Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Km-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Der EMMter.

Ms- md LiM- fit de« Ndemls-Sejirk ÜGck.

AsvnfprecHer N'k 88. 8L. Jahrgang. Jernsprschsr Nr. L8.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderftübchen und

Schwäb. Landwirt.

262

Samstag dm 7. Hlovemöer

1908

Amtliches.

Auskurrftstelle für gewerbliche« Rechtsschutz (Patent- Muster- «sw. Schutz).

Die Mündliche Auskunftserteiluug erfolgt künftig je am Mittwoch Nachmittag von 3 bis 6 Uhr (statt bisher von 4 bis 6 Uhr.) Vergleiche im übrigen dir Brkauutmachnng in Nr. 42 des Gewerbeblattes.

Stuttgart, Leu 29. Oktober 1908.

Mosthaf.

Wottkischs Hlebersicht.

Vo« de» «eue« Reichssteuer» sind es namevilich die Gas- und EleKliMttstwcr und dis Jvseratrnsteuer, die auf heftigen Widerstand stoßen, und zwar auf ganz allgemeinen. Der Kawpf gegen die letztere Steuer wird eist jetzt nach Bekanntaobe der Sätze mit aller Schärfe einsctzen. Gegen die Gas- und Ekklr?z tätssteuer liegen

Abenteuer des Sherlock Holmes

von C»«a» Doyle.

3) Der geheimnisvolle Mord im Talr von BoScombe.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Fast sollt« ich mich Ihrer schämen, Holmes,* fp-ach Lestrade würdevoll nach kurzem Schweigen.Warum Hoffnungen erwecken, denen Enttäuschung folgen Muß? Ich bin uicht sonderlich weichherzig das neune ich aber grausam."

»Ich glaube eben bestimmt, James Mc Cacthyz Frei­sprechung erlangen zu können," sagte Holmes.Haben S e einen Erlaubnisschein, um ihn im Gefängnis anfzusnchen?"

Ja aber nur für Sie und mich."

Da will ich meinen Entschluß, heute nicht mehr fort- zugrhev, doch noch einmal überlegen. Haben wir noch Zeit um den Zug uach Hereford zu benützen und den Angeklagten zu sehen?"

Reichlich genug."

So wollen wir hin. Watson, laß dir die Zeit nicht laug werden, ich bleibe nur wenige Stunden fort."

. Ich begleitete die beiden au den Bahnhof, schleuderte daun durch die Straßen der kleinen Stadt und kehrte schließ­lich in meine» Gasthof zurück; dort streckte ich mich aus und versuchte mich in einen Roman zu vertiefen. Die Geschichte

bereits au die hundert Protestkundgebungen von Städten, Gemeindcvrrbäuden und Städtetagen vor.

Der Vertragsentwurf für ei«e« Tta«tsbah«- güterwage«verbavd ist am 30. Oktober in einer Zu­sammenkunft von Vertretern der beteiligten Eiseubahrver- waltungen, Preußens, Bayrrns, Sachsens, Württembergs und Badens in Hamburg einer letzten redaktionellen Prüfung unterzogen worden. Schwierigkeiten haben sich dabei nicht ergeben. Der Vertrag wird noch im Lauf dieses Monats in Frankfurt a. M. zvm formellen Abschluß gelange».

Der russische Mi«isterpräfide»t hat dem Dnma- prästdruteu ein Arbetlsprogramm für dir bevorstehende Dumasesstoo, wie cs der Regierung erwünscht wäre, über­sandt. Die Regierung betont insbesondere dir Wichtigkeit der Reformen der Bestimmungen für die Gemeindeverwal­tung, deS Gesetzes für die Semstwowahlen uud des Ge­setz s über die Lokalgerichisbarkett. Ein Gesetz über Agrar­reformen ist in dem Programm nicht erwähnt.

Vo» der Balkaufrage zu reden, wird allmählich ein undankbares Geschäft, denn es ereignet fch fast Lichts, was namhaft gemacht zu werden verdiente. N nerdtugS wird berichtet, daß es durch die Vorstellungen des öster­reichischen Gesandten in Belgrad und dnrch die freundschaft­liches Ratschläge der Vertreter aller übrigen Großmächte gelungen ist, Serbien zur Vernunft zu bringen. Die erste Folge dieses Umschwungs ist dis Einstellung des Boykotts gegen die österreichischen Küirftmte. Wir haben schon dar­gelegt, daß die Serben durch die Tatsachen zu dieser Maßnahme gezwungen wurden. Serbien stcht vor einer schweren wirtschaftlichen Krisis, uud es wird schon aus diesem Grunde sich kaum zu kriegerischen Verwicklungen herbeilaffeu körnen.

Nach Meiduuge« ans Marokko wurde» bei Melilla die Truppen des Roghi voa feindlichen Stämmen angegriffen. Der Kampf dauerte fünf Stunden. Am Dienstag wurde der Angriff erneuert. Das Ergebnis ist ungewiß. Die Erledigung des deutsch-französischen Zwischenfalls in Crsablarca begegnet neuerdings wieder Schwierigkeiten. Mau spricht sogar von einer Zuspitzung der Differenzen, weil Frankreich sich weigert, durch eine lEntschMdtgung anzuelkennen, daß dir tätliche Angriff auf den Konsnlatsvertreter unter allen Umstände« Völker echtlich unzulässig war. Eine solche Entschuld guog hatte Deutsch­land als Forderung ausgestellt und es von deren Erfüllung Icbhängig gemacht, ob die übrigen Fragen einem Schieds­gericht unterbreitet werden sollen. In Frankreich begegnet jditstr Standpunkt D-utichlands einer scharfen Kritik.

Parlamentarische Nachrichten.

Demtscher Reichstag.

Berli«, 5. Nsv.

Am Tische des BuudesratZ: v. Vethmann-Hollweg, Dr. Nieberding, Beseler.

Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr.

Der Verkehr mit Kraftfahrzeugen. Staatssekre­tär des Reichsjusttzamts Dr. Nieberding leitet die e ste

Lesung de? Gesetzentwurfes ein: Der Entwurf unterscheidet sich wesentlich von dem, den wir vor zwei Jahren vorgelegt haben. Wir machen Ihnes Vorschläge über verschärfte Strafbarkeit, wir wollen Bestimmungen über die Befähig­ung der Automobilfohrer treffen. . Die Einrichtung einer gesetzlichen Organisation für die Haftpflicht hat sich nicht ermöglichen lasten. Alle Anregungen und Vorschläge haben sich nicht als praktisch brauchbar erwiesen. Die Beschränk­ung der Haftung auf ein Höchstmaß ist nicht zu umgehn. Wir haben aber anerkennen müssen, daß der Automobilver- kehr im Pergleich zum Wagenverkehr eine stärkere Haftung verlangt, weil er zweifellos größere Gefahren mit sich bringt. Der Automobilfahrer soll auch immer haften, wenn er nicht beweisen kann, daß ein anderer die Schuld an de« Unfälle trügt. Wir wollen ein Gesetz schaffen, daS die Bedürfnisse der Industrie mit dem allgemeinen Besten vereinigt. Wir wollen Leben und Gesundheit der Bevölkerung bester schützen, ohne die Entwickelung der Automobilindustrie zu unterbinden. (Beifall.)

Abg. Dr. Wagner (kous.): Wir freuen uns, daß diese Vorlage endlich gekommen ist uud stimmen ihrer Tendenz zu. Wir wünschen eine Verschärfung der Haftpflicht, ob­wohl wir fest davon überzeugt find, daß dem Automobil die Zukunft gehört. Wir dürfen eben unsere Augen nicht verschließen vor den Gefahren, die mit dem Antomobilver- kehr nach wie vor verbunden sind. Wenn Sturm gelaufen wird gegen die Vorlage im angeblichen Inten sie der In­dustrie, so wäre die Industrie, die ohne solche Schäden nicht anSkommeu könnte, überhaupt nicht existenzberechtigt. (Sehr richtig.) Ich hoffe, daß das Gesetz rasch verabschiedet wird und beantrage Uebrrweisurrg an eine Kommission von 21 Mitgliedern.

Abg. Prinz Schönaich Carola.ch(natl^: Ich glaube, daß die Vorlage den richtigen Weg trifft zwischen den be­rechtigten Interessen der deutschen Automobiliuduflrie, deS Verkehrs und des schutzbedü.fügen Publikums. Die Aulo- mobilunfälle laben sich in erschreckender Weise vermehrt. Wir find dankbar, daß endlich dieser Entwurf gekommen ist, nachdem wir so lauge gesch ieeu haben. Vieles waS wir gewünscht haben, ist ja nicht ausgenommen. Aber wir ver- k nnen nicht die großen Schwierigkeiten, die sich dem Staats­sekretär elttgcgengrstlllt haben mögen. Schwierigkeiten, die ich vielleicht rmr ahne. Es gehört vicht wenig dazu, solcher Schwierigkeiten Herr zu werden. ES stehen hier sehr große Jnlerifseu auf dem Spiel. Alle Parteien haben den Wunsch, unsere blühende Automobilindustrie konkurrenzfähig zu er­halten. Aber gegen den Automobilunsug muß man sich wehren. (Beifall.)

Abg. Träger (frs. Vp.): Das Automobil ist das vor­trefflichste Berk hrsmittel für li jenigen, die drin fitzen. (Heiterkeit.) Für diejenigen, die zur Fortbewegung die Füße benutzen muffen, ist es weniger angenehm, (lebhaftes Kehr richtig!) Auch wir wollen die Automobilivdust.ie schützen und fördern, aber ihr Weg darf nicht über Leichen gehen. Uber die Vorireffltchkeit der Wettrennen auf den Straßen bm ich mir nicht ganz klar geworden. (Heiterkeit.) Das Gesetz fall die Gefahren mildern uud eine erzüh .rische Wirkung ans die Automobilisten aurübea. Mit dem Be­fähigungsnachweis bin ich einverstanden. Für ganz befördere

war jedoch so flach und unbedeutend im Vergleich zn dem düster» Geheimnis, das uns b fchäftigt, daß meine G-danken fortwährend von der Dichtung in die Wirklichkeit schweiften, bis ich schließlich das Buch beiseite warf und mich ganz meinen Beirachtaugen über die Ereianiffc des heutigen Tages hingab. Angenommen der unselige Jüngling habe die Wahr- , heit berichtet, welches völlig unerwartete, absonderliche Un hell, welcher tcuflisch: Umstand konnte in der kurzen Zwischen­zeit ciugetreterr sein, nachdem er üicien Vater verlassen hatte, und dem Augenblick, da er durch den Angstschrei zu ihm zurückzernfen wurde? Es mußte etwas Schreckliches sein. Aber war?" Könnte vielleicht die Art der Verletzung meinem ärztlichen Blick Näheres verraten? Ich klingelte und verlangte das Wochenblatt, welches einen wörtlichen Bericht des Verhörs enthielt. Nach Aussage deS Wund­arztes war am Kopfe das Hintere Drittel des linken Scheitel- beins und die linke Hälfte des Hinterhauptbeins durch einen heftigen Schlag mit einer stumpfen Waffe zerschmettert worden. Ich bezeichnte die Stelle an meinem e genen Kopf. Offen­bar muß ein solcher Schlag von rückwärts geführt worden srin. Gewissermaßen war das für den Angeklagten ein ent­lastender Umstand, denn als man ihn mit dem Vater streiten sah, stand er diese« gegenüber. Ganz stichhaltig war eS freilich nicht, denn der Alte konnte sich auch umgedreht haben, ehe der Hieb fiel. Dennoch lohnte es sich vielleicht, Holmes darauf aufmerksam zu machen. Dazu kam die sonderbare Hinweisung des Sterbenden auf eine Ratte. WaS mochte

das bedeuten? Delirium war eS nicht. Ein Mann, der einen plötzlichem Tod erleidet, spricht nicht leicht irre. Nlln wahrscheinlicher ist's, daß er damit augeben wollte, wie ihn das Schicksal ereilt habe. Aber worauf konnte es sich beziehen? Ich zerbrach mir den Kopf hierüber; und nun noch da- graue Tuch, das der junge Tc. Carthy gesehen haben wollte. Beruhte das nicht auf Täuschung, so mußte der Mörder ans der Flucht ein Kleidungsstück, wahrschein­lich den Ueberzirher, verloren und die F echheit gehabt haben, umzukehren, um das Vermißte zu holen, in dem Augenblick, wo der Sohn kaum 12 Schritte entfernt am Boden kniete uud ihm den Röcken znwandte. Welch ein geheimnisvolles Scwcbe von Unwahrscheiulichkeiten bot die ganze Geschichte! Leitrades Auffassung wunderte mich nicht und doch traute ich so fest auf meines Freundes Einsicht, daß ich d:e Hoff­nung nicht anfgab; schien doch jeder neue Nebeumr.staud ihn in seiner Ueberzmgmrg von der Unschuld des jungen Mannes zn bestärken.

Sherlock Holmes krbrte erst spät zurück; er kam allein, denn Lestrade hatte sein Quartier in der Stadt gcuommcn.

Der Barometer stcht noch sehr hoch," bemerkte er, sich uiederloffcnd.Es ist wichtig, daß wir den Schau­platz besuchen, ehe cs regnet; andererseits ist eS aber auch vonnöten, daß sich der Mensch frisch uud gestärkt an eine so peinliche Arbeit macht. Bon langer Fahrt ermüdet, mochte ich ste nicht uatcrmhmeu. Ich habe indessen den jungen Mc. Carthy gesehen." (Fortsetzung folgt.)