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gute Frequentierung dieses Unternehmens während seines 8jährigen Bestehens liefern den besten Beweis für die Nützlichkeit desselben.
VomBottwarthal, 18. Mai. Die gefürchteten drei Eismänner (Pankraz, Servaz und Bonifaz), sind, ohne ihre Gefährlichkeit zu zeigen, glücklicherweise vorübergegangen. Die wahrhaft sommerliche Temperatur de« heurigen Mai hat sich bis jetzt als richtiger Wonnemonat erwiesen. Die günstige Frühjahrswitterung hat in der Entwicklung der Winter- und Sommersaaten Wunder bewirkt. Der Reps steht befriedigend; auch die Roggenfelder, welchen der lange Winter da und dort geschadet hat, erholen sich. Dinkel und Weizen versprechen bei dieser günstigen Witterung eine schöne Ernte. Die Frühjahrssaaten sind meist gut bei uns in die Erde gebracht worden. Hafer und Gerste erfreuen sich eines schön bestockten Anfang«. Leider sind auch Felder zu finden, welche stark mit Unkraut (Hederich, Disteln) behaftet sind. Rotklee und Luzerne stehen überaus dicht und hoch, ebenso die Grasarten, so daß man reichlich Futter erwarten kann, was die Viehpreise bezw. auch die Fleischpreise in einer für da« Publikum nicht erfreulichen Weise in die Höhe getrieben hat. Was die Obstaussichten anbelangt, so sind solche im allgemeinen ziemlich gering. Birnen wird es nur ganz wenige geben, Aepfel nur da und dort und dies nur in gewissen Sorten befriedigend. Der Weingärtner hat im großen und ganzen seine Frühjahrsthätigkeit beendet, nur das Heften nimmt noch einige Tage in Anspruch. Mit neuen und bis jetzt berechtigten Hoffnungen sieht er in den kommenden Jahrgang. Nach den bis jetzt möglichen Beobachtungen ist gute Aussicht auf reichliche Fruchttriebe und deren Bestand vorhanden und darf, wenn keine Ungunst der Witterung einfällt, wieder ein gutes Weinjahr in Erwartung zu nehmen fein.
Kirchheim, 20. Mai. Gestern sollte ein Mann da» seltene Fest seiner diamantenen Hochzeit feiern. Es ist der hochbetagte im Pensionsstand in Kirchheim lebende Pfarrer Louis Seeger. Bei den in jüngster Zeit oftmals erwähnten Nachteilen der in unserem Lande üblichen Wanderung von geringen zu besseren Stellen darf es als besondere Amtstreue hervorgehoben werden, daß unser Jubilar 48 Jahre lang auf seinem Anfangsdienst in Weilerstreußlingen (auf d. lutherischen Bergen) ausgehalten hat in unverdrossener, segensreicher Wirksamkeit, wovon vielseitige alte Anhänglichkeit seiner einstmaligen Gemeindeglieder zeugt. Bis in sein 86. Jahr hat ihn Gottes Güte gesund erhalten und er darf mit seiner Vikarzeit auf 50 Dienfljahre zurückblicken. Nun scheinen aber seine Tage gezählt und er liegt mit seiner gleichfalls hochbetagten Lebensgefährtin, welche schon länger leidend ist, ernsthaft darnieder.
Göppingen, 19. Mai. Der einzige Sohn des Oekonomen Hansch, ein junger Mann von 23 Jahren, verunglückte gestern beim Leeren des Aborts einer hiesigen Fabrik. Er fiel in die Senkgrube und erstickte.
— Die Heilsarmee läßt auch bei uns durch einen Kolporteur ihren „Heilsruf" und andere Blätter verkaufen. Weitere Versuche zu unserer Bekehruug sind bis jetzt, wenigstens öffentlich, noch nicht gemacht worden.
Reutlingen, 16. Mai. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen in der gestrigen Sitzung mit Stimmenmehrheit die Forderung der Regierung
— betr. den Bahnbau von hier aus nach Honau — zu bewilligen.
Geislingen, 18. Mai. Im Nachbardorfe Altenstadt wurde eine 70jährige Witwe, welche in selbstmörderischer Absicht, wie man sagt, aus gänzlich unbegründeten Nahrungssorgen, in die Fils gesprungen war, von einem Manne, welcher zufälligerweise sich in der Nähe befand, dem nassen Elemente wieder entrissen._
Au« Sachsen, 17. Mai. Ueber die Explosion des Pulvermagazins auf dem Königstein schreibt man dem Staatsanz.: „In dem vom Blitz getroffenen Magazin befanden sich 15000 Bomben, Granaten und Shrapnels und 200,000 Jnfanteriepatronen; alle diese Vorräte wurden nach und nach zur Entladung gebracht. Mehr als 8 Stunden währte es, bis die Schüsse verstummten. Die in unmittelbarer Nähe des Magazins aufgestellte Schildwache entging wie durch ein Wunder dem Tode. Der Mann wurde durch den Luftdruck betäubt und zu Boden geworfen, und als er nach einiger Zeit zum Bewußtsein gekommen, entfernte er sich aus den Händen kriechend von dem gefährlichen Orte. Auch die in der Nähe unter Dach befindliche Wachmannschaft blieb unversehrt. Durch die große Lusterschütterung wurden in Stadt und Festung Königsstein zahllose Fensterscheiben zertrümmert. Ein wahre« Wunder ist es, daß das ganz in der Nähe befindliche zweite Magazin, das 10,000 üss loses Pulver enthielt, nicht in die Explosion hineingezogen wurde.
Braunschweig, 16. Mai. Ein furchtbares Unwetter suchte heute die Dörfer Dedeleben, Hessen, Ellsdorf, Offleben, Pabstorf und mehrere andere heim. Es ist der Verlust von einigen Menschenleben zu beklagen; viel Vieh ist umgekommen, die Saaten sind verwüstet.
Wermischtes.
Ein Geschäftsjubiläum. Die allbekannte und das Vertrauen der Geschäftswelt in hohem Grade genießende Zentral-Annonzen-Expedition von G. L. Daube L Co. in Frankfurt a. M. feiert in diesem Jahr das Jubelfest ihres 25jährigen Bestehens. Sie hat aus diesem Anlaß ein ungemein schön und elegant ausgestattetes neue« ZeitungSverzeichni« erscheinen lassen, das in bisher nicht dagewesener Vollständigkeit und Ueberfichtlichkeit die der Geschäftswelt wünschenswerten Angaben über die Presse des Jn- und Auslandes bringt. Es ist daraus nicht blo» zu ersehen, welche Blätter in den verschiedenen Städten und Ländern erscheinen und wie oft, ferner, wie teuer sie die Inserate berechnen, welche Auflage sie haben und welche Bevölkerung der Ort de« Erscheinens zählt, sondern e« kann au« dem Daube'schen Jubiläumskatalog jetzt auch die politische Tendenz jede« Blatte» ersehen werden, was oft für die Aufgeber von Anzeigen Wert hat. Alle diese Nachweise konnten nur durch sorgfältige und weitverzweigte Organisation de»
Hauses G. L. Daube Sc Co. und seiner Filialen erreicht werden. Das Verzeichnis der Fcchblätter ist ein sehr reichliches, kurz der Katalog ist ein würdiges Beweisstück von dem hohen Stand de» Instituts im 25. Jahre seines Bestehens.
Ein Lawinensturz. Eine Lawine, welche im Laufe des Winters in der Nähe vom Handefall herunterging, hat, wie der „Basl. Nat.-Ztg." aus Bern geschrieben wird, eine 200 bis 300 Jahre alte Waldung von drei bi» fünf Jucharten vollständig zerstört, zum Teil wegrasiert. Damit ist jene Gegend nicht nur um einen Schmuck ärmer geworden, sondern die Stellen, wo der Wald stand, sind von einem fast sichern allmählichen Kulturuntergang, d. h. von der Verwilderung bedroht. Da spätere Lawinen meist die Züge der früher gegangenen eirhalten, so erachtet man e» als sehr fraglich, ob e» gelingen wird, jene Stellen wieder auszuforsten. Man ist geneigt, die Frage eher zu verneinen und sich den Elementarereigmssen gegenüber als ohnmächtig zu bekennen. _
Bescheiden. „Herr Doktor, ich bitte Sie um die Rechnung." — „Na, gute Frau, ich weiß, Sie sind nicht gerade in glänzenden Verhältnissen, ich will für meine Mühe nichts beanspruchen." — „Ja, das ist recht schön, aber — wer bezahlt denn nun den Apotheker?"
Der §<krvarzwakäverem,
Bezirksverein Calw, gegründet am 11. Januar 1885, hielt am letzten Sonntag im Gasthof z. Waldhorn unter dem Vorsitz seines Vorstandes, de« Hrn. Stadtschultheiß Haffner, die erste Hauptversammlung seit der Gründung. Bis jetzt hatte der 1885 gewählte Ausschuß die Geschäfte geführt, wenn auch vielleicht zur Zufriedenheit der Mitglieder, so doch ohne den Hintergrund von eigenen Bezirksvereins-Satzungen, welche genauere Bestimmungen über die Amtsdauer der gewählten Beamten, die innere Einrichtung de» Vereins u. dgl. enthalten hätten. Die Erkenntniß aber, daß der bisherige Ausschuß seinen Auftrag doch nicht für eine unbestimmte Zeit erhalten haben könne, führte auf die Nothwendigkeit, eigene Satzungen zu schaffen, welche die üblichen Bestimmungen über die Mitgliedschaft, die Leitung des Vereins, die Beamten und ihre Wahl und dgl. enthalten. Diese Satzungen wurden schon am 9. Mai nach einem von dem Schriftführer des Vereins Hr. E. Hör- lach er, bearbeiteten Entwürfe von dem Ausschüsse berathen und nun der Hauptversammlung zur Annahme vorgelegt. Dieselbe erfolgte einstimmig und wurde sofort auf Giund der neuen Bestimmungen die Neuwahl des au« 9 Mitgliedern bestehenden Ausschusses vorgenommen. Es wurden sämtliche bisherigen Mitglieder wiedergewählt und war es die erste Aufgabe des Ausschusses, die Aemter zu besetzen. Dos Ergebniß dieser Wahl war, daß an Stelle des bisherigen, eine Wiederwahl ablehnenden Vorstandes, des Hrn. Stadtsch. Haffner, zum Vorstand Hr. E. Horlacher, zu dessen Stellvertreter Hr. E. Staelin und zum Rechner Hr. E. Zöppritz gewählt wurde. Die Stelle des Schriftführers übernahm der neue Vorstand. Die weiteren Mitglieder des Ausschusses sind, wie bisher: Hr. Stroßenbau- inspektor Stuppel, Hr. W. Federhaff, Hr. Dr. Wurm in Teinach, Hr. Oberförster Hepp in Hirsau, Hr. Oberförster Haug in Liebenzell.
Ein Houptgegenstand der Besprechung war sodann der Ausflug, den der Stuttgarter Verein unter Führung des Hrn. Baurath Rheinhard am nächsten Sonntag den 26. Mai in die nächste Umgebung von Calw zu machen beabsichtigt. Die Stuttgarter kommen morgens 8 Uhr in Hirsau on, gehen von hier au« auf die Ernstmühler Platte und von da, auf der Höhe bleibend, ine Schweinbachthal. Um 11^ ist sodann in Hirsau der Empfang der mit diesem Zuge nackkommenden Damen und Herrn, hierauf Besichtigung des Klosters und um 1 Uhr Mritagessen rm Rößle. Um 2^» Fahrt auf Station Teinach, von da Gang zur Ruine Waldeck und auf die Thalmühle, wo geselliges Zusammensein bis zum Abendzuge ist. Es versteht sich von selbst, daß die hiesigen Mitglieder sich möglichst zahlreich an dem Empfange der Stuttgarter und an den genannten Spaziergängen, wenn möglich auch an dem gemeinschaftlichen Mittagessen in Hirsau betheiligen sollten, und wird in dieser Beziehung das nächste Blatt noch besondere Einladung bringen. Die Theilnehmer dürfen sich einen höchst angenehmen Tag versprechen.
Ein ungleich zahlreicherer Besuch, als dieser des Stuttgarter Vereins, steht dem hiesigen Vereine im September bevor, indem nach dem am 8. Sept. vor. I. von der Hauptversammlung des württ. Schwarzwaldvereins in Schramberg gefaßten Beschlüsse die diesjährige Hauptversammlung hier in Calw abgehalten wird. Wir werden ber dieser Gelegenheit die Mitglieder der Zweigvereine Neuenbürg, Nagold, Freudenstadt und Oberndorf hier zu begrüßen das Vergnügen haben. Leider steht der hiesige Verein diesen 4 andern Vereinen an Mitgliederzahl noch ziemlich nach und ist deßhalb gewiß der Wunsch berechtigt, daß in dieser Beziehung eine gewisse Ausgleichung, eine Zunahme der Mitglieder de» Calwer Vereins stattfinden sollte, damit wir nicht im September unter dem Verdachte stehen, als ob man bei uns weniger empfänglich für die Schönheiten unseres Schwarzwaldes und weniger zugänglich für die geringen Anforderungen sei, welche der Verein, um den mancherlei an ihn herantretenden Wünschen und Anträgen entsprechen und eine sichtbare Thätigkeit entwickeln zu können, an seine Mitglieder macht. Zur Entgegennahme von Anmeldungen ist jeder der oben genannten 9 Herren bereit.
Der ewige Kreissauf der Hkatur, bei welchem es keinen Stillstand giebt und dem der Mensch, wie alles was lebt, unterworfen ist, macht sich in unserem Körper im Frühjahr ganz besonders bemerkbar. Wer hat da nicht schon an sich selbst erfahren, datz sich Müdigkeit der Glieder, Unlust, Blutandrang nach Kopf und Brust, Schwindelanfälle, Herzklopfen, Kopfschmerzen etc. einstellcn. In solchen Fällen kann man nichts besseres thun, als der Natur zu Hilfe kommen, indem man durch den Gebrauch der Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen eine Reinigung des Körpers herbeiführt und damit ernsteren Leiden vorbeugt. Apotheker Rich. Brandt's Schweizer- pillen find in den Apotheken L Schachtel 1 stets vorrätig.