Samariterberuf. Wo eS uur zu helfen gibt, wo tu Krankheit--, Todes« uud schweren UuglückzfSlleu Trost und Hilfe nötig find, da versagt unsere Kaiserin niemals ihre Hilfe. Ohne Zaudern, mit Freundlichkeit uud echt weiblichem Zartgefühl bringt sie Hilfe. Tausenden von Unglück.icheu ist sie ein rettender milder Segeuseugel geworden. Es ist erstaunlich, wie erfinderisch unsere Kaiserin im Helfen und wie umfangreich ihr Wohltuu ist. Dabei zeigt fie für alle sozialen Nöte uud Mittel zu ihrer Linderung ein tiefes Verständnis und klaren, scharfen Blick wie nie versagende Kraft. Ob es sich um Angelegenheiten der Kranken- uud Siecheohäuscr, um Angelegenheiten der Lungenheilstätten, um die Dieustboteusrage, die Besserstellung der Heimarbeiterinnen, um die Waisen des Deutschen Kriegerbuudes oder um irgendeine andere soziale Frage handelt — überall finden wir bei unserer Kaiserin dasselbe praktische wie gesunde Urteil, überall dieselben praktischen Wege und Mittel. DaS hohe Erbe der ersten beiden deutschen Kaiserinnen verwaltet Ihre Majestät in ebenso hochherziger wie verständnisvoller Weise Wir dürfen uns mit Recht dieser Samariterin im Pnrpurkleide freuen. Uud so grüßen wir denn unsere Kaiserin mit alte» Treugruß uud beten von Herzen: Sott schütze unsere erlauchte Kaiserin noch viele Jahre, unserem Laude und Volke zn reichstem Segen!
Me Umwälzung auf dem WaMan.
Pari-, 20. Okt. Der russische Minister des Aeußern, JSwolSkt, ist heute abend nach Berlin abgereist. Er wird von dort nach Petersburg zuröckkehren. — Eine Note der Ageuce Havas sagt, daß maßgebende Kreise versichern, JSwolski habe in Bezug auf die Aufgaben der zukünftigen Konferenz in London uud Paris eine vollständige Ueberein- stimmung der Ansichten Rußlands, Englands uud Frankreichs sestgestellt. In Berlin werde der Minister das gleiche Uebereinkommeu zu erzielen haben, da die Einmütigkeit aller Mächte vor der Einberufung der Konferenz unerläßlich sei. Der zweite Aufenthalt des Ministers JSwolski in Paris werde dazu betgetrageu haben, der Lage auf dem Balkan eine günstigere Wendung zu geben, indem er dem Minister Gelegenheit bot, persönlich mit dem französischen Kabinett zum Zwecke friedlicher Tätigkeit zusammenznarbeiten. Sofia uud «oustantinopel seien vollkommen überzeugt, daß Rußland den aufrichtigen Wunsch habe, Bulgarien uud der Türkei auch fernerhin seine freundschaftlichen Dienste zu weihen.
Eioigmlg zwischen Oeftrrrreich »nd der Türkei über die bosnische Frage?
Berit«, 21. Oktober. Aus Koustautinopel wird der „Bosffcheu Zeitung" gemeldet: Den Kouserenzmächten wird ein Strich durch die Rechnung gemacht. Gestern hat sich Oesterreich mst der Pforte über die Einverleibung Bosniens und die Räumung des Sandschaks geeinigt. Die Türkei hat die Eiuverlewnng anerkannt und di: Räumung angenommen. Damit ist dieser Teil des Programms der Konferenz erledigt. De« gleichen Zweck dient die Reise des bulgarischen Abgesandten Dimttroff, der gestern hier eiutraf. Er hatte bereits Besprechungen mit de« Großwefir uud dem Minister des Aeußern, die umso erfolgversprechender find, als die Regelung der finanziellen Fragen besonderen Unterhandlungen Vorbehalten bleiben soll. Damit find die Aussichten zur Erhaltnng deS Friedens bedeutend gestiegen.
Türkei «ob valgaüe».
Lorrdo«, 21. Okt. EiuGreuzzusammeustoß? Die „Central News" erfährt aus Saloniki: An der Grenze soll es zu einem Zusammenstoß zwischen türkischen und bulgarischen Truppen gekommen sein, wobei 70 Bulgaren md 10 Türken gefallen seien. Bei Polanka soll ferner eine Abteilung Bulgaren bet de« Versuch, die Grenze zu überschreiten, von den Türken ausgegriffen worden sei».
Flaschen, Röhren und Tiegeln und der scharfe Geruch von allerhand Säuren wiesen darauf hin, daß er sich eifrig mit chemischen Untersuchungen abgegeben hatte, was eine Liebhaberei von ihm war.
„Hast du die Lösung gesunden?" fragte ich eiutretend.
„Ja. TS war schwefelsaurer Baryth."
„Nein, nein — ich meine das Rätsel!"
„Ach so! daS! Ich dachte uur au das analysierte Salz. Rätselhaft ist in der Sache gar nichts, wenn ich auch gestern einige Einzelheiten intereffaut nannte. ES ist uur bedauerlich, daß wohl kein Gericht dem Spitzbuben etwas au- habeu kann.
(Fortsetzung folgt.)
Gehe« «h«e Auge». Von Helen Keller, der bekannten taubstummen Bliudru, erscheint demnächst in Stuttgart mter dem Titel „Meine Welt" in autorisierter Uebersetzung ein neues Buch, in dem die Verfasserin von neuem Kunde gibt von dem reichen Innenleben, das sich in der von der Außenwelt fast Abgrschutttenen entwickelt hat. Mit den beiden Sinnen, der Tastempfindung und dem Geruch, die ihr geblieben, hat fie sich ein umfassendes Wellbild erbaut, das mehr Schönheiten ausweist, als viele Menschen im Vollbesitz ihrer fünf Sinne je kennen lernen. Sie scheint völlig auSgesöhnt mit ihrem herben Gesch S, uud fie weiß mit wundervoller Beredsamkeit vou den Wundern, die fie in jedem Augenb ick erlebt, zu erzählen. „DaS zarte Zittern eines SchmetterlinLsflügrls in meiner Hand," so
Berit», 21. Okt. Aus Sofia wird der Voss. Ztg. gemeldet: Morgen erscheint der Ukas, mit dem die Sobranje für den 28. Okt. zu einer ordentlichen Tagung einberufen wird. (Mpst.)
Kövig Peter «ab sei« Sprößling.
Berit», 21. Okt. Aus Belgrad wird gemeldet:
Heute kam es zu eiuem leidenschaftlichen Auftritt zwischen dem König uud dem Kronprinzen. Auf Grund der Hetzreden des letzteren hatte der König den Ministrrrat eiu- berusen. Mau ließ den Kronprinzen rufen uud der König stellte ihu wegen seiner aufreizenden Reden ernstlich zur Rede. Ju Gegenwart der Minister geriet der Kronprinz in eine so unbezähmbare Wut, daß es beinahe zu Tätlichkeiten gekommm wäre. Er sprang auf den König zv, wurde aber vou den Hofbeamteu mit Mühe darau verhindert, gegen seinen Vater die Haud zu heben. Man warf ihn schließlich guasi hinaus. Der Kronprinz eilte spornstreichs in eine Volksversammlung, in der er erklärte, an de» König dürste die Befreiung der serbischen Nation nicht scheitern. (Mpst.)
Dir Stimm««- i« Serbiea.
Belgrad, 21. Okt. Der Kronprinz erklärte iu eiuer Ansprache an das Offizierskorps, komme Minister Milo- wauowttsch von seiner Reise zu den europäischen Regierungen ohne jedes Resultat nach Hause, sei der Krieg mit Oesterreich unvermeidlich.
H>oMi»che Hleverficht.
Der König vo« P»rt«gal hat den Prinzen Eitel Friedrich von Preußen und Ferdinand vou Bayern daS vereinigte große militärische Ehrenzeichen des Christus- uud dsS San-Beuto'd'Aviz-Ordeus verliehen.
Da- preußische Herreuha»- hat eine kurze Sitzung abgehalteu, iu der das bisherige Präsidium uud die bisherigen Schriftführer durch Zuruf wiedergewählt wurden. — Im Abgeordnetenhaus sprach außer dem Fiuanzmiuister nur ein Sozialdemokrat, der den Abgeordneten Liebknecht grru aus der Festungshaft befreit sehen möchte. Die nächste Sitzung wird am Montag stat:finden.
Eime« weitere« Schritt z»r Et«ig««g der Liberale« hat mau iu Beyern getan. Am Sonntag hat iu München der liberale Kretsverband von Altbayeru den Zusammenschluß der vorhandenen KreiSverbäude zu eine« Landesverband beschlossen unter Aufrechterhaltsug der Selbständigkeit der LaudrSparteteu.
Die «eckleuburgischr Regier««, hat die kommissarischen Beratungen mit den Stäuben über die Verfas- suugsfrage als aussichtslos abgebrochen, da das bisherige Ergebnis dieser Verhandlungen völlig negativ blieb. Die Mitglieder der Ritterschaft beharrten auf ihrem die Regierungsvorlage ablehnenden Standpunkt.
I« Böhme« tobt der tschechische Haß weiter gegen das Dentschtu«. Sttt Soumag begehen die Fanatiker die gröblichste» Ausschreitungen gegen die Deutschen, und nicht nur tu Prag, wo den Wcuzeslaus eine wahre Zerstörungswut gepackt hat, sondern auch iu Gablonz, Budwets, Teplitz, Karlsbad uud an anderen Orte». Vielfach kommt es auch zu Blutvergießen. Die Regierung zögert leider noch mimer, energische Maßregeln zu ergreifen.
Der „kranke" Präsident vo» Be«ez«ela, Castro, hat einen weiteren feindlichen Schritt gegen Holland unternommen, indem er dm Einfuhrzoll auf Stearin, daS Venezuela hauptsächlich aus Holland einführt, bedeutend erhöhte.
Die persische« Revolutionäre i» Täbri- werden auf längere Zeit hinaus ungehindert i« Besitz der Stadt bleiben, da sich niemand bereit finden läßt, gegen TSbris vorzu.ückm. Nach englischen Meldungen soll der Schah auch eingeseheu haben, daß der Versuch zur Eroberung der Stadt wenigstens im Winter aussichtslos ist. Nach Meldungen aus Urmia ist diese Stadt ruhig, indessen hat der Verkehr
schreibt fie an eiuer Stelle, „die weichen Blumenblätter der Veilchen, die sich eivschmiegev iu die kühleren Falten ihrer Blätter oder sich sanft aus dem Wieseugras erheben, die klaren festen Linien von Gesicht ».Gliedern, die leise Krümmung seines Pferdehalses und die Berührung seiner Nüstern, die fammetweich erscheinen — Alles das und tausend Kombinationen, die sich iu meinem Geist bilden, sie setzen Mine Welt zusammen. Mit meinen Händen kann ich sowohl das Komische wie das Schöne in der äußeren Erscheinung der Dinge fühlen. Denken Sie daran, daß Sie, der Sie ganz vou ihrem Gesicht abhängig find, keine Ahnung davon haben, wie die Dinge auf das Gefühl wirken. Das Sammet- weiche der Rose ist anders als das eines reisen Pfirsichs oder der Grübchen in eines Kindes Wangen. Die Härte des Felsens verhält sich zur Härte d:s Holzes wie die tiefe Baßstimme eines Mannes zu eiuer tiefen Frauenstimme." Helen Keller entwirft feinsinnige Beschreibungen vou Kunstwerken, die fie doch nie hat sehen können. Sie empfängt ganz bestimmte Eindrücke vou dem Charakter vou Leuten, deren Hände sie berührt. „Bisweilen," schreibt fie, „erkenne ich mit deutlicher Ahnung die freundliche, aber geistig beschränkte Hand von jemand, der mir mit großem Wortschwall Neuigkeiten erzählen will, an denen nichts Neues ist. Ich habe einen Bischof mit einer lustigen Haud, einen Humoristen mit einer Hand vou bleierner Schwere, einen mit setter Tapferkeit prahlenden Manu mit einer furchtsamen Haud und ein?n friedlichen Mann mit einer Faust von Eisen kennen gelernt." Eia anderer W:g, durch den Htten Keller die Wttt krnuen lernt, ist der „durch
mit Salmas fast gänzlich aufgehört. Die persische Post ist zweimal iu einer Woche beraubt worden. Die türkischen Truppen befinden sich aus dem Rückmarsch nach der Türkei.
Chi«a fordert, nachdem jetzt die Untersuchung des Zwischenfalles bei Kantao (Nsrdkorea) beendigt ist, wo eS zwischen chinesischen Truppen zu eine« Zusammenstoß gekommen war, eine Entschädigung und Bestrafung der Schuldige». — Japan steht bekanntlich den Zwischenfall anders au uud dürfte kaum geneigt sein, die chinesische Forderung zu erfüllen.
Französische Trappe» haben die Ortschaft Tobadiu im französischen Sudan, wo ein Aufstand ausgebrochen war, eingenommen und dem Erdboden gleichgemacht. Der aufrührerische Marabu und seine Anhänger sind getötet worden, während auf französischer Seite sechs Seuegalschützeu fielen.
I« Fraazösisch-Westafrika wurde eiu Zug berittener Infanterie nach Verlassen der Station Moutgerie von 120 Mauren angegriffen. Nach vierstündigem Gefecht und nachdem der Zug Verstärkung erhalten hatte, wurden die Mauren, von denen 13 blieben, auseinandergesprengt. Auf französischer Seite fittm eiu europäischer Sergeant und vier Tiratlleure, vier wurden verwundet.
Rach Meld««ge» a«- Marokko hat in der Nähe vou Mogaoor ein Kampf zwischen der fcauzöstschen Marokko- Polizei und marokkanischen Truppen stattxefundev, iu dem die Franzosen schlecht abschuitteu. Sie haben zehn Tote und viele Verwundete. — Wie aus Melilla berichtet wird, hat sich die Lage des Roghi verschlimmert. Am Sonntag wurde er vou den Treppen Mulay Hastds angegriffen uud ins Gebirge zurückgeworfen; siine Verbindung mit Melilla wurde abgeschuitten. Die Besitzungen seiner Parteigänger wurden von den Hafidisteu geplündert. An der B fitznahme der vom Roghi eingerichteten Zollstattonen wurden die Trappen durch den Gouverneur vou Melilla gehindert. — Den Kabinetten der Stgnatarmächtr ist durch dir Botschafter Frankreichs und Spaniens die neue, die Anerkenung Mulay Hastds betreffende Note überreicht worden. — Wegen des deutsch-französtschm Zwischenfalls hat eine Verständigung zwischen Berti» und Paris noch nicht herbeigeführt werden können. Die Angelegenheit soll nunmehr vor das Haager Schiedsgericht gebracht werden, falls anders keine Einigung zu erzielen ist. Die Bereitwilligkeit hierzu scheint auf Leiden Seiten bereits auSgesprcch n worden zu sein, indessen knüpft Frankreich seine Zustimmung noch an die Bedingung, daß im Haag nicht uur dte Rechtsfrage entschieden, sondern auch der Tatbestand festgestellt werden müsse.
Kommisfionsberatuug der württembergischm Schuluovelle.
r. Stuttgart, 21 Okt. Die Bolksschulkonnnisfio»
der Zweiten Kammer beendete gestern nachmittag die Beratung des Att. VI der Volksschulnovelle, der nach de» Regieruugseutwurf lautet: „An die Stelle des Art. 3 deS Gesetzes vom 6. November 1858 trete» nuter gleichzeitiger Aufhebung des Art. 14 des Gesetzes vom 22. März 1895 folgende Bestimmungen: „Die Gemeinden oder Schulver- bäude find befugt, für de« Besuch der Volksschule mit Anschluß der allgemeinen Fortbildungsschule und der Sonn- tagsschule ein Schulgeld im Nahmen von einer Mark bis zu drei Mark für das Jahr zu erheben. Für den Besuch der Mittelschulen kann mit Genehmigung der Oberschnlbehörde eiu entsprechend höheres Schulg ld festgesetzt werden. Vou der Entrichtung des Schulgelds stad die Kinder unbemittelter Eltern ganz oder teilweise freizulaffen. Die Entscheidung hierüber steht der Ortsschulbehörde zu. Die Kinder der an der Volksschule des Orts augestellten Lehrer find vom Schulgeld frei." Der Regierungsentwurf erlitt durch die Beschlüsse der Kommisston folgende Acnderuugen: Ein Aatrag der Abg. Dambacher und Dr. Späth-Bibcrach de« Abs.2 als zweiten Satz anzufügen: „Besuchen mehrere Kinder eiuer Familie gleichzeitig dte Volksschule eiuer Semeiude, so ist uur für d as erste der volle Betrag, für das zw eite
Vibrieren". Sie fühlt die Tritte uud erkennt genau daS Trippeln eines Kindes, den festen freien Schritt eines jungen Mannes, den „schweren gelassenen Schritt eines Mannes im mittleren Alter" uud das — „Knarren neuer Schuhe". Sie „fühlt" Töne mit ihren Häudeu. „Dte Tierlaute sprechen deutlich zu mir," sagt fie; fie erkennt das Gebell eines Hundes uud weiß, ob er zornig ist oder freudig bewillkommnet, und st: nimmt das Fauchen eiuer Katze deutlich wahr. „Ader Atom meines Körpers ist ein Vibroskop." Dann aber erzählt sie einen der kleinen Zwischenfälle iu ihrem täglichen Leben, der wieder zum Bewußtsein bringt, daß die Schreibet, die so schön vou allem erzählt, was sie „st ht," doch in ewiger Nacht dahiu- lebt. Ich strecke meine Hand aus, und meine Finger berühren etwas Pelzartiges, das herumhüpft, sich duckt, als wollte es springen, und sich wie ein Tier bewegt: ich fühle noch einmal zuversichtlicher, und ich merke, daß es eiu Pelzmantel ist, der vom Winde bewegt wird . . ."
Der springende P«vkt. Häuschen hat seinen Papa ans eine« Spaz ^rgang begleitet. Der Papa hat einen Kollegen getroffen und mit diesem ein erregtes G spräch geführt. Dabet hört Hänschen oft vom „springenden Punkt" reden. Als nun einer Abends der Iuuge sich bis avfs Hemd entkleidet, macht sich aus diesem ein hüpfendes Insekt davon. Erregt ruft da Hänschen: „Papa, der springende Paukt, der springende Punkt!" (Jgd.)