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Iserrr spreche» Ik». »v.
Jernsprecher M». >v°
8». Jahrgang.
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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. EonntagSblatt und
Schwäb. Landwirt.
M 287
Montag dm 7. Aezemöer
1908
YoMsche Weberftchl.
Holland verliert jetzt anscheinend in seinem Konflikt mit Venezuela die Geduld. Am Donnerstag find drei hollSndischr Kriegsschiffe die Küste von Puerto Cabrllo und La Guatra entlang gefahren, um gegen Venezuela zu demonkrteren.
Rach Meldungen an» dem Orient hat das jung« türkische Komitee, das bemerkte, daß das Ministerium tu der Boykott-Angelegenheit Nachgiebigkeit zeigt, die schärfsten Gegeumaßregelu zur Aufrechterhaüuug der Bewegung au- georduet. Ju Jaffa ist die österreichische Post angegriffen vordeu. Aach zwei Postsäckr mit Weihnachtsgeschenke» des deutschen Kaisers für das deutsche Hospital in Jerusalem sollen hierbei ins Meer geworfen worden sein. Deutschland verlangt 150000 ^ Entschädigung. — Gegenüber den Meldungen über auffällig umfangreiche Truppentransporte aus Böhmen und Uagaru nach Bosnien bestreitet die österreichisch-ungarische Regierung wiederholt, daß es sich um kriegerische Vorbereitungen handle. Auch wird behauptet, daß die Lage sich überhaupt wesentlich zu bestem beginne, womit jedoch die sonst eiulaufeuden Meldungen wenig über- eiusttmme». — Die türkisch-montenegrinischen Verhandlungen find beendet worden: die strittigen Grenzsrageu seien auf Grund flüherer Grenzarbeiten geregelt worden.
Aus Saloniki wird gemeldet, daß von Havre aus weitere 340 Tonnen Kriegsmaterial für Serbien »nter englischer Flagge nach Saloniki unterwegs seien. Eia serbischer Oberst fei bereits zur Uebernahme in Saloniki eiugetroffen. — Di? bulgarische Regierung Hst der serbischen Regierung die Erlaubnis zur Durchfuhr von 1000 in Rußland angekauftru Artilleriepserdw erteilt.
Ei» abermals beknnnt -«-ebenes Manifest des Schahs über die Nichtberufung des Medschlis hat den russischen «ud den englischen Gesandten tu Teheran veranlaßt, neuerdings bei der prrfischen Regierung zu protestieren. Sie haben die Antwort erhalten, daß das Anschlägen der Proklamation nicht mit Genehmigung des Schahs (?) erfolgt fei. Dieser habe deu Gouverneur vou Teheran zur Verantwortung gezogen und ihm befohlen, die schuldigen Unterbeamten zu bestrafen. — Zugunsten einer Verfassung find i« religiösen Zentrum von Nesched Unruhen ausgebrocheu, was als Beweis dienen kann, daß dir Geistlichkeit nicht ausnahmslos aus seiten der Reaktionären steht. Auch in Asterabad und in deu umliegeudeu Dörfer» sind Unruhen zu guusteu der Wiedereinführung der Verfassung ausgebrocheu.
Präsident Nord Alexis von Haiti ist an Bord eines französischen Schulschiffes geflohen. Auf dem Weg zum Hasen, ans dem chm der französische Gesandte Schutz verl'.eh, war er dem Hohn und Spott der Volksmenge aus- gesetzt. Alle zum Kampf gegen die Rebellen ausgesavdteu Truppen find nach Port au Privce zmück ekehrt nrd haben die Waffen uiedergelegt.
Ju der Hauptstadt Haitis war eS vor der Flucht des Präsidenten Nord Alexis noch zu Blutvergießen und
Plünderungen gekommen. 20 Personen wurde« auf beiden Setten getötet. Nunmehr herrscht Rahe iu Port au Prince; der Sicherheit halber haben aber die fremden Diplomaten deu augenblicklichen Machthabern mitgetetlt, daß i« Fall de- Wiederbeginns der Unruhen die Kriegsschiffs Truppen landen würde«. 150 Plünderer, Männer uud Frauen wurden verhaftet. Ein großer Teil der Beute konnte ihnen wieder abgeuommeu werden.
Der -«fetzgebende Rat von Aegypten hat einstimmig beschlossen, die Regierung des Khedtoe zu ersuchen, ein Gesetz zu entwerfen, das der Nation das Recht verleihe, au der inneren Verwaltung des Landes wirksamen Anteil zu nehmen. Ferner möge die Regierung eine neue Versammlung mit endgültiger gesetzgebender Gewalt schaffen, deren Gesetze nur für die Eingeborenen gelten sollten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 4. Dez.
Am Tische des Bundesrats: von Bethmaus-Hollweg.
Die zweite Beratung des Abschnitts der großen Gewerbenovelle. der sich mit der gewerblichen Frauenarbeit beschäftigt, wird fortgesetzt.
§ 139 behandelt die Ausnahmen, die gestattet find, wenn Naturereignisse oder Uaglückssälle deu regelmäßigen Betrieb unterbrochen haben. Die höhere Verwaltungsbehörde kann sie bis zur Dauer vou 4 Wochen gestatten, in dringen- den Fällen auch die untere Verwaltungsbehörde bis zu vierzehn Tagen.
Der Paragraph wird angenommen.
§ 139 a bestimmt, daß der Bundesrat ermächtigt ist, die Verwendung von Arbetteriuuen, sowie vou jugendlichen Arbeitern für gewisse Gewerbezweige, die mit besonderen Gefahren für Gesundheit oder Sittlichkeit verbunden find, gänzlich zu untersagen. Für Gewerbezweige, iu denen regelmäßig zu gewissen Zetten des Jahres eia vermehrtes Ar- beitsbedürfms etntrüt (Saisonivdustrie), sollen Ausnahmen von den allgemeinen Schutzbestimmusgeu gestattet sein, jedoch höchstess 40 Tage jährlich. Die Sozialdemokraten beantrage», 30, die Natiouallibrraleu 60 Tage.
Die Anträge werden nach kurzer Debatte abgelehnt und der Paragraph iu der Kommiffiousfaffuug angenommen.
8 154 bestimmt, daß die Vorschriften dieser Novelle keine Anwendung finden auf Arbeiter iu Apotheken, in Nebenbetriebeu vou Handelsgeschäften, iu Heilanstalten Md Genesungsheimen, auf Mufikaufführnngeu, Schaustellungen, theatralische Vorstellungen und sonstige Lustbarkeiten. Die Bestimmungen für Jugendliche und Arbeiterinnen solle» nicht Anwendung finden für Gärtnereien auf das Gast- u. Schankwirts- sowie auf das LerkehrSgewerbe.
Abg. Dr. Pfeiffer (Ztr.): Theater und musikalische Aufführungen sollten endlich aus der Gewerbeordnung heraus, uud als künstlerische Betriebe angesehen werden.
Abg. Schmidt-Alteuburg (Rp.) begründet seinen Antrag wonach BrmdeSratSv;rsrdlMug?n für die iu 8 154 genannten Arbeiterkategorim außer Wirksamkeit gesetzt werden sollen, wenn der Reichstag sie nicht gmrhmigt.
Abg. Trimboru (Ztr.): Herr Schmidt fordert eine
Erweiterung der parlamentarische» Macht. Der Geist Naumanns uud Heines scheint über die Herren vou der Reichspartei gekommen zu sein. (Große Heiterkeit.) Der Autrag ist aber höchst gefährlich für die ruhige Fortentwickelung unserer sozialpolitischen Gesetzgebung.
Abg. BehreuS (wirtsch. Lgg.) verlangt eine baldige gesetzliche Regelung der Arbeiterverhältuiffe iu den Särtnerei- betrieben.
Abg. Irl (Ztr.) bedauert, daß man nicht die Handwerkskammern über die Vorschläge des Entwurfes gehört habe und befürchtet eine für das Handwerk ungünstige Auslegung.
Staatssekretär v. Bethmaun-Hollweg sucht ihn zu beruhigen und wendet sich gegen deu Antrag Schmidt- Alteuburg.
Abg. Frhr. v. Gamp (Rp.) verteidigt deu Antrag Schmidt-Alteuburg. Wenn «au dem Bandesrat allein deu Erlaß der Verordnungen überlaste, so laufe das Handwerk große Gefahr, das schon jetzt unter der Geheimnistuerei uud Btelregiererei leide.
Abg. Schmidt-Berliu (Soz.) wendet sich gegen dm Antrag Schmidt-Alteuburg uud begründet einen sozialdemokratischen Antrag, wonach die Ausnahmebestimmungen zu Gunsten vou Werkstätten tu denen der Arbeitgeber ausschließlich zu seiner Familie gehörige Personen beschäftigt, gestrichen werden sollen.
Abg. Cano (frs. Bp): Der Antrag Schmidt-Alteuburg steht ja verlockend aus, ist aber inkonsequent. Wenn wir zum BuudeSrat kein Vertrauen haben, dürfen wir ihm überhaupt nicht das Recht geben Verordnungen zu erlassen. Dringend notwendig ist der gesetzliche Schutz für die Arbeiter iu Gärtnereien, die Angestellten in Heilanstalten uud die Schauspieler. Die Verhältnisse im Schauspielergrwerbe verdienen jetzt das Wort „Sklaventum". Die TheaterhauS- gesetze enthalten geradezu unwürdige Strafbestimmungen. Die gesetzliche Regelung dieser Verhältnisse muß möglichst beschleunigt werden. (Lebhafter Beifall.)
Der Antrag Schmidt-Alteuburg wird gegen die Stimmen der R:ichspartei abgelehnt dagegm der Antrag Schmidt-Berlin durch Hammelsprung mit 149 gegen 103 Stimmen angenommen.
Angenommen wird auch 8 154 e wonach Arbeiterinnen in Bergwerken, Salinen usw. nicht unter Tage uud über Tage mr mit der Wäsche, dem Transport und der Verladung der Produkte beschäftigt werden dürfen. Ferner werden die Resolutionen der Kommission angenommen, die Gesktzrntwülfe verlangen zur Regelung der ArbcitSverhält- viffe. der Gärtueretarbeitrr, der Arbeiter in Theatern bet Masikaufführungen, Schaustellungen uud sonstigen Lustbarkeiten und der Arbeiter iu öffentlichen uud privaten Krankenhäusern, Heilstätten uud Genesungsheimen.
Damit ist der Abschnitt der Gewerbenovelle über Frauen- und Kinderschuh (Berner Konvention) iu zweiter Lesauq erledigt.
Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr: Erste Lesung des Etats nud der Besolduogsvorlage.
Abenteuer des Sherlock Holmes
von E»«a» Doyle.
Das getupfte Band.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
„Weshalb zittern Sie," fragte Holmes seine Klientin.
„Bor Augst, Herr Holmes, vor Schrecken." Bei diesen Worten schlug sie den Schleier zurück, und wir sahen nun, daß sie fich in der Tat iu einem Zustand bedauerlicher Aufregung befand; ihr Gestcht war ganz verzerrt und aschfahl, md sie blickte angstvoll um sich wie ein gehetztes Wild. Ihren Zügen und ihrer Figur nach mußte mau sie für 30jährig halten, allein ihr Haar zeigte bereits Spuren vou Grau, und es lag etwas Müdes und Abgezehrtes in ihrer ganzen Erscheinung.
Holmes musterte sie mit einem seiner alles durchdringenden Blickt. „Sie müssen keine Angst haben," sagte er in beruhigendem Tone, indem er fich über st? beugte. „Wir werden gewiß bald alles iu Ordnung bringen. Sie find heute früh mit der Bahn augekommeu, wie ich sehe."
„Kennen Sie mich denn?"
„Nein, ich bemerke nur die eine Hälfte der Rückfahrkarte, die Sie tu Ihrem linken Handschuh stecken haben. Sie müssen früh ausgebrocheu sein uud hatten daun bis znr Bahn eine tüchtige Fahrt in einem Jagdwageu auf schlechten Wegen zu machen."
Mit dem Ausdruck höchsten Erstaunens starrte die Fremde «einen Freund an.
„Sie brauchen fich nicht zu verwundern, werte Dame," fuhr dieser lächelnd fort. „Der linke Aernrel Ihrer Jacke ist an nicht weniger als 7 Stellen mit noch ganz nassem Schmutz bespritzt. Kein anderes Fuhrwerk wirst aber so viel Schmutz auf wie ein Jagdwageu, uud am aller- schlimmsten ist es vollends, wem «au vorne links nebm dem Kutscher fitzt."
„DaS wag sein wie es will, jedenfalls treffen Sie mit Ihren Schluff n das richtige," versetzte sie. „Ich fuhr vor 6 Uhr vou Hause ab, braucht! 20 Minuten bis nach Leather- head «ud traf mit dem ersten Zuge hier au der Waterloo- Station rin. Es kann nicht länger so fortgeheu, ich halte es nicht mehr aus, ich werde wahnsinnig. Ich habe niemand, au den ich «ich wenden könnte — niemand; nur ein Einziger nimmt Aoteil au mir, uud der kann nicht viel für «ich tun, der Arme. Mau hat mir vou Ihnen erzählt, Herr Holmes. Eine meiner Bekannten, Frau Farintosh, der Sie einmal in ihrer schrecklichen Bedrängnis Beistand leisteten, hat mir Ihre Adresse gegeben. Ach, meinen Sie nicht, Sie könnten mir vielleicht ebenfalls helfen und die dichte Finsternis, die mich umgibt, wenigstens durch einen schwache» Schimmer erhellen? Sie für Ihre Dienste zu belohnen! bin ich freilich zurzeit nicht imstande, aber iu 6 Wochen oder einem Monat, wenn ich verheiratet uud im Besitze «eines BermögenS diu, sollen Sie «ich nicht undankbar staden."
Holmes evtuah« seinem Schreibtisch rin kl'inrS Buch
mit Aufzeichnungen über frühere Fälle uud schlug darin nach.
„Farintosh," murmelte er, „ach ja, jetzt erinnere ich mich des Faller. Es handelte fich um einen Opalkopfschmuck. DaS war noch vor deiner Zeit, Watsou. — Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß ich mich Ihres Falles mit Vergnügen ebenso eifrig armehmev werde, wie damals der Angelegenheit der Ihnen befreundeten Dame. Was meine Belohnung betrifft, so finde ich solche einzig in meiner Tätigkeit selbst; dagegen steht es Ihnen stet, mir «eine etwaigen Auslagen bet gelegener Zeit zu ersetzen. Und nun bitte ich Sie, uns alles «itzuteilev, waS für die Beurteilung deS Falles irgend von Wert sein kann."
„Ach," begann die Fremde, „das schrecklichste an meiner Lage ist gerade, daß meine Befürchtungen so unbestimmter Natur sind, uud mein Verdacht fich auf höchst geringfügige Umstände stützt, die jedem anders bedeutangSloS erscheinen. Selbst der Manu, von dem ich tu erster Linie Rat uud Hilfe zu erwarten berechtigt wäre, bettachtet alle Vermutungen, die ich ihm gegenüber äußere, lediglich als Eingebungen meiner überreizten Nerven. Er sagt es nicht gerade heraus, allein ich merke eS an seinen beschwichtigenden Antworten uud ausweichenden Blicken. ^(Fortsetzung folgt.)
Erklärt. Fräulein: Wenn ich meinen Vetter Paul sehe, fühl» ich mich immer stürmisch bewegt. Herr: Ra ja, er ist ja auch et» windige» Brudrr.
— Schlau. — .Du wirst nicht «üb», dir zarten und weißen Hände Dein« Krau zu bewundern." — .Ja, da« tu» ich absichtlich, damit st« nicht auf den Eedanten kommt, selbst zu kocheu.