I
Erscheint'täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 im Bezirksund 10 Km-Berkehr 1.2S im übrigen Württemberg 1.3S Monatsabonnements nach Verhältnis.
4
Amis- Mil AiM-M fll dm GbttMts-ökjirk AiWld.
A-rnspvch-v Kr. «S 8«. Aayrgarrg. I-vnspr-chrv Nv. LS.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
U 377
Ärmliches.
Bekanutmachuug
betr. Feldbereinignng ans Mrrknng Eber-Hardt.
Am Montag de« 7. Dezember d. IS. fi 'd-t von nachmittag- » Utzr au auf dem Rath««» i» EberS- hardt die
Besitzstands- «nd Einschätzuagstagfahrt
für die in Ausführung begriffene Feidberetuiguug auf Markung Ebershardt statt.
Hiezu werden alle beteiligten Güterbefitzer mit dem Bemerken eingeladeo, daß etwaige Einwendungen gegen die BefitzstandSanfnahme und gegen die vorgeuommene Schätzung bet Äusjchlußvermetduug b!S zur Tagfahrt bei der VollzagSkommWiu oder in letzterer selbst vorzabringeu find und daß gegen die Versäumung rechtzeitigen Vorbringens solcher Einwendungen eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht stattfivdet.
Die betreffenden Akten, der Sttnatioukplan mit den eiugezeichneteu Eigentums- und Bouitieruugsgrenzsn, die Bouitiernugsprotokolle, das Bonitieruugs-BerzrichniS, das Befitzstandsregister und daS Verzeichnis über die ermittelten Wertserhöhungen und Verminderungen find zur allgemeinen Einsichtnahme auf dem Rathause in Ebershardt bis zum 7. Dezember l. IS. aufgelegt.
Die Mitglieder der Vsllzugskommisfion find aus Verlangen bereit auf dieser Tagfahrt das von ihr eingehaltene Verfahren mündlich des Näheren zu erläutern.
Nagold, den 2. November 1908
K. Oderamt. Ritter.
Deutscher Reichstag.
Reichsfinanzreform.
Berlin, 21. Nov.
Spahn (Ztr.): Wie der Staatssekretär sich die Lösung der Finauzprobleme gedacht hat, wird sie der Reichstag nicht lösen. Mit den 500 Millionen, mit denen man zur alten preußischen Sparsamkeit zurückkehren will, ist es nicht getan, sondern Preußen kommt mit 200 MM. hinzu, nod au die Eiuzelstaaten werden weitere Forderungen hrrantreten. Wenn alle diese Forderungen erfüllt werden, wird das deutsche Volk beinahe 9 Milliarden, gleich 30"/», an Abgaben zu entrichten haben, ganz abgesehen davon, was die Kommunen und öffentlichen Institute brauchen. Da ist zunächst die Zuckersteuer. Es ist nicht richtig, den zukünftigen Miud:rertrcrg dieser Steuer einfach als Verlust zu buchen. Die Fchrkartensteuer war verfehlt. Wenn «an aber durch ihren Fortfall eine Rückwanderung in
Abenteuer des SherLock Holmes
von E»»a« Doyle.
4) Fünf Apfelstnenkerne.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
„Wis habe» Sie getan?" fragte Holmes.
„Nichts."
„Nichts?"
„Offen gestanden" — er barg das G-stcht in seine zarten, weißen Hände — ich fühle mich hilflos. M r wie einem armen Kaninchen zu Mute, nach dem die Schlange den gierigen Rachen aussp-rrt. Ich muß in der Hand eines unwid rrofltchen, unwiderstehlichen Verhängnisses sein, daS weder Vorsicht noch Sorge abznwenden vermag."
„U-fini!" rief Shrrlock Holmes, „handeln muffen Sie, junge: Mann, sonst find Sie verloren. Nur Energie vermag Sie zu retten. Zum Verzweifeln ist jetzt nicht die Zeit."
„Ich habe die Sache bei der Polizei augezeigt."
„So?"
„Dort hörten sie mir lächelnd zu. Ich weiß, «au hält die Briefe für einen dummen Spaß und di: Todesfälle meiner Verwandten gelte« dort nach dem Ausspruch der Gericht; für Unglück-fälle, die mit der Warnung in keinem Zusammenhang stedcn."
Holmes erhob seine gefalteten Hände: „Unerhörte Borniertheit!" rief er aus.
„Jsmerhin wurde wir ein Schutzmann zugewiesen, der mit m r im Hause bleib n darf."
„Kam er heute abend mit Ihnen her?"
„N iu, sein B fehl lautet im Hause zu bleiben."
W eder rang Holmes die Hände.
„Wmum kamen Sie zu mir?" fragte er, „und vor allem, warum kamen Sie nicht gleich?"
Mittwoch dm 25. November
höhere Wageuklasseu zn erzielen hofft, dann irrt die
Regierung. Bor allem muß gespart werden, besonders in Heer und Marine. Mit der Branntweinsteuer au sich find wir eivvrrstandeu, nur die Art der Steuererhebung behagt uns nicht. Bei der Brausteuer erscheint uuS namentlich die Staffelung falsch. Ferner müssen, wenn die alkoholartigeu. Getränke steuern sollen, gerechterweise auch die nichtalkoholhaltigen Getränke zur Steuer herangezogeu werden. Daß die Regierung jetzt beim Tabak dir Bauderolesteuer vertritt, ist auch merkwürdig. Für die Wetusteuer können wir nicht eintreteu. Wir find auch gegen die Erhöhung der Schaumweinsteuer i« Juterreffe der Fabrikanten. Was die Elektrizitätssteuer «»langt, so ist die Belastung, namentlich der kleinen Gewerbetriebe, nicht so gering, wie der Staatssekretär es hiustellt. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Gassteuer. Gegen die Plakatstemr haben wir keine Bedenken, wohl aber gegen die Jaseratensteuer. Die kleine Presse würde nicht in der Lage sei«, diese Steuer zu tragen. Die Erbschaftssteuer wird nach den Erklärungen der Konservativen nicht lauge auf der Btldsläche bleiben.
Staatssekretär v. Sydow: Das E ndrtugen in die Berechnung des Sollbedarfs des Reich:s hat mich dahin geführt, daß die Summe, die gefordert wird, nicht zu niedrig veranschlagt werden darf. Die letzt' Fmauzreform scheiterte daran, daß die Einnahmen auf 245 Millionen berechnet wurden, das tatsächliche Ergebnis aber um 120 Millionen betrug und die neuen Ausgaben damals in der Tat nicht voraoszufkheu waren. Die Matrikularbeiträge lassen sich zur Zeit unmöglich zur Ausbesserung der Reichsfinanzreform heranziehen. Der Etat wird in diesem Jahr um 100 Millionen überschritten werden. Daher ist die Mehrforderuug von 500 Millionen nicht zn hoch veranschlagt. Die Brausteuer wird die kleinen Brauer nicht schädigen, sondern ihnen dir Möglichkeit birtev, daß die Steuer von den Biertrinkern getragen wird. Die Zahl der Zigaretteukleiubetriebe hat in Deutschland seit der Zigarettenbestmerung zngenommev, ebenso die Zigarrenkleivbetriebe in Amerika, trotz der Zigarrensteuer. Durch die Elektrizitätssteuer wird Preußen mehr belastet werden als Bayern, namentl ch wenn es an die Elektrisierung seiner Staatsbahneu geht.
Paasche (natl.): Einzelne Parteien find an der Finavznot des Reiches nicht schuld, eher die verbündeten Regierungen. Mastig dürfen eben nicht mehr leichten Herzens Anleihen aufgeuommeu werden. Man muß sorgfältig darauf achten, daß die Ausgaben nicht durch Schulden, sondern durch ordentliche Einnahmen gedickt werden. Die Finanzresorm kann nicht nur eine Steuerbewilligung sein, sie muß eine Aendrruug unseres ganzen Finanzgebahreus tu sich schließe«. Vor allem müssen Re!ch und Einzelstaaten eine reinliche Scheidung zwischen ihren Finanzen vornehmen.
„Ich wußte ja nichts von Ihnen. Erst heute sprach ich mit Major Prenderg-rst der mir riet, Sie anfzusuchsu."
„Es find schon zw:t Tage verflossen seit Empfang des Briefes. Wir hätten früher handeln sollen. Weitere Beweise haben Sie wohl nicht als die hier vorliegenden? — irgend etwas, dis uns auf die Spur helfen könnte?"
„Doch, hier ist etwas," sagte Jahn Openshaw. Er durchsuchte seine Rocktasche, zog ein Stück bläulich gefärbtes Papier hervor und legte es auf den Trsch. „Ich erinnere mich dunkel, daß damals, als mein Oheim die Papiere verbrannte, die schmalen unverkohlten Ränder in der Asche von solch eigentümlicher Farbe waren. Dieses einzelne Blatt fand ich am Boden in feinem Zimmer, und fast vermute ich, es könnte aus den Papieren heransgefallen und so der Zerstörung entgangen sein. ES steht aus, als wäre eS ein Blatt aus einem Tagebuch. Sie finden die Kerne darin erwähnt, sonst hat es wohl wenig Wert für uns. Die Schrift ist unbedingt di; «eines Oheims."
Holmes zog die Lamp; näher und beide neigten wir nus auf das Blatt, dessen zerrissener Rand deutlich zeigte, daß es zu einem Heft gehört hatte. März 1869' stand obenan und darunter folgende rätselhafte Notizen:
„4. Hudson gekommen. Dieselbe alte Plattform.
„7. Die Kerne an Mc. Kauley, Paramore nud John Swam von St. Augustine ausgezeben.
„9. Mc. Kaulch erledigt.
„10. John Swain erledigt.
„12. Paramore besucht. Alles gut."
„Danke," jagte Holmes, faltete daS Blatt und gab es dem jungen Mann zurück. „Nud nun dürfen Sie um keinen Preis mehr einen Augenblick vrrliereu. Wir haben nicht emmal die Zeit, das Besprochene näher zu erörtern. Sie Müssen sofort nach Hanse «ad handeln."
„Was soll ich tun?"
„Nur eines ist möglich, und das muß sofort geschehen: Dies Stück Papier, das Sie uns zeigten, muß in den Me-
1S08
Meine Freunde glauben, das beste wäre, die UeberweisuugS-
steueru ganz anfzuhebeu. Die Matrikularbeiträge find ein wertvolles EiuuahmebewilliguugSrecht des Reichstages, aus das wir nicht verzichten können. In der Bauverwaltuug kann viel gespart werden, noch mehr in der Militärverwaltung. Manches Bataillon wird zur Teilnahme au Paraden zwecklos von Ort zu Ort geschickt. Manches Uaiformstück ist nicht mehr nötig im Lande der allgemeinen Wehrpflicht. Beim Branntwein sehen wir im Monopol die zweckmäßigste Form der Steuer. Die Brausteuer ist durchaus berechtigt. Bei der Weinsteuer wird ein großer Teil meiner Freunde für größere Schonung des Weines eiutreten im Interesse des kleinen Winzers. Die Banderolesteuer kommt für uuS nicht in Frage. Die Gas- nud ElektrizitätSsteuer ist keine Verbrauchssteuer, sondern sie greift tief ins Erwerbsleben ein und schadet auch den Kommunen. Ueber die Möglichkeit einer Plakatstmer find wir uns einig. Die Nachlaßsteuer ist ganz zu verwerfen. Schaffen Sie eine Vermögenssteuer! Die Zusage mache ich, daß wir au der Finanzresorm nach Kräften Mitarbeiten werden.
Fiuauzmiuister v. Rheiubabeu: Die verbündeten Regierungen haben oft DeckuugSvorlageu eiugebracht, aber sie find immer ganz oder teilweise abgelehut worden. Die Regierungen find deshalb au der Finavznot nicht schuld. Die Matrikularbeiträge bttte ich nachträglich nicht einzuzkehev, denn ich wüßte nicht, wie die Einzelstaate» sie leisten sollten. Folgen Sie der Regierung in der periodischen Festsetzung der Matrikularbeiträge, wenigstens für die nächsten 5 Jahre, dann können Sie übersehen, was für Folgen Ihr Vorgehen gehabt hat, und haben eine Aeuderuug des Verfahrens noch immer in der Hand. Der Gedanke einer RetchsvermögenS- steurr ist nicht durchführbar. Der Versuch dazu wurde der Ruin der finanziellen Selbständigkeit der Eiuzelstaaten fein.
v. Dzie«bowsky (Pole): Wir haben kein Vertrauen zu einer Regierung, die nationale und soziale Unterschiede verschärft, einem Teil der Reichsaugehöriges das Bersamm- luogsrecht nimmt und die RetchsaugehSrkgeu expropriiert. Dennoch werden wir in der Kommission daran Mitarbeiten, die Vorlagen so auszugestalteu, wie sie für das Reich von Vorteil find.
Berlin, 23. Nov.
Wiemer (frs. Vp.): Die Reform sei nicht dazu da, daß die Eiuzelstaaten ein gutes Geschäft machen. Die Festlegung der Matrikularbeiträge auf 5 Jahre lehnten feine Freunde unbedingt ab, denn das würde nur ein Zwangsmittel sein zur Bewilligung neuer Steuern. Den Vorlagen fehle Klarheit und Urberfichtlichkeit. Der Bedarf von 500 Millionen werde sehr gekürzt werden können. Seine Freunde hielten daran fest, daß eine Retchsvermögenssteuer gerecht-
tallkafteu kommen; Sie legen einen Zettel bei, der besagt, daß alle anderen Papiere von Ihrem Oyet« verbrannt wurden und nur dieses zurückgeblieben ist. Sie müssen eS so abfafsen, daß sich an der Wahrheit Ihrer Aussage nicht zweifeln läßt. Daun stellen Sie das Kästchen auf die Sonnenuhr, wie verlangt wird. Haben Sie verstanden?"
„Vollkommen."
„Denken Sie jetzt weder an Rache noch au sonst dergleichen. Das werden wir wohl später auf gesetzlichem Weg« erlangen können. Für jetzt haben wir nufer Netz noch za spinnen, während der Feind bereits seine Beute umgarnt hat. Vor allem gilt es der großen Gefahr zu entgehen, die Sie bedroht. Dann muß der Schleier gelüftet werden «nd die Schuldigen finden ihre Strafe. Wie kehrcu Sie zurück?"
„Mit de« Zuge vom Waterloobahuhof."
„Es ist noch nicht 9 Uhr. Die Straßen find jetzt belebt und so hoffe ich, Sie find sicher. Doch können Sie nicht vorsichtig genug sein."
„Ich bin bewaffnet."
„Das ist recht. Morgen nehme ich Ihren Fall in Angriff."
„So darf ich Sie in Horsham erwarten?"
„Nein. Ihr Geheimnis liegt in London verborgen; hier muß ich danach forschen."
„So werde ich Sie in den allernächstes Tagen aufsuchen und Ihnen über Kasten und Papiere berichten. Ihr Rat soll genau befolgt werden."
Er reichte uns die Hand und verabschiedete sich. Draußen heulte der Wmd noch immer und der Regen schlag an die Fenster. ES war als hätten die entf-fsütea Elemente diese merkwürdige Begebenheit zu uuS hereiageweht — wie einen von den Wogen «»geschwemmten Büschel Seetang, den nun das tobende Meer wieder verschlang.
(Fortsetzung folgt.)