Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. TonntagSblatt und
Schwäb. Landwirt.
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werden hier in der Expedition, auswärts bei allen Post- Lmterv, den Postagenteu und Postboten fortwährend auge- «MW n.
Amtliches
Die K. Pfarrämter
werden ersucht, etwaige MitgliederbcUräge für 1908 zu Gunsten des Vereins z«r Fürsorge für entlassene Gtrafgesaugeue an den Kasfi.r, Overamssekcetär Vollmer hier, gefl. einsende« zs wollen.
Nagold, den 19. Dezember 1908.
Für den Ausschuß des BezirkS-Hilfvereius:
Rrgikrungsrat: Dekan:
_ Ritter. _ Römer. _
An die Ort-Polizeibehörden.
Den Ortsp lizeiörhörden, soweit sie keine Fehlanzeige erstattet haben, find heute die erforderliche» tabellarischen Formulare zu den Anträge« auf Berleihnng der fernere« Befngnis zur Anleitung vo» Lehrlinge» i« Handwerksbetrieb zrgegange^. Softrne die Formulare nicht ausreicheu, find die nötigen EinlageboAen mit weißem Papiere eiszuheften und so abzuschueidev, daß die gedruckte Ueberschrift in den Spalten auf Seite 2 und 3 stchtbar iß.
Es wolle« uun die Anträge der Handwerksmeister veranlaßt und eutgegengenoumen. gemäß de« Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 22. September 1908 Nro. 15 954, Mirüst.-Amtsbl. S. 249, mit den nötigen Nachweisen bezw. der Beurkundung iu Spalte 7 versehen und sodann in Bäl>s dem Oberamt vorgelegt werden. (Veröl, auch den sberamtl. Erlaß vom 29. Sept. d. Js. Ges. N o. 229.)
Dabei wird zu Spalte 6 des Antragsformulars bemerkt, daß nach dem bis 1. Oktober 1908 in Kraft getretenen Recht (8 129 Gewerb.-Ordn.), die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen nur denjenigen Personen zustaud, welche
1. das 24. Lebensjahr vollendet hatten und
2. s.) eutwender die vorgeschriebene (iu der Regel dreijährige) Lehrzeit und die Ges-llrnprLsrmg erstanden
hatten oder
l>) fünf Jahre hindurch persönlich bas Handwerk selbständig auSgeübt hatten oder als Werkmeister oder in ähnlicher Stellung tätig gewesen waren, zu s.) gilt noch die Ausnahme, daß diejenigen Personen, welche vor dem 1. Apctl 1884 geboren find, nur die Erstehung einer zweijährige« Lehrzeit nachzuweisen haben und von dem Nachweis der bestandenen Gesellenprüfung befreit find, zu b) wird bemerkt, daß für diejenigen Handwerksmeister, welche ihr Geschäft erst »ach dem 1. Oktober 1898 selbständig ausgenommen haben, ein einwandsfreier Nachweis über die ordnungsmäßige Zurücklrguug einer mindestens zweijährigen Lehrzeit briznbringeu ist.
Die O tSpolizeibehördeu wollen auch diejenigen Hand- werksm ister. welche zwar iu der Regel keine Lehrlinge halten, denen gemäß dem Vorstehenden die Befugnis zur LehrliugSaulrituug auf ihren Antrag zu erteilen ist, zur Stellung dieses Antrags veranlassen, da doch später der Fall eintreteu kann, daß fie einen L hrliug einstrllen, und jetzt der geeignete Zeitpunkt hiefür ist.
Nagold, 19. Dezember 1908.
K. Oberamt. Ritter.
UoMischs HlsSerficht.
Um nichts. Unter dieser Spitzmarke schreibt die halbamtliche „Südd. Reichskorrespondenz": Die augenblicklich wieder im Schwauge gehenden Kamarilla-Artikel haben bei den verantwortlichen Regierungsstelle» dieselben Empfindungen wachgerufen, wir bei der zu Unecht aufs neue ln die Erörterung gezogenen K 'onr. Vergebens fragt mau sich, ob diesen Artikels greifbare Tatsachen zugrunde liegen. Damit, daß die Zeitungen stch wechselseitig auf ihre Artikel berufen, daß einer den andern ausschreibt und nachdruckt, kommentiert und amplifizirrt, ist noch nichts bewiesen. Mau weiß ja, wies gemacht wird: ist einmal ein erster Kamarilla-Artikel erschiene», iso sorgt der Mechanismus der Presse selbsttätig dafür, daß der Schneeball zur Lawine wird. Jeder Redakteur oder Korrespondent will oder muß dann auch seinen Kamarilla-Artikel schreibe» uud darin, wenn möglich, etwas mehr zu sagen scheinen als die audereu. Die Leute, die aus einen Kauzlerwechsel hiu- dräugen, während fie öff-utlich beteuern, kein Jutereffe darau zu haben, befinden sich nicht iu der Umgebung des Kaisers. Wer Einblick in die Verhältnisse hat, wie sie wirklich find, wer berufen ist, Seiner Majestät nahezkireteu, mutz von der Grundlosigkeit des Geredes über eine politische Kamarilla am KatserLofe überzeugt sein und hat die Ehrenpflicht, ans, dieser U-brrzrugung kein Hchl zu machen. Nicht vermeintliche Kamarillen, die man stch für diesen oder jenen Zweck konstruiert, find es, die unser politisches Leben gefährden, es ist das Ueberwuchern des Personal- klatsche», durch dessen üble Folgen der sachlichen Arbeit für die große» Ausgaben der Nation Zeit und Kräfte entzogen werden."
Diese halbamtliche Aeußerung sagt das Richtige. Wollte der größte Teil der deutschen Presse in der Wiedergabe von Gerüchten etwas sorgfältiger verfahren, daun wäre vieles besser. Die Hoffnung auf eine Aenderung dieses Zustandes ist leider sehr gering.
Im österreichischen Abgeordnetenhaus ist iu den letzten Tagen die Dringlichkeit der Aavkxioussrage verhandelt worden. Sie wurde vorgestern angenommen. In der Debatte hielt Ministerpräsident Bieuerth eine längere Rede, in der er jedoch nichts NmeS zu sagen wußte. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß einige deutsche Abgeordnete stch als Gegner der Annexion erklärten. Von slawischer Seite wurde einem Anschluß an Rußland uud England das Wort geredet unter Aufgabe des Bündnisses mit Deutschland.
I« Prag find iu den letzten Tagen einige Zeitungen konfisziert worden, die zam Boykott gegen die Deutschen
1908
anfreizteu. Eine Versammlung deutscher Frauen beschloß, im nationalen Kampf auf wirtschaftlichem Gebiet sich au die Seite des deutschen Mannes zu stellen, überdies bei allen festlichen Veranstaltungen den Luxus Hiutavzuhalteu uud die so ersparten Beträge deutschen. Schntzzweckm zuzu- führeu. — Fünf Zöglinge der Wieuer-Nenstädter Offiziers- akademie rufen den Schutz der Oeffentltchkeit durch die Presse au, weil fie wegen UebrrtrtttS von der katholischen zur evangelischen Konfession mit der Relegierung aus der Anstalt bedroht werden.
Die französische Depntiertenkammer hat auch iu ihrer gestrigen Sitzung stch noch mit dem Gesetzentwurf über die Vermehrung der Artillerie beschäftigt. Dabei befürwortete Adigard den Ankauf von Lakautomobileu, um die Beschaffung von neuer Munition für di: Geschütze zu erleichtern. Maffabuau forderte eine Neuetnteilung der Batterie«, mit der bei dem Armeekorps südlich der Loire begonnen werden soll. JauröS erklärte, es sei verständig uud gut, die Zahl der Geschütze zu vermehren. Er befürworte aber die Batterien zu 6 Geschützen, die weniger kostspielig und eher geeignet seien, die Ebenbürtigkeit mit der deutschen Artillerie zu gewährleisten. Am Schluffe seiner Rede protestierte JaurLs im Namen des Proletariats gegen die uustautgeu Rüstungen, die alle Völker Europas dem Untergang entgegensührten. Der Redner wünschte, ohne von Frankreich die Abrüstung z« fordern, was da» Land fremden Eroberungsgelüsten preisgeben würde, daß Frankreich allen Völkern ein internationales Ueberetukommeu Vorschläge. Er werde bei der Besprechung der Kredite für Marokko auf diese Frage zuruckkommeu.
Bo« einer Kriegserklärung Venezuela- a«
Holl«d ist im holländischen Ministerium des Aeußereu nichts bekannt. Man erklärt dort, daß man sich auch keine genaue Vorstellung machen könne, wie eine Kriegserklärung au die Niederlande hätte gesandt werden sollen; eS sei denn, daß mau für diese« Zwcck als genügend angesehen hätte, iu Venezuela durch eine Proklamation den Kriegszustand zu erklären und mit Feindseligkeiten zu beginnen. Judiffeu habe noch nichts ein kriegerisches Vorgehen aus fetten Venezuelas erwiesen. Die niederländische F.otille, die stch augenblicklich in den karatbifcheu Gewässern anfhält, wird im Verein mit einem vierten Panzerschiff, daß sich augenblicklich auf dem Weg nach Venezuela h findet, vorderhand als ausreichend angesehen, um allen Möglichkeiten die Spitze zu bieten. — Bon anderer Seite wird erklärt: Wenn überhaupt eine „Kriegserklärung" erfolgt ist, so könnte eS stch nur um eine Proklamation in Caracas handeln, die den Zweck hätte, eine Ableitung für die im Entstehen begriffene Revolution zn schaffen. Nach einer aus Maracaibo kommenden Newyorker Meldung wurde dort am 14. Dezember eine Kundgebung gegen Holland veranstaltet, an deren Spitze Mitglieder des Stadtrats standen und an der eine große Menschenmenge teiluahm.
Wege» einer Formel der Anerkennung Mnlay Hafids haben Frankreich uud Spante« am Donnerstag den Siguatarmächtea von Algeciras eine gleichlautende Note überreicht; die Formel wird iu Tanger dem Vertreter des Machseu durch den Doyen des diplomatischen Korps übergeben werden.
Abenteuer des Sherlock Holmes
von E»«a» Doyle.
Das getupfte Band.
(Fortsetzung.) (Rachdr. verb.)
„Höchst wunderlich!" murmelte Holmes indem er nochmals an der Klingel zog. „Einiges in diesem Zimmer ist wirklich ganz merkwürdig. Zum Beispiel muß ja der Baumeister ein vollkommener Narr gewesen sein, daß er ein Luftloch ins Nebenzimmer gemacht hat, während es gerade so gut ins Freie htoausgeheu konnte."
„Es stammt ebenfalls erst ans neuerer Zeit," bemerkte das Fräulein.
„Wurde wohl zugleich mit dem Glockeuzug angebracht?"
„Ja, damals hat man verschiedene kleine Aeudernugen vorgeuommeu."
„Die recht interessanter Art find — Scheinklingeln und Luftlöcher, die keine frische Luft zuführrn. Mit Ihrer Erlaubnis, Fräulein Stouer, wollen wir jetzt unsere Besichtigung iu Dr. Roylotts Zimmer fortsetzeu."
Dieses war größer als das vorige, aber ebenso einfach eingerichtet. Ein Feldbett, ein kleines Gestell mit Büchern, zumeist medizinischen Inhalts, ein Lehnstuhl neben
dem Bett, ein einfacher Holzstuhl an der Wand, ein runder Tisch uud ein großer eiserner Geldschrauk fielen zunächst ins Auge. Holmes ging langsam durch das Zimmer und besichtigte ein Stück um das andere mit der schärfsten Aufmerksamkeit.
„Was ist hier drinnen?" fragte er, an den Eiseuschrauk klopfend.
„Reines Stiefvaters Geschäftspapiere."
„So! — Sie haben also schon hinein gesehen!"
„Nur ein einziges Mal. vor Jahren. SS war nichts darin als Papiere, soviel ich »ich erinnere."
„Ist nicht vielleicht eine Katze drinnen?"
„Nein! Wie kommen Sie auf den sonderbaren Einfall?"
„Sehen Sie hierher." Er nahm eine kleine Untertasse voll Milch von dem Schrank herunter, die oben gestanden hatte.
„Nein; wir halten keine Katze. Aber ein Leopard uud ein Pavian find im Hause."
„Ja — so! Nun, ein Leopard ist ja eben nichts als eine große Katze, allerdings dürfte eine Uutertaffe voll Milch für seine Bedürfnisse nicht weit reichen. Nun möchte ich nur noch eines ergründen." Damit kniete er vor den Holzstuhl hin uud prüfte den Sitz mit größter Aufmerksamkett.
„Danke. Das wäre also festgestellt," sagte er, indem er aufstand md seine Lupe eiusteckte. „Hallol Da sehe ich noch etwas Interessantes!"
Der Gegenstand, der seinen Blick auf sich gezogen hatte, war eine kleine Huudeprttiche, die au der einen Ecke des Bettes hing und deren Schnur so zusammeugeknüpft war, daß sie eine runde Schleife bildete.
„Was hältst du davon, Wilson?"
„DaS ist eine gewöhnliche Hundepeitsche. Nur kau» ich mir nicht denken, wozu die Sch! eise daran dienen soll."
„Also ist fie doch nicht so ganz gewöhnlicher Art, nicht wahr? Ach ja, es ist eine schlechte Welt! Uud am aller- schlimmsten ist eS. wenn ein fähiger Kops feine Gaben zu verbrecherischen Gedanken gebraucht. — Ich glaube, ich habe jetzt genug gesehen, Fräulein Stoner; wenn Sie erlauben, gehen wie wieder auf den Rasenplatz hinaus."
Noch nie hatte ich meine» Freund mit so grimmiger Miene und so finster znsammengezogeueu Branm gesehen, als da wir den Schauplatz der Untersuchung verließen. Mehrmals gingen wir auf dem Grasplatz auf uud ab, aber weder ich noch Fräulein Stoner mochte« ihn durch eine Frage in seinen Gedanken stören, bis er selbst stch dem träumerischen Nachstunen entriß.
„ES ist von höchster Wichtigkeit, Fräulein Stoner," begann er endlich, „daß Sie »einem Rate iu jeder Hinsicht strengstens Folge leisten."
„DaS werde ich auch unfehlbar tun."
„Der Fall ist zu ernst, um die geringste Uuschlüsfigkeit