64. Jahrgang.
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Deutsches Reich.
Stuttgart, 9. Mai. Das Königspaar trifft morgen mittag ein. Empfang ist verbeten. Der König litt in der letzten Zeit an starkem Katarrh, verbunden mit heftigen Hustenanfällen. Dis Königin hat sich von der Erschütterung, dis sie bei dem nsulichen Unfall erlitten, vollständig erholt.
Frkf. I.
Berlin, 10. Mai. (Dsp. d. Calwer Wochenbl.) Nachricht von Sansibar-Bugamojo: Wißmann griff gestern Buschiris Lager an, eroberte und zerstörte dasselbe. Busch iri entkam, verlor 80 Tote, 20 Gefangene. Wißmann hatte 30 Tote, einige Verwundete.
Berlin, 9. Mai. Heute fand unter dem Vorsitz des Reichskanzlers eine Sitzung des Staatsministeriums statt. Man vermutet, daß auch die Arbeitseinstellung im Kohlenrevier Anlaß zum Zusammentritt gegeben hat.
Berlin, 10. Mai. (Dep. d. Calwer Wochenbl.) Das Ministerium beabsichtigt die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über das Streikgebiet. InEssen findet morgen eine Versammlung der Arbeitgeber unter Vorsitz des Oaerpräsioenten statt, welche tue Verhängung begutachten soll.
Essen, 8. Mai. Nach der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" fand gestern ein blutiger Zusammenstoß zwischen Militär und streikenden Bergleuten auf der Zeche „Graf Moltke" bei Gladbeck statt, wobei es 3 Tote und 5 Verwundete gab. In Wattenscheid hat sich der Streik auf die Zechen „Centrum", „Holland" und „Präsident" ausgedehnt; im Dortmunder Revier beginnt der Aufstand ebenfalls. Seit heute streiken die Belegschaften der Zechen „Westfalia" und „Tremonia". In größeren Walzwerken mußte bereits wegen Kohlenmangel die Arbeit aufgegeben werden.
Dortmund, 9. Mai. In den Werken der „Union" ruht die Arbeit, ebenso in den Brauereien. Der Streik hat sich auf weitere Zechen ausgedehnt. 3 Bataillone des 13. Jnf.-Reg. in Münster sind hier eingerückt, Man befürchtet Unordnnngen für den Fall, daß auch die Fabrikarbeiter feiern. Das Wasserwerk und die Gasanstalt leiden an Kohlenmangel.
München, 7. Mai. Das Befinden der Königin- Mutter ist ein ungünstiges geworden, da sich zu dem leidenden Zustande der hohen Frau in neuester Zeit noch eine bedenkliche Magenkrankheit gesellt hat.
Ausland.
Paris, 8. Mai. Bis gestern Abend waren im Elisös-Palaste 2500 , schreibe zweitausendfünfhundert Telegramme, aus allen Teilen Frankreichs, aus allen möglichen fremden Ländern eingetroffen, worin der Präsident der Republik, Carnot. beglückwünscht wird, weil ein halbverrückter Kerl in der Richtung nach seinem Wagen einen blinden Schuß abgegeben hat. Man sollte meinen, Herr Carnot müßte durch diese Unmasse von Depeschen in einige Verlegenheit geraten, da er doch sehr wohl weiß, daß er nicht die geringste Gefahr gelaufen, daß sein Leben in keiner Weise bedroht gewesen ist. Die Geschichte wird nur durch den Umstand weniger lächerlich, daß die ersten Nachrichten über das Pseudo-Attentat nicht mit voller Bestimmtheit erkennen ließen, daß es sich nicht um einen ernsten Anschlag gegen die Person des Präsidenten gehandelt habe. Noch in der offiziellen Note im Amtsblatte von Montag morgen war der Vorfall in einer Weise dargestellt, als ob erst die gerichtliche Untersuchung die Bedeutung desselben feststellen müsse, während thatsächlich nach dem Verhör des „Attentäters" auf der Polizeiwache und nach Besichtigung des zu dem „Attentate" verwendeten Revolvers nicht mehr der geringste Zweifel darüber bestehen konnte, daß glücklicherweise von einem politischen Verbrechen nicht die Rede sein könne.
London. 7. Mai. Aus Sansibar wird gemeldet, daß Wißmann» Corps jetzt vollständig in Bagamojo versammelt ist. Dasselbe besteht in runden Zahlen aus 100 Europäern, 600 Sudanesen, 100 Somali und 100 Zulu«. Der.Beginn der Operationen steht bevor.
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Tcrges-Weuigkeiterr.
* Monakam, 8. Mai. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich heute im Staatswald Beutelstein, indem der 29 Jahre alte verheiratete Holzhauer Michael Wohlgemuth beim Holzfällen von einer unvermutet fallenden, vom Winde angetriebenen Forche derart getroffen wurde, daß er sofort tot war. Der Verunglückte hinterläßt <ine Witwe und zwei Kinder.
Oberndorf a. N., 7. Mai. Seit dem Ende der letzten Woche verging kein Tag, der uns nicht ein Gewitter gebracht hätte. Sämtliche Gewitter zeigten einen äußerst heftigen Charakter und waren fast ausnahmslos von verderblichem Platzregen und Hagelfall begleitet. Zwischen Dunningen und Seedorf überzog gestern der Hagel ganze Flächen mit einem weißen, winterlichen Teppich, desgleichen heute zwischen Epsendorf und Thalhausen. — Wenn die schwüle Gewitterluft, die Sonnenhitze und die heftigen, anhaltenden Regengüsse der letzten Zeit bis jetzt noch nicht imstande waren, die auf unseren Hochflächen lagernden Schneewehen gänzlich zu beseitigen, so mag hieraus ein Schluß auf die Menge des während des letzten Winters bei uns niedergegangenen Schnees gezogen werden.
Rottweil, 8. Mai. Heute Mittwoch vormittag halb 10 Uhr entzündete sich in der Pulverfabrik in einem Mengwerke eine Partie des neuen rauchfreien Pulvers, wodurch 3 Männer Verbrennungen erlitten und zwar ein Mann ziemlich bedeutend, zwei weitere weniger stark, aber ohne jegliche Lebensgefahr für Sämtliche. Herr Geheimer Kommerzienrat Duttenhofer war gerade in einem anstoßenden Werke anwesend und berief sofort alle Arbeiter des beschädigten Werkes zusammen, um die Ursache der Entstehung, die in diesem Falle nur auf grober Fahrlässigkeit beruhen konnte, zu ermitteln, und brachte schließlich heraus, daß der meist Verletzte mit einer Schraubenmutter, die auf den Boden gefallen war, im Unmut auf die Schraube geschlagen hat, wodurch ein Feuerfunke entstand, der das Pulver in Brand setzte. Der genannte meist Verletzte, suchte die Flamme zu ersticken, wodurch er sich durch dieses vergebliche Bemühen der Verbrennung am stärksten aussetzte. Die Maschinen sind nicht beschädigt, nur da» von Wellblech erstellte Dach hat Not gelitten, wird aber heute noch hergestellt, und der Betrieb sofort wieder ausgenommen.
Herrenzimmern, 2. Mai. Am letzten „Weißen Sonntag" wurden die Besucher des Gottesdienstes hier in eine große Bestürzung versetzt. Kaum waren die Kinder, welche zum erstenmale kommunizierten, in ihre Stühle zurückgekehrt, als eines derselben plötzlich von einem Krampfanfall befallen wurde. Auf wiederholte Aufforderung des Ortsgeistlichen kamen ihm endlich einige Personen zu Hilfe, brachten es ins Pfarrhaus, wo geraume Zeit verging, bis es wieder zum Bewußtsein gebracht wurde. Einer Frau, die ihm den Mund zu öffnen versuchte, wurde der Finger bis aufs Bein zerbissen. Es ist dies eines jener Kinder, die von den roten Flecken zu bald als geheilt herausgingen und seither nicht wohl waren. Dieser schlimme Gast ist vor mehreren Wochen auch hierher gekommen und macht in jedem Haus bei der Kinderwelt seine Besuche.
Heidenheim, 8. Mai., Nicht wenige Geschäftsleute u. a. wurden von einem Reisenden, der in Kautschukstempeln „machte," um einige Mark geprellt. Der Betreffende verstellte schon vor Weihnachten Kautschukstempel und stellte bei Vorausbezahlung den Preis etwas billiger. Viele gingen auf den Leim. Die Stempel sollten auf Weihnachten kommen, sind aber bis jetzt noch nicht angekommen, so daß sich die Besteller mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, sie seien betrogen. Es dürfte die» andere zur Vorsicht mahnen.
Heidenheim, 8. Mai. Einen Tag wie den andern hatten wir seit dem 1. Mai immer herrliche Witterung. Die Folge davon ist, daß die Vegetation überaus rasch sich entwickelt und der Landmann bei seinen Feldarbeiten wesentlich gefördert wird. Die Waldungen sind in wenigen Tagen vollends grün, die Obstbäume entfalten schon ihre Blütenknospen und versprechen wieder guten Ertrag. Wiesen und Kleefelder geben bald reichlich Grünfutter, eine wahre Wohlthat für den Landmann und das arme Vieh nach der langen heulosen Zeit. Der Bauer sucht infolge dessen seinen reduzierten Viehstand wieder zu vergrößern, was namentlich die Metzger spüren. Kälber und Rinder sind rar geworden und schon ist bei Kalbfleisch ein Aufschlag von 10, bei Rindfleisch von 6 ^ eingetreten. Die Frühlingssaat ist fast beendet, wohl etwas spät, aber sie wurde recht günstig in den Boden gebracht; mit dem Kartoffelnlegen wird man diese Woche fertig werden.
— Aus U l m wird geschrieben: Schon seit Jahren ist Herr Rüb von hier damit beschäftigt, ein lenkbares Luftschiff zu bauen und ist nun so weit, daß der Aufstieg, wie man hört, anfangs Juni erfolgen soll. Der Ballon, von bedeutendem Umfang, wird gegenwärtig auf der untern Bleiche mit gekochtem Leinöl bestrichen und luftdicht gemacht. Die Maschine, welche den Ballon lenkbar machen soll, ist eigenste Erfindung des Herrn Rüb.
Ulm, 8. April. Heute früh hat Vorkäufler Bosch in einem Anfalle seine Tochter, sowie die zu Hilfe eilende Hausfrau und deren Kind mit dem Beile erschlagen. Das Kind lebt noch, kommt aber jedenfalls nicht mehr auf. Die Frau des Bosch konnte sich nur durch schleunige Flucht retten. An Bosch sind schon vor längerer Zeit Spuren von Geisteskrankheit bemerkt worden.