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ArvrrspveHare M». <V°

88. Jahrgang.

M«inrfp»»ch«r M». »V.

»nzeigen-Bebühr f. d. Ispalt. Zeile au» gewihnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 H. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. BonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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können j tzt schon bei allen Postämtern nud SMdpostboten sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden.

BoMijchs HleSerflchl.

I» der fravzöfifche» Dep»ti-rtenka««er bean­tragte der Sozialist Rsnanet ein^ Resolution, in der die Regierung aufgefordert wird, die Erlaubnis Zur Ausschreibung der neuen russischen Avleihe zu verweigern. Rsnavrt betoute, daß bereits 18 Milliarden französisches Kapital ins Ausland gewandert seien. EL Kege im Interesse Frankreichs, za verhüten, daß Frankreich in den Rain Rußlands himiuge- zogen werde. Roaanet kritisiert ferner, daß Frankreich Rußland Geld gebe, damit es in andrrn Ländern Kanonen kaufe und seine Macht in Persien befestige. Minister Ptchou antwortete, es seien alle Maßregeln getroffen, daß die neue Anleihe nur im Interesse der beteiligten Länder verwendet werde. Frankreich habe alles Interesse» die Situation des befreundeten Rußland zu stärker;. Die R.solution Rouanels wmdr schließlich abgelehnt. Im Senat interpellierte man die Regierung wegen der skaudaiöj n Vorgänge bei den vier Hinrichtungen iu Bethnnr. Justiz rttaifkr Briaud antwortete, er me trotz aller Vorsichtsmaßregel derartige Kundgebungen nicht ganz ansjchlllßm, so lauge die Hta- rtchtnugen öff ntlich seien. Die Regier nug werde iu der Kammer für Abschaffung der O ff nilichkit eivtreien.

I« der serbische» Tk«pschti«a gab der Minister­präsident die Erklärung ab, d,tz bas Kabinett sein Ab« schirdsgcs ch zurückgezogen habe. In grhimier Sitzung ge» laugten zwri loziaidewokrati che Interpellationen zur Ver­lesung, dir sich mit eiukm grob u Vertrauer sLißdrauch dreier hoher Ossi,irr? befassen, brgangm Lurch eme Tätigkeit für auslavd iche Fabriken.

Bet Eröffunnz des jap-mische« Parlameuts

hielt Mmisterprast.ent Kütsur^ eine Rede, in der er u. a. sagte: Während sich eine wcchscnde Freundschaft in den Beziehungen zwilchen Japan und den m-derm Mächten zeige, s-t die luMch-japan'-scht Mim ce w.-ch verstärkt worden.

I« Hiuter!a»d »»» Lüdkammcrun haben vor einiger Zeir jacsige Palizasolvauu grobe Ansschreilnugeu begangen» über üee j.tzt amtlich berichtet wird. Danach handelt es sich um Leute der Station Jaunde, die sich in Deng-Deug an Eingeborenen und Harff^s durch Erpres­sungen und Mißhandlungen turgirgeu. E« eingeborener H uptltug ist au Sen eil ueuen Verletzungen gestorben. Auf dem W ge nach Jaundr, wohin die Schaldtgen von dem StartonSlriter Ir Joko gesch ckt wurden, stvd einige von den Deli- q realen desertiert und Heden sich dann vermutlich an den Känpfeu bei Baterr beteiligt, in denen, wie bereits

Menslag dm 26. Januar

früh r gemeldet, Leutnant Reuter tödlich verwundet wurde. Hauptmau Dominik begab sich alsbald nach Deng-Deug und stellte eine eingehende Uitersuchuug au. Ihr Ergebnis war, daß drei Poltzetsolsaten zu« Tod verurteilt worden find. Einer von ihnen wurde, noch ehe das Urteil vollstreckt werden konnte, von seinen eigenen, über die AnZschreitannen selbst in höchste« Maß aufgebrachten StammeSgenoffea gelyncht.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 23. Jan.

Am Tisch des BnudesratS: v. Beth«aun-tzollweg.

Die Wechselstempelnsvelle wird in dritter Leinng ver­abschiedet

Es folgt die erste Beratung der Novelle wegen Be­seitigung der Doppelbesteuerung vs« 13. Mni 1870.

Abg. Dr. Brnustermaun (Rp): Wir stad bereit, dem Gesetzentwurf, der ein buadesfrenndltcheS Ertgegenkommeu Preußens gegenüber den anderen Bansesstaaten zeigt, auch ohne Kommtsstonsberatung anzuaeh«eu.

Abg. v. Brockhauseu (koas). Auch wir wallen wesentliche Aenderaugeu au dem Ges tz nicht vornehm », aber wir beantragen doch Verweisung an die Fiuanzkam- misst an oder, falls dies abgelehnt wird, an eine besondere Kommission.

Abg. Quarck (nat!.) spricht tu gleichem Sinne wie der Aba. Brnnnermaan. .

Abg. Erders (FE Bpt.) spricht als Vertreter von Meiningen. Die bnnsrsfrenadltche Gesinnung Preußens bedarf keiner besonderen Anerkennung» srua es ist einfach Pflicht und Schuldigkeit das bisherige Unrecht gut zn machen.

Abg. Dr. Reumann-Hofer (Freis. Bzg) wendet sich gegen den überpceaßischeu Standpunkt des Aog. v. Block­hauses. Es sei nicht so, daß die Leistungsfähiges die Schwachen unterstütz:», sondern vielfach amZek.hrt.

Abg. Frh. v. Gamp (R?) bittet, die Sache keinesfalls der Fiuanzkommtsston zu überweisen, die schon genug über­lastet sei.

Abg. v. Brockhauseu bittet, daran frstzuhalten, daß eine Kommlsstousderatnng statlfiadet. W uu es gewünscht wird, sei seine Partei mit einer Komnnssisu von 14 Mit­gliedern einverstanden.

Staatssekretär v. Bethmaun-Hollweg: W r werden uns bemühen, das nötige Material bis zur nächst u Lesung, soweit er möglich ist, zu bnchaffm.

Der konservative Aatraq auf KommisstouSbrratung wird abgelehut, und eia Arttag Gamp ans Aars tznag der zweiten Beratung angenommen.

Die Besprechung der I rterpellationeu über die Hand­habung deS Veretusgesetzes wt d fortgesetzt.

Abg. Fürst Radziwtll (P-u): Fir die AnSlaff mgen einzelner polnischer B.ätter ka n mau nicht die ganze pol­nische Bevölkerung v.rautwortlrch machen. Die Deutsch u wollen die Deutschen in aller Welt zusammenschlstßku, um sie dem Vaterland zn erhalten. Können Sie es da uas

Abenteuer des Shrrlock Holmes

von E»»au Doyle.

Dir Geschichte d s Beryll-KopfschmackeS.

(Fortsetzung.) (Nachdr. vrrb.)

Bit.e, beruhigen Sie sich." erwiderte Holmes,und sagen Sie mir klar und deuUtch, wer Sie find und waS Jhaeu begegnet."

Meinen Namen,- fuhr der andere fort,Hubes Sie vermutlich schon oft neunen hören. Ich bin Al x ander Holder, Teilhaber der Bankfttrna Holder u. Stevenson in der Thrcadneedle-Straße."

Der Name war uns in der Lat wohlbekannt als der des älteren Teilhabers im zweitgrößten Prtvütbaukillstitnt der City. Was kannte nur vorgekommea sein, um einen der angesehensten Bürger Londons in diese wahrhaft kläg­liche Vclsassang zu bringen? In höchster Spannung harrten wir, bis er sich mrt einer erneuten Kraftanstrengung dazu aufraffke, seine Geschichte zu erzählen.

Ich fühle," begann er,daß di: Zeit ksstbar ist. Deshalb habe ich m ch augenblicklich hierher auf den Weg gemacht, nachd?« »;r der Pvlizetisspektor nahe gelegt hatte, muh Ihrer Mitwirkung zu versichern. Ich fahr mit der um erst bischen Bahn und bi» bau« bis nach der Bakerstraße vollends zu Fuße gelaufen, denn die Wagen fahren so lang­sam bet diesem Schnee. Deshalb war ich so außer Atem, ich mache mir nämlich sonst nur sehr wenig Bewegung.

k Jetzt ist mir wieder besser, und ich will Ihnen die Tat­sachen möglichst kurz und klar vortragen.

Sir werden wohl wissm, daß es für den fchwn g- hasten Betrieb eines Bankgeschäftes ebensoviel auf lohnend: Anlagen für die Kapitalien arkommt, als cuf die st.t Sr- weitsruag der Verbindungen und die immer ausgedehntere Heranziehung von Depositoren. Zu den einträglichsten Geld­anlagen gehöre die Gewährung von Darlehen gegen unzweifel­hafte Pfaudfichechcit. Wir haben die paar l tzten Jahre viel in dieser Richtung gearbeitet und zahlreichen vcr ehmen Familien erhebliche Snmmen auf ihre Gemäldesammlungen, ihre Bibliotheken oder ihr Silberzeug vorgestrck'. Gestern Vormittag saß ich in meinem Bureau» als wir einer der Angestellten unseres Bankhauses eine Visitenkarte überbrachte. Wie ich de« Namen las, war ich ganz verblüff,, denn rS war kein anderer als doch es ist vielleicht auch Ihnen gegenüber besser, wenn ich nur sage, daß dieser Nrme jeder- manu überall bekannt ist, einer der höchsten, vornehmsten, angesehensten iu ganz England. Ueberwäiligt von der Ehre versuchte ich beim Eintritt des Herrn etwas dergleichen zu sagen, allein er brachte sofort sein geschäftliches Anliegen vor, als sei es ihm darum zu tun, mit einer unange­nehmen Ausgabe möglichst rasch fertig zu werden.

»Herr Holder," begann er. ,ich habe gehört, daß Sie sich mit Vorschnßgeschästen befass u."

Allerdings, gegen gute Sicherheit," erwiderte ich.

Ich brasche ans der Stelle ganz notwendig 50000 Pfund. Natürlich könnte ich eine so geringfügige Summe zehnmal bst meinen Bekannten borgen, Mein es paßt mir

1909

verdenken, wen« auch wir Pilen uns ka«eradschaftlich zu-

sammmfiadey? ^ -

Staatssekretär v. Bethmaun-Hollweg: Ich habe nicht v ltrbtge Zeitungsartikel hier zittert, sondern «ich aas zwei politische polnische Zeitungen beschränkt, die allerdings Fürst Radziwtll von seinen Rockschöße« abgeschüttelt. Ich freue mich darüber und bin Ihnen dafür dankbar. Der W ams P»lSki" ist satznugsgemäß dar offizrelle Organ der polnischen BerufSvereiulguugen. Das stad nicht zufällige Zsitanqssti««eu, welche da za Worte ko«me«. Ich habe bloß Tatsachen verführen wollen, u« Jhaeu zu zeigen, daß der Z tsammenschlnß der polnischen Arbeiter in der unmittel­baren Schüranz deS Hasses gegen daS Deurschtn« seinen Ausdruck findet. Das darf iu einem kerndeutschen Lande allerdings u'cht geduldet werden. Ich will hoff.«, daß Fürst Radziwtll eS erreichen wird, daß dir Schürnug dieser Haffes grien da? Deutschtum anfhört. Erst dann aber wtrd er Worte von so hohem Pathos au den R ichStag richten dürfe«, wie er zum Schluß seiner Rede getan hat. (Stitt«. langanh. Beifall.)

Abg. Ledeboar (Soz.): Dem Abg Jmck f'hlt jrde- staatsbücgeriiche S lbstgetühl. jede» G-fahl eines frei« Mannes. (Vizepräsident Kämpf rast den Redner zur Ord­nung) H.rr Javck u rd Dr. Müller-Meiningeu haben de« Staatssekretär ein Vertrauensvotum ausgestellt. Wem wollen fi- damit imponieren? Die Herren deS Blocks find j i die Mitschuldigen deS Staatssekretärs. (Lachen). Maller- M iüngen begeht iu seinen Kommentaren fortgesetzt logische Saltomortale, aber ohne Logik, unter deutschen Gewerk­schaften versteht er nicht alle deutsche« 8'wirtschaften and unter alle Gewerkschaften fallen die polnischen nicht. Anders als satirisch ist Herr Müuer-Meiuingeu nicht zu behandeln. (Unruhe.) Mit dem Block hat sich hier die preußische and dte deutsche R gieraug wieder einmal etae uusägltche Bla­mage zug zogen. (Graf Stolberg rügt diesen Ausdruck.) Dte lanoy raten Aarführungen deS Staatssekretärs hatten dir Darstellung deS Fürsten Rrdziwtll nicht widerlege» können. (Präsident Graf Stolberg ruft den Redner zum zweiten Mal zur Ordnung.)

Abg. Schirmer (Ztr.): Rau sollte die besonderen Etgentüml chketteu der Pol« schonen und sie nicht drangsa­lieren. D« kaiserlich-freisinnig« Müller-Meiningen beneide ich nicht u« seine Stellung zum BeretuSgisetz. (Htkt.)

Ministerialdirektor im Reichsamt des Jauern Just teilt mrt, daß in Preußen eine Lrrordnuag ergangen ist, nach der alle Zeitungen, nicht bloß dte amtlichen, als PablikationSorgaue bestimmt werden können und daß, anrtliche Organe zur Publikation bestimmt werden, sie ver­pflichtet find, auch Inserate von Soz. aufzuurh««.

Abg. Müller-Mriutugeu (Frs. Bpt.): Die Sozial- demskcaleu können ruhig sein, wir werden nie eine« ÄllS- nahm-gtsetz gegen Sie zusttmmeu. Der Abg L'debour mag ruhig Satiren über «ich schreiben. Dte unfreiwillige Ko­mik seiner Person besteht jr darin, daß er fich selbst ernst nimmt (Gr. Htkt.) Er hat eS mit der ihm eigenen souveränen Überlegenheit abgelehut, irgend welchen Kom­mt j st o ne bericht zu lesen. Deshalb wirtschaftet er mit Un­

weit besser, die Sache in geschäftlicher Weise abzumochea uns zwar persönl ch. Bei einer Stellung wie dir «einige, st es, wie Sie unschwer begreifen werden, nicht weise, fich am private V erbta blich ketten eiuzulafs«.'

,Auf wie lauge brauchen Sie diese Summe, wenn ich fragen drrf?"

.Nächsten Montag wird ein großer Betrag fällig, und daun werde ich den Vorschuß unfehlbar zurückzahleu. samt dm Z useu, dte Sie dafür zu berechnen für gut finden. Mir ist hauptsächlich daran gelegen, daS Geld unverzüglich i» die Hand zu bekommen."

,Jch wüide mir daS größte Vergnügen daraus machen. Ihnen d>e Summe ohne weiteres ans «:mer eigenen Lasche vorzastreckeu, allein es wäre das eigentlich doch mehr, als ich aas mich nehmen dmf. Tue ich es aber im Namen der F:r«a, so muß ich aus Rücksicht für meinen Teilhaber selbst Ihnen gegenüber aas der Beachtung aller geschäftsmäßigen Vorsichtsmaßregeln bestehen."

ES ist mir viel lieber so," bemerkte er, indem er ein viereckiges schwarzes Marcqaiu-Etut zur Hand nahm, daS er neben seinen Stuhl gelegt hatte. »Sie haben ohne Zweifel schon von dem Beryll-Diadem gehört?"

Eines der kostbarsten Stücke unserer Rrichskleinodieu," versetzte ich.

.Gewiß." Er öffnete das Etat, und darin lag tu weichen fleischfarbenen Sammet gebettet das wundervolle Schmuckstück.

,Es enthält 39 Berylle von außerordentlicher Größe, und der Wut der Goldfaffuug läßt fich gar nicht berechnen.