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wegung im Mitgliederstand. Die Zahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig 218. Der Gesamtvorstand, wie auch die bisherigen aktiven und passiven Ausschußmitglieder wurden durch Zuruf wiedergewählt, und es wurden diese Wahlen aufs freudigste , begrüßt. Eine Abänderung der Statuten und eine durch Todesfall entstandene Lücke brachte noch die Wahl von 3 weiteren Mitgliedern mit sich, so daß in den Ausschuß neu eintreten die Herren H. Rau, E. Staudenmeyer und Prof. Haug. Die nun folgende gesellige Unterhaltung, gewürzt durch verschiedene Gesänge und Toaste, verlief in schönster Weise und zeugte von dem guten Geiste, der im Liederkranz herrscht.
* Neuweiler, 5. Mai. Durch Blitzschlag wurde heute nachmittag das Haus des Waldschütz Schanz dahier total zerstört. Von der dem Hause angebauten Scheuer ausgehend griffen die Flammen so rasch um sich, daß e» sich nur noch um Rettung des Nachbarhauses handeln konnte, was denn auch Dank angestrengter Arbeit der Feuerwehr und andauernder Windstille glücklich gelang.
Heilbronn. Am 1. Mal morgen» um 6 Uhr hat in der chemischen Fabrik Wohlgelegen der Arbeiter Franz Mazzetti aus Anweiler in der Rheinpfalz drei scharfe Revolverschüsse auf seinen Mitarbeiter Jakob Sinn aus Stollenhof abgegeben, von welchen der erste den Sinn in den Oberkiefer, der zweite in die linke Seite traf, der dritte dessen Hemd über dem Bauch durchschlug, ohne den Körper zu beschädigen. Die beiden Arbeiter stehen seit längerer Zeit in feindschaftlichem Verhältnis, welche« am 30. April zu Thätlichkeiten geführt hatte. Am nächsten morgen begab sich Mazzetti in da» Maschinenhaus, wo Sinn arbeitete, und feuerte ohne weiteres dreimal auf diesen. Hierauf flüchtete er in die Stadt, wo er festgenommen wurde. Der Verletzte, bei welchem zur Zeit unmittelbare Lebensgefahr nicht vorliegt, ist in das Krankenhaus verbracht; gegen den Thäter ist Untersuchung wegen versuchten Mords eingeleitet.
Kntttlingen, 1. Mai. Am Ostermontag verletzte sich der 19jährige Sohn des Maurer« Rau von hier an einem Nagel. Nachdem die anscheinend leichte Wunde verbunden war und zu heilen begann, wurde ihr keine Beachtung geschenkt. Am letzten Sonntag klagte der Verletzte über Schwindel, es kam der Starrkrampf dazu und heute starb er nach unsäglichen Schmerzen an Blutvergiftung.
Schwenningen, 1. Mai. Einem hiesigen Beamten wurden kürzlich von einem früheren hier beschäftigten Arbeiter M. aus Amerika 5 Doll, in Papier zugesandt mit der Bitte, mit diesem Betrag die von ihm während zweier Jahre hinterzogene Steuer, die ihm arge Gewissensbisse verursache, zu entrichten und den Ueberschuß als Belohnung für seine Bemühung zu behalten. Der betreffende Staatsdiener, durch das in ihn gesetzte Vertrauen geschmeichelt und gespannt, was ihm als Belohnung bleibe, kam der Aufforderung des M. nach; seine Freude verwandelte sich aber in Aerger, als er von competenter Seite erfuhr, daß der Schein wertlos und er — der Beauftragte — 'reingefallen sei!
—x. Würzburg, 5. Mai. Gestern waren es 25 Jahre, seitdem Herr Georg Kübler von Unterlengenhardt bei Calw (Württemberg) als Buchhalter in das Bankhaus Sig. Edenfeld eingetreten ist und seit dem Jahre 1871 als Prokurist angehört. Sämtliche Familienangehörige der Firma stellten sich am Morgen zur Gratulation bei dem hochverdienten Jubilare ein, nachdem sie zuerst den Pult zu Ehren des Tages mit Blumen und Guirlanden auss Schönste geschmückt halten. Abends fand durch die Mitglieder des Jagd- und Kegelklubs eine Unterhaltung statt, in welcher verschiedene Toaste auf den Jubilar ausgebracht wurden. Herr Kübler steht hier durch sein bescheidenes und offenherziges Auftreten gegen Jedermann in hoher Achtung und wünschen wir demselben, daß er noch mehrere Jahrzehnte in bester Gesundheit und voller Manneskraft seinen ehrenvollen Posten begleiten möge.
Wevmifchtes.
Leb ensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Die vorgenannte älteste und größte deutsche Lebensversicherungsanstalt hat im vorigen Jahre wieder recht günstige Geschäftsergebnisse erzielt. Es traten ihr 4205 neue Teilhaber bei, und die Summe der neuabgeschlossenen
Die tiefe, nächtliche Stille wurde durch Nichts unterbrochen und nach einer Weile schlich er sich abermals an Warren's Thür.
Es brannte kein Licht mehr in ihrem Zimmer, offenbar war sie zu Bett gegangen.
Healp, welcher seine Blendlaterne in der Hand hatte, stand einen Augenblick zögernd still, dann drückte er sachte auf die Klinke und da er die Thür unversperrt sand, trat er ins Zimmer.
Es war leer!
„Bei Gott, die muß ruhig sein bei ihren Bewegungen, daß ich sie nicht gehört habe," murmelte er mit einiger Bewunderung für Warren; dann ließ er den Schein seiner Laterne auf ein Kleid fallen, das hinter der Thür aufgehängt war. Es war aus schwarzem, kleingemustertsm Alpaccastoff und paßte ganz genau zu dem Stückchen, das er an dem Baumast gefunden hatte, aber es schien ganz neu zu sein und hatte nirgends ein Loch, noch war es irgend wo ausgebessert. Healp unterrichte besonders die Aermel eingehend; sie waren vollkommen tadellos.
Nachdem er das gethan hatte, schob er die Schließe vor seine Blendlaterne, schlich sich hinaus, schloß sachte die Thür hinter sich und stieg die Stiege hinab, die in die Dienerschaftshalle führte.
Kaum war er daselbst angelangt, als das aus dem Garten hereinführende Seitenpförtchen von außen aufgestoßen wurde und Warren, ziemlich vermummt, eintrat. Fast lautlos schloß sie das Pförtchen und schob die Riegel zu. Als sie das gethan hatte, schlich der Detetiv an sie heran, packte sie beim Arm und ließ das Licht seiner Laterne auf ihr Gesicht fallen.
Sie rührte sich nicht, noch stieß sie einen Schrei auS; nur ein leichtes Zittern lief durch ihren Körper und Healp bewunderte unwillkürlich ihren Mut.
„Was haben Sie zu dieser nächtlichen Stunde im Freien gethan?" fragte er sie.
Versicherungen bezifferte sich auf 35,718,800 «iL Dagegen blieben die Summen, welche für eingetretene Sterbefälle zu zahlen waren, erheblich — um 1,690,314 — hinter der rechnungsmäßigen Erwartung zurück,
und ebenso hielten sich die Abgänge bei Lebzeiten in mäßigen Grenzen. Der Versichert»! gsbestand stieg auf 550,475,900 und hat einen reinen Zuwachs von 21,293,200 erfahren. Entgegen allen Verbreitungen von anderer Seite hat also die Gothaer Bank, wie bereits feststeht, von allen deutschen Lebensversicherungs-Anstalten den größten Reinzuwachs erzielt. Auch in finanzieller Hinsicht erwiesen sich die GeschäftSergebniffe im Jahre 1888 wieder durchaus günstig. Der reine Ueberschuß bezifferte sich auf 6,570,457 Dieses Ergebnis ist außer dem günstigen Verlauf der Sterblichkeit hauptsächlich dem Umstande zu verdanken, daß die Bankfonds unbeachtet des niedrigen Standes de» Zinsfußes immer noch einen den rechnungsmäßigen Bedarf erheblich übersteigenden Ertrag lieferten, und daß die Verwaltungskosten auf dem außerordentlich niedrigen Satz von nur 5 Prozent der Jahreseinnahme gehalten werden konnten. Der Vermögensbestand der Bank erreichte die Höhe von 151,114,191 davon bilden 28,223,493 den Bestand des Sicherheitsfonds, welcher in den nächsten fünf Jahren als Dividende an die Versicherten verteilt wird. Für das Jahr 1889 beträgt diese Dividende 40o/g der im Jahre 1884 eingezahlten Normalprämie nach dem alten System und 30«/o der Normalprämie sowie 2,6v/g der Prämienreserve nach dem neuen „gemischten" System der Ueber- schuß.Verteilung, wonach sich bei dem letzteren System die Gesamtdividende für die ältesten Versicherungen bis auf 132«/g der Normalprämie berechnet.
— Verkehrte Welt. Bei Mrs. Mackay, der Gattin des amerikanischen Millionärs, fand dieser Tage in Paris ein Ballfest statt, bei welchem für Damen die schwarze, für Herren weiße Kleidung vorgeschrieben war. Der Eindruck, den diese seltsame Verordnung hervorbrachte, war ein äußerst komischer. Besonders bei den Quadrillen erregten die in weiße Baumwollenfracks gehüllten Herren die tollste Heiterkeit und benahmen sich dementsprechend sehr ausgelassen, während die in schwere schwarze Stoffe gehüllten Damen und Mädchen sich mit der gebührenden Grandezza gaben.
ReneS im Lesezimmer.
1) Staats-, Hof- und Kommunal. Handbuch des Reichs und der Einzelstaaten (zugleich Statistische» Jahrbuch). Herausgegeben von Joseph Kürschner. 1889.
2) Von und aus Schwaben. Geschichte, Biographie, Litteratur. Von Wilhelm Lang.
3) Ein frohes Herz, gesundes Blut, ist besser, als viel Geld und Gut. Erzählung aus dem deutschen Befreiungskrieg von O. Höcker.
4) Für's Vaterland! Eine Geschichte aus Deutschlands größten Tagen. Von O. Höcker.
5) Gott ist der Waisen Vater. Eine Erzählung von E. von der Decken.
6) Jung Harald. Eine Erzählung von Th. Buddeus.
7) Die deutschen Kolonien. Beschreibung von Land und Leuten unserer auswärtigen Besitzungen von Karl Heßler. Mit 4 Karten und zahlreichen Abbildungen.
Lan-w. Consumverein Calw.
Wir empfehlen ab unserem Lager:
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Rotkleesamen, Hanfsamen, Saalwicken.
Der Vorstand: Hugo Rau.
„Lassen Sie mich loS und ich will es Ihnen sagen," entgegnete sie ganz ruhig, seinen Arm abschüttelnd. Dann fuhr sie in demselben einförmigen Tone fort: „Ich konnte nicht schlafen und machte daher das Fenster auf und schaute hinaus. Da fiel mir ein kleines Medaillon, das ich immer um den Hals trage, auf den KieS hinab, und ich ging, um es zu suchen."
„Und haben Sie es gefunden?"
„Nein, es muß irgend wo an den Schlingpflanzen hängen geblieben sein; denn es war auf dem Boden nirgends zu finden. Ich muß von Neuem zu suchen anfangen, sobald es Tag geworden sein wird." "
Sie sprach in ruhigem, gleichmäßigen Tone, der fast dafür zeugen konnte, d aß sie die Wahrheit sprach, dann wünschte sie Healp artig gute Nacht und ging wieder die Stiege hinauf, als wäre cs die natürlichste Sache von der Welt, um ein Uhr in der Nacht im Freien sein verlorenes Medaillon zu suchen.
Healp wartete einige Minuten und ging dann auf den Kiesplatz hinaus, um zu sehen, ob er Spuren ihrer Schritte entdecken konnte, was jedoch nicht möglich war.
„Wo kann sie gewesen sein?" murmelte er, voll bitteren Verdrusses darüber, daß er nicht gehört hatte, wie sie aus ihrem Zimmer gegangen war, damit er ihr hätte folgen können. „Ich gebe zehn Pfund dafür, wenn ich ausfindig zu machen vermöchte, was sie heute nacht gethan hat. Wie dumm ich war, nicht besser aufzupaffen !"
Selbstvorwürfe waren jetzt jedoch nutzlos und er ging in sein Zimmer zurück und warf sich auf sein Lager.
„Es nützt Nichts, länger zu wachen," sagte er ärgerlich für sich. „Heute nacht wird sie Nichts mehr unternehmen, denn Das, was sie thun wollte, ist ihr gelungen, das erkannte ich an ihrem Benehmen. Was es nur sein mag?"
(Fortsetzung folgt.)