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Leutkirch, 7. Mai. In Aichstetten fingen am Samstag zwei Eisenbahnarbeiter, welche den ganzen Abend friedlich mit einander im Wirts­hau» gesessen hatten, wegen eines Frauenzimmers mit einander Streit an, als sie eben gehen wollten. Der eine versetzte dabei seinem Gegner mehrere Stiche, von denen einer die Lunge traf, ein anderer einen Darm durchlöcherte. Der Verletzte liegt hoffnungslos darnieder; er ist verheiratet und Vater von 4 noch unerwachsenen Kindern. Der Thäter ist ein Südtiroler; nach der That floh er, wurde aber sofort telegraphisch verfolgt und in Lindau festgenommen.

Konstanz, 6 . Mai. Eine That roher Zerstörungswut, die warscheinlich schon während der Osterfeiertage verübt wurde, ist soeben entdeckt worden. Auf mehreren der von Prof. Häberlin aus Stuttgart im Kreuzgange des Jnselhotels wahrhaft künstlerisch ausgesührten Freskogemälde fand man einzelne Figuren vor, deren Augen oder Nasen ausgekratzt waren, so daß ganze Gruppen in herzbrechender Weise verunstaltet erscheinen. Hoffentlich gelingt es, den oder die Urheber der frechen, bübischen That aus. findig zu machen und mit empfindlicher Strafe zu belegen. Als nicht minder roh und unmenschlich muß der ruchlose Frevel bezeichnet werden, welcher dieser Tage in Ueberlingen vorkam, wo 8000 Stück auSgeblütete amerikanische Lachssorellen, die demnächst in den See gelassen werden sollten, in der neu angelegten Fischzuchtanstalt durch Einwerfen von Kalk vernichtet wurden. Ein besseres Schicksal hatten 20.000 junge Aale, welche am letzten Donnerstag als Geschenk der Fischzuchtanstalt Hüningen i. E. in Ueberlingen ankamen und sofort in den Bodensee eingesetzt wurden.

Berlin, 29. April. Eine heftige Benzinexplosion verwüstete die Damengarderobe-Reinigungsanstalt der Frau B. Charles. Dabei haben zwei Personen sehr schwere Brandwunden erhalten. Dem Dienstmädchen waren durch Unvorsichtigkeit beim Plätten die Kleider in Brand geraten; brennend stürzte sie in das anstoßende Zimmer, wo sich alsbald die dem dort befind, lichen Benzinkessel, an welchem Mutter und Tochter Charles beschäftigt waren, entströmten Gase mit lautem Knall entzündeten und die beiden Frauen, zu Boden schleuderten. Die Explosion war eine so heftige, daß die nach der Straße gerichteten Fenster zerschmettert und ihre Trümmer weit über die Straße geschleudert wurden.

London, 7. Mai. Der Brand der Seifenfabrik von D. u. W. Gibbs in Milton Street gestern Morgen war eine der größten Feuersbrünste, welche in London seit Jahresfrist vorgekommen sind. Fast von allen Distrik- ten der Hauptstadt erschienen die Spritzen. Die Flammen verbreiteten sich schließlich über 24 große Lagerhäuser. 22 wurden mehr oder weniger be. schädigt. 17 Dampsspritzm und 5 Hydranten ergossen ihre mächtigen Strahlen bis spät in den Morgen auf die brennenden Gebäude. Die Gegend ist seit vielen Jahren der Schauplatz häufiger Feuersbrünste gewesen.

Wermischtes.

— Der kräftige Amtsstiel des vorigen Jahrhunderts ist bekannt und findet ein» Probe in einem Verweis, den das herzoglich würt. tembergische Konsistorium erließ: . Pfarrer in Leobrunn I Nun kommt

er auch einmal wieder vor das herzogliche Konsistorium, heilloser Tropf, liederlicher Gesell, habituelles Laster, 26jährig aneinanderhängendes Laster, Ignorant von Haus aus, Idiot von jeher, versoffener Zapf, Branntweinkolb, Bierlägel, Sündenkloak! Das ist jetzt das letztem«!. Wir sehen einander nimmer. Bei dem geringsten Exzeß — es darf kein Exzeß, sondern nur ein kleiner Fehler sein — ist er ohne Gnade kassiert. Er hat zwar schon dies, mal kassiert werden sollen, das hochpreißliche, geheime Ratskollegium hat aber

diesmal noch Gnade vor Recht — versteht er mich — vor Recht ergehen lassen, befohlen, man soll ihn einmal rechtschaffen putzen, was hiermit geschieht. Jetzt äiximus et sslvsvimus , Stuttgart geschehen 26. September 1759. Fromann, Konfistorialrat." Und das einem Pfarrer I „Lothr. Ztg."

Natur spiele. In der Fischzuchtanstalt des Herrn Wanner in Moosbrunn bei Lavant nächst Linz haben im Oktober v. I. mehrere inte» ressante Abnormitäten das Licht der Welt erblickt. Z. B. ein Fischlein mit 3 Augen; nebst den zweien, wie sie allen eigen, sitzt noch ein drittes Auge auf dem Kopf. Noch interessanter ist ein Fischpaar, das aus zwei vollkommen ausgebildeten Köpfen, aber nur aus einem gemeinsamen Schwänze besteht, d. h. der Fisch gabelt sich ungefähr in der Hälfte seiner Länge in zwei Fische, Die seltsamen Tierchen, die nur die Länge von ungefähr 3 Ctm. haben, wurden dem Ferdinandeum in Innsbruck eingeschickt. Am 22. v. Mts. hat eine Kuh des Oekonomen Franz Hainz zum „Heumeier" auf der Heide nächst Braunau in Oberösterreich ein Kalb mit 2 Köpfen und 4 Augen zur Welt gebracht. Da« Kalb ist tot. — Eine dem Schuhmacher Bauer in Brauns, darf in Nieder österreich gehörige Ziege, welche in Vorbereitung auf die Wurf, zeit durch volle drei Wochen mit Wein und Brot gefüttert und zur weiteren Stärkung mit altem Wein getrieben worden war, warf letzter Tage sechs gesunde, muntere Böcklein. Das Mutterthier ging drei Tage später zu Grunde.

— Wer eine Löwenwäsche sehen will, der hätte Gelegenheit im Zoologischen Garten in Berlin, wo diese Verrichtung täglich mit den vier jungen, im Februar d. I. geborenen Löwen vorgenommen wird. Die Hauptwerkzeuge dabei sind ein Eimer mit Wasser und eine große Bürste. Die Wüstenprinzen (soll wohl heißen wüste Prinzen) geberden sich bei der Wäsche ganz wie andere unverständige Kleinen; sie prusten und winseln, gleich als würde ihnen das größte Leid angethan, um sich nach der erfrischenden Reinigung höchst behaglich zu fühlen und doppelt munter umherzupurzeln. Auch die Verschiedenheit der Charaktere offenbart sich bereits deutlich bei dieser Wäsche; das eine Löwenkind sträubt sich mit allen vier Pranken gegen die raue Bürste und sucht den Wärter die Kraft seiner Zähne fühlen zu lassen, wofür natürlich ein kleiner Nasenstüber nicht ausbleibt, das andere fügt sich mit der Miene des Märtyrers, nur leise wimmernd, in das unab» wendbare Verhängnis. Wie jedes Bad, so macht auch dieses Appetit, und sobald der Wärter den Käfig wieder verlassen hat, umwerben die vier Kleinen stürmisch ihre mächtige Hundeamme, die denn auch geduldig ihre Nahrung spendet und überhaupt sich als eine sehr gutmütige Pflegemutter erweist. Die kleinen Löwenrachen und Löwentatzen packen schon derb zu, aber stets hat Blandine, wie sie heißt, nur eine sanfte Abwehr für alle schmerzhaften Angriffe. Dabei muß sich das arme Tier die schlimmsten zoologischen Verwechselungen gefallen lassen. Tierbörse.

Standesamt Kakm.

G etraute.

4. Mai. Johann Baptist Wirthle, Hotelier von Thiengen und Christiane Luise Widmaier hier.

Gestorbene:

6. Mai. Christiane Luise Friedrike, geb. Kremser, Ehefrau des Johann Friedrich Kromer, Feilenhauers, SO Jahre alt.

6. „ Karl Walter, Steinhauer von Olsbrücken bei Kaiserslautern, 44 Jahre alt.

6. „ Friedrich Bosch, Sohn des Daniel Bosch, Strickers, 7 Monate alt.

Gottesdienste am Sonntag, den 12. Mai 1889.

Vom Turm: 269. Vormittagspredigt Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christen- lehre mit den Söhneen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshuus: Herr Gundert.

Gotteräienste ia ll«r Metkoäistenkupekke am Sonntag, den 12. Mai 1889, morgens 9 Uhr, abends 5 Uhr.

Amtliche Kelranntmachungen.

Revier Hirsau.

S1re«reistg-Verkauf

am Dienstag, den 14. Mai, vor- mittags 8>/2 Uhr, aus dem Staatr- wald Lützenhardt, Abt. Rlttweg, Streureisig in 9 Flächenlosen, im Hirsch in Oberkollbach.

Revier Hirsau.

Kerörinde-

Hersteigerung.

Am Donnerstag, den 16. Mai, nachmittags 3 Uhr, wird im „Adler" in Calw der Anfall an Gerbrinde (Fichtenrinde), ca. 600 Zentner, aus dem Staatswald Olten- bronnerberg, Abt. Schleichdorn und Pflanzschule, im öffentlichen Aufstreich verkauft werden.

K. Revieramt.

Revier Stammheim.

Hras-Werkauf.

Am Montag, den 13. Mai, vormittags 9 Uhr. wird der heurige Grasertrag von Wegen und Kulturen

im SraatSwald (auch Beckenegart und Wasserbaum) im Rößle in Stamm­heim verkauft.

Revier Hofstett.

Eichen- und Wuchen- Slamirchotz-Werkauf

— -- —— Montag,

Iden 13. Mai,

^vormittags 10

aUhr, im Lamm ( zu Agenbach, .aus Frohnwald Z4 Oedengrund, 6 Heselrain, 59 Rehgrund und aus sergwald 4: Tropfen, 5 Bronnen» spf und 7 Mergelgarten: zusammen 91 Eichen mit 84 und 15 Bucken mit 12 Feüm.

Oberkollbach.

Lauarbeiten.

Zur Umzäunung de» Friedhofs sollen nachstehende Arbeiten im Sub« misfionsweg vergeben werden. Es be» trägt der Kostenvoronschlag:

1) Gr abarbeit . . 35. —,

2) Maurer, u. Stein,

hauerarbeit . . „ 154. 20,

3) Schlosserarbeit . „ 112. 50,

4) Zimmerarbeit . „ 129. —,

zusammen 430. 70.

Kostenvoranschlag und Bedingungen liegen auf dem Rathau» zur Einsicht auf.

Uebernahmslustige wollen ihre Of. ferte in Prozenten ausgedrückt läng­stens bis

Montag, den 20. Mai, morgens 8 Uhr,

bei dem Schultheißenamt einreichen. Die urkundliche Eröffnung der Offerte und der Zuschlag erfolgt eine Stunde später.

Ebenso wird dann um 9 Uhr die Errichtung eiuer Spritzenremise im unteren Stock des Rathauses an Ort und Stelle im öffentlichen Abstreich veraccordiert.

Liebhaber sind eingeladen.

Den 8 . Mai 1889.

A. A. des Gemeinderats:

Schultheiß Roller.

streich veraccordiert, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Den 9. Mai 1889.

Stadtschultheißenamt. _ Wiedenmayer.

Sommenhardt.

Holz-Verkauf.

Die Gemein, de verkauft am Mittwoch, den 15. Mai d. I., mittag» 1 Uhr, in dem Gemeindewald Halden und Birkwald, 63 Rm. Nadel« Holz:

Zusammenkunft auf dem Rathau« dahier.

Den 8 . Mai 1889.

Gemeinderat.

Zavelstein.

Kattsteinbeifuhr-

Aceord.

Am nächsten

Montag, den 13. d«. Mt«., nachmittag» 2 Uhr, wird die Beifuhr von ca. 150« Roßl. Kalksteinen auf die Staigen von hier und von Röthenbach nach Teinach aus dem Rathause hier im öffentlichen Ab»

Unterkollbach.

k Zugelaufener Kund.

Dem Jakob Roller, Bauer hier, ist am 8 . ds. Mt», ein schwarzer Spitzers Hund mit ledernem Halsband, Rüde, zu» gelaufen.

Der rechtmäßige Eigentümer kann denselben innerhalb 8 Tagen gegen Entrichtung der übl. Gebühren abholen. A. A.: Schultheiß Bertsch.