Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 ^ im Bezirksund 10 Km-Verkehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.38 Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Jernspvechev Fkv. »v.
8L. IcrHvgang.
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Anzeigen-Gebühr'j K s. d. Ispalt. Zeile auS jgewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10rZ. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem PlauderMbchen und
Echwäb. Landwirt.
267 Arettag dm 13. Movemver 1908
Amtliches.
Beka«»t«ach««g.
KuirstßewerbUcher Meisterkmrs für Dekoratiou-«aler.
Vsn der Lehr- und Bersuchswerkstätte der K. Kaust» gewerbeschule in Stuttgart, Senefelderstr. 45 wird iu diesem Murer wieder mit Gruehmiguug des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens ein kunstgewerblicher Meistrrkurs für Dekorationsmaler iu den Monaten Dezember 1908 bis Februar 1909 veranstaltet.
Der Unterricht beginnt am Montag, den 7. Dezember 1908 und wird mit Unterbrechung durch eine Pause über Weihnachten und Nevjrhr bis Ende Februar 1909 dauern.
Der Unterricht umfaßt im wesentlich?» die verschieden' artige Verwendung der Schrift in der Dekorationsmalerei, das Entwerfen der Typen, die Anordnung in Berücksichtigung des Zwecks und der farbigen Erscheinung. Verbunden find damit Hebungen iu der Farbengebung, Farbenzusam- menstellang und die praktische Durchführung einzelner Aufgaben in den verschiedenen gebräuchliche« Techniken.
Teilnehmer des Kurses 1906/07 finden Gelegenheit, ihre Hebungen sortzrfetzeu.
Den Teilnehmern ist Gelegenheit geboten, die Akt- zeicheustunden, srwie die knnstgeschichtltchen und naturwissenschaftlichen Vorträge au der Anstalt zu besuchen. Diejenigen Teilnehmer, die beabsichtigen, sich der Meisterprüfung bei der hiesigen Handwerkskammer nach Beendigung drS Kurses zu unterziehen, werdm aufgefordert, dies sofort bei der Anmeldung zu bemerke», damit dafür Sorge getragen werde« kaun, daß der von der Handwerkskammer in üblicher Welse veranstaltete VorbrreituugskurS für die theoretischen Fächer (Preisberechnung, Buchführung und Wrchsellehre) anschließend au den Metsterkurs, abgehalten wird.
Zu dem Meisterkurs werden Meister und Gehilfen des Dekoratiousmalergewerbes, welche eine gmögeude kunstgewerbliche Vorbildung besitzen, soweit die Raumverhältuiffe es gestatten, zugelafsen.
Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs find spätestens bis S« November ds. I». bei der Lehr- und Lersuchswerkstätte, S?oefclderstraße 45, eivzureichru. Den Aumeldungen sind, soweit es sich nicht um Teilnehmer früher abgehalteuer Kurse handelt, einige Arbeiten beizugeben, auch ist die Angabe über etwaigen früheren Schulbesuch und über die seitherige praktische Tätigkeit erforderlich.
DaS Uaterrichtsgeld beträgt 10 Es kann minderbemittelten Teilnehmern auf Ansuchen nach fleißigem und erfolgreichem Besuch des Unterrichts zurückerstattet werden.
Stuttgart, den 30. Oktober 1908.
gez. Paukok.
Abenteuer des Sherlock Holmes
von Corrau Doyle.
3) Der geheimmsvolle Mord im Tale vou BoSeombe.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
„Ach, pappr:l-p:pp! Jetzt habe ich keine Zeit! Ihr linker Faß, mit sciuer Drehung nach innen, ist ja allenthalben sichtbar. Dem vermöchte sogar ein Maulwurf zu folgen! Und hier verschwinden Ihre Schritte im Rohr. Ach! wie einfach wäre vieles gewesen, hätte ich hier sein können, ehe alles wir von einer Büffelherde niedergestampft wurde. Hier kam die Gesellschaft mit de« Aufseher her und fie hat wahrhaftig 7 bis 8 Fuß um die Leiche herum alle Spuren vertrampelt. Aber hier — hier stad drei abgesonderte Abdrücke ein und desselben Fußes. Holmes zog ein Ber- größeruigSglas hervor und legte sich auf seinen Regenmantel nieder, um genauer sehen zu können, wobei er mehr mit sich selbst als mit uns sprach: „DaS sind des jungen Mc Car- thys Spuren. Zweimal ging er ruhig, und einmal lief er so geschwind, daß die Sohlen sehr kräftig, die Absätze nur ganz flüchtig eingedrückt find. Dari« liegt seine ganze Geschichte. Er lies als er seinen Later am Boden sah. Ferner find hier die Fußstapseu des Vaters als er auf- und ab- giog — was ist aber das?" DaS Kolbeneude des Gewehrs au der Stelle, wo der Sohn stand und aufhorchte. — Uad dies? — Ha! ha! Was haben wir hier? Fußspitzen! Fußspitzen! Und das find breite — ganz ungewöhnliche Stiesel! Sie kommen — gehen — kommen wieder — natürlich, wegen des Mantels. Wo aber kamen fie her? Holmes lief auf und ab, bald fand er die Spur, bald verlor er fie, bis wir au der Waldecke, zu einer Buche, dem größten Baum der Umgegend, gelaugten. Holmes ging
Komische Hleberfichl.
Die Verständigung »wische« De«tschla«d ««d Frankreich wegen dis Zwischenfalls vou Casablanca ist bereits erfolgt. Am Dienstag haben im Auswärtigen Amt zu Berlin der stellvertretende Staatssekretär vou Kiderleu- Wächter und der französische Botschafter Cambon folgendes Uebereinkommeu unterzeichnet: „Die deutsche und die französische Regierung bedauern die Erreignifse, die sich iu Casablauca am 25. September dieses Jahres zugetrageu und untergeordnete Organe zur Anwendung vou Gewalt und zu ärgerlichen Tätlichkeiten geführt haben. Sie beschließen, die Gesamtheit der hierbei enstaudenen Fragen einem Schiedsgericht zu unterbreiten. In beiderseitige« Einvernehmen v rpfl'chtet sich jede der beiden Regierungen, ihr Bedauern über die Handlungen dieser Organe iu Gemäßheit des Spruches auszusprecheu, den die Schiedsrichter über den Tatbestand und die Rechtsfrage abgeben werden." — Die deutsche Regierung hat also uachzegebev, und Frankreich hat einen moralischen Erfolg gegenüber der deutschen Diplomatie errungen. Man wird fragen dürfen, warum auf deutscher Seite nicht von vornherein mit größerer Objektivität verfahren wurde. Denn es gilt doch als erstes Gebot diplomatischer Klugheit, uur solche Forderungen aufzustelleu, für die der Nachweis voller Berechtigung erbracht werden kann und die einigermaßen Aussicht auf Erfolg haben. Wäre nach diesem Grundsatz verfahren worden, so wäre Deutschland nicht uur eine ueue moralische Schlappe, sondern auch viel Aufregung erspart geblieben.
Die Lage a«f de« Balka» hat keine Veränderung erfahren. Fortgesetzt betonen die beteiligten Balkaustaateu ihre friedlichen Absichten, indem fie Truppen entlasse?. ES handelt sich freilich uur um Reservisten, die ohnedies ent!affen werden müßten. Allzuviel Wert uud Bedeutung ist also diesen Maßnahmen nicht beizumeffm. In Sofia scheint als eine Folge der ersten Ernüchterung Verstimmung Platz gegriffen zu haben, besonders bei der Regierungsmehrheit. Mau rechnet jetzt schon mit dem Rücktritt des Kabinetts.
Dr. Wekerle, der ungarische Ministerpräsident, hat im ungarischen Abgeordnetenhause Erklärung über die Balkanfrage abgegeben. Er äußerte fich recht zuversichtlich uud gab der Hoffnung Ausdruck, laß des unziemliche uud drohende Verhalten Serbiens einer nüchternen Auffassung Platz machen werde. Bemerkenswert ist, was Wekerle über das Verhältnis Oesterreichs zur Türkei sagt. Er erklärte eS nämlich für ausgeschloffen, daß die kaiserliche Regierung einen Teil der türkischen Staatsschuld als Entgelt für die endgültige Besitznahme Bosniens übernehmen werde.
Bei« Schah vou Perfie« haben der großbritau- uische und der russische Gesandte, die täglich zusammen konferieren, erneut Vorstellungen erhoben wegen Wiedereiu-
weiter im Schatten des Baumes, legte wieder das Gesicht an den Boden uud stieß einen leisen Ruf der Befriedigung aus. Lange Zeit blieb er in dieser Stellung, durchsuchte Blätter und trockene Zweige, nahm, wie mich dünkte, etwas Staub iu eine» Briefumschlag und untersuchte mit seinem Glas nicht allein den Boden, sondern sogar die Rinde des Baumes, so hoch er reichen konnte. Ein spitzer Stein lag im Moos, auch den betrachtete er genau und nahm ihn zu fich. Dann folgte er einem Fußweg durch den Wald bis zur Landstraße, wo jede Spur verschwand.
„Das war ein höchst merkwürdiger Fall," bemerkte er uud nahm w eder sein gewohntes Wesen an. „Ich denke, das graue Haus dort muß die Wohnung des Aufsehers fein. Ich w.rde wohl hiueiugeheu, ein paar Worte mit Morau reden uud vielleicht einige Z.ilen schreiben. Nachher können wir zum Frühstück zurückfahreu. Gehe« Sie gefälligst voraus zum Wagen, ich folge sogleich."
Ungefähr zehn Minuten später wareu wir auf dem Wege nach Roß; Holmes hielt noch immer den Stelu, den er im Walde aufgelesen hatte.
„Das könute Sie interessieren, Lestrade," bemerkte er uud wies aus deuStein, „der Mord wurde damit ausgeführt."
„Ich sehe keinerlei Anzeichen an dem Stein."
„Es find auch keine daran."
„Wie wollen Sie es dann wissen?"
„Das Gras wuchs darunter, also lag der Stein erst seit wenigen Tagen dort. Die Stelle, wo er weggruommeu woiden war, ließ sich nicht fiadeu. Er paßt genau zu deu Verletzungen. Vou einer anderen Waffe ist keine Spur vorhanden."
„Und der Mörder?"
„Ist ein großer Maun, der links ist, mit dem rechten Fuß hinkt, starksohlige Jagdstiefel uud einen grauen Mantel trägt, indische Zigarren raucht, eine Zigarrenspitze beuützt
führung einer konstitutionellen Regierung. Ferner erhoben
sie gemeinsame Vorstellungen wegen der Lage iu TäbriS uud rieten zur Milde. — Ueber die reaktionäre Farce vom Sonnabend wird deu „Times" folgendes berichtet: Nur wenige hundert Personen wareu iu Lageschah erschienen. Sie mußten durch Reihen vou Kosaken passiere» und daun die Petition gegen die Verfassung unterschreiben. Die Mullahs warfen fich darauf vor dem Schah nieder und beschworen ihn, die Schande vom JSlam zu nehmen, woraus der Schah gerührt die Abschaffung der Konstitution versprach. Ein Diner für das diplomatische Korps beschloß die wohlvorbereitete Komödie. — Am Dienstag trat iu Bageschah ein Rat von Notabeln zusammen, um ein Gesetzbuch für die Verwaltung und die Justiz zu entwerfen. Dieses alte Projekt wurde augenscheinlich erneuert, um die Unzufriedenheit zu zerstreuen, die infolge der Kundgebung am letzten Souuabeud herrscht.
Auf der Insel Samos dauert das strenge Regiment des Fürsten Kapassts fort. Neuerdings hat mau mit der Errichtung befestigter Kasernen begouueu. Allenthalben auf der Insel, auch iu deu Klöstern, finden HauSsuchuugeu nach Waffen statt.
Die Kaiser-Interpellation im Reichstag.
«er«», 11. N°».
Am BundeSratstisch: Fürst Bülow, Bethmauu-Hol- weg, v. Tirpitz, Dernburg u. a.
Die Besprechung der Interpellationen betr. die Veröffentlichungen im „Daily Telegraph" wird fortgesetzt.
Abg. Frh. v. Gamp (Rp): Ich will dem Standpunkt des Abg. Liebermauu vou Sonueberg im allgemeinen nicht eutgegentreten. Aber die Art und Weise, wie er gesprochen, wird in weiten konservativen Kreisen keine Billigung finden. (Zuruf des Abg. Liebermauu v. Sounrberg: Im Westen!) Auch im Westen nicht! Es ist etu tragisches Geschick, daß ein Herrscher, dem die Arbeiter sc viel zu verdanken haben (Stürm. Widerspruch uud Gelächter b. d. Soz.) so wenig Nuklang bei deu großen Mafien findet. Im Gegensatz zu meinem Parteifreunde Frh. v. Zedlitz möchte ich die Ursache darin sehen, daß seit dem Abgänge des Fürsten Bismarck der Kaiser keinen Minister fand, der den Willen, den Mut uud die Kraft hatte, seine verfassungsmäßige Pflicht gegenüber dem Kaiser zu erfüllen. Daß Caprivi eine» Einfluß auf deu Kaiser nicht ausübeu konnte, ist klar, er war ein Soldat, der gehorchte. Aber auch der vou mir sehr verehrte ehrwürdige Fürst Hohenlohe besaß di se Kraft nicht. Bet dieser Sachlage hat Fürst Bülow natürlich einen besonders schweren Standpunkt. Im Auswärtigen Amt find viele Beamte, die schneidiger find als der Kanzler. Es ist uur
und ein stumpfes Federmesser iu der Tasche hat. Noch einige andere Jndkcien find vorhanden, doch mögen diese genügen, um uuS auf die rechte Fährte zu bringen."
Lestrade lachte. „Ich gehöre leider noch immer zu deu Ungläubigen," sagte er. „Theorien find schön und gut, aber, wie Sie wissen, haben wir's mit einem hartschlägigen englischen Schwurgericht zu tun."
„Nons verrons," Miinte Holmes gelüsten. „Si; arbeiten nach Ihrer Methode — ich nach meiner. Heute nachmittag habe ich zu tun und werde wahrscheinlich mit dem Abeudzug nach London zurückkehreu."
„Uud die Sache hier im Stich lassen?"
„Nein — beendigt."
„Aber das Geheimnis?"
»Ist gelöst."
„Wer war denn also der Mörder?"
„Der Herr, dm ich beschrieb."
„Aber wer ist er?"
„Das heraaszufiadeu wird gewiß nicht schwer sein. Allzu bevölkert ist ja die Umgegend nicht."
Lestrade zuckte mit deu Achseln. „Ich bin ein Praktiker," sagte er, „uud kann wirklich nicht im Lande umherlaufen, um einen lahmen Herrn, der links ist, zu svchrn. Ich würde ja damit bet der ganzen Polizei zur Zielscheibe des Spottes."
„Schon gut," meinte Holmes gelassen. „Meiue Schuld ist's nicht, wenn Sie fich blamieren. — Hier ist Ihre Wohnung. Leben Sie wohl. Bor meiner Abreise schreibe ich Ihnen noch eiu Wort."
Nachdem wir Lestrade abgesetzt hatten, fuhren wir nach uuserm Hotel, wo das Frühstück bereits auf dem Tisch stand. Holmes schwieg uud saß in Gedanken versunken mit schmerzlichem Ausdruck da, wie .jemand, der fich in einer verwickelten Lage befindet. (Fortsetzung folgt.)