonsuovelle für die vom Bremer Lloyd zn betreibende Hauptlinie Australien-Hongkong über Neu-Guinea mit der Auschlußltuie von Neu-Guiuea nach Siugapore. In der vorigen Tagung hat der Reichstag die gleiche Vorlage nur zum Teil bewilligt; dte verbündete« Regierungen hatten sie darauf zurückgezogen und ste jetzt um eiugebracht.

Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Wir haben dte Vorlage wieder eiugebracht, hauptsächlich im Interesse unserer Schutzgebiete. Der Norddeutsche Lloyd hat den Beweis erbracht, daß er diese Linie ohne Erhöhung der Subvention unmöglich aufrecht erhalten kann. Wir dürfen dte Verbindungen nicht wieder zurückschrauben lediglich auf die mit Siugapore; wir würden damit die Entwicklung Neu-SlliueaS aufhalteo.

Abg. Dr. Semler (nk.) beantragt Verweisung au die Budgetkommisfion. Man kann vom Llryb nicht verlangen, daß er jährlich bis zn einer halben Million zusetzt. Auf der andern Seite wollen wir für unsere Schutzgebiete nicht eine acht statt vierwöcheutltche Verbindung haben. Die deutsche Flagge muß sich mehr in der Südsee zeigen.

Abg. Dr. Hahn (kauf.) stimmt zu; eS handelt sich um werdende Anlagen. Der Redner benutzt die Gelegenheit, auch um weitere Unterstützung der Küstenfch ffahrt zu bitten.

Abg. Erzberger (Ztr.): Wo bleibt da das Spar­samkeitsprogramm des Reichskanzlers: keine neuen Ausgaben ohne entsprechende Einnahme»? Gründliche KommisfionS- prüfuvg ist unbedingt nötig. Der Redner macht sich zum Sprachrohr von Beschwerden dmisch er Schokoladenfabrikauten nud Obstproduzente« über BeaönSlgung ausländischer Kon­kurrenz auf futvmtiouierteu Schiffen und erörtert MisfiouS- iutereffeu in Neu-Guinea.

Abg. Hormauu (frs. Vp.); Den Gedanken der Subventionierung einer einzelnen Firma lehnen wir mit aller

ste aufanam sollte. Nur in einem einzigen Punkte ist ste meinen Wünschen nicht entgegcugekommm. Zweimal hat mein Junge um ihre Hand angehalteu, denn er liebt ste innig, aber beidemal hat ste ihn auSgeschlagen. Ich glaube, ste allein wäre imstande gewesen, ihn aus den rechten Weg zu bringen; an ihrer Seite hätte er vielleicht ein ganz neuer Leben avgefangen, aber ach! jetzt ist es zu spät für immer zu spLt!

»Nun, Herr Holmes, kennen Sie alle, die mit »ir unter einem Dache leben und ich will in meiner kläglichen Geschichte fortfahreu.

»Beim Kaffee nach dem Essen im Wohnzimmer teilte ich Arthur und Mary mit, was »ir begegnet war und was für einen kostbaren Schatz wir unter unserem Dache hatten; ich verschwieg dabei uvr den Namen des BerpfäuderS. Loch Parr, dte den Kaffee hereingebracht hatte, war schon nicht mehr im Zimmer, das weiß ich gewiß; ob jedoch die Türe geschloffen war, kann ich nicht beschwören. Mary und Ar­thur interessierten sich sehr für dte Sache nud hätten das berühmte Schmuckstück gerne gesehen, allein ich dachte, eS sei besser, es au seine« Platze zu lassen.

»,Wo hast du eS aufgehoben?' fragte Arthur.

»,Ju «einem Schreibtisch/

»,Jch will nur hoffen, daß heute nacht nicht im Hause eiugebrochen wird/ fuhr er fort.

»,Der Schreibtisch ist verschlossen/

O. auf den paßt jeder alte Schlüffe!. Als kleiner Junge habe ich ihn schon selbst mit dem Schlüffe! zum Buffet ausgemacht/

19ÜS

Entschiedenheit ab. Aber hier steht allein das Reichs-

Interesse in Frage. Der Norddeutsche Lloyd hat gar kein Interesse am Zustandekommen der Vorlage; er würde viel günstiger abschueiden, wenn er die subventionierten Linie« eiustellen könnte. Ich könnte Ihnen hundert deutsche Firmen neunen, die am Handel tu der Südsee beteiligt find und das größte Interesse au der Aufrechterhaltuug der Schiff­fahrtslinie nach Neu-Guiuea haben. In diesem Jahre wird der Norddeutsche Lloyl gar keine Dividenden zahlen können.

Staatssekretär Deruburg: Beschränken wir den Verkehr mit Nen-Suiuea auf eine achtwöchige Verbindung, fowäre daS derZasammevbruch der deutschen Interessen dort. Neu-Guiuea exportiert für den Weltmarkt. Der Staatssekretär erwidert eingehend ans dte Ausstellungen Erzbergers.

Abg. NoSke (Ssz.): Wir lehnen die Vorlage ab, weil ste eine Gesellschaft unterstützt, die in umrhörter Weise ihren Arbeitern das Koalitionsrecht voreuthält. Jeder neunte Manu ans den Kauffahrteischiffen ist ein Farbiger und 10 bis 15000 deutsche Seeleute fahren wegen der eigen- artigen nationalen Politik nuferer SchiffahrtSuuterurhmungm unter fremder Flagge.

Abg Raab (wirtsch. Bgg.) stimmt in der Frage der Farbigen und des KoalitiouSrechtS dem Vorredner zu und hält eine gründliche Prüfung der Vorlage für nötig. Warum fehlen in der Begründung alle Angaben über die Betriebs- ergebuiffe des L!oy>; er scheint durch alle Abschreibung« dte Reutabilitätsziffern herabgedrückt zu habe«. Unser Handel in der Südsee ist ohne große Bedeutung. Die Drohung des Lloyd, den Betrieb etnzustelleo, ist nicht ernst zu nehmen. Die Berbi düng Ne« Guineas mit Hongkong hat wenig wert. Ein glattes Nein sag« wir nicht; unser Ansehen draußen darf keine Einbuße erleiden.

Abg. v. Dirkseu (Rp.): Herr Raab hätte sich seine ganze Rede spar« können, unser nationales Ansehen würde zweifellos wieder geschädigt werden. Vielleicht läßt sich die Subveuttoussumme auf den Kolouialetat übernehmen.

Die Vorlage geht au die Budgetkommisfion.

Donnerstag 1 Uhr: Wetterberatung des sozialdemo­kratischen Antrags über die Rechtsverhältnisse der Land­arbeiter and deS SestudeS. Schluß nach 5'/, Uhr.

Gages-Hleuigkeiten.

Au« Gtadt Md Laud.

Nagold, den SS. Januar 1900.

Kaiser- Ge-rret-tag. Das Seminar feierte gestern im engeren Kreise Kaisers Geburtstag in ansprechen­der Weise. Eine Ansprache in verschiedenen Absätzen von Prof. Dr. Häcker verband die von ihm auSgewählteu Deklamationen der Zöglinge sowie die unter Oberlehrer SchäfferS Leitung dargebot«« Soli- und Mäunerchöre. Eingrstreute Justrmneutalstücke für Klavier, «ioliue und Cello dient« zu weiterer Abwechslung. Nu Gedicht von Prof. Häcker schlug heitere, ein solches von Rektor Die- terle ernst patriotische Saiten tu den Zuhörern au, die zu« Schluß mit bewegtem Gefühl in das Lied eiusttmmtm: Deutschland, Deutschland über alle- . . .

Er führte oft so kecke Red«, deshalb achtete ich nicht viel auf seine Bemerkung. Nau ging er mir aber gerade dies« Abend mit sehr ernstem Gesicht tu mein Zimmer nach.

»,Eag' 'mal, Papa/ sagte er und heftete dabei die Augen auf dm Bob«, .kannst du mir 200 Pfund gebevk' »Nein, gewiß nicht!' erwiderte ich scharf. ,Jch bin in Geldsachen schon viel zu nachsichtig gegen dich gewesen/ ».Du warst allerdings sehr gut gegen wich,' versetzte er, .aber ich muß diese Summe haben, oder ich kann mich nie wieder i« Klub blicken lassen/

»,DaS wäre ja ein wahres Glück!' rief ich aus.

»,Jawohl; aber du wirst doch nicht wollen, daß ich mit Schimpf und Schande abziehe. Ich könnte die Schmach nicht ertragen. Ich muß das Geld irgendwo auflreiben; und wenn du eS mir nicht geben willst, so muß ich andere Mittel und Wege versuch«/

»Ich war sehr aufgebracht; denn das war das dritte­mal m einem Monat, daß er mich um Geld angiug. .Keinen Deut bekommst du von mir/ rief ich. Darauf verbeugte er sich und verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort.

»Als ich allein war, schloß ich den Schreibtisch auf, überzeugte mich, daß mein Schatz unversehrt darinnen lag, und schloß wieder ab. Daun machte ich einen Saug durch das HauS, um nachzusehm, ob alle» verwahrt sei eine Obliegenheit, die ich gewöhnlich Mary überlaffe, die ich je- doch heute selbst erfüllen wollte. Uvteu an der Treppe ar- gelaugt sah ich Mary am Settenfeuster des HauSgavgS, das ste zumachte und verriegelte, während ich näher trat.

(Fortsetzung folgt.)