Ars. 53.

64. Jahrgang.

Amts- unä IntekkigenMatt für äen Aezir^.

Erscheint Z»ie»»tag, Aouuerrt«« L Sa«»taz.

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Deutsches Reich.

Kiel, 1. Mai. Die Taufe des Sohnes des Prinzen Heinrich findet am Sonntag U/z Uhr mittags statt. Mt dem Kaiser trifft auch die Kaiserin am Sonntag Vormittag hier ein; ebenso die erbprinzlich-msiningen- schen Herrschaften. Außerdem wohnen der Taufe der Gcoßherzog von Hessen mit dem Ecbzroßhsrzog und der Prinzessin Aiix bei.

Ausland.

Amsterdam, 30. April. Jq der gemeinschaftlichen Sitzung der beiden Kammern erklärte der Minister des Innern, Baron Mackay, daß am 3. April das Befinden des Königs so war, daß nicht an eine baldige Wiederherstellung gedacht werden konnte. Allein schon am 7. April zeigten sich Anfänge einer Besserung und allmählich machte der Kranke solche Fort­schritte , daß die Regierung am 20. April sich abermals an die Aerzte wendete, während der Staatsrat sich mit der Ausarbeitung des Regentschafts­gesetzes beschäftigte. Die Aerzte erklärten, daß das Befinden des Königs sich so gebessert habe, daß sie die vorher abgegebene Erklärung bezüglich der Unfähigkeit des Königs zur Führung der Regierung nicht mehr aufrecht er­halten werden könnten. Demnach brachte die Regierung jetzt den Entwurf ein, in welchem erklärt wird, daß der Fall, der durch Art. 30 der Verfassung bestimmt ist, aufgehört habe zu bestehen und daß keine Ursache zur Einsetzung einer Regentschaft mehr vorliege. Der Minister fügte hinzu, daß er eben noch eine Depesche von Schloß Loo erhalten habe folgenden Inhalts:Die so merkwürdige Wiederherstellung des Königs wird von Tag zu Tag mehr befestigt." Auf Grund dieser Mitteilungen wurde beschlossen, den Entwurf, welchen die Regierung an Stelle des Regentschaftsgesetzss einbrachte, in den Abteilungen zu prüfen. Hierauf wurde die Sitzung, welcher ein zahlreiches Publikum anwohnte, geschloffen.

Luxemburg, 1. Mai. Dem Regenten ist ein Brief des Königs zugegangen, worin der König dem Herzog den Dank ausspricht für die Führung der Regentschaft und demselben mitteilt, daß er am 3. Mai die Regierung selbst wieder übernehme.

Paris, 30. April. Ein heftiges Gewitter mit Hagel ging heute um halb 3 Uhr nieder. Ein Blitz schlug in den Eiffelturm. Es ist augen­blicklich noch unbekannt, ob dabei Schaden geschehen ist. Auch verschiedene Gemälde in dem Salon wurden durch Hagel, der in Mengen in den Salon durch die Glasdecke gedrungen war, beschädigt.

Hcrges-Weuigksiten.

Stuttgart, 2. Mai. (Pferdemarkt am 29. und 30. Apr.) Auf den diesjähr. vom Wetter sehr begünstigten 54. Pferdemarkt kamen etwa 1400 Pferde (gegen 1300 im Vorjahr). Zahl der amtlich angezeigten Pserdeverkäuse 140 mit 162 Pferden (gegen 111 und 130 fernd). Höchster vorgekommener Preis 1500 niederster 56 Gesamtumsatz der amtlich eingetragenen Verkäufe 90,800 (gegen 70,600 fernd). Nicht ange­zeigte Verkäufe r. 600 mit einem Umsatz von r. 480,000 Gesamtum­satz des diesjähr. Pferdemarkts r. 570,800 (gegen 390,600 fernd). Der Gesundheitszustand der zu Markt gebrachten Tiere war nach der ärzt­lichen Untersuchung durchaus gut. Die Heuer erstmals benützten städt. Stallungen mit Reithalle kamen dem Markt sehr zu statten.

Tübingen, 1. Mai. Der hiesige, von Oberförster Rau geleitete Fischereiverein entwickelte eine ungemein rührige Thätigkeit. Im vorigen Jahr wurden 10,000 Aale im Neckar, 10,000 Forellen teils im Neckar, teils in der Steinlach eingesetzt, der durch rasche Vermehrung und vorzügliches Fleisch ausgezeichnete amerikanische Forellenbarsch eingebürgert und Fischereivereine in benachbarten Städten gegründet. Vor 8 Tagen ist es gelungen, einen Gauverein zu gründen. Derselbe umfaßt das Neckarge­biet von Tübingen bis Oberndorf, sofern die Fischereivereine in Horb und die Fischmasserbefltzer in Rottweil und Oberndorf beigetreten sind. Der Verein bezweckt, den Neckar und seine Nebenflüsse mit edleren Fischarten zu bevölkern, den Fischereibetrieb einheitlich zu regeln und weitere Vereine ins Leben zu rufen. Der hies. Verein beschafft für den ganzen Gauverband die Fischbrut und liefert sie an die einzelnen Vereine ab. Zu diesem Zweck ist die Erstellung einiger Teiche in der Umgegend Tübingens in Aussicht ge­nommen. In die Steinlach, welche früher sehr reich an Forellen, zuletzt aber völlig fischlos war, wurden heute abermals 7000 Forellen eingesetzt.

Göppingen, 30. April. Herr Kaufmann Reinh. Jäger, welcher gestern abend sich auf den Bahnhof begab, um jemand abzuholen, wurde vor dem Bahnhofgebäude vom Schlage gerührt und war kurz darauf eine Leiche. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos.

Geislingen, 29. April. Gestern nachmittag hielt der Bienen­züchter-Verein Geislingen im Gasthaus zum Kreuz eine Versammlung ab, bei welcher sich gegen 50 Teilnehmer eingefunden hatten. Nachdem der Vorsitzende, Schullehrer Schmidt von Altenstadt, die Anwesenden begrüßt hatte, fand Be­sprechung und Bericht über die diesjährige Auswinterung der Bienenvölker statt, wobei leider festgestellt werden mußte, daß das Jahr 1888 für Bienen-

Feuilleton.

Nachdruck o«rbat«a >

Verschlungene Iäben.

Roman aus dem Englischen von Hermine Franken st ein.

(Fortsetzung.)

Wollen Sie morgen früh nach W*** fahren?"

Nein; ich werde es noch heute abend thun. In einem solchen Falle hängt Alles von der Raschheit des Handelns ab, und schon, während ich jetzt mit Ihnen hier spreche, kann mir die unwiederbringliche Gelegenheit, das Geheimnis aufzuklären, entschlüpfen."

Diese Eile stimmt so gut zu Hugh's eigener Ungeduld, daß er sofort anspannen ließ und er erklärte, den Detektiv nach W*** geleiten zu wollen.

Während der Fahrt überraschte ihn Healp einigermaßen damit, indem er ihn nach allen möglichen Einzelheiten bezüglich Lionel's und Lady Lynwood's befragte, von deren Verschwinden man ihm selbstverständlich Mitteilung gemacht hatte. Der Detektiv schien sich ganz außerordentlich für die Familie Lynwood zu interessieren und war besonders neugierig, alles Otto Betreffende in Erfahrung zu bringen.

Glauben Sie, daß Lionel Egerton oder Lady Lynwood eine Aufklärung be­züglich des Mordes geben könnten?" fragte Hugh.

Ich weiß es nicht, aber ich glaube, es wird sich jedenfalls der Mühe ver­lohnen, ihren Aufenthalt zu entdecken," versetzte er ausweichend.

Ihren Aufenthalt zu entdecken! Nur einer wußte denselben und dieser Eine war, ihr Todfeind!

39. Kapitel.

Wie immer der erste Eindruck deS Detektivs bezüglich Natalie'S Schuld ge­wesen sein mochte, derselbe änderte sich nach ihrer ersten Unterredung mit ihm voll­ständig zu ihren Gunsten und er war von ihrer Unschuld ebmso überzeugt, wie Hugh selbst.

Glücklicherweise gefiel ihr auch sein Benehmen und sie faßte Vertrauen zu ihm, so daß sie ganz offen und rückhaltslos mit ihm sprach.

Und Sie hegm keinerlei Argwohn gegen ihre Kammerfrau?" fragte Healp sie nach einer sehr eingehenden Unterredung.

Nein, nicht den geringsten. Im Gegenteil, ich habe sie immer als eine bessere Person betrachtet, weil sie sich von den anderen Dienstleuten ziemlich fern ge­halten hat."

Hatte sie sonderbare Gewohnheiten?"

Nein, ausgenommen, daß sie die Einsamkeit sehr liebte und des Abends häufig einsame Spaziergänge machte."

Und wohin ging sie in solchen Fällen?" fragte Healp.

Messt in das Gehölz."

Der Detektiv spitzte die Ohren.

Können Sie sich erinnern, sie selbst dort gesehen zu haben und bei welcher Gelegenheit dies war?"

Natalie dachte einige Minuten nach.

Ich erinnere mich, sie zweimal dort gesehen zu haben, und beide Male war ich mit Mr. Farquhar daselbst. Ich weiß es ganz genau, an welchem Datum es das eine Mal war, dmn es war an demselben Abend zuvor, als in der darauf­folgenden Nacht Jemand in mein Schlafzimmer kam und mich am Handgelenk ver­wundete."

Was war das? Bitte, teilen Sie mir alle Einzelheiten darüber mit!"

Natalie that es und der Detektiv hörte ihr voll gespannter Aufmerksamkeit zu.

Ist Ihre Kammerfrau Warren kurzsichtig? Ich frage danach, well ich be­merkte, daß sie Augengläser trägt," sagte er, clls Natalie ihren Bericht geschlossen hatte.

Sie sagte, daß sie es sei, aber anfänglich, als sie zu mir kam, trug sie keine Augengläser."

Und auf welche Weise ist sie zu Ihnen gekommen?"

Ich inserirte und sie antwortete darauf."

Sie hat Zeugnisse vorgelegt?"