Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 im Bezirksund 10 Lm-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
AM- md LiM-SlÄ stk i>eii OemM-SM AoM.
AsevrrspvecHev Av. LS» 8L. IsHvgang. AevnspvecHev Hkr. Lv.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
244
Me Umwälzung auf dem Aakkan.
Die Prosrammvorfchläge Frankreich-, Rußland- «vd England-.
Paris, 15. Ott. AuS London wird geweidet: Frankreich, Rußland und England haben stch über folgende, der künftigen Konferenz vorzulegeude neun Progiammpunkte «reinigt:
1) Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens, Festsetzung sei?.er finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Türkei und vielleicht auch Regelung der Ori-ntbahnfregr;
2) Konstatierung der Annexion Bosniens und der Herzegowina;
3) Rückerstattung des Sandschaks Nowibazar an die Türkei;
4) Anerkennung der Annexion Kretas mit Festsetzung der finanziellen Verpflichtungen GricheulaudS gegenüber der Türkei uns die Erklärung, daß der Artikel 23 des Berliner Vertrages für europäische Provinzen der Türket gegenstandslos wird, sobald die Türkei befriedigende Bestimmungen erlassen habe;
5) Ebenso für Artikel 61 bür. die von Armeniern bewohnten Lander, sowie für Art. 23 des Berliner Vertrages;
6) Die Einschränkung der Souv^ränitätsrechte Montenegros wäre aufzuheben;
7) Vorteile, welche Serbien und Montenegro zuzn- krkcuncn wär-n;
8) Revision des Douaureglements, wodurch die Uferländer größere Rechte erhielten;
9) Urber die Kapitulationen und die ausländischen Postbureaus der Türket wird eine b sondere Deklaration erfolgen, w-IHe besagt, daß die Mächte im Hinblick auf die neue ottomaruschr Verfassung brreft sind, mit der Pforte in Verhandlungen zu treten, um das Regime der alte» Kapitulationen durch Vertrags zu ersetzen, wie diejenigen, welche di; Beziehungen zwischen anderen Mächten regeln.
Deutsch!««-- Standpunkt zum Koufereuz- Programm.
Berlin, 16. Ott. Der französiichc Staatssekretär des Auswärtigen, Pichs», har gestern dem deutschen Geschäftsträger in Parts, Baron von der Lancken, nähere Mitteilungen über das v.n England und Rußland scstgelegte Balkan- progroniÄ gemacht. Ein .-mrliches Schriftstück liegt in Berlin aber bis jetzt noch nicht vor. Die in Paris und London veröffentlichten T-lexra«me der Milchen Depeschenbureaus find nicht authentisch, sondern widersprechen sich sogar in kleinen Zügen. So ist z. K. unbestimmt, ob die kretische Frage auf der Konferenz aufgeworfen werden soll. Die deutsche Regierung steht aus dem Standpunkt, daß nur dasjenige Programm für sie aunehMösr ist, das weder türkische noch österreichische Interessen verletzt. Ihre Lntschüduüg hängt darnach von der Konstautmopels n.'d Wiens ab. Von Vteftm Standpunkt aus müssen die c nz-ln.m Fragen geprüft w rden. Di: im Programm vorg^seheuea Komp.nsatioum an Serbien und Montenegro, über die näheres nicht gesagt ist, werden von Demschland nur angenommen werden, falls sie öst rrcichische oder türkische Interessen nicht verletzen. Dis Dardamllen- sragr ist endgültig anZ dem Programm ausgeschiederi. Nach englischen und französischen Berichten schein aber Jsvolski stch der Unterstützung Sir Edward Grcys bei einer Souderiiribrwgnug rer Dardanellenfrage seitens seiner Ncgi.ruvg vrrstchiN zu hoben. Der Bcsuch des Kö igs Georg von Griechenland in Berlin ist für morgen angesagt.
Belgrad, 16. Ott. Der österreichische Gesandte hat gestern amtlich vo» der serbisch?« Regierung deren Einschreiten gegen die Oesterreich herauSforderndm Krtegsrede« des serbischen Krovpcinzea vrrlaagt.
VoMfichs Hlsbersicht.
I« italienische» Heer soll jetzt dem Duell-Unwesen ganz energisch gesteuert werden. Ein; vo« Krirgsminister zu diesem Zweck eingesetzte Kommission hat beschaffen, daß jeder Ehrenhandel den Ehrengerichten vorgelcgt werden muffe und ein Duell nur möglich sei, wenn die Gerichte wegen eine? zu heiklen Falles keine Entscheidung fällen. Der Beschluß gilt auch für Handel zwischen Offizieren und Bürgerlichen, wenn letztere damit einveistandcu find. Die Normen für die Ehrengerichte sind durch ein am Dienstag entlassenes Dekret des Königs sestgrlegt worden.
Samstag dm 17. Hktoöer
A« Montag find i« England die Parlamente
wieder eröffnet worden. Seitdem arbeiten auch die Wahlweiber wieder mit Hochdruck Am Dienstag versuchten sie wieder das ParlamenisgebLnde zu stürmen, wurden aber durch eine dichte Pslizrikette zurückgewsrfeu. Acht weibliche und vier männliche Anhänger des Frauenstimmrechts wurden verhaftet und mehrere Demonstranten verletzt. Was aber der Masse nicht gelang, vermochte eine Einzelne. Eine Dame, die das Haus besuchte und von einem Mitglied der Liberalen im Foyer umhergeführt wurde, stürzte plötzlich in den Sitzungssaal hinein und rief laut, man solle aufhören, über die Kinder zu diskutieren und zuerst den Frauen das Stimmrecht geben. Ihr Begleiter ergriff st; sofort und schaffte fie unter dem Hohngelächtrr der Parlamentsmitglieder ans dem Haus. — Auch Arbeitslose unternahmen am Dienstag Demonstrationen. Sir suchten in dir Ministerien etazudrtugen, wurden aber von der Polizei überall zurückgewtesen. Au verschiedenen Punkten wurden neunzehn Arbeitslose verhaftet. Am spätea Abend schlug die Menge bei Charing Croß die Fenster ein. — Viscount Wolverhampton wurde an Grelle von Lord Tweedmouth zum Lord-Prästdentcn des Geheimen Rats ernannt. Lord Edmond Fitzmaurlc: wurde zum Kanzler des Herzogtums Lancaster ernannt.
Die perfische« Revolutionäre uad der Pöbel von TäbriS verwüsteten nach der Besitznahme des monarchisch gesinnten Stadtviertels Dawatschi die Häuser von 5 reichen Mitgliedern des Monarchisteottubs, darunter das des Verwalters der Landgüter des Schahs. Die ganze Stadt ist nunmehr in den Händen der Revolutionäre, die neue Befestigungen anlegrn, um das Eindringen der Truppen in die Stadt zu verhindern.
Die Reichsfiuauzreforur.
Berlin, 15. Ott. Za der gestrigen offiziösen Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg.", die den Gedanken einer Vermögenssteuer als Ersatz für die geplante Nachlaßsteuer als aussichtslos Sezeichuete und versicherte, daß die Bundesregierungen ihre Meinungen nicht ändern würden, bemerkt die „Kreuzztg.": Diese regierungsosftziöse Darlegung entsprich: genau der bereits bekannten Stellungnahme der verbündeten Regierungen zum Steueren! wmse des Reichsschetzimts. An die Möglichkeit eiwr Verständigung über die allgemein Nrchlaßst uer zwischen der Regierung und den „mittleren und rechten Parteien" in diesem Stadium der Erörurmrg hat auch niemand geglaubt. Nachdem aber die offiziellen Organe der konservativen und der national- liberalm Partei stch so entschieden gegen die allgemeine Nachlaßsteuer ausgesprochen haben und nachdem neuerdings ganz gleichzeitig und ganz unabhängig von einander konservative, agrarische, mittelpaüeiliche und Z nttLmMättcr auf den anscheinend einzig möglichen Weg einer Verständigung Über die Form, in der die Wohlhabenderen zu einer Abgabe von ihrem Vermögen herangezogen werden können, hmge- wiesen haben, ist trotz der fttz: noch so entschieden ablehnenden Haltung der Regierang rin. Verständigung im Reichstage selbst wohl nicht mehr so schwierig, wie sie bisher scheinen mußte. Nur sollte man sich mchl um die Worte streiten! Eine allgemeine Nachlaßsteuer ist doch auch eine Reichsvermögenssteuer ta optima torma. Die Meinungen gehen rnr noch„ darin anreinander, ob eine den Bundesstaaten ünfzuerlegende fortdauernde Abgabe von Einnahmen aus Kapitalvermögen oder eine vom Rüche zu erhebende Abgabe von Vermögeusteilcu voczuziehen ist. Ueber eine Zweckmäßigkeit? frage wird man sich wohl einigen können.
Kommisfiousberatlmg der württcmbergischell Schulnovelle.
Die Bolk-fchnlkommijfiou der Zweiten Kammer setzte am Donnerstag vormittag die Beratung des Artikels 2 der VolkSschuluovelle fort. Zn diesim Artikel liegt eine Rühe von Adänderungsaiiträgen vor, welche in der heutigen Sitzung zur Abstimmung gelangen werden.
V«ge»-M«utgüelten.
«ag?ld. de« 17 Oktober 1008
Berichtigung. Im RathsuSberlcht in gestriger Nr. d. Bits, mutz es bezüglich des Bauplatzes für Regiernngsrat Walz heißen: Der Bauplatz wird zu 2 ^ 60 pro gm taxiert (nicht der Bauplatz wird zu 2 50 pro ftm
abgetreten).
1908
Zauber-Borstellnug. Eine hier nicht allznhäufige Unterhaltung, dis nach den vorliegenden Berichten einer Reihe von Städten, unter anderen auch Rottweil, größere» Kurorten (Kisstagen, Baden-Baden, Homburg, Wtldbad usw.) und hohen Herrschaften, viel Interessantes aus dem Gebiete der Zauberei, Magie und des Spiritismus zu bieten verspricht, steht uns am kommenden Mittwoch abend in der Seminar- Turnhalle bevor. Der Zauberkünstler Bellachiui wird ein reichhaltiges Programm seiner Kunstfertigkeit dem Publikum vorführeu, indes sein Gehilfe stch als Bauchredner und gewandter Schnellmaler produzieren wird.
B»m Odstfege«. In der Beilage zum Deutschen Volksbl. „Wirtschaft!. Ausgaben" ist in einer Besprechung über den heurigen Obstsegeu zu lesen: In obstreichen Jahren haben die Besitzenden so recht Gelegenheit, Mildtätigkeit walten zu lassen. Eine Unmenge Obst wird vergeudet oder verdorben; wäre es nicht viel zweckmäßiger, es den Armen, den Bedürftige«, vor allem den armen Kindern, zn schenken? Und was schadet es einem Reichen, wenn rr einem Armen einige Zentner Obst etwas billiger gibt! Sehr viel Gutes kann im Herbste getan werden.
* Beihiugeo, 17. Oktbr. Gestern abrnd kurz vor 6 Uhr brach in dem Hanse des Bauern Johs. Bo hu et ein Brand ans, welcher alsbald auch das damit zusammenhängende Gebäude des Bauern Günther ergriff. Trotz der Aastrmguugeu der Feuerwehr, die von den benachbarten Wehren von Böstagrn, Haiterbach, Nagold und Oberschwandorf unterstützt wurde, griff das Feuer auch ans die gegenüberliegenden Häuser des Sägers Schnou und des Banckn W. Braun über. Es wurden sämtliche Gebäude, welche mit Erntevorräten gefüllt waren, in Asche gelegt. Den Anstrengungen der Feuerwehren gelang es aber wenigstens die übrigen Ortsteile, welche durch Flngfener stark güäh dü waren, zu schützen. Der Schaden beträgt ca. 24000 au Gebäuden, au Materialschaden etwa ebensoviel. Ent- stehungSursache ist bis jetzt unbekannt.
Ueber die Ausstellung der Bienenwirtschaft
ans der 22. Wanderausstellung der Deutschen Landwirt- schaftsgesellschast zu Stuttgart 1908 berichtet Oberlehrer Herter u. a.:
Was geboten war, war schön und gut. Prächtiger, glanzheller Honig prangte in Gläsern und Pokalen, auch fanden die breiten Honigwäbchm mit dem appetitlichen, wüßgedeckelten Honig mehr Eingang. Das Wachs war rein und schön gegossen. Die kleinen Wachsfigmcheu in Konditocgußformen h rgestellt wollen aber doch nicht recht auf den Jmkeriisch paffen. Der Imker hat ja keine Wachsfiguren zu Pressen, sondern nur reines, schönes Wachs au- Mieten, was fih dann a« besten in decken Böden und Säulen repräsentiert. Die Kunstwabensabrikaalen waren mit ihren Erzeugnissen nicht vertreten. Knastwabea wurden nicht prämiiert; aber auch die Reklame fehlte. Dagegen zeigte Dr. Ohumeiß-Degerloch, wie der Imker auf einfache Weise reine Kunstwaben von unreinen unterscheiden und die Zugfestigkeit derselben prüfen könne. Auch hatte er eine Anzahl verschiedener Wachs- und Kanstwabensorten zusammrngestellt.
An Lehrmitteln waren ferner noch von Hohenheim Wandtafeln über Anatomie der Biene sowie eia großes, viel bewundertes Modell einer Arbeitsbiene ausgestellt.
Wir möchten zum Schluß noch den Wunsch aasspcechen, daß sich einerseits die Imker bei künftigen landwirtschaftlichen Ausstellungen reger beteiligen möchten. Andererseits wäre es vielleicht der Deutschen LandwtrtschaftSgeftllschaft wögl'ch, durch die Bildung eines Sonderausschusses für Bienenzucht mit den deutschen Imkern in engere Fühlung zn treten.
r. Calw, 16. Ott. In dem eine Stunde von hier ans dem Berg gelegenen Altburg hat es in vergangener Nacht wieder gebrannt. Als Brandstifter wurde wie in früherer Zeit, der Sohn des Schultheißen verdächtig und auch verhaftet. _
r. Bönnighei«, 15. Ott. Ja der Pfarrkirche befindet stch eia Bild, auf dem das Adam Stratzmann'sche Ehepaar mit seinen 53 Kindern abgebtldet ist. Links vom Beschauer knieen der Vater und die 38 Söhne, rechts die Matter und die 15 Töchter. Adam Stratzmauv, der Vater, starb 1504, eia Jahr zuvor ging ihm seine Frau Barbara Schmotzeriu i« Tod voraus. Ueber die Schwätzerin. die mehrfach Matter von Zwillingen, Drillingen, Vierlingen und je einmal von ScchSltngen und Siebrnling« gewesen sein soll, hat der gräfliche Erzieher G. A. Kolb in Schwaigern in den Bierteljahrshefteu des Zabergäuver-