Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Mit dem Plauderstübchen. Jllustr. «ountagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Mittwoch den 27. Januar

190S

Bestellungen auf den Gesellschafter für die Monate Februar und Mars

rönnen jetzt schon bei allen Postämtern und Landpostboteu sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden.

UPM Die bis jetzt erschienenen Nnmmern des Illustrierten Sonntagsblatls und der Wand­kalender werden nachgeliesert.

Kaisers Geburtstag.

Fünfzig Jahre stad über das Haupt des Kaisers hiuwegzega-rg«; heute ist sein 50. Geburtstag. ES ist i« allgemeinen so, daß der Mensch auf der Wanderung durch das Leben am Tage der Znrückleguug des 50. Lebensjahrs als einem Höhepunkt Halt macht, um zurückzuschaam auf die lauge Wegstrecke, was au den einzelnen Statioueu er­lebt und erreicht wurde. So wird auch unser Kaiser und mit ihm sein Volk am heutigen Tage Rückschau uud Aus­schau halt«. Das was vor wenig Moudeu zwischen Kaiser und Volk vorgiug, warm ernste Ereignisse, aber sie waren nicht solcher Art, daß ste eine dauernde Entfremdung zwi­schen dem Volk uud diesem Kaiser zur Folge haben könnten einem Kaiser, der Zeit seiner Regierung die großen nationalen Angelegenheiten fördert, den Reichs- gedankcn überall zur Geltung bringt, das Deutschtum au b:drohten Stellen schützt und stärkt, die Wehrkraft auch zur See ansbildet, für den Weltfrieden wirkt und kulturelle Weiterbildung anregt.

Freilich! Er ist Mensch, er kann irren, er hat Schwächen, aber er hat auch Tugenden als Mensch und aiS Kaiser; auf der hohen Warte des Thrones Demut zu üben, das ist eS, was seine« Charakterbild als einer seiner wücdeocllsteu Züge noch fehlte. Und er hat sich selbst bezwungen, eS ist ihm der härt're Kampf gelungen.

Ohne Wunde uud Schmerz wird eS nicht gegangen sein, und das deutsche Volk wird mit des deutschen Bundes' fürsteu das Bedürfnis empfinden, Balsam auf jene Wunde za leg«.

Wenn so Romantik, AlleiuwMeu uud Lust zum Dekora­tiven aus dem Leben und Wirken dcs R-tchsoberhaupteS schwin­den dürft«, und dies wäre recht zu wünsche« für die rauhe Wirklichkeit, so ist zu hoffen, daß auch tu der Süßeren Polin! wieder bessere Tage kommen.

Wenn dann auch der bevorstehende Besuch des Königs vou England in Berlin mehr als höfische Bedeutung er­halten würde, so daß England uud Deutschland sich in wirtschaftlichen und maritimen Dingen verstehen lernten, dann hätten wir allen Anlaß an Stelle des eiugeriffmeu Pessimismus, den nie verzagenden OpiimiSmuS, de« nufer Kaiser »ehr als einmal Ausdruck gegeben hat, zu setzen.

Am heutig« Tage mögen sich Fürst und Volk aufs neue zusammen finden, das Bolk in der Hoffnung, daß in der künftigen größeren politischen Freiheit die höhere sitt­liche liegt, und der Kaiser in der Hoffnung, daß der Thron seines Geschlechts am stärksten verankert ist im Mutterbodeu eines freien Volkes.

UoMijche Zleverficht.

Der Vortrag de- Reichskanzlers beim Kaiser

am Donnerstag hal zwei Stunden gedauert, stand aber nicht, wie die Berliner Blätter ausdrücklich feststen«, im Zusammenhang mit der letzten Rede des Fürst« von- low uud mit der« Wirkung in konservativen Kreisen. UebrigenS rück« die offiziellen konservativen Organe ganz ausfällig vou de« Abg. Oldeubnrg-Jauuschau ab, der in Danzig eine so scharfe Attacke gegen den Fürsten vou- low geritten hat. Die Konservativ« halten eS also für ge­rat«, eS mit de« Reichskanzler und preußischen Minister Präsident« doch nicht ganz zu verderben, j

Zur BalkaukrifiS wird gemeldet, daß Oesterreich- Nugaru an die Pforte zwei Verbalnoten gerichtet hat, in denen Beschwerde über Fälle von Belästigung« uud Be­leidigung« der österreich-ungarischen Konsuln in Tripolis uud tu Mrrfina, sowie über eine Beleidigung der Monarchie durch Bespuck« des österreich-ungarisch« Kousularwapp-uS geführt wird. Beide Verbalnoten Hab« folgend« Schluß: Die Botschaft lenkt die allererusteste Nusmerksamkett der Pforte auf diese flagrante Verletzung des Völkerrechts und hofft, daß die Pso te sofort kategorisch« Befehl für eine kxemplartsche Bestrafung der Schuldig« und eine entspre­chende Geuagtunug au das betreffende Konsulat geben werde. In Sofia find Nachrichten eingetroff«, daß die Pforte zwei strategisch wichtige Paukte in strittigem Grenzgebiet militärisch zu besetzen beabsichtige. Daraufhin hat Bulgarien 13 Reservejahrgäage aller Waffengattung« der 8. Greuz- divtstou telegraphisch zu einer dreiwöchig« Waffenübuug einderufev. Die Division wird dadurch auf volle Kriegs­stärke gebracht.

An de» Z«stS»de» in der französische« Marine

übt der frühere Kammerpräfideut Doamer, der in der Mariuekommisfiou eine leitende Stellaug eiunimmt, eine scharfe Kritik. Die Kriegsflotte ist, so sagt er in einem t« »Matiu" veröffentlicht« Artikel, ganz «uzweiselhaft und sichtbar in ihrer moralisch« und materiell« Stärke ge­schwächt. Frankreich, das vor kaum zehn Jahr« dm 2 Rang unter den Seemächten eingenommen habe, sei jetzt auf die vierte, ja 5. Stelle gesankeu. Was das Personal aulange, so müßte mau angesichts der wiederholten Unfälle glanbm, daß seine BerufZauSbildnug, seine seemännische Fertigkett uud fein technisches Wissen und Können stetig abuehmeu. Das sei zum mindest« betreffs einzelner Befehlshaber? vou Kriegsschiffen und etuzrlaer Leiter von Arsenal« wahr. Einer der ernstest« Punkte aber set, daß in der KctegSfl-tte der Zusammen- halt uud das gegenseitige Vertrau« des Personals ab-

uähmen. Das Allheilmittel steht der Herr in einem syste­

matischeren Ausbau der Flotte, für den Propaganda za machen wohl auch der eigentliche Zweck der ganzen Uebuug ist.

«eneral d'««ade verläßt tm Februar Marokko, um nach Frankreich zurückzukehreu, wozu ihm jetzt die Er­laubnis erteilt worden ist. Der italienische Hauptmau« Campini übernimmt wieder die Leitung des Arsenal» von Fez. Er reift mit einem starken Kontingent Artillerie, da» fich gleichfalls zum Sultan b:gtbt, «ach Fez.

I» Chile hat fich ein neues Ministerium gebildet. DaS Verbot für chilenisch; Marineoffiziere, in die englische Marine etuzntreteu, ist aufgehoben worden. Eine beschränkte Zahl chilenischer Offiziere wird in Bälde nach England

Eine neue Liebesgabe.

Wir haben die BrauutweiuliebeSgabr als brennende» Beweis dafür, wer bei u»S das Schoßkind van Besitz zebnng und Verwaltung ist. und nun find wir ganz sacht, aber sicher, auch noch zu einer GetreideltebeSgabe gekommen. Diese neue Liebesgabe präsentiert fich in der Gestalt der Einfuhrscheiue. U« was eS fich handelt, ist nur ganz uu- gesähr bekannt, obwohl natürlich alles in bester brstimmougS- gemäßer Ordnung vor fich geht. Wir berichten über die Angelegenheit am besten in Anlehnung an eine fachmännische Darlegung, mit der fich dieVosfische Zeitung ein Verdienst erwirbt. . ^

In den acht Monaten vom 1. April bis 30. Nov. 1808 brachten die Zölle rund 78'/. Millionen weniger al» tm gleichen Zeitraum vou 1907. Woher daS? Die Ge- treideeinsnhr hat infolge der guten Ernten erheblich nach­gelassen, die Getreideausfuhr ist zugleich außerordentlich gestiegen, uud da in der Form vou Etufuhrscheiueu eine Ausfuhrprämie gezahlt wird, hat das Reich zugleich viele Millionen mehr als sonst auSgeben müssen. In den ge­nannten acht Monat« verringerte fich die Einfuhr bet Roggen u« 88500 Doppelzentner, bet Äeizm um 917000, bei Mehl blieb sie ziemlich unverändert. Dagegen stieg die Ausfuhr bet Roggen um 2'/« Millionen Doppelzentner, bet Weizen um 1365000, bei Roggeumehl um rund 150000, bei Weizenmehl um rund 280000.

Nan werden bet der Ausfuhr vom Reiche für jede Tonne (10 Doppelzentner) Weizen 55, für jede Tonne Roggen 50 ^ Zoll rückvergütet, uud zwar in der Form vou Elnfuhrscheinen. Diese Rückvergütung fiadet auch dau« statt, wenn für das ausgesührte Getreide niemals rtu Zoll bezahlt Word« ist. Hierin liegt die Liebesgabe. Da» Reich schenkt dem «deutschen Großgrundbesitzer auf jede Tonne von ihm gebauten Weizens, die er ausführt, 55 uud auf jede Lonne Roggen 50 Dasselbe geschieht beim Mehl. Und so ist eS gekommm, daß allein in den vier Monate» vom 1. August bis 30. November 1908 daS Reich au Zölle« auf Roggen und Roggeumehl nur wmig über 4 Million« vereinnahmt, aber rund 23 Million« bei der Ausfuhr vo» Roggen und Roggenmehl verausgabt hat Die-Boss. Ztg* rechnet aus, daß daS Reich in den erst« acht Monat« be­laufend« B-rwaltnugSjahrrS allein Infolge der Einfuhr-

Abenteuer des Sherlock Holmes

von Conan Doyle.

Die Geschichte des Beryll-Kopfschmuckes.

(Fortsrtzwlg.)

(Nachdr. verb.)

»Bi; Hab« Zroe-sel über d« Wett des Schmuckere fragte mich meto hoher Besuch.

».Darchaus nicht, ich bezweifle nur'

»Meine Befugnis znr Verpfändung dieselben. Darüber können Sie fich beruhig«. Ich würde mir nicht tm Traume Afalleu laffen es zu verpfänden, hätte ich nicht die unum­stößliche Gewißheit, daß ich es Vinnen 4 Tag« wieder eta- lös« kann. ES ist eine reine Formsache. Genügt dt« Sicherheit?"

».Reichlich/

»,Ste sehen eia Herr Holder, daß ich Ihnen einen starken Beweis des Vertrauens gebe, das ich nach allem vaS ich von Ihnen gehört habe, in Sir setze. Ich verlasse mich darauf, daß Sir nicht nur verschwieg« find und fich jeglichen G.-cedes über die Angelegenheit enthalten, sondern vor allem, daß Sie dieses Stück mit jeder möglichen Bor­ficht aafbewahr«, da der geringste Unfall, der demselben »ustteße, einen gewaltigen öff-atltcheu Skandal nach fich ziehen würde. Eine Beschädigung des Schmuckes wäre auch fast so schlimm wie dessen völliger Verlust, denn eS gibt tu der ganzen Welt keine Berylle mehr, die dies« gleichkäme», -e wären somit gar vicht zu ersetz«. Trotzdem Werlaffe

ich Ihnen den Schmuck mit vollem Vertrauen uud werde ihn Montag vormittag persönlich wieder abholeu/

»Da rch sah, daß eS meinem Besuch darum zu tnu war, möglichst rasch fort,»kommen, sagte ich weiter nichts, sondern wies mein« Kassier an, dem Herrn 50000 Pfuud- noten einjuhändig«. Als ich jedoch wieder allria war, and dar Etat mit seine« kostbar« Inhalt vor mir ans dem Tische stand, vermochte ich nur »it Uabrhag« an die un­geheure Becantwoctuug zu denk«, die ich mir damit auf- geladen hatte. Da das Stück zun Reichschatz gehörte, so maßte unfehlbar daS geringste Mißgeschick, daS demselben begegnete, ein furchtbares Aufsehen verursach«. Ich be­dauerte bereits, daß ich mich überhaupt za dessen Annahme hatte bestimm« laffen. Allein es war jetzt nichts mehr an der Sache z« ändern; so schloß ich denn den Schmuck tu meinen eigen« Sicherhettsschrauk ein und ging wieder an mein Geschäft. Als eS Abend wurde, dachte ich, daß eS eine Unvorsichtigkeit wäre, einen derartigen Wertgegenstand i« Barean zu laffen. DiebSstchere Schränke bei Banken waren schon öfters erbrochen worden, warum sollte da» nicht auch bei dem mriuig« denkbar sein? Welch gräßliche Lage für mich, wruu so etwas vorkäme! Ich beschloß des­halb, während der nächst« Tage das Etui auf Schritt uud Tritt bei mir zu trag« und eS so tatsächlich keinen Augen- blick aus «einem Bereich kommen zu laffen. Mit dtese« Vorsatz fuhr ich nach meinem Hause in Streatham uud nahm das Schmuckstück mit. Erft als ich dasselbe in «einen Schreibtisch oben in meinem Ankleidezimmer eiageschloffeu hatte, atmete ich wieder frei.

»Und nun ei» Wort über mein Hauswesen, Herr Holmes, denn ich möchte Ihnen ein« gründlichen Einblick in die Sachlage verschaffen. Der Stallbursche und der HauSbursche schlaf« außerhalb des Hauses uud können so­mit beide außer Betracht bleiben. Meine drei Dienstmäd­chen find sämtlich schon seit einer Reihe von Jahr« bet wir, und ihre Zuverlässigkeit über jeden Zweifel erhaben. Daun ist noch ein zweites Kamnermädcheu da, uameus Lacy Parr, da» erst seit weutg« Monat« in meinem Dienste steht. Sie brachte jedoch ein vortreffliches Zeug­nis mit. und ich war stet» zufrieden mit ihr. Ste ist eine sehr hübsche Person uud hat dadurch schon Lerehrer ange- zogen, die fich gelegentlich wohl einmal um daS HaaS herum- trieb«. DaS ist daS einzige, was wir an ihr auSzusttz« fanden, allein wir halt« ste für ein durchaus brave» Mädchen.

»Soviel vou den Dienstboten. Meine Famllte ist so klein, daß dieselbe bald beschrieben ist. Ich bin Witwer und habe einen einzigen Sohn namens Arthur. Er hat «ich in meinen Hoffnung« getäuscht, Herr Holme», schmerz­lich getäuscht! Gewiß bin ich selbst dabet nicht ohne Schuld. Mau sagt, ich habe ihn verzogen. DaS mag wohl sein. Als ich mein teure» Weib verlor, trug ich meine ganze Zärtlichkeit auf ihn über. Ich konnte e» nicht ertrag«, wenn die Heiterkeit einen Augenblick aus sein« Zügen wich. Ich habe ihm nie ein« Wunsch abgeschlagen. Vielleicht wäre eS für uns beide besser gewesen, ich hätte «ehr Strenge gezeigt, aber ich meinte e» herzlich gut.

»Ich hatte natürlich dar. ihn zu »einem Nachfolger im Geschäft herauzubilden, allein er zeigte gar keine Neig-