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Jovnspvecher Uv. LS.

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Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

Irettag dm 23. Hktover

1908

Ale Umwälzung auf dem Walkan.

Deutsche War»»ng a» Gerbte».

Berli«, 22. Ott. Ueber de« Verlauf der Uaterred- «ug, die der hier weilende serbische Minister des Aeußern, M. Milowanowitsch, mit dem Staatssekretär v. Schön chatte, teilt eine Wiener Korrespondenz mit, daß an Serbien -die ernste Mahnung gerichtet wurde, alles zu unterlassen, -was den Frieden gefährden könnte, da aus einer krieger­ischen Unternehmung für die Balkauländer keinerlei Vorteil erwartet würde. Die erste Bedingung für eine Förderung der serbischen Interessen sei die Ansrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in Belgrad. Linen rechtlichen Grund für die Haltung Serbiens gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich-Ungarn gebe es nicht.

(Mpst.)

Belgrad, 22. Ott. Die Haltung Deutschlands hat hier sehr verschnupft. Mau ist entrüstet über die kühle Aufnahme Milowanowitschs in Berlin und ist besonders empört darüber, daß er nicht von Bülow empfangen wurde. DirPolitika* greift Milowanowitsch deshalb heftig au und sagt, daß Serbiens Aussichten von Tag zu Tag geringer werden. Darüber sei es keine Eatfchädtgung, daß ein Sohn Albions dieser Tage in serbische Dienste trat und versprach, in seiner Heimat 2000 Freiwillige für Serbien zu werben. Er ist jetzt in seine Heimat zurückgekehrt, um die Freiwilligen zusammenzubringeu. Die Serben werden ihn wohl kaum Wiedersehen. Auch die Anwesenheit des montenegrinischen Generals Bukowitsch, der heute alle Vertreter der auS> wärtigen Mächte besuchte, vermag die gedrückte Stimmung nicht zu heben.

Arhremhal »ad Grcy z«r Lage.

Budapest, 22. Ott. Im Ausschuß der österreichischen Delegation für auswärtige Angelegenheiten erklärte heute auf eine Anfrage über die politische Lage der Minister des Aeußern, Baron v. Aehrenttzal, die Verhandlungen mit der Türket bezüglich Bosniens und der Herzegowina und der Räumung des Saudschaks Nowidazar nehmen ihren Fort­gang. Gegen die Idee einer Konferenz habe die Regierung grundsätzlich nichls einzuwenden, sofern das Programm ge­nau festgesetzt und der österreichisch-sngar scheu Auffassung Rechnung getragen w.rde. Es seien hierüber Vorbesprech­ungen zwischen den Mächten emgeleiiet. Die Boykoitbe- weguug in der Türkei habe nachgelassen und dürfte biuueu kurzem gänzlich beendigt sein. Er glaube auch, daß sich die Erregung tu Serbien bald legen und die gegen Oester­reich Ungarn gerichtete« feindseligen Kundgebungen anfhöreu werden. Der Minister hofft, daß es dem nach Belgrad zurückgekehiteu österreichisch-ungarischen Gesandten gelingen werde, dahin zu wirke», daß Oesterreich-Ungarn fein bis­heriges Verhalten S-rbteu gegenüber weiter beobachten könne.

Loudo«, 22. Oktober. Ja der heutigen S tzuug des Unterhauses führte Staatssekretär Grey in Erwiderung auf einige Anfragen bezüglich der galanten Konferenz ans, die englische Regierung vertraue darauf, daß das erste Ziel der Mächte seta werde, Kompensationen für die Türkei zu sichern, ihre Interessen zu schützen und da- neue türkische Regime zu stärken. Dr: Konferenz-Vorschlag sei in erster Linie von der Türket gemacht, abeu -er Gedanke an eine Konferenz sei von mehr als einer Seite angeregt worden. UebiigenS Würde -es verfrüht sein, über irgend welche von einer ein­zelnen Macht befürworteten Vorschläge irgend welche Auf­schlüsse zu geben. Der Zweck der von den Mächten einan­der gemachten Mitteilungen s-i, sich vor irgend welcher Veröffentlichung ü-dL-die in bezug auf die verschiedenen Vorschläge herrschenden Ansichten zu vergewissern.

Rassische Schmerzt».

Tt. Peter-bnrg, 22. Okt. Zum Aufenthalt Jswotsiis in Berlin schreibt dieBirschewija Wjcdowostt*: Zweifelsohne befindet sich der Schlüssel der Konftr.riz in den Händen der deutschen Diplomatie, welche natürlich mehr daran intere ßeHift, O..stercich nvst der Türkei, die uvtcr ihrem Schutz steM, unmetuander zu einer Soudervereint- gung zu ^-helfen, als die Konferenz nach englisch-russischen Vorschlägen zustande zu bringen. DaS Programm der Konferenz erleidet eine traäklge Metamorphose. In London und Paris wurde schon genügend gestrichen und geschnitten. Berlin wird in ebensolchem Sinne arbeiten. Was bleibt dann von dem tatsächlichen Programm noch übrig und wo bleiben die übrigen'Vorschläge ?

Cetttnie, 22. Okt. Die Nachricht, daß der Fürst Nikolaus von Montenegro ein Schreiben an den rassischen Kaiser gerichtet habe in welchem er als Kompensation den Saudschak Novibazar verlangt, ist vollständig erfunden.

Komische Hleöersicht.

Z« der Frag-Arbeiter «I» Geschworene"

liefert ein Vorgang in Mannheim eine nicht sehr schöne Illustration. Bei der am Dienstag in Mannheim erfolgte« Eröffnung der Schwurgerichtsperiode bemerkte der Vor­fitzende, daß unter den ausgelassen Geschworenen sich auch ein Arbeiter befunden habe. Dieser habe aber von seinem Amt entbunden werden muffen, da die Firma, bei der er beschäftigt sei, ihm erklärt habe, daß er entlassen werde, wenn er sein Amt ausüben wolle. Leider nannte der Vor­sitzende die Firma nicht, die es über sich gewinnen konnte, einen Arbeiter durch Androhung schwerster wirtschaftlicher Schädigung an der Ausübung eines Ehrenamtes zu hindern. Der Fall ereignkte sich glücklicherweise noch früh genug, um die bevorstehende Strafprozeßreform auch nach dieser Rich­tung hin zu beeinflussen.

Das Harnbargische Kolonial-Jnstitnt ist in

Gegenwart des Staatssekretärs Dernburg seiner Bestimmung übergeben worden. Exzellenz Dernburg hielt eine Ansprache, in der er die besten Wünsche der Rrtchsregienmg für das Institut Sberbrachte, um daun dessen Aufgabe darzulegeu. Er schloß: Der Erfolg einer Kolontsatiovsarbeit hängt nicht nur von der äußeren Macht und Stellung ab, die fie der kolo- visierenden Nation verleiht, auch nicht von dem Maß der Wohlhabenheit und der Bereicherung, das der einzelne in dieser Arbeit erzielt, sondern ebensosehr, wenn nicht mehr, von dem Geist, in dem alle, an ibre großen ethischen und kulturellen Arbeiten herantreten. Nur die Nation, die diese Fragen mit Geschick und Erfolg avgreift und ihrer Lösung entgegeuführen kann, wird mit Ehren vor Mit- und Nach­welt kolonisieren.

Die tschechisch!« Exz sse gege« das De«1sch.

t«« haben sich in Prag und au einigen Orten in so ver­stärktem Maß wiederholt, daß Militär einschreitm mußte. Auch dieses wurde angegriffen, worauf, namentlich in Prag, mit aller Schärfe vorgegangen wurde. Viele Personen wurden hierbei verletzt. Angesichts dieser Zustände hat die Regierung den Statthalter von Böhmen, Grafen Couden- hove, angewiesen, die zur Htntauhaltnng von Ausschreitungen getroffenen Verfügungen mit größtem Nachdruck zur Durch­führung zu bringen uud nötigenfalls unverzüglich den Ausnahmezustand zu verhängen. In Karlsbad haben die tschechischen Pöbelcien zu Gegendemonstrationen der Deutschen geführt Die Menge zog vor die Wohnung des Obma-mstellVertreters der dortigen Beseda (drs tschechischen Klubs), warf alle Fensterscheiben ein, drang in die Woh- mmz ein und zertrümmerte darin alles, was nicht uiet- und nagelfest war. Sodann zog die Menge durch die Straßen, zertrümmert: tschechische Aufschriften und riß tschechische Finnentafeln herab. Die Polizei mußte mehr­mals blank ziehen.

Der fra»zöfische Mariuemiuifter Tho«s»» hat

seine Entlassung gegeben, und zwar infolge einer Juter- pellationsdebatte in der Deputiertenkammer über dieJena*- Katastrophe. Thomson iss heftig angegriffen und für die in der Marine bestehenden Mißstäude direkt verantwortlich gemacht worden. Namentlich Delcaflö rückte ihm scharf zu Leibe, nnd obwohl Thomson darlegte, daß er nicht haftbar gemocht werden könne für alte Schäden, die sich so schnell eben nicht beseitigen ließen, setzte Delcafsö doch die Annahme einer Tagesordnung durch, die Thomson als verletzest» für sich betrachtet. Sie lautet: Die Kammer bedauert die in­folge der Katastrophe derJena* enthüllten Nachlässigkeiten.

der würltembergischeu Schuluovelle.

r. Stuttgart, 22 Okt. Die B-lksschulkommisfio«

der Zweiten Kammer beendete gestern vormittag die erste Lesong des Art. Vll der Volksschulnovelle, der im RegierungS- entwmf lautet: An die Stelle deL Art 22 deS Volksschul- gesetzes vom 29. Sept. 1836 treten nachstehende Vorschriften: Den aus öffentlichen Mitteln uuterhal:enen Volkrschulen eines jeden Orts fließen folgende besondere Einnahmen zu: 1) ein jährlicher Beitrag anS den örtlichen Kaffen, der wenigstens 50 ^ für jeden Volksschülcr, einschließlich der Schüler der allgem. Fortbildungsschule und der Sonntags- schule beträgt, 2) die Strafgelder vou Schulversäumuiffen, 3) das auS örtlichen Mitteln fließende Einkommen jeder erledigten ständigen Lehrstelle, soweit es die Amtsverweseret- kosten übersteigt Jede Ortsschulbehörde hat für dir Volks­schule, für die fie bestellt ist, diese Einnahmen als selbstän­digen SchulfondS zu verwalten und mit Genehmigung der zustäsdigeu Aufsichtsbehörde die nötigen Bestimmungen über

die Führung der Kaffe und der Rechuuug zu treffen. Die

Ortsschulbehörde ist befugt, die Gelder de» SchulfondS für Lehrmittel und ähnliche Erfordernisse der Schule za verweudeu. Auf die Verwendung der dem SchulfondS augehöreudeu Stiftungen finden die Vorschriften tu Art. 157 uud Art. 158 Abs. 1 der Semeiudeorduuug vom 28. Juli 1906 «ft der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß au Stelle der Gemeiudekollegien die Ortsschulbehörde, uud an Stelle der Kreisregierung die Oberschulbehörde tritt. Dieser Artikel erhielt durch die Kommisfionsbeschlüffe fol­gende Aeuderuug: Ein Antrag des Berichterstatters Löchner, die Ziffer 1 deS Abs. 2 folgendermaßen zu fassen:Ein jährlicher Beitrag aus den örtlichen Kaffen, der in Gemein­den 3. Klaffe wenigstens 50 -g, 2. Klaffe wenigstens 80 und in Gemeinden 1. Klaffe 1 ^ für jeden Schüler der Volks-, Sonntags- und allgemeinen Fortbildungsschule beträgt* wurde mit 8 gegen 7 Stimmen angenommen. Tin Antrag des Abg. Haußmaun, den Abs. 3 folgendermaßen zu fassen:Dieser Schulfonds bildet einen rechnungsmäßig abgesonderten Teil des Gemeindevermögens* wurde mit 8 gegen 7 Stimmer, cbgelehnt, dagegen ein Antrag Kübel, au Stelle dieses Absatzes die Fassung zu setzen:Die Ge­meinden haben diese Einnahmen als selbständigen Schul­fonds zu verwalten,* mit 11 gegen 4 Stimmen augeuommeu. Sodann gelangte noch ein weiterer Antrag des Abg. Kübel, den Abs. 4 mit den Worten einzuleitev:Die Ortsschulbe­hörde hat die Gelder ... zu verwenden* mit 8 gegen 7 Stimmen zur Annahme. Endlich wurde roch ein Antrag deS Abg. Nägele, das WortSchulfoud" dnrchgeheud durch das WortSchulkaffe* zu ersetzen, mit 11 gegen 1 Stimme augeuommeu. Der Art. 7 lautet demnach »ach den Kommisfiousbeschlüffeu wie folgt: (Eingangsworte un­verändert)den aus öffentlichen Mitteln unterhaltenen Volks­schulen eines jeden Orts fließen folgende besondere Ein­nahmen zu: 1. eia jährlicher Beitrag aus den örtlichen Kaffen, der in Gemeinden dritter Klaffe wenigstens 50 H, zweiter Klaffe wenigstens 80 --Z und in Gemeinden erster Klaffe 1 für jeden Schüler der Volks-, Sonntags- und allgemeinen Fortbildungsschule beträgt; 2. die Strafgelder von Schulversäumniffen; 3. das aus örtlichen Mitteln fließende Einkommen jeder erledigten ständigen Lehrstelle, soweit es die Amtsverwesereikosten übersteigt. Die Ge­meinden haben diese Einnahmen als selbständige Schul- kafle zu verwalten. Die Ortsschulbehörde hat die Gelder der Schnlkaffe für Lehrmittel und ähnliche Erfordernisse der Schule zu verwinden. Auf die Verwendung der der Schul­kaffe augehörenden Stiftungen finden die Vorschriften in Art. 157 uud Art. 158 Abs. 1 der Gemeindrorduuug vom 28. Juli 1906 mit der Maßgabe mtsprech nde Anwendung, daß an Stelle der Gemeiudekollegien dir Oltsschulbehörde und an Stelle der Kreisregieruag die Oberschulbehörde tritt.* Die Kommtsstou trat hierauf in die Beratung des Art. 8 der Volksschnlnovelle ein, welcher über die Höchst- zahl der in einer Klaffe za unterrichtenden Schüler sowie über die Erteilung vou Abteiluugsunterricht Bestimmungen trifft. Die Beratung wird heute fortgesetzt.

VageS-Weutgkeiten.

Rȧ Glicht mch Lrsd

Nagold, d«a 23. Oktober 1S0S

* Bo« Tage. S. Exzellenz StaatSmiuister von Pischek passierte gestern «Mag kurz vor 12 Uhr zu Wagen die hiesige Stadt, um sich von der Befichttxung der Pump­station für die Säuwafferversorguug in Gündriugen kom­mend, nach Srgeuziugenzu der EiuweihuugSfeier zu begeben. In seine« Gefolge befanden sich in ca 25 Chaisen sämtliche geladenen Festgäste.

* Bo« Wetter. Die Kälte hält leider au; heute morgen zeigte der Thermometer wftder 8' R. BieleS Obst ist noch auf den Bäumen und dürfte »aucherorts erfroren sein. ES wird sich empfehlen jetzt «ich den Wasser­leitungen zu sehen uud fie beizeiten abzustrllen.

(» Bolksbibliothek Nagold. Wie im letzten Jahre möchten wir vor Beginn des Winters wiederum auf die hiesige Volksbibltothek aufmerksam machen. In dev drei Jahren ihres Bestehens wurden 3350 Bände, im verflosse­nen Jahre allein 1448 Bände ausgeliehen. Von verschie­denen Seiten durften wir wieder Unterstützung finden, so daß wir nunmehr bald 700 Bände beisammen haben, wofür wir hier im Namen der Leser uuscrm Danke Ausdruck ver­leihen «Schien. Der kleive Lesezins, der erhoben wird, dient allein zur Anschaffung und Instandhaltung der Bücher. Die Bücher können jeden Samstag zwischen 1 uud 2 Uhr t« Lokal der Mittelschule abgeholt werden. Zur Empfehlung unserer Bücherei »Schien wir noch die Worte beifügen, die