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Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

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Ikreitag dm iS. Kktoöer

1908

Ais Umwälzung auf dem WalKan.

Znm wird gemeldet, daß der deutsche

Gesandte in Sofia der bulgarischen Regierung mitgeteilt habe, daß, solange Bulgarien sich nicht bereit erkläre, seiner Beipflichtung gegen die Türkei nachzukornmen und die Orlentbahu wegen ungesetzlicher Beschlagnahm: zurückzugeben oder eiue LageSestschädtguug von 1b 000 Frank an die Betriebsgesellschaft zu bezahlen, die Frage der Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens nicht erörtert werden könne. Ein bulgarischer Mtuiflerrat hat daraufhin folgende Beschlüsse gefaßt: Bulgarien lehnt es ab, au die Türket eine Entschädigung in Form einer Kapitalisierung des ost- rumelischen Tributs zu zahlen. In der Orientbahnfrage ist die Regierung bereit, alle dokumentarischen Rechtsansprüche zu befriedigen. Die Bi ykotlbewegung gegen Oesterretch- Uugam in der Türkei nimmt die größten Dimensionen au, und dehnt sich über das gesamte Reich aus. Die zahlreiche ungarische Kolonie in Konstantinopel, die 1848 ein gastliches Asyl in der Türkei fand, ist besonders vom Boykott be­troffen. Sie veröffentlicht deshalb eine geharnischte Erklä­rung, in der sie sich von Ocherreich lossagt. In Jaffa kam eS bereits zu Gewalttätigkeiten gegen die österreichisch- ungarische Post. Wegen der Boykottierung der Lloyd- Dampfer, deren Berkehr schon in der ganzen Türkei lahm­geleg! ist, hat der österreichisch-ungarische Botschafter na­mens seiner Regierung beim Großwestr in entschiedener Form intervemürt. Mau machte ihm allerhand Versprechungen, einen wirklichen Erfolg hat er aber nicht erzielt. Der außerordeutliche Kredit von 16 Millionen Dinar, den der serbische Kciegsminister von der Skupschtiua verlangte, wird znr Ergänzung der HeereSausrüstuug und der Verpfleg- ungSvorräte, zum Ankauf von Gcwehrläufe« nud 50 Mil­lionen Gewrhrpatrouen verwendet werden. Der serbische Minister des Aeußer« wird sich nach Berlin, London, Paris und Rom begeben, um über die Angelegenheiten im Orient zu unterhardllu. Der Führer der Oppositionsparteien, Paschitsch, wird im Einverständnis mit der Regierung nach St. Petersburg reisen. Die serbische Skupschtiua erhielt auf ihr Begrüßungstelegram« au die morüenegünische Skupschtiua ein Aruworttelegramm, in dem düse in begei­sterten Worte ihren Dank für die brüderlichen Grüße aus­spricht. Die Zeit sei gekommen, daß Serbien und Montene­gro gemeinsam dir Fahne zur Verteidigung ihrer Ideale erhebeu müßten. In Cetiuje fanden vor der serbischen Gesandtschaft große Eympathrrkundgebungeu für die Soli­darität dir Serben statt. In ganz Montenegro und Serbien werden die Protestoersammlungcn fortgesetzt. An der Küste Klelnastrns gegenüber der Insel Rhodus sind sechs englische Kreuzer ringet offen

UoMische Hlebersicht.

I« Berit» trat gestern eiue internationale Konferenz zur Revision der Berner Uebereinkunft über LaS Urheber­

recht zusammen. Die Verhandlungen werden bis in den November dauern. 35 Staaten entsenden Vertreter, um Verbesserungen auf dem Gebiet des Schutzes der geistigen Arbeit herbeizuführeu und denjenigen Ländern, die der Berner Union noch nicht angehöre«, Anlaß zum Beitritt zu geben. DieNordd. Allg. Ztg." sagt hierzu: Der Kon­ferenz stehen bedeutsame Aufgaben bevor. Sie wird sich vor allem damit zu beschäftigen haben, den der Berner Uebereiukuuft zu Grunde liegeuden Gedanken, daß dem Urheber, der einem der Berbaudsläuder augehört, iu allen anderen Berbaudsläuder« der Schutz der inländischen Ur­heber zu gewähren sei, weiter zu entwickeln. Von den einzelnen Programmpunkten seien hervorgehoben: die Unab­hängigkeit des Urheberrechtsschutz's von allen Formvorschristeu im Ursprungsland, die Gleichstellung des Schutzes gegen Uebersktzungeu mit dem Schutz des Originalwerkks, die Beseitigung des obligatorischen Vorbehalts bei musikalischen Werken, sowie die Erweiterung des Schutzes von Photo­graphie» rmd Zeitungsartikeln, von architektonischen, choreo­graphischen und pantomimischen Werken, sowie vou Werken der angewandten Kunst. Auch steht die wichtige Frage des Schutzes vou Musikwerken gegen ihre Wiedergabe durch mechanische Musikinstrumente auf der Tagesordnung.

Der liberale Einigung-gedanke schlägt in Bay­ern immer tiefere Wurzeln. Jo einer tu Würzburg abge- halteuen Versammlung des Kretsverbaudrs der Liberalen und Demokraten wurde trotz des Widerspruchs einiger Demokraten und Nationalltberaleu eine Resolution angenom­men, die einen engeren, organisatorischen Zusammenschluß der Liberalen in Bayern für möglich und notwendig erach­tet. Speziell wird gewünscht: Der Ausbau der Kretsver- bände und deren Vereinigung zu einem Lindesverband, eine Neuordnung der Finanzen nud die Schaffung einer Zentral- geschäftsstelle für Bayern. Zur Writeiberatuug aller Vorschläge wird eiue Delegierter-Versammlung der Liberalen uud Demokraten Bayerns angeregt.

vr Hei« «»d vr Pichler, die beiden feindlichen Brüder, werden sich über ein Kleines wohl wirklich iu die Arme finken. Die kürzlich erwähnte Friedensaktion ist einem glücklichen Abschluß nahe, denn derBahr. Bauer", das Organ des Pichlerschen Bauernvereins, bringt eine Erklä­rung, nach der in Plattling dir Geneigtheit zu einem Aus­gleich mit Dr. Heim konstatiert nud der Vorstaudschaft des Bauernvereins die Grundlinien für die weiteren Verhand­lungen vorgezetchuet wurden. Dr. Heim wurde hiervon in Kenntnis gesetzt. Niederbaysni sei zur Erlangung eines ehrlichen uud dauernden Friedens im Interesse der gesamten christlichen Bauernvereinsbewegnug zu möglichstem Entgegen­kommen uud zu jedem Opfer bereit, daS mir den Interessen der Mitglieder undmit der Ehre unseres teuren Vereins vereinbar" sei. Sieger im Streit wäre also Dr. Heim.

Finnland wird weiter geknebelt. Der General- Gouverneur erteilte dem Senat die Weisung, einen proviso­rischen Gesetzentwurf anszuarbeiteu, der bis zum Erlaß eines besonderen Paßgesetzes in Kraft bleiben soll. Der

Gesetzentwurf soll die B rautwortlichkett seststelleu für die öffentliche, in Versammlungen oder mittels der Presse er­folgte Verbreitung vou Kundgebungen, die für Rußland oder das russische Natioualgefühl verletzend find.

Ans Korea ereignete sich ein blutiger Zusammenstoß. Als 40 Mitglieder einer koreanischen, japauerfreundlicheu Gesellschaft nach eiue« Heiligtum wallsahrteteu, wurden sie irrtümlicherweise vou Gendarmen für Insurgenten gehalten, angegriffen und 22 vou ihnen getötet. Neuerdings schiebt mau Japan wieder die Abficht unter, Korea auuekttereu zu wollen. Von amtlicher japanischer Sette werden alle der­artigen Ausstreuungen mit Entschiedenheit als unwahr be­zeichnet.

Mit Marokko befaßt sich ein iu der französischen Kammer verteilter Bericht. Es wird darin u a. angegeben, daß die Kommission zur Entschädigung durch das Bom­bardement von Casablanca betroffenen Kansleute über 658 Gesuche zu entscheiden habe. Bon diesen wurden 154 vou Spaniern, 153 von Franzosen, 70 von Deutschen, 70 von Engländern und 80 vou Marokkaner» etugereicht. Wie aus Cherbourg gemeldet wird, wurden von der dortigen Artilleriedirektiou 20000 alte Grasgewehre für 60000 Frank an ein Lütticher Hans verkauft, das die Gewehre der marokkanischen Regierung zu verkaufen beabsichtigt.

Die Reichsfinanzreform.

Allgemeine Nachloßjkrurr nicht Retchlvekmögentstener.

Berlin, 14. Okt. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt unter der UeberschrtftZur Reichsftuauzresorm":

Die Erörterungen, die die Probleme der Reichsfiuavz- resorm während der letzten Wochen tu der Oeffeutltchkett gesunden haben, lassen in ersreulicher Weise erkennen, daß sich die Ueberzeuguug immer mehr Bahn bricht, die Deckung des vorliegenden Bedarfs könne weder ausschließlich durch die Besteuerung des Konsums, noch allein durch die Be­steuerung de» Besitzes erfolgen, sondern sei nur durch die Heranziehung beider Gruppen vou Steuerqmllen möglich. Auch über die Form der Heranziehung des Besitzes scheint, wenn mau von der äußersten Linken abfieht, eiue Klärung iu der Richtung sich zu vollziehen, daß eiue Einkommen­steuer vou Reichs wegen außer Frage zu bleiben hat. So spitzen sich die Erörterungen über die Beteiligung des Be­sitzes neuerdings dahin zu, ob eiue allgemeine Nachlaßstener oder eine alljährlich zu entrichtende Bermögeussteuer der gangbarere Weg sein wird. Dabei haben fich auch Zei­tungen der mittleren und rechten Parteien zu Gunsten einer Retchsoermögenösteuer ansgesprochen, wobei sie dahin­gestellt sein lassen, ob das Reich die Steuer selbst erheben oder nur gewisse Normen für die Erhebung durch die Bundesstaaten festsetzeu oder die Erhebung von Zuschlägen zur Landrsvermögensstener für Reichszwecke vorschreibeu soll. Die verbündeten Regierungen haben wiederholt uud bestimmt darauf hiigrwtesen, daß die BermögenSsteuer und deren Ausbau für die Bedürfnisse der einzelnen BundeS-

Abenteuer des Sherlock Holmes

von Conan Doyle.

2) Em Fall geschickter Täuschung.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Holmes hatte fich von seinem Stuhl erhoben, er stand am Fenster und blickte aas die düstere, graue Straße hinab. Ich trat hinter ihn und sah ans der andern Seite der Straß: eise große Frau mit einer schweren Pelzboa um den HalS und einer großen roten Schwungfeder auf derbreiten Krämpe ihres Hutes, der ihr kokett ans einem Ohre saß. Unter diesem breiten Dach blickte sie unruhig und unschlüssig zu vusern Fenstern herauf; sie schien zu schwanken, ob sie vor oder rückwärts gehen sollte und ihre Finger zupften nervös an den Himdschuhknöpscu. Plötzl ch eilte sie rasch über die Straße, wie der Schwimmer, der tnm Ufer ab- stößt, und laut ertönte der schrille Klang der Hausglocke.

Diese Symptome kenne ich," sagte Holmes und warf seine Zigarre ins Feuer.Unentschloffeuheit an der Tür­schwelle weist stets aus eine Licbrsgeschichte hin. Sie möchte fich Rat holen, doch schwankt sie noch, ob nicht die Angelegenheit zu zart für einen dritten ist. Aber selbst dabet läßt fich manches unterscheiden. Ist einer Frau von einem Manne schweres Unrecht geschehen, dann ist sie ent­schlossen, sie reißt an der Klingel, ja sie zerreißt sie. Hier haben wir eS mit einer Herzensangelegenheit zu tun und die Dame ist sichtlich weniger aufgebracht als ratlos und bekümmert. Ah, da kommt sie ja schon und kann unsere Zweifel lösen."

Als Holmes noch sprach, klopfte eS an die Tür; der kleine Diener trat ein, um Fräulein Marie Sutherland an- zumeldeu, welche hinter seiner dünnen schwarzen Gestalt auf- taochie, wie ein Karffarteischiff mit anfgespauuteu Segeln hinter eine« zierlichen Kutter. Sherlock Holmes begrüßte die Fremde mit der ihm eigenen Gewandtheit, schloß die Tür, bot ihr einen Lehnsessel an und musterte sie auf seine gewohnte, durchdringende uud scheinbar zerstreute Art.

Finden Sie nicht, mein Fräulein," fragte er,daß das viele Maschinenschreiben Sie bei Ihrer Kurzsichtigkeit ein wenig angreift?"

Allerdings war das im Anfang der Fall," erwiderte sie, jetzt aber weiß ich, wo die Buchstaben find, ohne hin- zusehen." Plötzlich wurde ihr die ganze Tragweite seiner Worte klar, sie erschrak heftig uud Angst uud Staunen malten sich aas ihrem breiten, gutmütigen Gesicht.Sie haben schon von mir gehört, Herr Holmes," rief sie aus, wie könnten Sie das sonst wissen?"

Lassen Sie es gut sein," rief Holmes lachend,das gehört zu meinem Geschäft. Ich lege eS darauf au, man­ches zu sehen, was dm andern entgeht. Wäre dem nicht so, weshalb kämen Sie zu mir, um fich Rat zu holen?"

Ich kam zu Ihnen, Herr Holmes, well Frau Ethe­rege mir vou Ihnen erzählte; Eie fanden ihren Mann so leicht auf, während die Polizei uud alle Welt ihn schon für tot hielt.Ach, Herr Holmes, könnten Sie doch auch für «ich ein Gleiches tun! Ich bin nicht reich, habe jedoch ein Jahreseinkommen von 100 Pfand außer de«, was ich durch »eine Arbeit verdiene Alles gäbe ich gern hin, um zu erfahren, was ans Herrn Hosmer Angel geworden ist."

Warum hatten Sie es plötzlich so furchtbar eilig, zu

mir zu kommen?" fragte Sherlock Holmes, legte die Finger­spitzen aneinander nud blickte nach der Decke hinauf.

Wieder zeigte fich Staunen und Befremduug auf dem sonst ziemlich nichtssagenden Gesicht der jangeu Dame.

Ja, ich stürzte vou Hause fort," sagte sie,denn ich ärgerte »ich über die Gleichgültigkeit, mit welcher Herr Windibauk «ein Vater die ganze Sache aufnah«. Er wollte nicht auf die Polizei, wollte nicht zu Ihnen, nud da er gar nichts tat uud dabei blieb, die Sache habe wenig auf sich, wurde ich schließlich böse, nahm Hut uud Mantel uud kam geradeswegs zu Ihnen."

Ihr Vater?" fragte Holmes,gewiß ihr Stiefvater da Si: nicht seinen Namen tragen."

Ja. mein Stiefvater. Ich neune ihn Vater und doch klingt das komisch, denn er ist nur 5 Jahre und zwei Mo­nate älter als ich."

Lebt Ihre Mutter?"

Die Mutter lebt und ist wohlauf. Sehr entzückt war ich nicht, Herr Holmes, als sie so bald nach BaterS Lode wieder heiratete, uud zwar einen Manu der fast 15 Jahre jünger ist als sie selbst. Mein Vater war i Flaschner in Tottenham Court-road und hiuterließ ein hübsches Geschäft, daS die Mutter mit Herrn Hardy, dem ersten Gehilfen, fortführtc. Als aber Herr Windibauk kam, mußte sie das Geschäft verkaufen, denn als Weinreisender stand er auf einer höheren Grsellschaftsstafe. Sie bekamen 4700 Pfund für die Firma; mein Vater hätte bei Lebzeiten weit mehr be­kommen."

(Fortsetzung folgt.)