und dritte je uur die Hälfte, für die übrigen Kinder kein Schulgeld zu zahlen" wurde einstimmig angenommen. Weiterhin wurde ein Antrag des Abg. Haußmauu, in Abf. 2 den letzten Satz dahin zu fasten: „Für den Besuch der Mittelschule kauu ein entsprechend höheres Schulgeld festgesetzt werden, das in Gemeinden erster Klasse 36 in Gemeinden zweiter Klasse 24 ^ und in Gemeinde« dritter Klaffe 18 ^ nicht übersteigen darf" mit 9 gegen 6 Stimmen, und ein Antrag Dr. Späth-Biberach, den Abs. 3 folgendermaßen zu fasten: „Kinder unbemittelter Eltern find von der Entrichtung des Schulgelds freizulaffeu", sowie ein Antrag Nägele, diesem Satz noch hiuzuzufügen: „und mit den nötigen Lernmitteln zu versehen" je einstimmig angenommen. Schließlich gelangte noch ein AbäuderuugSautrag des Berichterstatters Löchuer den letzten Absatz des RegierungS- eniwurfs zu fasten: „Die Kinder der au Volks- oder Mittelschule des Orts angestellteu Lehrer find vom Schulgelde frei" mit 14 Stimmen bei einer Stimmenthaltung zur Annahme. Dagegen wurde ein Antrag des Bericht- erstatterS, die Erhebung von Schulgeld für Volksschule, allgrm. Fortbildungs- und SountagSschule gesetzlich auS- zuschließeu, mit 8 gegen 7 Stimmen und ein Antrag Hil- deubrand und Gen., die Lernmittel für diese Schulen unentgeltlich zu liefern, mit 9 gegen 5 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt. Der Art. VI lautet somit nach den Äommisstonsbeschlüffeu (abgesehen von den unverändert gebliebenen Eingangsworte») wie folgt: „Die Gemeinden oder Schulverbäude find befugt, für den Besuch der Volksschule mit Ausschluß der allgemeinen Fortbildungsschule und der SountagSschule ein Schulgeld im Rahmen von 1 Mk. bis zu 3 Mk. zu erheben. Besuchen mehrere Kinder einer Familie gleichzeitig die Volksschule einer Gemeinde, so ist uur für das erste der volle Betrag, für das zweite und dritte je nur die Hälfte, für die übrigen Kinder kein Schul- geld zu zahlen Für den Besuch der Mittelschule kauu ein entsprechend höheres Schulgeld festgesetzt werden, das in Gemeinden erster Klaffe 36 in Gemeinden zweiter Klaffe 24 in Gemeinden dritter Klaffe 16 ^ nicht übersteigen darf. Kinder unbemittelter Eltern find von der Entrichtung des Schulgeldes freizulaffen und mit den nötigen Lehrmitteln zu versehen. Die Entscheidung hierüber steht der OrtSschrübehörde zu. Die Kinder der an der Volks- oder Mittelschule des Orts angestellteu Lehrer stad vom Schulgeld frei." Die Kommission trat hierauf in die Beratung des Art. VII der Volksschnluovelle ein, welcher die Bestimmungen über den Schulsoud enthält. — Die Beratung wird heute fortgesetzt.
Gage»-Keuigksiten.
A,» Gtiltt mrd Lsud.
r. Stuttgart, 21. Okt. Die Vereidigung sämtlicher im Oktober eingestellten Rekruten, Einjährig-Freiwillige« osw. des Standorts Stuttgart-Cinnstatt fand heute statt. Der Feier wohnten die direkten Vorgesetzten bei. In der evangelischen Garuisouskirche spielte das MufikkoipS des Infanterie-Regiments Nr. 125, in der katholischen Eberhardskirche das TrompcterkorpS des Dragoner-Regiments Nr. 26. Die Fahnenkompauie stellte das Grenadierregimeut Nr. 119. Die Israeliten wurden aus dem Hof der großen Jnfanteriekaserne vereidigt.
Stuttgart, 21. Okt. Der Präsident der Zentralstelle für die Landwirtschaft StaatSrat Frhr. v. Ow hat wegen leidender Gesundheit die Enthebung von seine« Amt nachgesucht.
Stuttgart, 21. Okt. Heute findet hier eine internationale Konferenz höherer Eiseubahnbeamten statt zum Zweck der Verbesserung der SchnellzugSver- bindungen zwischen England, Holland, dem Nicderrhein und Suddcutschland.
Stuttgart, 21. Okt. Bei dem Wettbewerb für das neue Hoftyeater hat nach dem „Neuen Tagblatt", das die Meldung unter Vorbehalt widergibt, den ersten Preis Prof. Littmarm i. F. Heilmanu und Littmann-München erhalten, den zweiten Preis RegieruugSbamneister Moritz- Köln, den dritten Preis Prof. Schmohl-Ltuttgart.
r. Vaihingen, 20. Ott. In der Nähe des Lein- felderhofeS bei Enzweihingen wollte ei» Stromer ein achtjähriges Mädchen aus Enzweihingen vergewaltigen und drohte ihr, sie in die Enz zu werfen. Als Leute auf die Hilferufe des Kindes herbetetltru, ergriff er die Flucht. Seine Verhaftung ist bis jetzt noch nicht gelungen.
r. Gaildorf, 21. Okt. Gestern nacht zwischen 10 nnd 11 Uhr brach in der Scheuer der Witwe Windmüller in Unterroth Feuer aus. Dabei geriet die Nachbarscheuer des Rögleswins Kunz in Brand. Beide Scheuern find bis auf den Grund uiedergebrarwt Das R-th ms konnte nur mit Mühe gerettet werden. Der Brandstiftung verdächtig ist ein Dieastkaecht der Witwe Windmüller, der sich
selbst in Gaildorf der Polizei stellte und vorbestraft ist. Er wurde in das K. Amtsgericht etngeliesert.
Friedrich-Hase», 21. Okt. Der König empfing heute eine Kommission, der Theodor Fischer, Oberbürgermeister v. Ganß, Baron v. Putlitz und Payer augehörten, um die Stuttgarter Hoftheatersrage zu behandeln.
'Zeppelin.
Friedrich-Hase«, 20. Okt. (Tel.) Mau rechnet bestimmt damit, daß am Donnerstag gute WitteruugSver- hältuiffe herrschen werden und bezeichnet nunmehr den Donnerstag bestimmt als den AufstiegStermiu. Der Ballon ruht fertig in der Hülle und kann nach der uur fünf bis sechs Stunden Zeit tu Anspruch nehmenden Füllung sofort aufsteigen. Wieverholte Materialprüfungen haben ergeben, daß alles in bester Ordnung ist und auch die Materialprüfungen boten zu Beanstandungen keinerlei Anlaß. Die engeren Freunde und Mitarbeiter des Grafen find vollzählig hier versammelt. Seine Tochter trifft morgen früh hier etu, ein letztes sicheres Zeichen, daß der Aufstieg unmittelbar bevorsteht.
(Teleph. Meldung.)
Wie unser im „Deutschen HauS" in Friedrichshofen anwesender Gewährsmann mitteilt, wird der erste Ausstieg mit 2 I nun bestimmt am D»u«er-t«g vormittag zwischen 8 und S Uhr erfolge«, es wäre denn, daß Graf Zeppelin in letzter Stunde anders verfügen würde.
Gerichtssaal.
r. Stuttgart, 21. Okt. (Strafkammer.) Im Wiederaufnahmeverfahren gegen den Nachtwächter Karl Die Irlbach in Stetten t. R., welcher behauptet hatte, der Polizei- dteuer Schmidt habe Bretter gestohlen, wurde der Angeklagte unter Aufhebung des früheren Urteils wegen Beleidigung zu einer Woche Gefängnis verarteilt, die durch bereits erstandene Strafe als verbüßt erachtet wird. Von der falschen Anschuldigung wurde er freigesproche«, da nicht erwiesen sei, daß er wider besseres Wffen die Anzeige erstattet habe. Der dem Poltzetdiener Schmidt gemachte Borwurf des Bretterdiebstahls sei nicht erwiesen. Der größte Teil der Kosten einschließlich der Verteidigung wird auf die StaatSkaffe übernommen.
r. Ulm, 21. Okt. (Kriegsgericht der 27. Division.) Ein Soldateuschinder schlimmster Sorte staud in der Person des früheren VizefeldwebelS und nachmaligen Eiseubahn- schaffnerS Adolf Schilling vor dem hiesige« DivifiouS- gertcht. Schilling ist im Mai 1906 vom gleichen Gericht wegen einer Reihe von Mißhandlungsfälleu zu 1 Jahr
4 Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt worden und büßt zur Zeit diese Strafe ab. Inzwischen find durch eine anonym an das Generalkommando gelangte Anzeige weitere Mißhandlungen Schillings aufgedeckt worden, die schon 8—10 Jahre zurück liegen und über 60 ehemalige Untergebene Schillings betreffen. Auf die Vernehmung dieser Zeugen konnte in der gestrigen Verhandlung verzichtet werden, nachdem Schilling vorgebracht hatte, daß er ihre in der Voruntersuchung gemacht Angaben nicht auzweifle, obwohl er sich an gar nichts mehr erinnern könne. Die in der Anklage augeführteu Mißhandlungen, 183 zum Teil gewohnheitsmäßig fortgesetzte Handlungen darstellend, find verübt worden durch Schläge mit der Haud und Faust, mit Stöcken und dkm versorgten Säbel ins Gesicht, auf die Finger, die Waden und Schenkel,- ferner durch flache Hiebe mit dem gezogenen Säbel, durch Stoßen mit der Faust, den Stiefeln, dem G.wehrkolbeu, durch Gewehrpumpeu bis zur Erschöpfung, wobei in einem Falle ein Unteroffizier aufpaffcn und die etwaige Ankunft eines Vorgesetzten melden mutzte. Die Schläge hatten nicht selten Schwellungen oder Blutungen zur Folge, und einmal wurde ein Musketier so heftig au der Nase gepackt, daß sie vierzehn Tage lang blau war. Nach den »Ügrteilten Be- kandu gen einiger Zeugen wurde alle Tage geschlagen und bei jedemsDienst. DaS Gericht nahm durchweg fortgesetzte Haudluugeu an und sprach Schilling unter Eturcchnuug der früher zuerkaunteu Strafe wegen 50 Verbrechen der Mißhandlung Untergebener in Ausübung des Dienstes unter teilwriser Anwendung der Waffe eine Gesamtstrafe von 2 Jahren Gefängnis neben Degradation zu.
Berlin, 20. Okt. Der „Fall Wistuba" wurde vom Disziplinargericht verhandelt. Das Urteil lautete nach 1'/«ständiger Beratung des Gerichtshofes auf Dienstmt- laffnng unter Belrffaug der Pension zu zwei Dritteln auf
5 Jahre. Das Urteil wurde gegen 8 Uhr abends nach lOstündiger Berhandluug gefällt.
Dtttfchr» «eich
Berlin» 20. Okt. Die Erkrankung des Kultusministers Holle, wegen der er plötzlich nach Meran muß, wird ihn
wahrscheinlich auf Wochen oder Monate den Arbeiten des Landtags seruhalten.
Berlin, 21. Okt. Oberst Schäck und sein Beglei'er auf der Gordon-Bennett-Fahrt, Metzmer, von der Helvetia find nach Hause abgereist und wurden von ihren Landsleuten gastlich empfangen. Beide e klärten, daß sie gegen ihren Willen von dem Dampfer Cimbria geschlappt worden seien. Sie stad der Uebcrzrugung, daß ihnen der Sieg nicht streitig gemacht werden kann.
Landshut t. B., 21. Okt. Heute früh 3 Uhr flogen in der stä t scheu Gasanstalt infolge Kesselexplosion das MaschiuenhauS mit Nebengebäuden ia die Luft. 3 Arbiter wurden schwer verletzt, einer davon ist bereits gestorben.
Plaue» i. Bogtl., 21. Okt. Wie dem „Vogtl.Anz." aus Brambach t« Obervogtlaud gemeldet wird, wurde dort heute nachmittag ein Erdbeben verspürt. ES wurden drei zum Teil sehr starke Erschütterungen wahrgenommen. Kurz nach 3 Uhr würben durch einen besonders heftigen Stoß die Häuser in ihren Grundfesten erschüttert, wobei die Gegenstände in den Stuben hin- und herschwaukteu und alle Fensterscheiben klirrten.
AXlslld.
Innsbruck, 20. Okt. Der Statthalter Freiherr Spiegelfeld leistete sich im Landtag heute die Geschmacklosigkeit, von einem „Gekrächze der publizistischen Geier" zu sprechen. Die Journalisten aller B.ätter beschloss m, schärfstenS dagegen St-llnig zu nchmeu.
Juu-bruck, 21. Okt. Ab gestürzt. Am Bettelwurf stürzte gestern ein de« Namen nach unbekannter reichS- deutscher Tourist ab. Die Leiche des Verunglückten wurde heute vormittag geborgen.
Prag, 21. Okt. Der durch seine au der Universität Innsbruck gehaltenen modernistischen Vorträge bekannt gewordene Professor Wahrmuud hat gestern im dichtgefullten Hörsale der Universität seine Antrittsrede über „Die Entwicklung der katholischen Kirche" gehalten.
Rewyvrk, 21. Okr. In Wilkesbarre wurden bei dem Einsturz eines Lokomotivschuppens 50 Arbeiter und Knaben verschüttet. Viele von ihnen wurden getötet.
Die Waldbrande in Nordamerika.
London, 20. Okt. Au? New-Arrk wird telegraphiert: Die Waldbrande im Adirovdcck-Gebirge mehren sich Die Gegend bietet eia außerordentliches Schauspiel. Dre L sch- ungsarbeit an diesen Bränden er ch:tnt an vielen Stellen völlig hoffnungslos. Hund rte von Männ in arbeiten au der RUtanz der Städte und Tö fcr. Biele Landhäus r in der wegen ihrer Schönheit beruhrrien Gegend find bedroht. Ein Sanatorium für Schwindsüchtige befindet sich in großer Gefahr. Die Hunderte van Patienten retten sich durch Flacht. Der Schaden beträgt schon Millionen von Dollars._
Land Wirtschaft Hände! urd Verkehr
Walddorf, 21. Okt. Hier find ca IVO Ztr. Mostobst zu haben, gestern ging ein Wagen Moftobft nach Pforzheim der Ztr. Aepfel zu 3.70 v rnen zu 2 30 — Kartoff»« wird morgen
auch »in Wag»n verladen der Zlr. ,u 170 Dafelzwetschge» kosten 3 »S find ca 2000 Ztr hier; Käufer erwünscht.
Wei«.
Rotenberg, 20 Okt. Lese in vollem Ta-rg. Menge schlägt bedeutend vor, deshalb immer noch Vorrat. Sestern mehrere Käufe zu 200 pro 3 Hl. Käufer eingeladen.
Endersbach. 19 Okt. Weitere Käufe zu 190 ^ pro 8 Hl. Lese geht heute allgemein zu Ende. Vis auf einige gute Reste alles verkaukt. Letzie Anzeige
Winnenden, 19 Okt. Lese geht h ute zu Ende. Käufe z« 190 pW 3 HI. Einige gute Reste find noch seil.
Schorndorf Hebsack i. R, 19. Olt Verkauf lebhaft z« 183—184 «a p-o 3 Hl Letzte Anzeige.
Großheppach, 19. Olt Heule Käufe zu 100-300 ^ pro 3 Hl. Boirat noch ca 40 Hl. gute Weine.
Herrenzimmer«, 20. Okt. Die Lese ist beendet Qualität befried-gend. Bereits alles verlaust zu den Preisen 133—130
Tübingen, 19. Okt. V-rschiedene Käufe zu 130—140 «4t abgeschlossen; doch ist noch käuflicher Vorrat vorhanden
r. Jagfthaufe«, 2t. Okt. Bei der Weinversteigerung in der Frhr. v Berlichingenschen Kelter wurde für 3 Hl Weißwein 168 bis 180 für daS gleiche Quantum Rotwein 19S—210 ^ erlöst.
Fellbach, 19. Okt. W-inkLufe wurden heut» abgeschlossen zu 200, iss, ISO, 188 und 18S per Eimer Vieles verstellt, Käuf.r stad eingeladen.
Treplow-Bcrlin. Der spezi ll auf kleinen Bahnen gefürchtete Zehlendorfer Dauerfahrer Adolf Echulze war auch am letzten «Sonntag wieder erfolgreich, indem er ein 30 KinMennen sicher gegen Schadebrodt, Wolf etc. auf Brrnnabor gewann. Ein zweites zum Austrag gebrachte? 3 > Icw Rennen sah indessen dm Brandenburger G. Schadebrodr als Sieger, welcher mit ganz geringem Abstand als Erster vor Schulze passierte.
Witteruugsv»rhersoge. Freitag den 23. Oktbr.
Hüter, treck -, tagsüber mäßig warm.
Druck und Verlag der O.W. Zaiser'scheu Bnchdruckerei gaiser Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K Paur.
LlltdrMm NMrM mM M NN NmcklM mul viril VM NiKlern Zer» or U kür M ÜN delMMIMtz MiM.