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Mit dem Plauderftübchen und

Schwäb. Landwirt.

254 Donnerstag dm 29. Oktober

1908

Amtliches.

Bekanntmachung bete, die Influenza der Pferde.

Die Ort-polizeibehörde» und die Pfrrdebefitzer werden hiedurch daraus aufmerksam gemacht, daß sie die Gtmeiafaßliche Belehrung über die als Influenza der Pferde bezrichnete« Krankheiten dom Obrramt nueatgeltlich beziehen können.

Nagsld, den 27. Oktober 1908. K. Oberamt:

Mayer, Reg.-Afs.

WoMischs HlsSerfichl.

Der Buudrsrat hat den Ausschnßanträgen zu den Fiuanzr-form-Gesetzen zuzcstiwmt. Es wäre zu wünschen, daß die einzelnen Vorlagen mn bald veröffentlicht werden, damit man endlich authentisch erfährt, wo dte Steuerschraube augesctzt werden soll.

I« Lippe, wo sich die einzelnen freisinnigen Parteien bisher sch offer als in den anderen Teilen Deutschlands gegrnüberkanden, hat der liberale Einigunasgcdanke jetzt endlich gleichfalls Wurzel g-schlageu. Am Sonntag ist eine Einigung der Freisinnigen vollzogen worden.

Di« schweizerische« Natioualratswahle« haben keine wesentliche Veränderung gebracht. Die Sozialdemokratie gewann drei Sitze von den im Jahr 1906 verlorenen zurück. Der durch Volksabstimmung angenommene Ver- sassungsarttkel sichert dem Bund das Oberaussichtsrccht in allen Angelegenheiten der Ausnützung der Wasserkraft, in denen bisher die reinste Anarchie sowie die Ausbeutung zum Nachteil der Allgemeinheit geherrscht hat.

A«S Täbri- kam dieser Tage die Meldung, daß russisches Militär im Anmarsch sei. Von Rußland aus wurde die N -chricht zwar sofort dementiert, iudcfs n kommen die Meldungen über eine militärische Aktion Rußlands in Persien nicht zam Schweigen. Tatsache schürft zu sein, daß zwei Kosakenregimenter an der Grenze nördlich Täbris, bei Jutta zusammengezogeu sind. Die Raffen haben mit ihrem Vorrücken gedroht, falls russische Interessen in Täb- rts gefährdet werden sollten. Ein solcher Aalaß kann da­durch geboten worden sein, daß Nationclisten das P.sthans von Ajt in der Nähe von Täbris ans der russisch n Straße nach Julfa angegriffen und mehrere Soldaten gelötet haben. In der Türket herrscht grrße Aufregung, da man in einer militärischen Besetzung der P ovtuz Aftrbeidschrn durch Rußland eine neue Herausforderung der Türket erblickt, dte in dem Gebiet berechtigte Interessen habe.

Zur Balkaufrage. Der russische Minister des Aeußeren, Jswolskt, ist am Eids setuer M sfion. Wie verlautet, ist man in weiten russischen Kreisen mit seiner Tätigkeit ketnes'alls einverstanden. Man spricht davon, er wolle baldigst seinen Abschied nehmen. Ob JswolSki in Bezug ans dte geplante Oüentkonferenz Erfolg gehabt hat, mag dahingestellt bleiben. Pariser Meldungen wollen

wissen, die Haltung Deutschlands bedeute eine höfliche Ablehnung. Im großen und ganzen hat sich die Lrge so gut wie nicht verändert. Allerdings rumoren dte Südslaven dann mid wann, doch kann mau deshalb füglich zur Tagesordnung übergehen. Ein Berliner Blatt will wissen, England, Frankreich und Rußland hätten das Konferenzprozramm sertiggestellt. Das Blatt macht zugleich die verschiedenen Vorschläge namhaft, die sich im wesentlichen in de« bekannten Grenzen halten.

Kommisfiousberatrmg der württembergischeu Schuluovelle.

r. Stuttgart, 28 Ott. Die Bolksschulko«r«iffio»

der Zweiten Kammer erledigte in ihrer gestttgeo Sitzung die erste Lesung des Art. X der Volksschumovelle, die be­stimmt, daß sämtliche Lehrer und Lehrerinnen, abgesehen von dem Unterricht in der allgemeinen Fortbildungsschule und der S nntazsschule, zu 30 und für den Fall der Ein- süh uug von Abteilungsuvterrtcht gegen besondere Belohnung zu 31 wöchentlichen Unterrichtsstunden verpflichtet find. Za diesem Artikel liegen folgende Anträge vor:

Der Abg. Rembold-Aattn (Z) beantragt, dieser Be­stimmung den Satz anzufügen:Unter denselben Voraussetz­ungen können sie auch zu dem Unterricht au anderen Klaffen derselben Volksschule heraugezogcu werden", ferner bean­tragt er zu dem Artikel einen Zusctz folgenden Inhalts: Die Verpflichtung zur Stellvertretung anderer Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen deSselbrn Ortes und Leoach- baiter Orte und die Bedingungen hiesür werden durch Ver­ordnung bestimmt."

Der Abg. Nägele (V.) stellt den Antrag de« Art. 10 folgenden Satz beizufüzm: »Sie sind auch nur zur unent­geltlichen Erteilung frrtw'll g r Unterrichtsfächer innerhalb dieser Stundenzahl verpfl chtet, wenn sie für diese Fächer vorgebildet sind",

Während der Abg Löchner (V.) eine Resolution de- hin beantragt, in die Au-jübrurgsdestimmungen aufzuveh- meu:Zur unentgeltlrchen Urbernahme eines freiwilligen Unterrichtsfaches ist der Leh er nicht wrpfl chtet."

Die Abg. Schremps und Dr. Wolfs (B.K) bean­tragen folgende. R soluss m: .Wo jüngere Lchkräte Vor­hemden find, sollen diese in eist r Linie mit der Ert-ilung des Turn- und in der R grl auch des Zeich nunterrichts beauftragt werden".

Endlich liegt noch folgende, von den Abg. Dr. Hieber und Kübel (DP.) beantragte Resolution vor:Die Kam­mer der Abgl0?da tm sprilft dre Voaussetznrg aus, daß durch die gesetzliche Einsüh ung neuer Unten ich sfächer die bisheriger! Eiukowmensbezüge d r Vo.ksschulUhrer eine Ver­mied crung nicht erleiden werden, und ersucht die K. Staats­regt rung, dte tuulickst Berücksichtigung vieles Wunsches im eiuzelnen Fall d n G metrften zu empfehlen "

Die Diskussion über dicse sär tlichen A t äg> ist gestern zu Ende geführt vorder. Dte Abstimmung wird iu der heutigen Sitzung erfolgen.

Tagos-Msuigkeiten.

Alls Stadt und Land.

Ragow, de« 28. Oktober 1 SW

Die Württ. Bibelauftalt in Stuttgart teilt sau- läßlich des bevorstehenden Reformationsfestes mit, daß7ste im verflossenen Jahr gegen 144000 Bibeln, über 205000 Neue T sta«ente, 53000 Bibrlteile und biblische Lesebücher, zusammen über 403000 heilige Schriften verbreitet hat, 57000 mehr als i« Vorjahr. Daß au den verbreiteten heiligen Schriften ein Preisnachlaß von mehr als 29000 gewährt werden konnte, verdankt die Btbelanstalt der uamevtlich durch das ReformationSsestopser gewährten Beihilfe; sie bittet daß ihr diese auch am diesjährigen Reformatiousfest zuteil werden möge.

r. Rotieuburg, 28. Ott. Der ungetreue Verwal- tungskandtdat, der seinem Prinzipal ein Weltpapier ent« wendete, dirses in einem Stuttgarter Bankhaus iu Geld umsetzte, soll sich in der Gegend befinden und seine« Prin­zipal brieflich mitgetcitt haben, daß er sich selbst dem Ge­richt stellen werde. c, t

. - - WUdbad, 26. Okt. Die bürgerlichen Kollegien ge­nehmigten vorgestern den Bau der Rodelbahn. Der Kosten­aufwand beträgt 9000 Davon trägt die Stadt 6500 und die Bergbahugesellschaft 2500 Die Rodelbahn beginnt 50 Meter seitwärts von der oberen Bergbahastatiou und mündet, nachdem sie eine gewaltige Kurve beschrieben, iu den Btöcherweg. Der zu bauende Weg, der zugleich Fahrweg werden soll, ist 1700 Meter lang. Die ganze Strecke wißt bis zur Herrnhilfe 2300 Meter. Die Stadtverwaltung hofft ans die Gründung eines Sportve­reins, der dir Justandhaltvng der Bahn gegen eine auge- mefs-nr Entschädigung der Rodler übernimmt. Dte Stadt könnte die Kosten aber ruhig seltst tragen, da sie dich Nutzen genug davon haben wird, wenn sich der Wintersport bei ihr etnfiudet. Au Besuchern wird es schon nicht fehlen.

Ttnttgart, 27. Okt. Zur Buchener Entführungs- geschichle, die durch die seinerzeit hier erfolgte Verhaftung m H rer beteiligen Personen großes Aussehen erregte, wird aus Mosbach (Laden) mttgeteilt, daß nunmehr Termin zur Hauptverhaudlung vor der Strafkammer Mosbach auf Donnerstag den 5. November d. I. vormittags 9 Uhr an- beraumt ist. Angektagt stad der Inhaber des Mannheimer Privatdetektivinstimts »Argus" wegen Kindseutsühruug, er sch werten Hausfriedensbruchs, Körperverletzung und Be­droh ang, der Privatdetektiv Hermann Kupferschmied wegen Einführung, erschwerten Hausfriedensbruchs und Körperver­letzung und die geschiedene Ehefrau deS Prof fforS Fertig in Kreuzli gen, sowie Privatdetektiv Albert Schupp wegen Er.tführu"g und erschwerten Hausfriedensbruchs.

r. Göppinge«, 28. Ott. Der Gemeinderat hat einen srzialdWötrartsch n A trag, die BürgerauSschußwahleu und alle Mastigen Gemetndewahlen nur noch am Sonutag vor- zuukhmeu, mit allen gegen dte vier sozialdemokratischen Sit«meu abgelehut.

Abenteuer des Sherlock Holmes

von C»»a« Doyle.

3) Der gehrimaisvolle Mord im Tale von Boscombe.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Sherlock Holmes erzählte mir nun weiter:

Am 3. Juni also vorigen Msntag verließ Mc. Carthy sein HanS in Hatherley, ungefähr um 3 Uhr nachmittags, und ging hinab nach dem Boscimdc-Te ch, einem kleinen See, der durch die p'özlichr Ve breiterulig des Flusses unten im Tal entsteht. Am Morgen war er mit seinem Diener in Roß gew-sen und hatte sich diesem gegenüber geäuß rt, er müsse sich beeilen, weil er sich für 3 Uhr zu einer wichtigen B-sprcchung verabredet habe; von dieser kehrte er nicht mehr ledendig zu.uck.

»Das Pachthaus Hathert y liegt eine Vürielmrile vo« Leich entfernt und auf dem Wege dahin wurde Me. Car­thy von zw i Personen gesehen: von einer alten Frau, deren Name nicht genannt wird, und von William Crowver, einem Wildhüftr im Dienste Herrn Turners. Beide Zmaen sage» ans, daß Mc. Carthy allein ging. Der W l Hüter fügt hinzu, er habe, w u g; Minuten nachdem Mc. Carthy vor- übergcgaugen, auch drffm Soh«, Johu Mc. Carthy, mit eiuer Flinte unterm Arm, auf demselben Wege begegnet, und er glaubt gewiß, der Vater müsse noch tu Sicht ge­wesen sein, als th« der Sohn folgte.

Er habe nicht weiter an die Sache g-dacht, bis er abends vou dem schrrcksscheu Ereignis te.

Auch noch später wu d a die beiden Me. Carthy ge­sehen, nachdem ste der Wildhüter aus den Ainm ve loren hatte. Der Bokcombe-Teich rst rings von dichte« Wald umgeb'«. nur hart am Ufer v ächst ein Streifen Geas und Rohr. Patt rce Moran, di Tochter des Gutsaussehers von Bo comve, war gerade tm W lde, um B.umm zu pflück u. Sie sagt aus, daß sie von dort Herrn Mc. Cuthy und seinen Sohn dicht am Teich in augenscheinlich h fttgem Streit grscheu habe; ste hörte, wie der Vater dem Sohn sehr harte Worte zurief, und sah auch, daß letzterer die Hand erhob, als wolle er den Vater schlagen. U b r die H fttgkeit der beiden Männer erschrocken, rannte bas junge Mädchen nach Hause, erzählte der Mutter, was ste beide« Bor comb.'-Teich ges- hcn, und äußerte ihre Befürchtung, die beiden könnten zu Tätlichkeiten ü ierg Heu. Kau« halt: sie dies gespiochen, so stürzte auch schon der jange Mc. Carthy herbei. Er rief, er habe seinen Vater tot im Walde ge- fuudeu und bat den Aufseher um Hilfe. Er war sehr auf­geregt, trug weder Hut noch Gewehr und auf seiner rechten Hand und dem rechten Aermel waren Vlut puren sichtbar. Dte Leute sa gten d:m jungen Ma^n und fanden die Leiche des BaterS im Grase neben dem Teich ausgestreckt. Der Schädel war durch wiederholte Schläge mit einer stumpfen Waffe eingeschlagen worden. Dte Verletzungen rnten sehr wo^l vo« Flintenkolben des Sohnes herrühren; die Finte lcg nur wenige Schritte vo» der Leiche entfernt im Grase. Umer diesen Umständen wurde der junge Maun sofort ver­

haftet, und da nach der Voruntersuchung am Dienstag die A klage auf .vorsätzliche Tötung' lautete, wurde er am Mittwoch der Staatsanwaltschaft vou Rcß zugeführt, die den Fall vor dte nächste Schwurgerichtsstssts« bringen wird. Das .st der einfache Hergang, wie er sich vor de» Unter­suchungsrichter und auf dem Polizüamt herausgestellt hat."

Ich kann mir kaum einen Fall denken," bemerkte ich, wo alle Unstäade so bestimarftguf den Täter Hinweisen, wie hier." ^ D

Mit diesen Jndkc'eu-Bewefteu steht es oft mißlich," meinte Holme« nachdenklichOst weisen ste sehr deutlich auf einen b-sttmmtm Paukt hm, verändert man aber den eigenen Standpunkt nur ein klein wemg. so ergibt sich leicht, daß st: in ebenso unzweideutiger Weis- ganz wo anders hindenteu. Hier freilich treten die Tatsachen sehr ernst gegen den jungen Mann auf, uvd es ist wohl wöglich, daß er der Schuldige ist. Jedoch glauben eilige in lec Nach­barschaft ufter diesen auch Fräulein T uner, dte Tochter des benachbarten Gutsherrn au seine Urschrift; ste hat Lestrade, den du aus einer andern GeschiLte kennst,*) ge­beten, den jungen Mann zu verteidigen. Lestrade, dem die Sache etwas selhaft erfassen, übertrug ste mir, und darum fahren wir zwei g-setzte Herren jetzt eben mit dem Schnell­zug nach Westen, statt behaglich daheim unser Frühstück zu verdauen."

(Fortsetzung folgt.)

') Siehe »Späte Rache" (Band 10 dieser Sammlung).