Fko. 58.

64. Jahrgang

Amts- unä IntekkigenMatt sur äen Aezir^

Erscheint Ktenstag, Ss»»er«tag L Samstag.

Die Tinrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Donnerstag, äen 16. Mai 1889.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^L 80 H, durch die Post biogen im Bezirk 2 UL 30 H, sonst in ganz Württemberg 2 UL 70 H.

Arntkiche WekcrnrrLmcrcHungen.

Die U. Pfarrämter

werden unter Hinweisung auf §> 5 der Ministerialversügung vom 21. März 1889 zur Ausführung des Gesetzes über die Vertretung der evangelischen Kirchengemeinden und die Verwaltung ihrer Vermözensangelegenheiten vom 14. Juni 1887 (Reg.-Bl. S. 45) und den Erlaß des K. evang. Konsistoriums vom 16. April 1889 (Consist..Amtsbl. S. 3980) aufgefordert, nach Ver­nehmung der Pfarrgemcinderäte Vorschläge für die Festsetzung der Zahl der in den Kirchengemeinderath zu wählenden weltlichen Mitglieder

bis 2«. Mai 1889

zu machen.

Calw, 11. Mai 1839. K. gem. Oberamt.

Supper. Braun.

Deutsches Reich.

Berlin, 12. Mai. Die Arbeiten des Reichstages.) Nach dem Beschlüsse des S e n i o r k o n v e n t s soll die dritte Beratung des Alters- und Jrwaltdengesetzes nächsten Freitag beginnen. Am Montag wird das Haus den Rest der Wahlprüfungen, am Dienstag und Donnerstag den Antrag Barth, betreffend vis Schadenersatzpflicht des Staats, Antrag Wind­horst, betreffend Congoakte rc. und Petitionen beraten. Mittwoch, als am Bußtage findet keine Sitzung statt. Der Schluß der Session wird zum 23. oder 25. Mai erwartet. In parlamentarischen Kreisen glaubt man, der Kaiser werde, nach Annahme der Jnvaliditätsvorlage den Reichstag in Person und zwar mit einer bedeutungsvollen Thronrede schließen.

Berlin, 14. Mai. Der Reichstag überwies den Antrag Brö - mel auf Abänderung des Vereinszollgesetzes an eine vierzehngliedrige Kom­mission und nahm den Antrag Ben da u. Gen., betr. Errichtung eines Reichszolltarifamts, an. Der kommandierende General des ersten Armeekorps, General v. Kleist, ist unter Belastung in seiner Stellung als Chef des InfanterieregimentsGraf Dönhoff" zur Disposition gestellt. Die türkische besondere Gesandtschaft ist um 12i/z Uhr hier eingetroffen und vom tückischen Botschafter empfangen worden. Sie hat im Kaiserhof Wohnung genommen.

Berlin, 13. Mai. Der Reichstag mußte auch heute wieder wegen Beschlußunfähigkeit seine Sitzung abbrechen. Allerdings

enthielt die heutige Tagesordnung wie auch die der nächstfolgenden Tage nichts, was eine besondere Anziehungskraft auf die Abgeordneten hätte aus­üben können. Immerhin, schreibt dieNat.-Lib. Korr.", ist diese fortgesetzte Störung infolge von Beschlußunfähigkeit sehr bedauerlich und dem Ansehen des Reichstages nicht weniger als förderlich. Die säumigen Mitglieder können nicht dringend und oft genug ermahnt werden, wenigstens zur dritten Be­ratung der Jnvaliditätsvorlage auf ihrem Platz zu erscheinen. Wer ein Mandat übernimmt, lädt damit auch Verpflichtungen auf sich. Am Freitag wird die dritte Lesung der Jnvaliditätsvorlage im Reichstag be­ginnen. Mit der Generaldebatte, die wohl wieder einen erheblichen Umfang annehmen wird, hofft man gleichwohl in zwei Tagen fertig zu werden und um Mitte nächster Woche die vollständige Erledigung des Gesetzes und damit den Schluß des Reichstages herbeiführen zu können. Dis Reichspartei des Reichstages hat eine freie Kommission eingesetzt, um für die dritte Beratung der Jnvaliditätsvorlage den Standpunkt der Fraktion zu formulieren. Von denjenigen Mitgliedern der konservativen Partei, welche auf einem der Fass­ung der Vorlage nach den Beschlüssen zweiter Lesung abgeneigten Standpunkt stehen, wird das Zurückgreifen auf die Einheitsrente und auf die Einfügung der landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaften in den Rahmen des Gesetzes beantragt werden.

Braunschweig, 13. Mai. Heute nacht traf eine amtliche Ver­ständigung ein, daß der Kaiser am 18. Abends ankommt, am 19. wieder abreist. Trotz ausgegebener Extrablätter trafen während der Nacht noch viele Fremde vom Lande ein. Die Stadt ist noch im herrlichsten Schmuck. Eine amtliche Meldung über den Tag der Ankunft des Kaisers hat übrigens bis heute nicht Vorgelegen. Die Braunschweiger Festvorkehrungen scheinen nur aus Grund von Angaben, welche bezüglich des Zeitpunktes unbestimmt lauteten, getroffen worden zu sein. Besorgte Gerüchte über ein angebliches Unwohlsein des Kaisers werden schon durch die Thatsachen entkräftigt, daß der Kaiser noch heute auf dem Tempelhofer Felde militärischen Uebungen beigewohnt bezw. dieselben teilweise persönlich geleitet hat.

Der Kaiser erhielt, wie derHamb. Cocresp." mitteilt, dar Telegramm von dem Siege des Reichskommiffars Hauptmann Wißmann über Buschiri, während er das 1. Garde-Regiment auf dem Tempelhofer Felde besichtigte, und sprach sich höchst erfreut darüber aus. Der Kaiser erinnerte sich sofort, daß Wißmann diesem Regiments angehöre, und meinte, es sei ein hübscher Zufall, daß er gerade in diesem Augenblicke die Siegesbotschaft er­halte. Zu den Offizieren gewendet, sagte der Kaiser, das Regiment könna stolz darauf sein, daß es einen so braven Kameraden habe. Der Kaiser

Ke uillston.

Berschkwgme Jaden.

Roman aus dem Englischen von Hermine Franken st ein.

(Fortsetzung.)

42. Kapitel.

Für Sir Ralph Lynwood war der Umstand, daß der Familienschmuck aus dem Zimmer seiner Frau verschwunden war, der sicherste Beweis dafür, daß ihre Flucht vorher bedacht und mit Lionel Egerton vereinbart gewesen war. In dem Schmerz und der Demütigung, welche diese Entdeckung für ihn mit sich brachte, war alles Uebrige vergessen und er sagte Nichts von der Veranlassung, wamm er und der Doktor so lange wartend aufgeblieben waren.

Nicht so Doktor Seaport, dem gar sehr um die Aufklärung des Geheimnisses zu thun war; er hielt es vielmehr für seine Pflicht, Otto von der schwerwiegenden Entdeckung, die er bezüglich der Ursache von der Erkrankung des Baronets gemacht hatte, in Kenntnis zu setzen.

Der junge Offizier war anscheinend von dieser Eröffnung völlig überwältigt so daß er eine Zeit lang kein Wort hervorzubringen vermochte. Endlich sagte er:

Und Sie glauben, daß das Gift meinem Onkel in der Limonade verabreicht wurde?"

Ja, es ist hierfür alle Wahrscheinlichkeit vorhanden."

Otto zögerte, scheinbar überlegend, noch einige Augenblicke; dann wandte er sich an Sir Ralph:Erinnerst Du Dich eines Morgens vor nicht langer Zeit, als Du durch das Fenster Deines Studierzimmers sähest, wie Adrienne Etwas in Deine Limonade that?"

Sir Ralph machte eine leicht zustimmende Bewegung; er erinnerte sich nur zu wohl an diesen Umstand und derselbe schien jetzt eine tätliche Bedeutsamkeit für ihn zu haben."

Reden wir nicht weiter davon," sagte er in sehr mattem Tone.Ich bin er­

müdet, erschöpft, fast unfähig, zu denken, geschweige denn, zu reden. Ich muß eine Zeit lang Ruhe haben."

Mit dieser Absicht stimmte Doktor Seaport vollkommen überein, denn der Baronet sah wirklich nicht danach aus, als ob er zu der geringsten Anstrengung fähig wäre. Seine Züge waren eingesunken und verfallen und tiefe, bläuliche Ringe lagen um seine Augen. Der Arzt wollte ihm einen beruhigenden Trank verordnen, aber Sir Ralph weigerte sich, denselben zu nehmen.

Ich brauche Ruhe, nur Ruhe," sagte er und so ließen sie ihn allein mit den tausendfachen Qualen, die er um seine junge Gattin litt, an die er eine Welt voll Liebs verschwendet hatte, eine Liebe, die ihm auf so schlimme Art vergolten worden war.

Sehr zeitig am nächsten Morgen kam Doktor Seaport wieder nach Lynwood- Hall, denn er war im höchsten Grade beunruhigt wegen Sir Nalph's Befinden, und seine Angst verminderte sich nicht, als er ihn sah. Der Baronet war die ganze Nacht nicht im Bette gewesen; hohläugig saß er in seinem Lehnstuhl, ein trauriger Gegensatz zu seinem früheren Ich.

Otto war bei ihm, als der Doktor eintrat.

Mein lieber Sir Ralph, ich beschwöre Sie, ein beruhigendes Mütel zu nehmen und zu Bette zu gehen!" rief der Doktor aus.Sie bedürfen dringend der größten Ruhe!"

Aber es ist mir ganz unmöglich, sie zu finden," antwortete Sir Ralph in ergreifend traurigem Tone.Ich muß dieses Geheimnis wegen des Giftes zuerst aufklären. Otto hat mir eben gesagt, daß nicht nur um seinetwillen, sondern auch wegen der ganzen Dienerschaft wir trachten müßten, der Sache auf den Grund zu kommen, und darin stimme ich mit ihm überein. Aber," fügte er hinzu, sich mit der Hand über die Stirn fahrend,ich bin nicht in der Verfassung, irgend Etwas selbst zu thun, und ich muß diese Aufgabe daher Ihnen übertragen."

Dr. Seaport verneigte sich ernst zustimmend und zog sich mit Otto in ein anderes Zimmer zurück, um die Sache ihm zu besprechen.

Ich für meinen Teil zweifle nicht im entferntesten daran, daß Lady Lynwood