64. Jahrgang

Aro. 61 .

Amts- unä Intelkigenzbkatt für äen

Erscheint Itensiag, Ss»«er»t«g L Samstag.

Die SiurückungSaebühr beträgt 9 ^ p. Zeile i« Bezirk, sonst 12

Donnerstag, äen 23. Mai 1889.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

' Durn Abonnement

ans den Monat Juttl ladet freundl. ein

die Hieb. L Krped. d. Kalwer Wochenblattes.

, Aintttchs Wekcrrrntmcrctzrrngen.

Calw.

Erlaßen die Gememderäte, betresseud die Aufstellung von Uer- derjenigen Mannfchafleu des aktiven Heeres, deren häus­liche Verhältnisse eine Kenrlanbung ;nr Disposttian angezeigt er­scheinen lassen.

Unter Hinwsisunc, auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 22. Mai 1875 (Amtsblatt S. 125) werden die Gemeinderäte auf» gefordert, die Verzeichnisse derjenigen Soldaten vom Jahrgang 1887, deren häusliche Verhältnisse die Beurlaubung im nächsten Herbst dringend wünschens­wert erscheinen lassen, nach dem vorschriebenen Formular (Amtsbl. S. 127) aufzustellen und bis 20. Juni an das Oberamt einzusenden.

In diese Verzeichnisse sind nur diejenigen Mrnnschaften des zweiten Dienstjahres aufzunehmen, deren Angehörige nach vorgängiger Bekanntmachung in der Gemeinde ein Gesuch um Aufnahme in das Verzeichnis archtzeitig eingereicht haben. ^

Im Nebligen sind die Bestimmungen des Eingangs erwähnten Mini­sterialerlasses genau zu beachten.

Den 21. Mai 1889. K. Oberamt.

Supper.

Deutsches Reich.

Berlin, 20. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin empfingen heute mittag die von dem Sultan von Mandara hierher entsandten und von dem Afrikareisenden Ehlers geführten Tschaggakrieger, welche Geschenke des Sultans überbrachten und mehrere Tänze und Gesänge ausführten.

Berlin, 20. Mai. Die Vorbereitungen zum Empfange des Königs von Italien in Berlin, namentlich die Ausschmückung der Straßen, durch welche der König einziehen wird, sind bereits fertig geworden. Mit staunenswerter Schnelligkeit haben Architekten, Künstler, und die aus­führenden Handwerker Triumphbögen, Masten und Tribünen errichtet und ausgeschmückt. Auch die an den betreffenden Straßen liegenden Häuser haben bereits preußische, deutsche und italienische Fahnen ausgehängt und werden mit Guirlanden und Kränzen verziert. Ueberall bemerkt man reges Treiben, welches kennzeichnend für die Sympathie ist, welche die deutsche Reichshaupt­stadt dem erwarteten Herrscher der befreundeten Nation entgegenbringt. Die Professoren der hiesigen Universität haben für morgen ihre Vorlesungen ab- sagen lassen.

Berlin, 21. Mai. Zur Einholung des Königs Humbert der soeben eingetroffen, waren 35 Hofcquipagen bestimmt. Im ersten Wagen saßen auf der Fahrt durch die festlich geschmückten, von einer tausendköpfigen Menge flankierten Straßen König Humbert und Kaiser Wilhelm, im zweiten der Kronprinz von Italien und Prinz Heinrich, auf dem Rücksitz die beiden ältesten Söhne des Kaisers in Weiß gekleidet mit gelben Strohhüten. Crispi fuhr mit dem Fürsten Bismarck, Graf Herbert Bismarck auf dem Rücksitz. König Humbert hatte die blaue Uniform der Bockenheimer Husaren angelegt. Sein auffallend starker Schnurrbart ist vollständig ergraut. Der Kronprinz Viktor Emanuel macht einen sehr sympathischen Eindruck. Frkf. I.

Um dem König eine besondere Aufmerksamkeit zu erweisen, hat be­kanntlich der Kaiser angeordnet, daß dem König das Garde-Füsilier-Regiment im Bersaglieri-Schritt vorgesührt werde, welche» Tempo im genannten Re­giment in letzter Zeit mit großem Eifer eingeübt worden ist.

Berlin, 21. Mai. Seitens der Stadt wurde König Humbert durch den Oberbürgermeister und den Stadtverordnetenvorsteher begrüßt. Der Reichskanzler, welcher die Kürassteruniform mit dem Bande des Annunziaten-Ordens trug, begrüßte den Ministerpräsidenten Crispi, der das Band des Schwarzen Adlerorden» trug, mit mehrmaligem Händedruck.

Berlin, 20. Mai. Die Arbeiten des Reichstages. Wie zuverlässig verlautet, soll dem Reichstag am kommenden Donnerstag

noch eine kolonialpolitische Vorlage und zwar ein Nachtragsetat zugehen zum Zwecke der Uebernahme der Landesverwaltung von der Neu-Guinea- Kompagnie auf das Reich. Da die Gesellschaft für die Kosten nach wie vor aufzukommen bereit ist, also einen ebenso hohen Beitrag an die Reichskaffe abführt, balancieren die Einnahmen und Ausgaben in dem Nach­tragsetat. - Der Reichstag war heute anscheinend noch bester besetzt, als am Samstag, und diese hohe Pcäsenzziffer von etwa 320340 dürfte auch die Woche hindurch sich behaupten.

Braunschweig, 19. Mai. Der Kaiser wohnte bei seinem Hier­sein dem Festgottesdisnste im Dome bei. Nachher besichtigte der Kaiser oen Dom, die Burg Dankwarderode und mehrere andere Sehenswürdigkeiten. Nachmittags 4 Uhr fand im Schlöffe eine große Prunktafel statt, an welcher etwa 90 Personen teilnahmen. Der Prinzregent dankte in seinem Trinkspruch Sr. Majestät, für die hohe Ehre des Besuches. Der Kaiser gab darauf dem Prinzregenten gerührt die Hand und erwiederte mit einem Toast aus Braun­schweig, worin er sagte: Ich hoffe, daß es Mir von Gott vergönnt sein möge, das geeinte deutsche Vaterland in Frieden und Ruhe den Weg zu führen, den Mein Herr Großvater uns vorgezeichnet und auf welchem auch das Braunschweigische Land so freudig vorangegangen ist.

Dortmund, 21. Mai. In sämtlichen Zechen des Ober­be r g a m t s-B e z i r k e s Dortmund sind mit sehr wenigen Ausnahmen heute die Belegschaften voll angefahren, ebenso im Bochumer und Essener Bergwerksrevier.

Zwickau, 22. Mai. (Dep. d. Calwer Wochenbl.) Die Gruben­arbeiter wiesen in gestrigcr Versammlung lOprozentige Lohnerhöhung zurück und proklamieren den Streik.

Nürnberg, 19. Mai. Sofort nach dem Tode des Kaisers Wilhelm hat sich dahier ein Komite gebildet, um dem Schöpfer des neuen deutschen Reiches ein Zeichen bleibender Erinnerung in unserer Stadt zu schaffen. Bis jetzt war die Frage unentschieden, ob ein Denkmal oder eine Stiftung zu Ehren des Kaisers zu errichten sei. Nunmehr hat sich das Komite für Errichtung eines Denkmals am Fuße der alten Hohenzollern« bürg entschieden.

Ausland.

Bern, 19 Mai. Der Bundesrat forderte die Regierung von Uri auf, 2 Vertreter zur Begrüßung des Königs von Italien nach Göfchenen zu senden und eine Kompagnie Infanterie äufzubieten. Die Gott­hardbahn ließ an der Grenze bei Dirinelle sowie beim Eingang in den Tunnel Ehrenpforten errichten.

Rom, 19. Mai. Der König ist um 1 Uhr 20 Minuten abgereist. Auf der Fahrt vom Quirinal nach dem Bahnhof wurden ihm von vielen Tausenden Domonstrationen herzlicher Sympatie bereitet. Gegenkundgebungen erfolgten nicht.

Das entsetzliche GespenstNihilismus" geheißen, geht wieder um in Rußland. Die entdeckte Verschwörung gegen den Zaren ist weiter verzweigt, als anfänglich geglaubt wurde. Verschiedene Regimenter in Moskau, Elizabetgrad und Warschau sind kompromitiert. Mehrere Offiziere wurden verhaftet, drei verübten einen Selbstmord, um der Verhaftung zu entgehen. Spreng­bomben wurden in Warschau entdeckt.

Jages-Weuigkeiten.

Cannstatt, 19. Mai. Heute früh ertrank beim Baden im Neckar der 17jährige Kaufmannslehrling Blankenhorn von Stuttgart. Er machte mit einigen Freunden einen Frühspaziergang, war etwas erhitzt und glaubte im Bad Kühlung zu finden; er sank sofort unter und konnte nicht mehr ge­rettet werden.

Vom Rothenberg, 17. Mai. Die bis vor wenigen Tagen noch kahlen Weinberge bedeckt nun ein grüner Schimmer. Die Weinstöcke zeigen überall an den Abhängen des Berges eine Menge von Blütenansätzen.

Bietigheim, 15. Mai. Trotz vermehrter Konkurrenz erfreut sich unser schön und zweckmäßig angelegter Fohlengarten auch dieses Jahr wieder einer guten Frequenz, indem demselben von 37 angemeldeten Tieren heute 28 Stück Fohlen, worunter 10 zweijährige, zugesührt wurden, die sich in der ihnen gewährten Freiheit munter tummeln. Die andern werden im Laufe dieser Woche ankommen, und ist zu hoffen, daß die heurige Anzahl nicht hinter der vorjährigen zurückbleibt. Die schönen kräftigen Tiere, welche nach 5monatlicher Waidezeit den Besitzern zurückgegeben werden, sowie die