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Wißwannschen Truppen sind Feldwebel Peter und 40 Schwarze tot, Haupt­mann Richelmann, Proviantmeister Lieutenant Illing, Stabsarzt Schmelzkopf und Sulzer leicht verwundet.

Fages-WeuigkeiLerr.

sAmtlichesj. Infolge der an den Schullehrerseminaren zu Nürt­ingen und Nagold vorgenowmenen Aufnahmeprüfung sind nachstehende Präpa- ranten zum Eintritt in ein Staatsseminar ermächtigt worden und zwar in das Seminar zu Nagold: Bodamer, Felix, von Calw, Böttinger, Heinrich, von Gechingen, Braun, Bernhard, von Liebelsberg, Breitling, Christian, von Dachtel, Heinz, Karl, von Deckenpfronn, Mohr, Gottlob, von Calw, Schwarz, Karl, von Gechingen, Stöffel, Philipp, von Dachtel, Walter, Karl, von Stammheim, Widmaier, Karl, von Calw.

Stuttgart, 10. Mai. Das Königspaar ist> um 112/4 Uhr unter Kanonendonner und Glockengeläute eingetroffen und von den Spalier bildenden Vereinen und einer unzähligen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt worden. Auf dem Bahnhof waren nur die Mitglieder des Königs- Hauses erschienen. Das Königspaar und besonders der König zeigte ein gesundes Aussehen. Ein bedauerlicher Zwischenfall ereignete sich bei der Ankunft auf dem Perron. Ein anscheinend irrsinniger, Mecha­niker Staib von Merklingen, machte sich an die höchsten Herrschaften heran und hielt eine konfuse Rede. Von Prinz Ernst zu Sachsen-Weimar wurde derselbe ergriffen und der Polizei übergeben.

Böblingen, 10. Mai. Seit letzten Dienstag wurde die 20 Jahre alte Tochter eines hiesigen Drehermeisters vermißt. Gestern abend fand man sie im oberen See beim Badhaus tot auf. Eine Ursache zu dieser unglückseliger That läßt sich nicht finden.

Freudenstadt, 10. Mai. In den letzten Tagen gingen bei schwüler Temperatur sehr starke Gewitter bei uns nieder, welche öfters mit Hagel verbunden waren. Auch heute Nachmittag zwischen 1 und 2 Uhr war der ganze Horizont von Gewitterwolken umlagert, welche sich in einem heftigen Platzregen unter unaufhörlichem Blitzen und Donnerschlägen entluden. Der Blitz schlug unter furchtbarem Gekrach in die Arbeiterwohnung des Glasfabrikanten P. Böhringer neben dem Bahnhof hier ein, ohne jedoch zu zünden; er beschädigte das Dach und die Seitenmauer desselben. Diese Witterung wirkt ungemein befördernd auf unsere Pflanzenwelt ein.

Horb, 10. Mai. Heute hatten wir das Glück und die Freude, beide Majestäten in erwünschtem Wohlsein sich etwa 7 Minuten hier aufhalten zu sehen; die Allerhöchsten Herrschaften wurden bei Ankunft, Aufenthalt und Abfahrt unter Böllersalven durch den Stadtrat begrüßt. Bahnverwaltungs­gebäude und Bahnhosrestauration waren insbesonders reich geschmückt. Der König befahl den Bezirkskommandeur, beide Bezirksbeamte und den Stadt­vorstand zu sich in den königlichen Waggon und erkundigte sich bei dem­selben in huldvollster Weise nach den Zuständen des Bezirks und der Stadt. Auch die Königin entbot den Stadtschultheißen und ein Gemeinderatsmitglied an den königl. Wagen. Wie der königl. Extrazug durch lebhafte Hoch der zahlreich am Bahnhof versammelten Menge empfangen worden war, so wurde er auch zur Verabschiedung mit begeisterten Hochrufen begleitet.

Pfullingen, 10. Mai. Gestern abend machten die Turner nach der Uebungsstunde einen Dauerlauf durch unsere Hauptstraße. Der erst kürzlich dem Verein beigetretene Ik'/ejährige Zögling Martin Schwille blieb schon nach kurzer Zeit zurück und mußte sich beim Rückweg nach der Turnhalle mehrmals niederlaffen, in der Heergaffe fiel er plötzlich um und blieb tot. Ein Herzschlag hat seinem jungen Leben ein Ende bereitet. Sch. litt an einem Herzfehler und kränkelte überhaupt schon längst. Der rasche Tod steht in keinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Dauerlauf, den der Verstorbene überhaupt nur eine kurze Strecke mitmachte.

Göppingen, 10. Mai. In der gestrigen Nacht wurde abermals in einem hiesigen Geschäfte ein Einbruchsversuch gemacht und zwar in der Korsettschließen-Fabrik von W. Wißner an der Hohenstaufenstraße. Die

Diebe wurden durch das elektrische Läutewerk, da» die Fabrik mit der Wohn­ung verbindet, verraten und flüchteten sich, als Leute kamen. Sie wurden aber erkannt und werden wohl bald dingfest sein. Der eine ist ein Arbeiter au« Rechberghausen, der andere ein hier Ansäßiger. Man vermutet, daß diese Beiden auch die vorausgegangenen Einbrüche verübt haben.

Aalen, 10. Mai. Heute abend 7 Uhr ging ein schweres Gewitter über die Stadt hin, das schon vor seinem Ausbruch durch die auffallende Färbung und Gestaltung der Wolken Böses ahnen ließ. In der That traf sofort nach den ersten Donnerschlägen heftiger Hagelschlag ein. Die Körner erreichten zum Teil die Größe einer Welschnuß und eine sofort nach dem Gewitter vorgenommene Besichtigung de« Gartens zeigte, daß die Bäume viele Blätter und Blüten verloren haben, so daß der Boden unter den Bäumen damit bedeckt ist. Hoffenlich ist der Schaden auf den Feldern nicht zu bedeutend.

Heilbronn, 9. Mai. Gestern nachmittag gerieten die Kleider eine« Dienstmädchens beim Ausblasen einer Spiritusflamme in Brand. Da» Mädchen sprang brennend auf die Straße. Einem Schutzmann gelang es mit Hilfe eines weiter herzugekommenen Mannes, die Flamme zu ersticken, doch trug das Mädchen bedeutende Brandwunden an beiden Armen, der Brust und im Gesicht davon, so daß es, nachdem ihm in einem benachbarten Hause die erste Hilfe geleistet worden war, in das Krankenhaus verbracht werden mußte. Sein Zustand ist zufriedenstellend. Der Fall ist 'eine neue, dringende Warnung vor dem Ausblasen der Flamme in den Petroleum- Handlampen.

Von der Eyach, 9. Mai. Bei dem Gewitter, das am Dienstag Mittag ausbrach, befanden sich der Bürgermeister und 5 Gemeinderäte von Stetten OA. Haigerloch, zum Abschätzen von Langholzstämmen im Gemeinde­wald. Sie suchten je zu 3 Mann Schutz unter dem Geäste von zwei nahe bei einander stehenden Tannen. Kurze Zeit darauf schlug der Blitz in eine derselben, worauf die unter ihr Stehenden anscheinend tot zu Boden fielen, doch kamen sie wieder zum Bewußtsein und konnten sich vom Boden erheben. Einer derselben leidet indessen noch am Gehör. Immerhin lief die Sache verhältnismäßig gut ab. Der Fall bildet aber doch einen neuen Beweis dafür, wie gefährlich es sei, gegen Gewitterregen Schutz unter hohen Bäumen zu suchen. Albbote.

Neuß, Reg.-Bezk. Düsseldorf, 8 . Mai. In Wickrath schlug am Sonntag nachmittag der Blitz in die Kirche ein, welche fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Eine Frau wurde sofort getötet, acht Personen wurden schwer, viele andere leicht verwundet.

Jena, 8 . Mai. Hier wurde der Drahtwarenfabrikant Otto ver­haftet, weil er von seinen 11 Kindern vier durch Gift aus dem Leben schaffte.

Wevrnischtes.

Lebensversicherung s- und Ersparnisbank in Stutt« gart. Der Rechenschafts. Bericht pro 1888 ist erschienen und wird die Bankmitglieder befriedigen. Im neu angetretenen Geschäftsjahr 1889 ist der Zugang lebhaft, derBanks 0 nds hat sich bis Ende April bereits um wettere 2 Millionen, bezw. auf 74 Millionen Mark gehoben. Die Sterblichkeit ist bis jetzt sehr günstig, solche steht im Vergleich zum Vorjahr um ca. Vs Million Mark zurück.

Gegen Wundgehen. Die deutschen Militärbehörden haben nach eingehenden Versuchen als bestes Mittel gegen Wundgehen den Salicysäure- talg eingeführt. Denselbtn stellt man sich her, indem man 2 Teile Salicyl« säure in 5 Teile Benzoetinktur löst und der Lösung 100 Teile Hammelfett, welches vorher mit 5 Teilen Benzoeharz verrieben wird, zusetzt. Das . Ganze wird tüchtig umgerührt und in paffende Blechbüchsen oder in Dosen gefüllt.

Sowohl das Zimmer, in welchem sie sich befand, als auch Lucy selbst, machten den Eindruck ungewöhnlicher Nettigkeit; aber sie sah bekümmert und ängstlich aus, und ganz zufällig entdeckten plötzlich die scharfen Augen des Detektivs ein Zeitungs­blatt auf dem Tische neben sich, welches den Bericht über den Mord in Wshire .in großer Ausführlichkeit brachte.

Ich bin gekommen, um mit Ihnen von Ihrer Schwester zu sprechen," be­gann Healp und Lucy unterbrach ihn, indem sie hastig die Hände zusammenschlug und ausrief:

Sie können mir Auskunft über Joyce geben, mein Herr? Wir sind sehr beunruhigt ihrethalben!"

Dann haben Sie Nichts von ihr gehört, seit sie nach der Geburt ihres Kindes von hier forgegangen ist?"

Nein, Herr, kein Wort."

Und Sie wissen nicht einmal, wo sie i,t?"

Nein"

Sie ist in Wshire," sagte Healp ernst,und sehr bekümmert über den Tod von Mr. Gilbert Farquhar. Sie haben von seiner Ermordung in dm Zeitungen gelesen?"

Ja, Herr," sagte Lucy mit einem tiefen Seufzer,und ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, daß es die gerechte Strafe für seine Schlechtigkeit sei. Ich habe es Joyce immer gesagt, daß die Stunde der Vergeltung für Mr. Far­quhar nicht ausbleiben werde."

Ihre Einfalt verriet dem Detektiv Alles, was er wissen wollte, wonach er sie jedoch nicht so offen zu fragen wagte. Es war ihm längst unumstößlich klar, daß Joyce Weston und Natalie Egertons Kammerfrau eine und dieselbe Person seien, und daß sie von Farquhar hintergangen worden war.

Der Schluß, dm er aus diesen Thatsachen zog, ergab sich aus sich selbst.

Ihre Schwester wurde sehr schlecht behandelt," bemerkte er und Lucy ent- gegnete in warmem Tone:

Ja, Herr! Und wenn Sie sie hätten sehen können, ehe sie mit Mr. Far­quhar heimlich fortging, hätten Sie gesagt, daß sie ein ungewöhnlich hübsches und liebmswürdiges Mädchen war. Und wie verwandelt sie zurückkehrte!"

Sie hat diesm Mr. Farquhar dann wohl sehr gehaßt, nicht wahr?"

Ja, das war das Seltsamste an der Sache, sie haßte und liebte ihn gleichzeitig, und ich bin mir nie klar darüber geworden, welches Gefühl das stärkere bei ihr war. Als sie nach Hause kam, war sie von der furchtbarsten Bitterkeit gegen ihn erfühlt, und als ihr Kind geboren war, verlangte sie nur nach dem Erbärmlichen, der sie betrogen hatte; all ihre Liebe für ihn schien zurückgekehlt zu sein."

Der Detektiv glaubte, die Wandlungen, welche ihre Gefühle durchgemacht hatten, wohl verfolgen zu können. Sie war in der Absicht, Farquhar zu sehen, nach London gegangen; dort hatte sie wahrscheinlich von der Verlobung des Banquiers gehört und, von eifersüchtigem Haß erfüllt, auf Natalie Egerton's Inserat geant­wortet, worauf sie in der Absicht nach Kings-Dme gegangm war, dem Mann, dm sie liebte und haßte zugleich, irgend ein Unheil zuzufügen. Durch die Augengläser und eine veränderte Art, sich zu kleiden, entzog sie sich der Gefahr, von ihm erkannt zu werden, und so geschützt, überwachte sie alle Schritte Farquhar's.

Healp zweifelte nun auch keinen Augenblick mehr daran, daß sie es ebenfalls war, die damals auf so geheimnisvolle Art in der Nacht in Natalie's Zimmer rin­ge drungen war, um ihre Nebenbuhlerin zu töten; daß sie aber, als dieser Versuch mißlungen war, einm rötlichen Stoß gegen die Schuldlose zu führen beschlossen hatte, indem sie die Waffe gegm dm treulosen Verräter selbst erhob, doch so, daß der Verdacht auf die gehaßte Rivalin fallen mußte; sie hatte es ausgeführt, mit verhäng­nisvollem Erfolg, und noch galt es, sie zu ill>erführen, gegm die bis jetzt Nicht» sprach als, wmn auch der bestimmteste, so doch ebm nur der Verdacht.

(Fortsetzung folgt.)